Lipovitan schrieb:
Ich hab hierzu keine handfesten Wahlanalysen parat. Das schließe ich einfach daraus, dass die CDU im Wahlkampf massiv gegen die Grünen mit dem Stigma "Verbotspartei" gearbeitet hat. Natürlich spielte da der CDU das polarisierende Thema Tempolimit in die Karten. Und hat augenscheinlich gewirkt, da die Umfragewerte drastisch nach unten gingen. Wie schwer da das Tempolimit ins Gewicht fiel, dass kann ich seriös nicht beantworten.
Konkrete Zahlen habe ich auch keine (aber auch nicht danach gesucht).
Empirisch würde ich aber sagen, dass das die Grünen so gut wie keine Stimmen gekostet hat.
Zunächst mal haben sie so gut wie alle Stammwähler im Bund mobilisiert und von allen Parteien hinzugewonnen und so gut wie nichts abgegeben. Das natürlich im Vergleich zur vorigen Wahl. Das Stimmenhoch in Umfragen darf man nicht seriös als Vergleich hernehmen, da diese Zahlen nicht in einem realen Wahl(Kampf)umfeld entstanden sind. Das ist der Kardinalsfehler bei der Bewertung des Ergebnisses, sowie auch in den Diskussionen vor der Wahl.
Die Wechselwähler, die zu den Grünen gekommen sind, haben das aber wohl kaum primär wegen des Tempolimits gemacht. Und Wähler, für die es wichtig war, kein Tempolimit zu bekommen, haben auch vorher schon nicht Grün gewählt. Wählern in Hessen oder BaWü z.B. waren sich von vorne herein des Pragmatismus bewusst, den die Grünen in den Landesregierungen schon lange praktizieren. Und es war nie wirklich ein Thema in der Gesamtwählerschaft.
Was jetzt in Berlin passiert, ist halt eben der Pragmatismus, den man hier kennt. Ich zumindest habe nichts anderes erwartet, und hier ja oft genug Kund getan (mit oft heftigen Gegenwind).
Das Thema selbst hat imho eh viel zu viel Symbolcharakter, sowohl bei Befürwortern und Gegnern. Von daher ist es ein Leichtes, das zu kippen und an anderer Stelle, wo es wirklich was bringt, hart zu verhandeln. Und die FDP bekommt ihre zwar völlig unwichtige aber populäre Trophäe.
Alles zusammen daher, m.E. so gut wie keine Auswirkung beim Wahlergebnis. Was Stimmen gekostet hat, sind die Fehler von Baerbock bzw. wie sie ausgeschlachtet wurden. Aber das ist halt im Wahlkampf so! Die Doppelspitze mit dem relativ beliebten Habeck hat hier imho sogar schlimmeres verhindert.
Neujahrsansprache dann wohl doch mit Scholz. Na ja, Merkel hat ja auch eher nicht den Kater beflügelt aus der Nacht vorher. Bei Scholz' Ansprache ist dann vermutlich noch mehr mit Kampf gegen die schweren Augenlider zu rechnen. Laschet hätte das wenigstens mit einer Art Büttenrede verhindert.