new Account() schrieb:
Jup, aber das beeinflusst nicht die saubere Arbeitsweise mit Statistik.
Da ist nichts sauber...
Ein konkretes Beispiel (aus der Praxis):
Vor ein paar Wochen wollte die Behörde der Stuttgarter Polizei bei Standesämtern den Migrationshintergrund der Eltern von Tatverdächtigen(!) erfragen. Derartige "Staumbaumforschung" jedoch ist Rasissmus pur, der Vorfall wurde daher von vielen Politikern/Parteien scharf kritisiert.
Die Herkunft, sowieso schon nicht die der Eltern, spielen bei der Bewertung mutmaßlicher(!) Taten der Tatverdächtigen keine Rolle. Dass die Herkunft keine Rolle spielen darf ist sogar im Grundgesetz verankert (Gleichbehandlungsgrundsatz respektive Gleichheitssatz).
Die selbe Polizei übrigens, die schon zuvor hart dafür kritisiert wurde, dass ein Polizist in Sprachnachrichten rassistische Inhalte geäußert hat.
Noch ein Beispiel:
Vor 4 Jahren hat Rainer Wendt (Vorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft) behauptet, für die vorhandene Szene "nordafrikanischer Intensivtäter" sei durch die Flüchtlingskrise "reichlich Verstärkung aus dem afrikanischen Raum eingetroffen". Es ging dabei im Kontext um Drogenkriminalität. Das Bild vom "Afrikanischen Drogendealer" dürfte also auch genau jenes sein, das die zumeist jüngeren Beamten der Bereitschaftspolizei im Kopf haben, wenn sie zu "Anlass- und verdachtsunabhängigen" Razzien beordert werden. Wer aussieht wie ein "Afrikaner", dürfte somit genau ins Raster fallen.
Wie aber sieht die Wirklichkeit aus? Sind diese Drogendealer aus Afrika kriminalstatistisch relevant?
Die Antwort ist: Nein, sind sie nicht - die "Erfahrungswerte" sind schlicht Rassismus in Reinstform.
Von den insgesamt 284.390 Tatverdächtigen im Bereich der "Rauschgiftkriminalität" (in der PKS 2019) finden sich genau 3.546 Personen mit Staatsangehörigkeiten aus 54 Ländern des afrikanischen Kontinents, die als Tatverdächtige für das Delikt "Unerlaubter Handel mit und Schmuggel von Rauschgiften" nach §29 BtMG ermittelt wurden. Das sind gerade einmal 1,2%. So viel zu "Erfahrungswerten".
Deine Frage generell nach "Beweisen" dafür, dass es Rassismus ist und keine "anderen Gründe" gäbe ist davon abgesehen natürlich schwierig; denn eine Studie, die genau das ergründen soll, wird von der Polizei als auch von Seehofer strikt abgelehnt.
Wie viele Polizisten bei uns wegen rechtsradikaler Äußerungen suspendiert wurden? Man weiß es nicht.
Wie viele Polizisten wurden wegen unverhältnismäßiger Polizeigewalt verurteilt? Man weiß es nicht.
Wie viele Polizisten haben im Zeugenstand nachweislich gelogen, um einen Kollegen zu decken? Man weiß es nicht.
Die Polizei ermittelt ungerne gegen sich selbst. Wenn sie es tut, tut sie es schlecht und sie will auch nicht, dass andere das tun/übernehmen.
Was ist außerdem mit Oury Jalloh passiert? Vor 15 Jahren verbrennt dieser in einer Zelle eines Polizeireviers in Dessau. Er war an Händen und Füßen gefesselt - soll sich aber angeblich selbst in Brand gesteckt haben. Wie soll das gehen?
Der Fall ist bis heute ungeklärt, auch weil die Beamten die den Fall aufklären könnten, schweigen.
Ein anderer Bericht von Marvin Oppong. Er beschreibt, wie ihn mehrere Beamte auf den Boden drücken, sich zu dritt auf ihn knien - auf Bein, Rücken und Kopf. Dazu hat er sogar selbst ein Video getwittert:
https://twitter.com/MarvinOppong/status/1266481496812072960
Die übertriebene Fixierung, die fehlende Geduld in der Auseinandersetzung, das sogenannte "Racial Profiling" um das es hier ja gerade geht, der harsche und teils erniedrige Ton, ausländerfeindliche Aussagen. All das sind Erfahrungen, die Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland mit der Polizei sehr häufig machen.
Der "Cops-Geist" unter Polizisten, die zusammenhalten, egal was passiert, ist weit verbreitet; und die Tatsache, dass bestimmte(!) Bürger seitens der Beamten häufig gedemütigt und misshandelt werden muss man auch nicht leugnen, nur weils einem nicht schmeckt. Wenn der einzige Unterschied zwischen erfolgreicher Strafverfolgung der ist, dass ein Fall mit dem Handy dokumentiert wird und damit jegliche Leugnung zwecklos ist, dann zeigt es vor Allem doch nur, dass man Schwarzen nicht glaubt.
International erfolgreiche Konzepte zur Verhinderung von Racial Profiling gibt es viele. Sobald diese aber in Deutschland diskutiert werden, laufen die beiden großen Polizeigewerkschaften GdP und DPolG erfahrungsgemäß Sturm.
Kennzeichnungspflicht für Polizisten durch eine "rollierende Codierung"? Gibts nicht, sagen die Gewerkschaften...
Bodycams? Gibt es mittlerweile, aber jeder Beamte darf selbst entscheiden, ob und wann sie eingeschaltet wird. Das Videomaterial könnte ja schließlich auch gegen sie verwendet werden...