Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst Bund und Kommunen

[Idon]

Ich rege mich nicht darüber auf.

 

[Hagen_67]

@Mustis: Wir kommen bei diesem Thema einfach nicht zusammen. Ja, wir drehen uns im Kreis. Schade eignentlich. Aber ich werde nun mal einfach nicht aufhören für bessere Bedingungen, Bezahlung und Anerkennung der Pflegeberufe in dieser Gesellschaft zu kämpfen.
Und ich kann vllt. einen kleinen Beitrag dazu leisten, dass die Bedingungen etwas besser sind, wenn wir hier in die Situation kommen auf genau diese Leistungen angewiesen zu sein. (Ein kleiner Egoiste steckt ja dann doch in mir... )
Und es stellt sich hier auch nicht die Frage nach dem "Ob", sondern nur nach dem "Wann" und "wie lange" jeder von uns auf die Hilfe anderer angfewiesen ist... Ausser man jagt sich beizeiten ne Kugel na passender Stelle in den Kopf...

 

[Mustis]

Dafür bin ich speziell für die Pflege doch auch? Habe ich mehrmals betont? Nur den Zeitpunkt und die Rahmenbedingungen finde ich daneben um nicht zu sagen kontraproduktiv für dieses anliegen.

PS: Bei mir stellt sich als Motorradfahrer, Snowboarder/Skifahrer, bald Taucher und ggf. mal Paraglider durchaus die Frage nach dem "ob". ^^

 

[Scrypton]

Sehe ich anders.
[...]
Für mich ist da recht klar was systemrelevant ist...

Das ist keine Frage der Meinung...
https://de.wikipedia.org/wiki/Systemrelevanz

 

[Hagen_67]

Ich rege mich nicht darüber auf.

Aber worum diskutieren wir denn jetzt seit Tagen, wenn alles doch so easy und einfach ist? Ich hatte bisher schon den Eindruck, dass Du mit einer gewissen Vehemenz die Tarifverhandlungen des ÖD in Frage stellst. Und bitte, bitte, bitte, jetzt nicht wieder von vorn anfangen. Dass es im ÖD Berufsgruppen gibt, die es eigentlich sehr gut haben und sich aktuell etwas zurück nehmen könnten, steht ausser Frage. Aber ist ist dem flächendeckenden Vertrag geschuldet. Und dafür haben wir nicht alle drei Wochen irgendwo irgendwelche Streiks.

Also mir geht das grad mal so durch den Kopf...
Warum reget "ihr" Euch eigentlich so sehr bei der schißigen Forderung um lächeriche 4,8% mehr Lohn für den TVöD auf? Bitte engaiert Euch doch auch genauso, bei der Lufthansa, die 9MRD € deutsche Steuergelder als Hilfe annehmen, aber nicht bereit sind ihre Steuerschlupflöcher aufzugeben.
Beschwert Euch mit der gleichen Vehemenz über die Cum- Ex- Geschichte, die unsere Gesellschaft Milliarden Euros kostet.

 

[Mustis]

Natürlich. Sogar vehementer. Nur eben auf andere Weise. Politiker verstehen nur eine SPrache. Die Nichtwahl (nicht nichtwählen, sondern eben nicht die aktuelle Regierungsparteien). Leider ein langwieriger Prozess, aber eben die einzige Möglichkeit.

 

[Hagen_67]

Fettes OT: Leutz, ich habe Nachtdienst gehabt. Muss morgen wieder los zum Spätdienst. Daher "Tschüss" an dieser Stelle. ich mach mir jetzt ein Weißbier uaf und zock noch ne schnelle Runde Mafia Definitive Edition...
...und ich finde gerade die Diskussionen um Politik und Gesellschaft immer wieder sehr spannend hier im Forum.
Bin gerne hier

 

[Idon]

In anderen, auch sehr starken Tarifen, gibt es Nullrunden dieses Jahr und der ÖD, der sich aus meinen Steuergeldern finanziert und massiv aufgebläht ist, möchte sich gerne 4,8% gönnen.

Deshalb bin ich vehement dagegen.

 

[DerOlf]

In anderen, auch sehr starken Tarifen, gibt es Nullrunden dieses Jahr und der ÖD, der sich aus meinen Steuergeldern finanziert und massiv aufgebläht ist, möchte sich gerne 4,8% gönnen.

Natürlich geht das bei steuerfinanzierung alle an ... das sollte dann aber auch bei Banken- oder Firmenrettungen so sein, denn die zahlen auch alle Steuerzahler ... setsamer weise gibts da fast nie diskussionen.
Wie wäre es z.B., wenn die Banken 2008 ihre Rettungsschirme nur als Kredit zu 10% p/a hätten kriegen können?
Das Geld wäre doch schneller von den Banken zurück gekommen, als jemand heute (wo es anders gelaufen ist) "schad' drum" sagen kann.

We wäre es wenn man die Rettungsschirme für große Konzerne anlässlich der Coronakrise an Vorraussetzungen geknüpft hätte, wie andere Staaten das getan haben (in Frankreich haben beispielsweise nur die Betriebe Geld bekommen, die in diesem Jahr KEINE Renditen ausgeschüttet haben). Deutsche Unternehmen haben trotz schwacher Konjunktur in 2020 (und wahrscheinlich auch in einigen der Folgejahre) weiterhin Renditen ausgezahlt.

Kann man OK finden ... ich empfinde sowas als Frechheit. Und zwar nicht dem Umstand, DASS gerettet wird, sondern nur den Umstand, dass man sich die Staatshilfe eben nichtmal anteilig zurückholt, wie man das bei jedem BAFöG Empfänger tut.

Deshalb bin ich vehement dagegen.

Darfst du ... zum Glück ist eine einzelne Meinung in einer Demoratie eben nicht entscheidungsrelevant.
Ich finde es OK, dass gestreikt wird, denn bei einem Streik geht es eben nicht darum, die gesamtwirtschaftliche Situation zu brücksichtigen, sondern darum, individualwirtschaftliche Sitautionen zukünftig weniger prekär zu gestalten.
Die Situation in der gesamten Wirtschaft DARF dabei keine Rolle spielen ... genauso wenig, wie sie eine Rolle spielt, wenn ein Winterkorn oder Piech in seinen Gehaltsverhandlungen 1 Mio pro Woche oder Monat fordert.
Der AG hat en Budget für die von ihm erwartete Leistung zur Verfügung, und wenn diese Leistung mit dem budget eben nicht zu erbringen ist, weil die Belegschaft die Mängel nicht durch mehrarbeit und -leistung kompensieren will, dann ist das Budget eben zu klein und muss aufgestockt werden ... nicht damit die AN zufriedener sind, sondern einfach um die Leistung weiterhin bereitstellen zu können.
Leider merkt die Gesellschaft eben erst dann, was sie an den selbstverständlichkeiten hat, wenn diese mal nicht "gesichert" erscheinen.

Also liebe Pflegekräfte ... streikt ... eventuell sterben dabei ein paar Patienten mehr aber das darf im Moment einfach nicht euer Problem sein ... auch wenn das vielen echt schwer fallen wird. Wenn eure AG weiterhin ihren Service aufrechterhalten wollen, dann sollen sie doch Zeitarbeitskräfte suchen, die euren Job so lange machen ... und wenn es da keine gibt (oder nur welche, die eben kein deutsch sprechen) dann ist eben essig mit "Schürfwunde in der Notaufnahme".

 

[Mustis]

Wie kann man den Renditen auszahlen? Frage für einen Freund...

 

[Tomislav2007]

Hallo

Ich finde es OK, dass gestreikt wird,

Die wenigen Teilnehmer von uns die heute beim Streik waren fanden den Streik auch OK, die sind um 9:30 am Krankenhaus los in Richtung Rathaus und haben bis 12:00 mit den Schildern gewedelt.
Einige sind dann sofort nach Hause gegangen, einige sind auf ein paar Bier in die Kneipe am Rathaus und dann nach Hause gegangen, aber der ganze Arbeitstag wird von der Gewerkschaft bezahlt.

Grüße Tomi

 

[DerOlf]

Wie kann man den Renditen auszahlen? Frage für einen Freund...

Dann waren es halt Dividenden ... ist doch egal, wie man die Geldausschüttungen von Unternehmen an Aktionäre nennt. Wenn ein Unternehmen sich diese Auszahlungen während Corona leisten konnte, dann brauchte es doch offensichtlich kein Staatsgeld.

Wie kann man eigentlich so blöde Fragen? ... Frage für einen Freund.

 

[CrunchTheNumber]

Der AG hat en Budget für die von ihm erwartete Leistung zur Verfügung, und wenn diese Leistung mit dem budget eben nicht zu erbringen ist, weil die Belegschaft die Mängel nicht durch mehrarbeit und -leistung kompensieren will, dann ist das Budget eben zu klein und muss aufgestockt werden ... nicht damit die AN zufriedener sind, sondern einfach um die Leistung weiterhin bereitstellen zu können.

Damit sprichst du wirklich das KERNPROBLEM des öffentlichen Dienstes an: Die Poltik verspricht der Gesellschaft Dinge, welche die Politik nicht bereit ist, zu finanzieren. Das gilt nicht nur für die Pflege, sondern z.B. auch für die Kitas ("Rechtsanspruch" ohne die Ressourcen bereitzustellen. Folge: Entweder keinen Kita-Platz oder deutlich vergrößerte Kita-Gruppen, d.h. schlechtere Betreuung) oder auch aktuell die Schulen: "Digitalen Unterricht" vesprechen, ohne die Schulen entsprechend auszurüsten (es geht nicht nur um Geräte, sondern auch z.B. um die wesentliche teurere IT-Adminstration, für die kaum Geld bereitgestellt wird: Jedes Unternehmen kalkuliert in der IT mit der 80:20-Regel: 80% sind "Runnning Costs" (u.a. Personal) und nur 20% sind Hardwarekosten!).

Gruß,
CTN

 

[DerOlf]

Die wenigen Teilnehmer von uns die heute beim Streik waren fanden den Streik auch OK

Na stell dir mal vor ... Mobbing in der Schule findet auch nur eins von 10 Kindern wirklich scheiße.

 

[devOh]

@Idon: Also du bist dagegen, dass die eine Gruppe keine Erhöhung bekommt, weil eine andere auch keine bekommt? Sollte man nicht eher dafür sein, dass beide Gruppen eine Erhöhung bekommen?
Rein Interesse halber, hast du da Beispiele für die Tarife? Mich würde deren genaue Begründung interessieren.

 

[DerOlf]

@CrunchTheNumber:
Genau deswegen ist Politik mMn auch keine bessere Lösung, als Alkohol.

 

[Idon]

@devOh

IG Metall wegen Corona.

Ich finde den Grund nachvollziehbar, auch wenn aufgrund IG Metall BW mein AT-Lohn vom Tarif beeinflusst wird, ich mir durch diese Einstellung also de facto selbst schade.

@DerOlf

Der Staat hat im Gegenzug Anteile erhalten. Diese zahlen sich in aller Regel gut aus, siehe z. B. Commerzbank.

Weniger prekär? Im ÖD? Im Vergleich zu was? Dem Scheich von Brunei?

 

[Axxid]

Es hätte wohl niemand etwas dagegen, wenn Wasserköpfe abgelassen und Bürokratiewälder abgeholzt würden und die frei gewordenen Millionen (Milliarden?) den wertschöpfenden Arbeitnehmern zugeschrieben werden..
Außer natürlich die im Wasserkopf, die ihr Pöstchen aufs Messer verteidigen.

 

[downforze]

Stell dir vor, die meisten Menschen hatten nichtmal die möglichkeit zu Studieren, Schule ja, aber Studium? Es gibt 1000 Gründe dafür das einige Menschen im Niedriglohn Sektor arbeiten.. Scheiss Kindheit zb. Deine Eltern haben dich vieleicht gefördert, aber das Glück haben nicht alle, mieses Umfeld, die Eltern gehen für den Niedriglohn arbeiten, wie sollen sie das Kind auf der Uni usw. unterstützen? oder beide Eltern müssen Arbeiten um über die Runden zukommen und der Talentierte Jugendliche kann nicht lernen weil er sich um die Jüngeren Geschwister und den Haushalt kümmern muss usw. usw... Jetzt kommt gleich wieder der, jedes ist seines Glückes Schmied spruch bla bla, aber ich sag dir ich habe einige Menschen gesehen die weit aus mehr als ihre Vorgesetzen drauf hatten, aber denen keine Chance gegeben wird weil ja ein 20 Jahre altes Zeugnis mehr aussagekraft hat als wirkliche Qualifikation. Wenn man aus einem Guten Stabilen Haushalt kommt. und mit dem Golden Löffel im Ar.. Geboren wird klingt es einfach, aber so ist es im wirklichen Leben eben nicht.

Die Möglichkeit zu studieren hat zunächst erst mal jeder, der ein Fachabitur oder Abitur hat.
Mein Werdengang sah so aus, dass ich im glorreichen Thüringen bei einem IT-Unternehmen im Support nach einer IT-Ausbildung für 6€ / h Brutto arbeiten gegangen bin. Das entsprach 2008 also knapp 60% des heutigen Mindestlohnes. Nach dem ich mich dann für mein Studium entschieden habe, reichte das Geld als Werkstudent mit 400€ dementsprechend auch nicht zum Überleben. Dazu gibt es den Bildungskredit Bafög. Es ist ein Kredit, aber er sichert jedem zu ein Studium in Deutschland finanzieren zu können. Ich habe in dieser Zeit übrigens keine sonstigen Schulden aufgebaut.
Insofern ist es zu einem guten Teil dem deutschen Bildungssystem zu verdanken, dass ich heute gehaltsmäßig zu den oberen 10% zähle. Ehrlich gesagt finde ich ~ 12-13€ für eine Tätigkeit im Bereich Logistik (Amazon), die keine Vorkenntnisse bedingt, durchaus gut bezahlt.
Mit einer handwerklichen Ausbildung kommt man jetzt auch wieder in gut bezahlte Regionen. Oftmals ist es die falsche Berufswahl, die vor einer echten Karriere "korrigiert" werden muss.

Meiner Erfahrung nach ist es oft die mangelnde Fähigkeit Preise vergleichen zu können und Kleinanzeigen zu nutzen, die zu Ausgaben führen, die unnötig hoch sind. Auto gefahren bin ich mit Autogas für 50 Cent / l und der Herd kostete 50€ gebraucht. Es gibt also durchaus Optionen in dem man nicht immer nur das Gehalt erhöht, sondern auch mal seine Ausgaben reduziert.

 

[DerOlf]

IG Metall wegen Corona.

bei der IG metall fände ICH es auch wirklich dreist, wenn die aktuell für mehr streiken würden.

Die bunten Bildchen noch im kopf?
Die Kurve ganz oben, war der IGM-Tarif. Natürlich fällt es da leicht, mal auszusetzen ... man hat ja seit Jahrzehnten fast nur gewonnen (ein sehr guter und stabil hoher Tarif und flächendeckende 35h-Woche ... da kann so mancher Malocher nur von träumen).

Ergänzung (1. Oktober 2020)

Es gibt also durchaus Optionen in dem man nicht immer nur das Gehalt erhöht, sondern auch mal seine Ausgaben reduziert.

Und was machst du, wenn es trotz der reduzierten Ausgaben immer noch nicht reicht?

Wenn der AG nicht genug zahlt, dann ist das genau die richtige Adresse ... entweder der alte lässt mit sich reden, oder man sucht sich eben einen anderen, der besser zahlt und/oder mit sich reden lässt.

Ausgabenreduktion ist sicher immer eine Option ... aber irgendwann kannst du die Ausgaben eben nicht weiter reduzieren, ohne dabei die Reproduktion deiner Arbeitskraft (und damit deinen EINZIGEN Marktwert) zu gefährden.
Ich arbete nicht gut, wenn ich die letzten 3 Tage des Monats nicht weiß, wie ich meinen Magen füllen soll.