mykoma schrieb:
Das "Problem" hat man allerdings bei jeder Partei, sobald eine Koalition ansteht.
Die letzte Wahl mit absoluter Mehrheit liegt ja schon länger zurück.
Ja sicher! Wahlprogramme verkommen dann halt grundsätzlich zu unverbindlichen Absichtserklärungen. Ärgerlich nur, wenn man von vorn herein weiß, dass die gar nicht anders können als Steuern erhöhen, wenn kein Wunder passiert. Aber wie bereits von dir erwähnt, der Überbringer schlechter Nachrichten ist oft genug der, der in die Röhre schaut, also lieber dem Volk nach dem Mund reden und das (Wahl-) Volk spielt das Spiel gerne mit.
Wann es die letzte absolute Mehrheit gab, müsste ich jetzt dann doch erst Mal nachschlagen.
mykoma schrieb:
Da frage ich mich, wie trotz der ganzen Affairen und Skandale die CDU noch so hoch im Kurs steht, warum VW immer noch die beliebteste Automarke in Deutschland ist.
Mir kann keiner erzählen, das sämtliche Alternativen schlechter sind als das.
Es ist letztlich eine Mischung aus Gewohnheit und Zufriedenheit. Sowohl die Union als auch VW sind Teil deines Lebens, das alles in allem nicht wirklich schlecht ist und vor allem sind sie nicht mit großen Emotionen verbunden, selbst wenn es an den Geldbeutel geht.
Große Emotionen erzeugen auch große Enttäuschungen und erzwingen ggf. Änderungen. So verlässt man z.B. den Ehepartner, weil es nicht anders geht, aber ziemlich ungern den Hausarzt oder den alten Freund. Viele Leute betreiben auch gerne "Markentreue". Das kann die Automarke, die Schokoladensorte, eine TV Serie oder eben eine Partei oder politische Grundhaltung sein. Im Wortsinn eben konservativ. Das gibt Sicherheit, vielleicht Teil der eigenen Identität, auch wenn man gelegentlich enttäuscht wird.
Man wählt dann eben nicht rational, sonst hätte man viel mehr Wechselwähler, was aber das Verlassen der gewohnten Pfade bedeutet.
Umgekehrt lässt sich damit auch die z.T. starke emotionale Ablehnung der Grünen begründen, da das vermeintlich für eine andere Lebensphilosophie steht, insbesondere bei den östlichen Bundesländern zu beobachten, obwohl das empirisch kaum nachweisbar ist.
Es braucht letztlich besondere Ereignisse, um das etablierte Parteiensystem aufzureißen. Falsche Wahlversprechen oder Fehlverhalten von (prominenten) Politikern gehören nicht dazu (lässt sich auch auf VW übertragen). Die vielen Flüchtlinge, also sehr viele unbekannte Menschen, haben z.B. eine neue Partei etabliert, Corona hingegen musste nur verwaltet werden. Kein Grund, das Vertrauen grundsätzlich zu entziehen.
Umweltpolitik hat mehr mit Zukunft als mit Gegenwart zu tun, man lebt aber stärker in der Gegenwart und blendet gerne aus.