Khaotik schrieb:
Aber was ist z.B. mit Familien ohne Kinder? Ist ein verheiratetes Paar keine Familie?
Eine klare Definition von Familie gibt es meines Wissens diesbezüglich nicht, als Familie wird aber eine Kombination aus Elternteil und Kind angesehen.
Das
statistische Bundesamt beschreibt es folgendermaßen:
Die Familie umfasst im Mikrozensus alle Eltern-Kind-Gemeinschaften, das heißt Ehepaare, nichteheliche (gemischtgeschlechtliche) und gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften sowie Alleinerziehende mit ledigen Kindern im Haushalt. Einbezogen sind – neben leiblichen Kindern – auch Stief-, Pflege- und Adoptivkinder ohne Altersbegrenzung. Damit besteht eine Familie immer aus zwei Generationen: Eltern/-teile und im Haushalt lebende ledige Kinder.
Nach dieser Definition dürften kinderlose, verheiratete Paare nicht darunter fallen.
Khaotik schrieb:
Für eine normale Fachkraft finde ich das jetzt kein Armutsgehalt
TL;DR: Offtopic, wen die Bezahlung der Pflegekräfte nicht interessiert, kann das folgende ignorieren.
Das nicht, allerdings sind die Ansprüche an den Beruf hoch und das Umfeld teilweise sehr belastend.
Als Pflegekraft ist man nicht arm, da gibt es Berufe, die noch deutlich schlechter bezahlt werden.
Was in der Diskussion von Seiten der Pflege aufgeführt wird ist, das für das Maß an Belastung und Verantwortung die Entlohnung in keinem guten Verhältnis steht.
Ein nicht unerheblicher Teil des Gehaltes entsteht durch Wechselschicht und ständige Wechselschichtzulagen, sowie das arbeiten an Wochenenden und Feiertagen.
Aus eigener Erfahrung kann ich dir auch sagen, das ständige Wechselschicht (Früh/Spät/Nacht) mit Wochenenden in einer 5 oder 5,5 Tagewoche deutlich anstrengender ist als eine geregelte 5 Tagewoche, mit täglich gleichen Arbeitszeiten.
Ein "normaler" 14-Tagesrhythmus sieht oft so aus, das du drei, vielleicht vier Tage frei hast und sämtliche Schichten durch gehst.
Erste Woche 5 Tage Spätschicht, das Wochenende arbeiten, 3 Tage Frühschicht, 2 Tage Nachtschicht, Rest Frei.
Der "Rest" sind dann in einer 5,5 Tage-Woche aber auch dein komplettes frei in den 14 Tagen, d.h. du beendest deinen Zyklus mit zwei Nachtschichten, die letzte ende am Freitag Morgen um kurz nach 6 und deine drei freien Tage sind der angemampfte Freitag sowie das Wochenende.
Khaotik schrieb:
Bildungshintergrund? Fachkraft, Hilfskraft? Leitungsverantwortung?
Ersteres ist leider uninteressant, da Pflegekräfte nach ihrer Tätigkeit/Einsatzstelle bezahlt werden.
Normalstation im Krankenhaus nach AVR (Caritas) bedeutet dort tarifliche Einstufung in P7 (Wer mehr dazu wissen möchte, bitte die
P-Tabelle des Caritas vergleichen, entspricht aber im Großen und Ganzen dem TVöD), dabei ist es egal, ob die Person Hauptschuldabschluss, Abitur und Ausbildung absolviert oder studiert hat.
Hilfskräfte (Krankenpflegeassistenz) werden nochmal anders eingestuft und auch auf dem Dienstplan anders berechnet, da sie deutlich eingeschränktere Befugnisse haben.
Fachkräfte benötigen eine (idR berufsbegleitende, zweijährige) Fachweiterbildung, haben zusätzliche Befugnisse, müssen aber auch in einem entsprechenden Bereich arbeiten, werden dafür dann aber in der P-Tabelle eins höher gestuft (P8 statt P7).
Ebenso gibt es anspruchsvolle Bereiche (zB Intensiv, Psychiatrie, Stroke-Unit, etc), wer dort arbeitet wird ebenfalls um eins höher gestuft.
Als Pflege(fach)kraft am Bett kommst du somit maximal auf P9.
Alles ab P10 sind Posten mit Leitungsverantwortung, P10-P12 Stellvertretungen, P13-P14 Stationsleitungen, P15 und aufwärts übergeordnete Leitungspositionen (ist aufgeschlüsselt in die Anzahl der untergebenen Mitarbeiter).
Ich bin mittlerweile in Leitungsposition, zu Zeiten als ich noch normal gearbeitet habe und P7 gestuft war, hatte ich in Lohnsteuerklasse 4 um 2100€ (nach Abzügen), meine Frau die auf einer Intensivstation (ohne Fachweiterbildung) arbeitet lag um 2200€, Arbeitskollegen die nicht verheiratet waren und keine Kinder hatten sind nicht über 2000€ gekommen, die lagen eher um 1800€.
Ich selbst habe mich auch nie darüber beschwert, das es zu wenig Geld per se ist - damit tut man vielen anderen Berufen, die noch schlechter bezahlt werden Unrecht.
Das Problem ist, das die Arbeitsbedingungen schlecht sind, die Anforderungen aber gleichzeitig sehr hoch und immer weiter zunehmen.
Unser Land braucht als solches bessere Arbeitsbedingungen und eine fairere Bezahlung.
Ich möchte nicht auf Platz 1 der Gehaltsliste im Fokus stehen, aber man sollte mit seinem Job (egal ob Banker, Architekt, Pflegekraft, Handwerker oder Hausmeister) seine Familie ernähren können, ohne nach einigen Jahren körperlich und seelisch ausgebrannt zu sein und das lässt sich nur über die Politik steuern.