Vor 60 Jahren hat die FDP auf der damaligen Ungeheuerlichkeit bestanden, einen Koalitionsvertrag abzuschließen, mit der CDU. Deren Reaktion darauf. Es beschneide die Richtlinienkompetenz des künftigen Kanzlers, schränke die Verantwortlichkeit der Minister ein und knebele das freie Mandat der Bundestagsabgeordneten.chartmix schrieb:Die Gesetzesfindung, Debatte und Abstimmung findet doch trotzdem statt.
Ist aber starker Tobak, denn Vertrauensbildung, Sicherheit und Kontrolle sind Sinn und Zweck von Koalitionsverträgen. Und natürlich ist man an stabilen Verhältnissen interessiert.
Trotzdem wird die Situation aktuell etwas ad absurdum geführt. Denn die Ampel hat ja kein Regierungsmandat, einen gewählten Bundestag gibt es aber. D.h., dieser funktioniert gemäß Wählerauftrag bevor es eine Ampel überhaupt gibt.
Verhandelt wird aber von Personen in zig Arbeitsgruppen mit 100erten Beteiligen, die (größtenteils) gar kein Mandat haben. Transparenz etc. bleibt dabei auf der Strecke. Parteimitglieder werden gewichtiger als die Wahlbürger oder gar Abgeordnete.
"Früher" hat man sich per Handschlag auf die wichtigsten Punkte geeinigt, der Kanzler wurde gewählt, und dann hat man regiert. Heute muss ein 300 Seiten Papier als verbindliche Absichtserklärung herhalten. Inwiefern das zum Knebel werden kann wird man sehen. Bei der letzten Bundesregierung konnte man das aber gut beobachten. Die SPD hatte sich ihren Einstieg wider Willen teuer bezahlen lassen und die Union Vertragstreue bewiesen. Einen Umstand den ich i.Ü. aus den Erfahrungen hier im Südwesten sehr schätzen gelernt habe mit den doch sehr unterschiedlichen Koalitionspartnern. Bei der Ampel bin ich mir da nicht so sicher.
Bei einer 3er Koalition ist alles noch unübersichtlicher und schwieriger, von daher verständlich, dass man möglichst viel vorab klären will. Es bleibt aber eben doch die Frage, ob das alles nicht eher ein Job für die gewählten Volksvertreter ist.
Beruhigend ist immerhin, dass diese Verträge meist von der Realität überholt werden. Und es wird hier kaum anders sein. Und dann wird es sich zeigen, was diese Koalition wert ist.
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