Meiner Meinung nach ist das schlicht und ergreifend Betrug:
Wo Flatrate draufsteht muss auch Flatrate drin sein. Und eine Flatrate ist nunmal eine nutzungsunabhängige Pauschalgebühr.
Von mir aus sollen sie ruhig wieder Volumenbegrenzungen einführen - dann darf aber der Begriff "Flatrate" nicht mehr fallen. So einfach ist das.
Vor 12 Jahren hat eine Flatrate teilweise 200 DM gekostet, mit Preissteigerung wären das mittlerweile ca. 130 Euro, kaufkraftbereinigt sogar etwa 145 Euro. So gesehen sind die Flatrates einfach zu günstig.
Und alle die jetzt hier so oberschlau sagen "mehr als xx GB braucht man nicht", euch frage ich:
Warum bitte wird ein 50 Mbit/s-Anschluß verkauft? Bestimmt nicht damit man seine Emails noch ein paar Millisekunden früher bekommt. Das ist ein Tarif für Nutzer mit hohem Datenvolumen. Die Mischkalkulation findet schließlich auch immer nur pro Tarif statt. Sprich wer seine DSL 3k-Leitung hat finanziert die Power-User mit ihren 50k-Leitungen gar nicht mit! Andersherum könnte man sagen: Wer mit ein paar GB im Monat auskommt braucht auch nicht mehr als 2 MBit/s, da bewirkt ein schneller Rechner mehr für einen schnellen Seitenaufbau als die schnelle Leitung!
Der Witz ist doch, dass den Leuten die ganzen Jahre über diese schnellen Anschlüsse erst mit der Nutzung der diversen Dienste und den vergleichsweise niedrigen Preisen schmackhaft gemacht wird! Wofür hätte man denn sonst DSL 16000 oder VDSL kaufen sollen? Und was wäre das Verkaufsargument der Telekom gewesen?
Verkaufsargument war immer: "Du brauchst das, weil du immer höhere Datenvolumen umsetzt und nicht den ganzen Tag drauf warten willst - und du kannst es dir leisten!"
Und jetzt nachdem die Leute genau das machen, was die Marketing-Futzies ihnen vorher schmackhaft gemacht haben kommt die Telekom und sagt: Oh, ihr benutzt ja eure Leitungen! Nein nein, so geht das aber nicht!
Das ist so als würde der Zahnarzt jedem Patienten am Ende der Behandlung noch eine Monatspackung Marshmallows aufschwatzen.
Und de facto wird das Volumen sowieso schon indirekt gedrosselt da in den Spitzenzeiten die Leitungskapazitäten bei allen Leitungsteilnehmern sinken wegen der mehrfach vermieteten Leitungskapazitäten.
Ich kann dazu nur sagen: Als Tier1-Carrier leistet die Telekom ihren netzinternen Traffic zum selbstkostenpreis, größere Kosten entstehen nur durch Peering. Aber das gleicht sich mit dem Peering anderer Netze ins Telekomnetz in der Regel in etwa wieder aus. Die Kosten der Telekom pro GB Traffic liegen bei wenigen Cent.
Investitionskosten in Infrastruktur können die TK-Unternehmen zudem sowieso abschreiben und das hilft gleichzeitig wenig Steuern zu zahlen, trotz der riesen-Gewinne.
Da darf man sich einfach nicht verarschen lassen, selbst wenn die Flatrates im vergleich zu DSL-Anfangszeiten deutlich günstiger sind (und vielleicht zu günstig sind).
Netzneutralität hat übrigens nichts mit einer etwaigen Volumenbeschränkung oder Geschwindigkeitsbeschränkung eines Privatkunden-Anschlusses zu tun.
Aber da wir schon mal beim Thema sind: Die ISPs behaupten ja immer gerne, die Content-Provider wie Youtube & Co. würden nicht für ihren Traffic zahlen. Das ist schlicht und ergreifend gelogen.
Die Content-Provider mieten bestimmte Leitungskapazitäten und in den Mieten für diese Leitungen sind Traffic- und Peering-kosten inkludiert. Der Traffic von Youtube & Co. ist also sehr wohl bezahlt. Im Prinzip sogar doppelt, nämlich von Anbieter- und Nutzerseite!
Fazit:
Alles im allem braucht man aber auch nicht großartig herumheulen. Es ist ganz einfach so: Wenn es einen Markt für Flatrates gibt die diesen Namen auch verdienen werden die Leute zu den entsprechenden Anbietern wechseln. Oder eben einen Volumentarif wählen.
Und den Leuten, die aufgrund ihrer persönlichen Gewohnheiten anderen vorschreiben wollen was unangemessen, unnötig, unnormal oder Luxus ist, wünsche ich ein wenig mehr Demut. ;-)