News Rechtsstreit nach Nuvia-Übernahme: Arm entzieht Qualcomm die Architekturlizenz

Pizza! schrieb:
Die Frage wäre doch: Was steht im Lizenzvertrag der ursprünglichen Lizenz die übernommen wurde?

Da sollten doch Vorgaben für alles mögliche drin stehen.
Beide Seiten haben doch hoch bezahlte Anwälte und Experten für sowas. Da lässt man doch prüfen ob man das gefahrlos machen kann oder haben die tatsächlich dicke Eier und probieren es einfach nach der leck mich am Arsch Methode?

Wenn ich raten müsste:
Qualcomm weiß genau, dass ARM im Recht ist, möchte jedoch nicht den geforderten Preis zahlen. Also schleppt man das vor Gericht um eine günstigere Einigung zu erzielen.

Gabs so ähnlich in der Vergangenheit schon öfter mal. Lizenzinhaber A fordert zu hohe Gebühren von Lizenznehmer B, also landet die Geschichte vor Gericht und dieses entscheidet dann, dass die Forderungen von A an B zu hoch sind, wodurch B die Lizenz günstiger bekommt.
 
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Der Konflikt zeigt, wie kompliziert es werden kann, wenn es um Technologie-Lizenzen und deren Weitergabe bei Übernahmen geht. Arm und Qualcomm sind beide große Player im Chip-Markt, und der Streit könnte weitreichende Folgen für die Technologiebranche haben, besonders für zukünftige Prozessorentwicklungen.

Für Qualcomm ist das Timing besonders ungünstig, weil sie gerade neue Produkte präsentieren, die auf dieser Technologie basieren. Wenn Arm gewinnt, könnte Qualcomm gezwungen sein, größere Anpassungen vorzunehmen, was sowohl zeitliche als auch finanzielle Verluste bedeutet.
 
bensen schrieb:
Qualcomm müsste viele Jahre in RISC-V investieren um dort eine brauchbare CPU raus zubekommen
Es wird sicherlich einige Zeit dauern, aber der Umstand, dass sie bereits eine eigene Architektur haben erleichtert die ganze Sache gewaltig. Der eigentliche Wechsel der ISA ist nicht so aufwendig, aber ich vermute sie werden trotz der eigenen Architektur noch einiges an ARM-IP benutzen, z.B. für IO, Bus, vlt. sogar Memory-Controller usw. Diese Dinge müsste sie neu entwickeln oder anderweitig lizenzieren.

bensen schrieb:
und parallel müsste man Android RISC-V kompatibel machen und die Softwarebasis schaffen.
Android hat bereits experimentellen RISC-V Support. Es fehlen noch Optimierungen und es gibt sicherlich noch einige Bugs, aber grundsätzlich kannst du Android bereits auf einer RISC-V Plattform laufen lassen. Bis die Plattform reif für Endverbraucher ist, könnte durchaus noch einige Zeit vergehen, aber mittelfristig wird RISC-V eine Option für Android sein.

Im Vergleich zu Windows-Software sind Android-Apps überwiegend sehr einfach zu portieren, da sie häufig auf Java und/oder Web-Komponenten aufbauen und daher häufig größtenteils architekturunabhängig sind.

bensen schrieb:
Zudem ist Qualcomm kein Monopolist. Mediatek, Samsung (hoffentlich wird das bald wieder) und Google spielen auch noch mit.
Alleine kann QC das vergessen.
Interessant, dass du gerade diese Firmen nennst, denn sie sind allesamt Mitglieder von RISE (RISC-V Software Ecosystem).
 
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Eine ISA ist die Befehlssatzarchitektur einer CPU. (Instruction Set Architecture)
Sie beschreibt, wie die Schnittstelle zwischen Soft- und Hardware funktioniert.
Eine CPU ist aufgebaut aus jeder Menge Logikschaltungen (Gattern), Registern uvm.
Der Hardware einer CPU muss man sagen können was mit zu verarbeitenden Daten passieren soll
und man muss sagen können um was für Daten es sich handelt.

z.B. Lese im Arbeitsspeicher den Speicherbereich X. Schreibe den Inhalt in Register A.
Addiere dazu den Inhalt aus Register B, lege das Ergebnis in Register C ab und schreibe den Inhalt im Arbeitsspeicher in den Bereich Y.

Bei Intel/AMD nennt man die ISA/Architektur x86, u.U. mit Erweiterungen wie IA-32, IA-64/AMD64 usw.
Daneben gibt es noch weitere ISA, z.B. ARM, SPARC, IBM PowerPC, RISC-V, MIPS usw.
Beispielsweise Apple nutzte vor der Umstellung auf x86 eine IBM PowerPC Architektur für ihre CPUs.

Binärkompatibel oder Befehlssatzkompatibel heißt dann das verschiedene Prozessoren mit der gleichen Software angesprochen werden können.
z.B. sind AMD und Intel CPUs binärkompatibel, weil sie auf der gleichen Architektur aufgebaut sind.
Windows als x86 Software läuft sowohl auf x86 CPUs von Intel als auch von AMD.

Architektur versteht man oft anders, nämlich wie sich eine CPU-Architektur über mehrere Prozessor-Generationen weiterentwickelt, also z.B. schneller und/oder effizienter wird oder wie sich sich von Mitbewerbern unterscheidet. Das ist aber hier nicht gemeint. Die Hardware kann grundverschieden aufgebaut sein, hauptsache sie verwendet/versteht den gleichen Befehlssatz.

ARM entwickelt so eine Befehlssatzarchitektur. Die aktuellste Ausgabe wäre Armv9-A.
Aber sie stellen - anders als z.B. Intel/AMD - keine eigene Hardware her, sondern sie lizensieren ausschließlich ihre Architektur an andere.
Entweder so das diese Unternehmen auf dieser Basis selber eigene Hardware entwickeln können
oder indem aus fertigen Bausteinen - wie ein Legobausatz - etwas zusammengebaut und verkauft werden kann.

Qualcomm mit ihren ARM-basierten Snapdragon CPUs ist da nur ein Lizenznehmer von vielen.
Da gibt es u.a. noch IBM, Intel, AMD, Google, Microsoft, nVidia, Sony, Nintendo, Samsung uvm.

Das Unternehmen Nuvia hat auf Basis einer gekauften ARM-Lizenz CPUs gebaut (Oryon).
Wurde von Qualcomm aufgekauft und die Oryon-Chips stellen nun u.a. die Grundlage für neue Snapdragon dar.
ARM argumentiert das sie eine günstige Lizenz an ein kleines Startup-Unternehmen verkauft haben, das aber nun zu einem riesigen Konzern gehört.
Qualcomm hat für Nuvia 1,4 Milliarden Dollar bezahlt...
 
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DevPandi schrieb:
Oder auch die die Cx486- und 6x86-Modelle von Cyrix. Cyrix hatte auch kein Lizenzabkommen und entsprechend waren deren, zu Intel kompatible, CPUs komplette Eigenentwicklungen.
 
das kommt davon wenn man irgendwelche windigen lizenzen vom keyseller holt SCNR
 
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foofoobar schrieb:
als nur eine Firma die ARM kontrolliert.
Für mich mutet es auch seltsam an, wenn ich hier im Forum von einigen lese, dass sie gerne ARM im Desktop haben wollen. Man will sich also der japanischen Softbank unterwerfen.
 
Conqi schrieb:
Eben. Ich verstehe zwar jeden, der hier Qualcomm in Schutz nimmt, aber so eine Lizenz durch ARM ist eben auch an Bedingungen geknüpft. Wenn statt einer Startup-Server-Schmiede plötzlich der größte (?) ARM-SoC-Hersteller der Welt ankommt und dann auch noch Desktop- und Mobil-SoCs daraus macht, ist so eine Lizenz nunmal ggf. hinfällig.

Volle Zustimmung!

Und das ist auch für die Gesundheit des Marktes wichtig, denn sonst muss ARM (bzw. ein anderer Anbieter von irgendwelchen Lizenzen) zukünftig davon ausgehen, dass alle Start-Ups bald von einem Big Player aufgekauft werden und die Lizenzgebühren bereits auf so eine Situation auslegen. Oder dass statt CPUs für eine Nische CPUs für den absoluten Massenmarkt entwickelt werden, was ganz andere Gebührenmodelle erfordern würde.
Dann könnte sich aber kein Start-Up mehr irgendwelche Lizenzen leisten.
Was den Wettbewerb behindert...

Oder eine ganz dreiste Firma könnte einen Teil ihres CPU-Teams "vor die Tür setzen", diese kaufen sich günstig als Start-Up eine ARM Architekturlizenz um ihr eigenes Ding zu machen und direkt danach "kauft" man diese neue Firma wieder auf - so wie es von Anfang an geplant war...
 
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ARM ist eine Dienstleister (ganz nach dem Modell von Thatcher…) welche ganze ohne Produktion Geld machen will. Reiner Dienstleister und Verantwortung für ein Produkt übernimmt man nicht.

Ihr Verkaufsargument ist, dass man sorglos ihre Architektur in eigenen Chips verwenden kann. Diese “sorglos” verbrennen sie gerade?

Andererseits frage ich mich, wieso jemand dafür unterschrieben sollte seine CPUs nur in Servern zu verbauen. Was kommt als Nächstes, darf keine Gleitkommaberechnung machen?


Selbst wenn ARM gewinnt, könnt der Vertrauensverlust schlimmer sein. Davon kann dann nur AMD/INTEL oder RISC-V profitieren.
 
Qualcomm ist für den Endkunden vielleicht der sichtbarste Lizenznehmer der ARM-Architektur, Stichwort z.B. Android Handys.
Aber es ist weder der größte noch der wichtigste Lizenznehmer von ARM.

Und natürlich sind solche Lizenzen an Bedingungen geknüpft. Es kommt nur darauf an wie sehr man auf diese Bedingungen besteht.
Weil, letztlich bestimmt das ja auch den Preis.
Kaufe ich z.B. Microsoft Office 2024 Home & Student, darf ich die gekaufte Lizenz nicht als Unternehmen nutzen.
Interessiert Microsoft das? Nur auf dem Papier...

Ist ARM nun einfach gierig und kriegt den Hals nicht voll, wenn ein "Weltkonzern" eine Lizenz, die einem kleinen Startup-Unternehmen gewährt wurde nun in sehr, sehr viel größerem Maßstab nutzen will? Meiner Meinung nach nicht...
 
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mibbio schrieb:
Oder auch die die Cx486- und 6x86-Modelle von Cyrix. Cyrix hatte auch kein Lizenzabkommen und entsprechend waren deren, zu Intel kompatible, CPUs komplette Eigenentwicklungen.
Klares Jein:
Before even announcing the chip in March of 1992, Intel filed a lawsuit against Cyrix for patent infringement. Prior to this, Cyrix asked for a declaratory judgement that would prevent Intel from suing Cyrix.<a href="https://en.wikipedia.org/wiki/Cyrix_Cx486SLC#cite_note-:0-8"><span>[</span>8<span>]</span></a> Texas Instruments joined the suit shortly after with an intervene, siding with Cyrix.<a href="https://en.wikipedia.org/wiki/Cyrix_Cx486SLC#cite_note-13"><span>[</span>13<span>]</span></a>

Cyrix used SGS-Thomson as a second manufacturer of the chip, as the company had license to use Intel's patents. Intel however claimed the licence SGS-Thomson had was never intended to allow companies like Cyrix to circumvent Intel patents, which Intel stated was "patent laundering".<a href="https://en.wikipedia.org/wiki/Cyrix_Cx486SLC#cite_note-14"><span>[</span>14<span>]</span></a>

The lawsuit, which concluded in 1994, stated:

Cyrix is entitled to judgment in its favor on its affirmative defenses of patent exhaustion and implied license based on the use or resale of its claim 1 microprocessors purchased from TI and ST.<a href="https://en.wikipedia.org/wiki/Cyrix_Cx486SLC#cite_note-15"><span></span></a>
https://en.wikipedia.org/wiki/Cyrix_Cx486SLC#Intel_v._Cyrix_lawsuit
 
Eigentlich sollten die Hersteller an Open-Source Architektur Arbeiten, dann würde es diese Lizenzen nicht mehr geben, und ARM da sie ja so Geld geil sind, kann dann einpacken gehen.
 
Wenn es so einfach wäre (bzw für die Firmen wünschenswert), würde das wohl längst passieren.
 
Popey900 schrieb:
Und wenn man ein Startup kauft, der Lizenzen sehr günstig bekommen hat, heißt es nicht dass man die Lizenzen mit kauft.
Kommt wohl ganz stark auf den jeweiligen Vertrag an und wie der Verkauf umgesetzt wird.
ARM ist auch nur eine Firma, die anderen Firmen gehört. Wenn jetzt die Anteile wechseln, werden sicher nicht alle Lizenzen ungültig. Qualcomm hat Nuvia gekauft. Im Zweifelsfall hätte man hier einfach Nuvia als Tochter weiter bestehen lassen können und die ganze Entwicklung der Designs offiziell über Nuvia laufen lassen können. Qualcomm "kauft" dann die CPUs von Nuvia und fertig.

Oder es ist eben doch ganz anderes in den Verträgen. Das weiß keiner hier, daher kann man diese News lediglich zur Kenntnis nehmen und abwarten. Alles weitere ist haltlose Spekulation.
 
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Ich glaube der Move ist eher ungut für ARM. Auf der einen Seite ist das Verfahren noch nicht zu Ende und somit ist "Füße stillhalten" die beste Devise. Auf der anderen aber sah es bisher ja bei weitem nicht danach aus, dass man den Rechtsstreit gesichert gewinnen wird. Sprich, sollen sie verlieren, dann dürfte Qualcomm den Schritt jetzt sehr gut für sich nutzen können und entweder Monopol-Bedenken an Wettbewerbshüter äußern oder eine sehr hohe Summe Schadensersatz fordern... Oder beides.

Am Ende ist es auch egal, wer hier gewinnt. Sollte ARM gewinnen, dann werden Qualcomm CPUs schlicht teurer, sollte Qualcomm gewinnen, dann werden die übrigen ARM CPUs anderer Hersteller wahrscheinlich teurer, da man den Verlust irgendwie reinholen muss...

Zeigt aber wieder gut, wieso weder x86 noch ARM "Die Lösung" sein können. Quasi-Monopol-Anbieter können machen was sie wollen und somit sind sie eine Gefahr für die gesamte Tech-Landschaft. RISC-V kann das ändern und in Kombination mit den übrigen Architekturen, besteht immerhin die Chance, dass es in Zukunft besser wird, nicht schlechter, gerade weil fast alle großen Tech-Firmen in RISC-V investieren.
 
KnolleJupp schrieb:
Kaufe ich z.B. Microsoft Office 2024 Home & Student, darf ich die gekaufte Lizenz nicht als Unternehmen nutzen.
Interessiert Microsoft das? Nur auf dem Papier...
Naja, das kommt eben auch darauf an. Ein kleines Start up wird vielleicht keine Probleme bekommen wenn es das macht, obwohl es klar die Lizenz überschreitet. Macht das aber ein großer internationaler Konzern, dann interessiert sich Microsoft sehr wohl dafür.

Ist hier ja das selbe Spiel. Nuvia hätte wohl auch mehr Freiheiten gehabt bevor ARM anklopft.
 
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Popey900 schrieb:
Und wenn man ein Startup kauft, der Lizenzen sehr günstig bekommen hat, heißt es nicht dass man die Lizenzen mit kauft.
Vorausgesetzt, die Lizenzen durften überhaupt mitverkauft werden - gibt durchaus Lizenzvereinbarungen, dass die Lizenz bei einer Übernahme des Unternehmens verfällt - kommt es eben auch noch darauf an, was die Lizenz überhaupt umfasst.

Nuvia hatte wohl nur eine Lizenz für Server-CPUs auf ARM-Basis und wenn Qualcomm diese Lizenz dann bei der Übernahme mit gekauft hat, dürfen sie damit eben auch erstmal nur Server-CPUs entwickeln. Da kann Qualcomm nicht einfach anfangen, mit dieser Lizenz Desktop- oder Mobil-CPU auf ARM-Basis zu produzieren, denn das ist von der Lizenz eben nicht abgedeckt.
 
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