Was mich etwas überrascht, ist die wirklich sachliche Auseinandersetzung mit den Themen Pornografie, Jugend, Sucht und dem gesellschaftlichen Aspekt. Das hätte ich persönlich nicht unbedingt erwartet, zeigt mir aber sehr deutlich, wie gebildet und rational wir "PC-Freaks" doch sind. Oder sind wir wahrhaft die einzig noch übriggebliebene Gruppe, die nicht vom Privat-TV und dem bevormundenen Staat verblödet ist? Ich finde es löblich und gut, wie hier sachlich diskutiert und sich richtig mit dem Thema auseinandergesetzt wird. Wenn es solche Diskussionsrunden in Schulen und den Familien gäbe, käme niemand mehr auf die Idee, eine Studie wie diese durchzuführen.
Zum Punkt Moral und Normalität. Das hat I-HaTeD2 schon ganz richtig ausgeführt. Was von der Gesellschaft als "normal" angesehen wird, unterliegt ständigen Veränderungen. Im alten Ägypten war die Ehe zwischen Geschwistern normal, im antiken Griechenland die Homosexualität und in den muslimen Staaten müssen sich Frauen (ganz) verhüllen. Bei genauerer Betrachtung kann man eigentlich schon sagen, dass das alles Extreme waren oder sind. Ein gesundes Mittelmaß, also ein offener Umgang mit der Unterschiedlichkeit des Gleichen wäre meines Erachtens als wahrhaft "normal" zu betrachten. Normal ist, was mir und meinem Partner gefällt, ohne Zwang und Reue (bezogen auf die Sexualität).
Zum Punkt der Frauen. Das Problem ist auch hier die in Stein gemeißelt zu scheinenden Werte. Eine Frau, die offen zu ihrer Sexualität steht, sie auslebt und genießt, gerät nur allzu schnell in Verruf und wird als Schlampe stigmatisiert. Ein Mann hingeben, der es mit 100 Frauen getrieben hat, ist der King. Ungerecht. Allerdings haben es die Frauen auf der anderen Seite wesentlich einfacher, ihren Lüsten zu fröhnen und einen Sexpartner zu finden als wir Männer. Fragt doch mal eine Frau ganz direkt, ob sie mit euch vögeln wolle. Da gibt es mit Sicherheit viele Ohrfeigen! (Und manchmal auch ein "Okay!")
Trotz allem kann man feststellen, dass Frauen offener geworden sind. Und unsere Weibchen sind teilweise wirklich "schlimmer" als wir Männer. Ich hatte vor Jahren in einer Videothek die süße Blondine hinter der Theke gefragt, was sie denn darüber denke, wenn sich Männer hier Pornos ausleihen. Antwort war: Sie leihe sich selbst auch Pornos aus, sehe sie sich mit ihrem Freund an und schaue sich die ein oder andere Stellung ab. So viel zum Mythos, dass Frauen mit Pornos nichts am Hut hätten.
Zum Punkt Pornografie. Ich denke, hier muss man stark differenzieren. Pornografie kann richtig gute Kunst sein und sollte zuerst einmal auch als Kunstform verstanden werden. Der zweite Aspekt ist für mich das Ausleben privater Wünsche, Träume, Vorstellungen... es gibt schließlich sehr viele, die selbst "Pornos drehen". Ein weiterer Gesichtspunkt wäre: Es ist einfach ein Job. Das Problem der Pornobranche: Sehr geringes Budget führt zu stereotypem Einheitsbrei. Es wird wie am Fließband produziert, ohne dass das Filmchen den Anspruch von etwas Besonderem erheben könnte. Für viele reicht das, andere würden gern bessere Werke ansehen wollen.
Zum Punkt Pornos, Sex und Heranwachsende. Hier gibt es zwei entgegengesetzte Entwicklungen. Durch das moderne Leben (ausreichend Nahrung, gute Hygiene, medizinische Versorgung etc.) werden Kinder viel eher geschlechtsreif als es noch vor 100 Jahren der Fall war. Die Moralvorstellungen haben sich dieser Entwicklung jedoch nicht angepasst. Erkunden Kinder ihren Körper, ist es dem (zuschauenden) Erwachsenen peinlich und er mahnt das Kind, dies doch zu lassen. Und überdies verbietet der Staat den sexuellen Kontakt von Kindern/Jugendlichen unter 14 grundsätzlich. Die Regelungen für das Alter zwischen 14 und 18 wurden zudem verschärft.
Man sollte sich von festen Zahlen (ich meine damit das Alter) lösen. Geistige (Un)Reife lässt sich nicht auf ein bestimmtes Alter festlegen. Hier entscheidet vielmehr das soziale Umfeld und die elterliche Fürsorge, in welche Richtung sich ein Individuum entwickelt. Leider geht das heute eher in die negative Richtung. Die Gesellschaft züchtet sich halt ihre eigenen Monster. Und wundert sich dann, Resident Evil Reallife zu sehen.
Zum Abschluss. Pornografie ist nicht das Problem der Jugend. Ich sehe mit Besorgnis eher die Verrohung der Kinder. Wenn ich sehe, was heutzutage auf den Schulhöfen abgeht, bin ich jedes Mal aufs Neue entsetzt. Wahllos jemanden zusammenschlagen, dies mit dem Handy aufnehmen, das Zeug tauschen und sich daran ergötzen. Hier liegt die wirkliche Bedrohung für uns alle. Was da auf die Welt losgelassen wird...