cool and silent schrieb:
Was die AfD betrifft: Die Grünen sind mal ganz ähnlich gestartet, mit einem Thema und als "unwählbar" gebrandmarkt....
Der Unterschied ist nur, dass die
seinerzeit hartnäckig an ihrer Grundeinstellung festgehalten haben und ihre Meinung nicht an dem ausgerichtet haben, was die anderen gerade machen oder nicht machen. Zudem waren sie ein Sammelsurium unterschiedlicher politischer Strömungen vom konservativen, religiösen Ökobauer über Feministinnen und Friedensbewegte bis zu ganz linken Gruppierungen. Entsprechend war der Zoff innerhalb der Partei, was viele Jahre angehalten hat, noch bis in die Fischer/Schröder Koalition.
Dass die Realpolitik mit Regierungsverantwortung später einiges geändert/geglättet hat, ist klar.
Gerade Corona hat aber aufgezeigt, wie verantwortungslos die AfD mit Themen umgeht, wo es um Leben und Tod geht. Als letztes Jahr die Regierung mit Massnahmen zur Eindämmung zunächst gezögert hat, hat die Frau Weidel im Bundestag gewettert und diese gefordert. Als die dann kamen, hat sie genau das dann kritisiert und sie tun es massiv bis heute. Man darf ihnen daher schon auch Verantwortungslosigkeit vorwerfen, da es ihnen nicht um angemessene Politik geht, sondern nur darum, die anderen maximal zu schädigen, zum eigenen politischen Nutzen.
Ist halt typisch populistisch. Das waren die Grünen aber nie. Sie haben es den Wählern eher schwer gemacht, weil Forderungen nach 5 Mark pro Liter Benzin, um nur ein Beispiel zu nennen, so ziemlich das Gegenteil von populär waren. Entsprechend lang sind sie unten rumgekrebst.
Die AfD dagegen war klinisch schon wieder tot nach der Anfangsphase. Und dann kamen die Flüchtlinge und haben ihr plötzlich 2stellige Prozentwerte beschert, weil sie die einzigen waren die lauthals gewettert haben. Und das prägt bis heute das Handeln der Partei. Sie sind nicht kontinuierlich gewachsen durch eigene Arbeit, sondern Profiteure eines Ereignisses. Nur, dass die heutige AfD so gut wie nichts mehr mit der aus den Anfangstagen zu tun hat und man sich in die Nähe der NPD hat treiben lassen.
Dabei sind es nicht Mal die Meuthens, Seidels oder Höckes, die mich primär stören, sondern die, die ich hier vor Ort erleben darf. Ich habe noch nie so schlecht vorbereitete Leute in Ortsbeiräten oder Stadt- Gemeindesitzungen erlebt, wie die AfDler. Eifrig dabei sind die nur wenn es um ihre Kernthemen wie Ausländer, Flüchtlinge etc. geht, der Rest interessiert sie nicht so sehr. Abstimmen tun sie natürlich trotzdem. Die zuverlässigsten sind noch die, die bei der CDU rausgeflogen sind oder von selbst gegangen sind.
Interessanterweise ist man bei Kommunen, wo die NPD antritt, meist selbst nicht vertreten.
Mit Sicherheit kann man aktuell zwar nicht sagen, wo sich die Partei letztlich einordnet, wenn sie überlebt. Das Problem ist aber, wenn sie sich teilt, in eine konservative Partei rechts von der Union und eine NPD Nahe, dann wird es für beide mittelfristig das Aus bedeuten. Bleibt sie eins, könnte es sie innerlich zerreißen, da die Protagonisten zu weit auseinander liegen. Meuthens und Höcke definieren ja schon lang genug den Begriff Parteifreund als Umschreibung für dein größter Feind.
Genau das mag "der Wähler" aber nicht wie die Erfahrung zeigt.
Erschwerend kommt hinzu, dass es ein deutliches Ost-West Gefälle gibt.
Bundestagswahlen werden aber im Westen entschieden.