Shoryuken94 schrieb:
Nicht zu vergessen eine Änderung in der Mentalität. Viele wollen auch ganz einfach kein eigenes Fahrzeug mehr besitzen. In vielen Fällen verständlicher Weise. Unter den Bedingungen ist schlicht kein unendlicher Wachstum möglich.
Schön wäre es, aber aktuell agieren die Wutbürger mit einer Verweigerungshaltung gegen jeden Ausbau des ÖPNV. Ich hätte vor 10-11 Jahren schon gehofft, kein Auto zu brauchen, schon gar kein eigenes. Ich komme halt auch aus einer Stadt mit nennenswertem ÖPNV. Ein Praxissemester ~100km weiter sieht das ganze anders aus. Da fuhr dann der Bus einmal die Stunde zur Stoßzeit und hat schon während der Fahrt beschlossen zu wenig Fahrgäste zu haben, ist irgendwo abgebogen und hat die Leute mitten im Industriegebiet ausgesetzt.
Ein paar Jahre weiter wäre ich ohne Auto über ein Jahr nicht zur Arbeit gekommen, weil man bei einer Baustelle den Fahrradweg ersatzlos weggerissen hat. Umfahrung ~5km extra im besten Fall. Jetzt sind wir zu zweit und haben zwei Autos. Nur weil sich die Bedeutung als Statussymbol (analog zu "Markenklamotten") verringert heißt es offensichtlich nicht, dass man keins braucht.
Das hat schlicht auch was mit dem Thema "Zukunftsplanung" zu tun. Wir verdienen gut über dem Durchschnitt und können uns dennoch keine Form von Wohneigentum leisten, welches einigermaßen verkehrsgünstig für unser beider Arbeitsweg liegt. Zumindest nicht, ohne dass wir uns bis ans Lebensende verschulden. Oder im Lotto gewinnen.
xexex schrieb:
Mir fehlt nicht die Fantasie für zukünftige Mobilität, mir fehlt nur die Vorstellungskraft wie unsere Regierung dafür ein Konzept ausarbeiten und es auch umsetzen will.
Politisches scheitern ist aber etwas anderes als technische Machbarkeit. Und das was du zeigst ist erstmal der Status Quo. Der bleibt kaum so. Das Netz wächst dann schlicht mit dem Bedarf. Andernorts wird das genauso gehandhabt. In Deutschland labert man ewig drum rum und jammert dass die Politik nix macht. Ernsthaft: Wenn man was erreichen will muss man seinen Willen kund tun. Das geht nicht, in dem man zuhause sitzt und jammert dass es ohnehin nicht geht. Wie es so oft passiert.
Oneplusfan schrieb:
Das Ladeproblem in den Städten ist definitiv vorhanden. Hätte ich meinen Hauptwohnsitz in einer Stadt und nicht zufälligerweise ne Ladestation im Umkreis von ~100m vor der Tür, würde ich auch eher weniger Interesse am E-Auto haben. Da könnte man aber ansetzen: Einfach alle paar Häuserblocks ein paar Ladestationen hinstellen. Die verbrauchen fast keinen Platz, d.h. es geht auch keine Parkfläche verloren. Immerhin temporär könnte man dieses Problem lösen.
Kommt halt auf die Stadt und das Viertel an. Wir haben hier fast nur städtische Parkhäuser und Großparkplätze, in Erster Linie für Bewohner der Innenstadt. Die sind alle mit einer grundlegenden Infrastruktur ausgestattet, im Schnitt vier Ladepunkte, alles erweiterbar. Die Leute mit Autos mit größeren Akkus stehen da schon nicht an denen weil sie es schlicht nicht brauchen.
Ich verstehe nicht, was daran so schwer sein soll: Wenn man genug Ladung im Akku für die nächsten zwei, drei Tage hat stellt man sich halt nicht an die Ladestation, ansonsten halt schon und macht wieder "voll". Das funktioniert in der Praxis wunderbar, sogar ohne Absprache. Und das obwohl unser lokaler Großkonzern die Stadt mit Mitarbeiter-Leasing-Elektroautos regelrecht flutet, die Leute haben zuhause auch nicht unbedingt Wallboxen. Warum? Weil es halt kein Carsharing ist.
Der Erste Punkt: Wofür braucht man Carsharing, Autonomie und Elektro? Ein ehemaliger Kollege hat das wunderbar auf den Punkt gebracht: Sie haben in der Familie (mit Großeltern) aktuell drei Autos. An sich werden die nie gleichzeitig gebraucht. Das Auto fährt im Prinzip dahin wo es innerhalb der Familie gebraucht wird oder zum laden und ermöglicht es, die Anzahl der Autos, die man für den Alltag braucht zu reduzieren. Wenn man dann auch nicht nur alleine im Auto sitzt und Fahrgemeinschaften bildet, wird auch die Menge an zusätzlichen Leer-Fahrten verringert bzw. ausgeglichen. Die Frage wer fährt und wie das logistisch klappt wenn mal einer länger arbeitet - gelöst.
Deswegen gehören diese Eigenschaften für ihn zusammen. Er arbeitet jetzt in einer Firma, die Mobilitätskonzepte für Städte erarbeitet, inklusive autonomer Transportsysteme.
Ich finde aber, dass genau der Übergang von einem starren ÖPNV-Liniennetz in Sachen Massentransport zu leichtgewichtigeren Gerätschaften mit einem flexiblen Netz das ist, was wir in näherer Zukunft sehen werden. Ich sehe als Opfer in erster Linie den Busverkehr und erst in zweiter Taxis und private Fahrzeuge; Wobei da durchaus ein Potenzial zur Reduktion besteht.