Autokiller677 schrieb:
Nein, das ist nicht mit WeChat vergleichbar.
WeChat ist ein Lock-In auf die eine App. Was Apple hier bereitstellt ist eine Integration des iPhones in bestehende Zahlungsinfrastrukturen und den normalen kontaktlosen Zahlungsstandard.
Innerhalb einer Plattform mit Vendor-Lock-in kann man das hier im Westen auch schon lange z.B. mit PayPal. Im Grunde wirklich exakt so. Händler tippt Betrag ein, QR-Code wird angezeigt, Kunde scannt, fertig.
Hat sich halt nicht so durchgesetzt, weil wir zum Glück keine quasi staatlich-verordnete Spionage App haben, die jeder hat.
Das hat sich deshalb nicht durchgesetzt, weil die Konditionen, die paypal als Zahlungsproivider für die Abwicklung der Zahlungen aufruft, im Vergleich zu den Kosten für eine Abwicklung für klassische Zahlungsterminals, nicht wettbewerbsfähig sind.
Händler schauen da ganz genau hin - und wenn da etwas nur ein paar Cent teurer ist, lassen die da die Fenger von weg. Das gleiche "Schicksal" hatte vor mehreren Jahren auch schon Yapital (ein mobiler Bezahl-Dienst von Otto).
Das Wasser fließt halt immer dahin, wo es am günstigsten ist ;-)
Ach ja - wo wir gerade dabei sind...
Die Tatsache, dass das nun doch alles an Fahrt aufnimmt ist auch schnell erklärt...
Auf der einen Seite haben wir den Aspekt, dass Apple durch die EU quasi gezwungen wird, sich zu öffnen.
Wäre dieser Druck nicht da, würde Apple bei seiner eigenen Bezahl-Lösung bleiben.
Und dass die EU da Druck macht, ist auch leicht erklärt...
Das ist dann der zweite Aspekt - und der hat wenig mit "Gleichberechtigung / fairen Markt-Chancen" zu tun.. Dabei geht es darum, dass der Finanz-Markt ja massiv dazu drängt, das Bargeld abzuschaffen. Alles soll nur noch digital / per Karte bezahlt werden. Die Banken schaffen Ihre Filialen und Geld-Automaten ab (weil werden ja so oft überfallen / gesprengt) - und verlangen in diesem Zuge zeitgleich, dass der Handel in Zukunft Bargeld (auch ohne dass ein Kunde etwas gekauft hat) ausgibt.
Der Handel muss also mehr Bargeld bevorraten und das auch sicher gestalten.
Risiko und Kosten werden also auf den Handel verlagert.
Bei einer solchen Gemengenlage bewertet der Handel die Kosten für mobiles Payment natürlich neu - und genau da werden dann bisher als zu teuer bewertete Wege als nun doch bezahlbar eingestuft.
Nicht weil diese nun günstiger sind - sondern weil die bisherigen Alternativen teurer werden.
Man macht die neuen Lösungen also attraktiv, indem man die alten unantraktiv macht.
Günstiger wird da nichts - denn die Mehrkosten müssen ja von irgendwem getragen werden.
Und mittelfristig wird der Handel gezwungen sein, diese Mehrkosten auf die Produkte aufzuschlagen.
Oder Personal oder bei der Qualität der Produkte einzusparen.