News Rechtsstreit nach Nuvia-Übernahme: Arm entzieht Qualcomm die Architekturlizenz

iGameKudan schrieb:
Auch, wenn ich wahrlich um ein Scheitern von ARM im Desktop hoffe, so frage ich mich an der Stelle: Wieso ist ARM so dämlich?

Man hängt sich daran auf, dass Qualcomm eine ursprünglich fürn Server vorgesehene Architektur für den Desktop angepasst hat. Wow.

Soll ARM doch froh sein, dass Qualcomm bestes gibt, ARM auch im Desktop durchzusetzen, das bedeutet doch für ARM am Ende ein wesentlich größeres Einnahmepotenzial.

Aber nur, wenn die Lizenznehmer auch entsprechend zahlen. Und genau darum geht es in diesem Rechtsstreit. ARM will mehr Geld sehen, und Qualcomm will nicht mehr zahlen.

Vor ein paar Jahren hat Softbank ARM um WIMRE GBP 36G (oder doch EUR oder USD?) gekauft, und die haben pro Jahr aber <1G Umsatz gemacht (und zwangslaeufig noch weniger Gewinn). Aktionaere wollen aber Return on Investment sehen, und das heisst, dass ARM mehr Lizenzeinnahmen braucht, um mehr Gewinn ausschuetten zu koennen.
 
Cabranium schrieb:
Was ist ein Binärcompatibler ISA?
Um das zu verstehen, sollte man erstmal wissen wie die "Befehle" die ein Prozessor ausführt in Binärform kodiert werden. Bei X86, bzw. X86_64 sind das einzelne Bytes. Es gibt Instructions dort die sind 1 Byte lang, aber es gibt auch Instructions die sind 7 Bytes und mehr lang. Bedeutet, Instructions haben bei X86 eine variable Länge, was es extremst schwierig macht diese in Parallel zu dekodieren.

Bei ARM und RISC-V sieht das ähnlich aus, allerdings gibt es hier "kaum" eine variable Länge.
Instructions sind hier in mind. 32-Bit kodiert und nur in seltenen Ausnahmefälle hat eine Instruktion mal 64-Bit.
Aber in der Regel ist die Länge 32-Bit für eine Instruction. Somit ist ein parallelisieren davon deutlich leichter.

Eine Liste von aneinanderhängenden kodierten Instructions nennt man Instruction-Stream - was defakto nichts anderes ist, als die Binärform von Teilen eines Programms die ausgeführt werden.

Binärkompatibilität bedeutet bei ISA dann ganz einfach, dass die gleichen Bits im Instruction-Stream, die gleichen Instructionen bedeuten. Dazu muss es auch die gleichen Register geben, weil ansonsten das ja nicht kompatibel mehr wäre. Aber es möglich ist, dass die darunter liegende Implementierung anders sein kann. Allerdings das Ergebniss muss natürlich gleich bleiben. Wenn ich Register EAX mit EBX verrechnen und bei dem einen 2 und bei dem anderen 40 einsetze steht, dann muss 42 rauskommen.

Die anderen Antworten von @Innocience erklären den Rest sehr gut.
 
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ARM ist zweifelsfrei Rechteinhaber.
Hatte Nuvia nur Architektur Lizenzen für Server, so ist Nuvia keine unabhängige Körperschaft mehr und ARM möchte die Lizenz neu verhandeln. Ist soweit nachvollziehbar.

Egal wie Qualcomm das interpretieren möchte. Das wird entweder ein Gericht klären, oder es wird eine aussergerichtliche Einigung erzielt. Mit dieser Aktion setzt ARM sie ordentlich unter Zugzwang.
 
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WoFNuLL schrieb:
Falls Qualcomm die Lizenz entzogen wird, dürfen sie keinerlei neue CPUs auf Basis der Lizenz entwickeln & Produzieren. Ihr Kerngeschäft, der Mobilsektor und die Entwicklung von SOCs für diesen Zweck ist davon jedoch NICHT betroffen.

ARM ist sich dessen genauso bewusst, und schadet sich im Endeffekt mit dieser Klage / Lizenzentzug in keinster Weise.

Es steht doch im Artikel dass die ursprüngliche Nuvia Lizenz bereits 2023 zurückgezogen wurde. Also muss der jetzige Entzug die ARM-Lizenz von Qualcomm betreffen.
 
Also es bleibt Spannend. Ich habe x86 32 bit Anwendung. Ich bin im Grunde genommen nicht an eine cpu von einem bestimmten hersteller gebunden. Wäre echt schön wenn es mal ne Alternative geben wird. Dann könnte ich mich auch für andere hersteller interessieren. Ich weiß welche Anwendung und welche Kodierung diese damit aber bringen tut mir das nix weil es leider so wenig hersteller bzw Alternativen gibt.
 
Also ohne jetzt eine Lanze für ARM brechen zu wollen, um Hinmels Willen nein, aber ich frage mich dennoch, warum solche möglichen Lizenzfallen nicht im Vorfeld bei der Übernahme von Nuvia durch Qualcomm geklärt wurden. Sollte man sowas nicht erwarten können in so einer Situation?

Und wenn darüber Unklarheit bzw. Uneinigkeit mit ARM herrschte, und man dennoch Produkte herausbringt im großen Stil, die von den Streitigkeiten betroffen sind, so fordert man ja eine solche Eskalation irgendwo auch heraus.

Man scheint sich hier sehr sicher zu sein, und auf eine günstige Rechtsprechung zu setzen. Aber sowas zieht sich doch. Bis dahin die eigenen Produktreihen zu gefährden erscheint mir irgendwie unlogisch.
 
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Ist nicht weiterhin die Geldheuschrecke Softbank ein großer Anteilseigner an ARM. Da wundert mich so ein Verhalten gar nicht. Da wird auf Teufel komm raus versucht Geld zu machen. Das man sich dabei selber schadet wird außer acht gelassen. Werfen sie nciht mehr genug Gewinn ab, sind sie Softbank bestimmt erstmal los.
 
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foofoobar schrieb:
Hatte Intel damals kein (C) auf den 8080?

Damals waren die USA noch nicht einmal die Berner Konvention beigetreten, und in technischen Bereichen war sogar Software-Copyright eher fragwuerdig. Abgesehen davon war der Z80 eine Neuentwicklung, da ist nichts mit Copyright (Ausdruck einer Idee). Bei AMD's 486er war's WIMRE etwas kritischer mit Copyright, aber den Fall hat letztlich AMD gewonnen; nur mussten sie dann ihre eigenen Implementierungen entwickeln bzw. einkaufen (K5, K6, usw.).

Jedenfalls sind die Firmen mit eigener Architektur seit den 80ern darauf bedacht, in Monopol auf die Architektur zu haben. Das machen sie ueblicherweise, indem sie bestimmte Details einer Computerarchitektur patentieren, und regelmaessig neue Details einfuehren, denn das Patentrecht gewaehrt ihnen nur ungefaehr 20 Jahre ein Monopol. In den inzwischen 11000 Seiten des ARM-Architektur-Manuals sind sicher genug Details drinnen, die sie patentiert haben. Und wenn Qualcomm keine gueltige Lizenz dafuer hat, kann ihnen ARM den Vertrieb der CPUs damit verbieten. Jetzt ist die Frage, inwieweit Qualcomm eine gueltige Lizenz hat bzw. in 60 Tagen noch haben wird.
 
bensen schrieb:
Zudem dürfte Nuvia die Lizenz als Start-up deutlich billiger bekommen haben als Qualcomm als Riese sie bekommen würde.
Eben. Ich verstehe zwar jeden, der hier Qualcomm in Schutz nimmt, aber so eine Lizenz durch ARM ist eben auch an Bedingungen geknüpft. Wenn statt einer Startup-Server-Schmiede plötzlich der größte (?) ARM-SoC-Hersteller der Welt ankommt und dann auch noch Desktop- und Mobil-SoCs daraus macht, ist so eine Lizenz nunmal ggf. hinfällig. Wenn ARM das einfach so hinnehmen würde, wären die Anleger und Investoren auch nicht erfreut aufgrund der entgangenen Einnahmen.

Schlimmstenfalls wird Qualcomm halt nachzahlen. Die werden deswegen nicht gleich abhauen und ihre eigene ISA starten. Sich gegenseitig verklagen gehört bei großen Firmen ab und an auch dazu.
 
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Das ist ein guter Punkt von Conqi.
Qualcomm ist ein Gigant. Fast 50 Mrd. Dollar Umsatz, bei "nur" 50.000 Mitarbeitern.
Das sind Traumwerte.
Und wenn man ein Startup kauft, der Lizenzen sehr günstig bekommen hat, heißt es nicht dass man die Lizenzen mit kauft.
ARM hatte eine Lizenz Vereinbarung mit Nuvia, nicht mit Qualcomm.

Ich weiß nicht was manche für Vorstellungen haben.
 
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Hoffen wir Qualcomm investiert bald heftig in Risc V :D
 
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Ich kann nicht glauben, dass ARM einfach so was ankündigt und direkt ein Verkaufstopp aller Qualcom Produkte erzwingen kann, damit prinzipiell ohne gerichtliche Instanz, Verfahren und Rechtssicherheit ein Unternehmen in die Insolvenz treiben. Man stelle sich das mal bei x86 vor...
Vermutlich werden alle Qualcom Produkte weiter vertrieben und sobald es eine Entscheidung gibt, entweder Entschädigungszahlungen veranlasst an den Lizenzinhaber für die Zwischenzeitlich verkauften Produkte, sofern dieser auch recht zugesprochen bekommt, oder eben es wird dem Beklagten recht zugesprochen und alles geht weiter wie vorher.

@Popey900
@Conqi
Wir wissen doch gar nicht welche Inhalte die Lizenzvereinbarungen zwischen Nuvia und Arm hatten. Wie es ausschaut, scheint es auch nicht so klar zu sein, denn auch Qualcom traue ich erstmal nicht zu, dass sie wenn die Vereinbarungen rechtlich klar und deutlich waren, so einen Move hinzulegen und u.U. das ganze Unternehmen zu gefährden. Nebenbei glaube ich dass ein vorsätzlicher Verstoß gegen Lizenzrechte nicht nur Zivilrechtliche Folgen hat...
 
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Damit stellt sich ARM ein Bein !

Egal was die Juristen sagen (und sie mögen Recht haben): Qualcomm ist aktuell der Booster für die Architektur,wie kann man da die Bremse ziehen?
 
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DevPandi schrieb:
Kommt darauf an, was Arms Zielen sind. Aktuell scheint Arm eher darauf bedacht, dass sie die Mikroarchs lizenzieren als die ISA. Das ist für Arm wesentlich lukrativer, entsprechend geht Arm auch hier gegen Qualcomm vor.
Nur macht das für Unternehmen wie Qualcomm überhaupt Sinn? Die haben ja durchaus Alternativen bei denen dann halt gar kein Geld mehr zu ARM geht?!?
 
Das war abzusehen. ARM wird ziemlich sicher eine einstweilige Verfügung beantragen (injunctive relief), um Qualcomm den weiteren Vertrieb von SoCs mit Oryon
Kernen zu untersagen. Dazu kommt jetzt noch die Aufkündigung der Lizenz für Stock ARM Designs, die ARM rechtlich sogar so machen kann wie im Artikel beschrieben. Für ARM geht's nicht nur ums Prinzip, sondern auch um viel Geld; wenn Qualcomm hier gewinnt, gäbe es wenig Gründe für Mediatek oder Samsung, zB nicht Ampere zu übernehmen (kaufen). Denn die haben mittlerweile auch einen Custom Architektur für ihre Server CPUs entwickelt. Wird spannend!
 
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foofoobar schrieb:
Mich würde es nicht wundern wenn die üblichen Verdächtigen sich nicht schon längst mit RISC-V beschäftigen. Spätestens seit dem Theater mit ARM und NV.
Beschäftigen ist das eine, eine high Performance CPU zu entwickeln eine andere. Nuvia als ex-Apple Ingenieure haben ein paar Jahre entwickelt und Qualcomm nochmal drei Jahre bis zur Fertigstellung der SoC für Notebook und Smartphone. Und mir der ARM ISA sind alle seit Jahren vertraut.
Ergänzung ()

DeltaPee schrieb:
Ich kann nicht glauben, dass ARM einfach so was ankündigt und direkt ein Verkaufstopp aller Qualcom Produkte erzwingen kann, damit prinzipiell ohne gerichtliche Instanz, Verfahren und Rechtssicherheit ein Unternehmen in die Insolvenz treiben. Man stelle sich das mal bei x86 vor...
Was meinst du? Ein Verkaufsstopp kann nur ein Gericht erwirken oder meinst du irgend jemand nimmt Produkte aus dem Handel aufgrund einer Pressemitteilung?
 
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Die ARM-Lizenz zu verlieren, ist ein regelrechtes Disaster für Qualcomm. Ich bin gespannt, wie es hier weitergeht. Mir war nicht bewusst, dass hier solch dramatische Entwicklungen bevorstehen bzw. überhaupt denkbar sind Oo
 
bensen schrieb:
Was meinst du? Ein Verkaufsstopp kann nur ein Gericht erwirken oder meinst du irgend jemand nimmt Produkte aus dem Handel aufgrund einer Pressemitteilung?
Eben der Meinung bin ich auch. Im thread gibt's aber Kommentare die in die Richtung deuten, dass es jetzt schon soweit sein sollte, jemand schrieb dass er im Geschäft ein Lenovo Gerät (Austausch MB) jetzt schon nicht anfassen könne...
 
nurmalsoamrande schrieb:
Das bedeutet, dass dann nur noch Ipjones, Samsunggeräte mit Exynox, Google Pixels und Geräte mit Mediathek SoCs hergestellt werden können.
Filter das mal bei Geizhals, dann weißt du, wie der Handymarkt aussehen könnte.
Wieso sollte das eintreten? Die entwickelten CPUs auf Basis der durch die Übernahme erworbene Lizenz/Technik sind Laptop CPUs. In den Smartphones sind doch andere CPUs drin.
 
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