DieRenteEnte schrieb:
100 % ernsthafte Frage:
Abgesehen von der Materialwahl und Pseudo-Qualität!
Was können 1000 € Kopfhörer besser als 500 € oder 200 € Kopfhörer?
Ab welchem Betrag fängt es an, nur noch Prestige, Einbildung, für die Funktion unnötiger Luxus zu sein?
Diese Frage ist tatsächlich gar nicht so einfach zu beantworten, da es im Hobby-Audio neben Marken die tatsächlich gute, weil ausgezeichnet klingende Produkte (nach aktuellem Kenntnisstand der Wissenschaft und zuindest zum teil Evidenz-basierten Bewertungen) auch X "Snake-Oil" Firmen oder Produkte gibt. Als sehr gute
Anekdote dazu Hier ein Video von Onkel Crinacle himself (unbedingt schauen, ist aüßerst unterhaltsam und lehrreich
).
In der Theorie wäre der Unterschied vor allem technischer Natur: besseres Tuning (was für Hörer das A und O ist!), bessere Transducer, bessere Transducer-Topologie, stärkere Magnetfelder, bessere Materialien, besserer Komfort usw. für dass natürlich auch R&D betrieben werden muss.
Leider ist Theorie nicht Praxis und in der Realität kommen selbst bei Enthusiasten Marken die als "gut" gelten dann trotzdem Marketing-Aspekte wie der Halo-Effekt hinzu.
Am Ende ist es dann leider eine Produkt zu Produkt entscheidung, ob der Hörer wirklich sein Geld wert ist. Focal Radience z.B. ließe sich aus reiner Enthusiasten-Sicht sehr gut argumentieren, ist seine 1200€ wert, da Harman-Style Tuning + Komfort + Materialien + sehr guter Transducer.
DieRenteEnte schrieb:
Klar, alles logisch, aber ich habe immer das Gefühl, dass es wie mit Wein ist.
Wie auch bei Blindtests bewiesen, möchte man sich bestimmte Dinge beim Geschmack einbilden, sobald die Geschichte dazu interessant klingt. Einen >1.000 Euro kann aber niemand von einem 5 Euro Tetrapak Wein mit Sicherheit unterscheiden. Hätte man 4 Weine zur Auswahl, wäre die Erkennungsrate des teuren Weins bei 25 %.
Ist eine gute Analogie, zeigt aber auch einen Fehler in der Argumentation auf: schmecken muss man trainieren. Nicht jeder ist Michelin Sterne Koch, nicht jeder kann die Nuancen zweier Apfel-Sorten erkennen, auch wenn sie klar existieren. Hierzu nötig sind im Allgemeinen: Erfahrung, Vokabular (wirklich dieser Punkt ist nicht zu unterschätzen) und wissenschaftliche Analysen. Denn in Aromen gibt es tatsächlich Moleküle die wir als "dominant" wahrnehmen und die haben wechselwirkungen mit anderen "nicht dominanten" Molekülen und je nach Konzentration beider entstehen unterschiedliche Geschmackssorten die man bei genug Training klar unterscheiden kann.
Und genau so ist es bei Audio.
Fresh-D schrieb:
Im Prinzip nichts was die anderen nicht können, sie sind vielleicht mit besseren Materialien gebaut aber einen Sound ausgeben tun sie alle. Aber da wird auch viel künstlich reininterpretiert (reingehört) was 99,999999999 % der Menschen nicht hören und so rechtfertigt man sich dann das man 1000€ ausgegeben hat. Da ist viel Voodoo dabei, aber ich möchte die Leute dafür auch nicht verurteilen, jeder Mensch hat ein einzigartiges Gehör und wenn du ein Super Gehör hast dann ist das eben so. Aber man bleibt immer noch Mensch und kann sich an alles gewöhnen.
Du hast hier ein paar Punkte, die definitiv stimmen: man gewöhnt sich an wirklich alles. Selbst den grauenhaften Beyer-Peak hört man nach ein paar Tage nicht mehr, dass er aber da ist, ist hinreichend belegt. Ich sage deswegen gerne "das Gehirn ist der stärkste Equalizer den es gibt"
Und "Voodoo" ist wie in diesem Post von mir weiter oben beschrieben leider auch häufig der Fall.
Nur ist es nicht der Punkt "Sound geben alle aus" sondern, "wie wird der Sound ausgegeben". Tuning hier ist das A und O und beeinflusst die Wahrnehmung von Details enorm... Was einen dann zum Punkt Details bringt: die existieren ebenfalls und je steifer eine Membran/Transducer ist, desto schneller kann sie im allgemein schwingen, was am Ende zu mehr Details führt. Sprich, bessere Materialien und bessere Topologie helfen ohne Frage dabei mehr "Transients" (also nur kurz auftretene Frequenzen) wiederzugeben. Ob man diese aber hört, ist ne andere Frage da man es trainieren muss und auch die Zeit und Konzentration aufbringen muss um sie zu hören.
Was viele Leute im Audio-Hobby leider nicht klar benennen sind die sogenannten "Diminishing Returns". Kurz gesagt, bekommt man für wenig Geld mehr im unteren Preis-Segment sehr viel mehr "Hörer"... Je weiter man aber hoch geht, desto weniger "Hörer" gibt es für das Geld, bis es schließlich in ein Plateau geht, wo "mehr" nicht mehr möglich ist.
Bei IEMs (mit Kabel) z.B. starten Anno 2023 die Diminishing Returns schon stark bei knapp unter 50€ zuzuschlagen. Kiwiears Cadenza oder KZ PR2 sind für den Preis wirklich ausgezeichnet da guter Transducer + Klang + Tuning. Bei knapp um 100€ gibt es dann die übrigen Planar IEMs die bessere "Technicalities" haben und teilweise noch etwas besser getuned sind. Geht man dann aber in Richtung 200, merkt man den Unterschied kaum, da die 50 und 100er Produkte schon so gut sind. Und wenn man weiter nach oben geht, wird es immer offensichtlicher, dass die Diminishing Returns voll zutagetreten.
@Topic
Bose müsste vor allem mal die unterstützten Codecs verbessern und dabei dann bitte auch mal einen anständigen Transducer verbauen und wenn man dabei ist, bitte EQ dami man das Tuning beheben kann. Komfort war für mich bei ihren Geräten immer gut, nur der Sound nicht gut genug, zumindest für den Preix...