duckycopper schrieb:
Wow! Du lebst in einer Demokratie, wo du die Kanzlerin aufs übelste im Forum beleidigen kannst und es wird nichts passieren. Mach das mal in China und dann kannst du ja vom Gefängnis aus tweeten wie viel schlimmer es in Deutschland ist.
Wow! Da stellt einer aber deutlich sein "Fachwissen" über China und das Leben dort zur Schau, welches er augenscheinlich nur über die BILD und Spiegel/Zeit Berichte erlangt hat.
Mein bester Freund hat vor 21 Jahren im Internat in London eine Chinesin kennen gelernt, ist seit 17 Jahren mit ihr verheiratet, hat dreieinhalb Jahre in Shanghai studiert und knapp 8 Jahre in Changchun gelebt und ist auch noch jedes Jahr für mindestens 1-2 Monate dort.
Ich denke er hat ne ganz gute Übersicht was in China los ist.
Um es „kurz“ zu sagen, vieles was hier über China geschrieben und gedacht wird, ist propagandistisch aufgeblasen und hat nur wenig mit der Realität dort zu tun.
z.B. die schlechten und ausbeuterischen Arbeitszustände in China - vor allem bis Anfang der 2000er waren doch von den westlichen Unternehmen mit bis zu dem Zeitpunkt extremer Machtbasis erzwungen. Es waren die westlichen Unternehmen, die China als das Billigarbeitsland auserkoren und durch Preisdumping die Arbeitskraft dort ausgenutzt haben. Bis Ende der 90er waren es vor allem die westlichen Unternehmen, die ihren chinesischen Subunternehmen die Arbeitsbedingungen durch die gezahlten Preise aufgezwungen haben.
Die chinesische Regierung hat da lange mitgespielt, aber immer mit dem Plan westliche Technologie zu kopieren und daraus zu lernen. Es war eine lang angelegte Strategie, aber der westliche Kapitalismus und der daraus folgende "Zwang" immer noch billiger zu produzieren hat da kurzsichtig, wie er nun mal ist, einfach mitgespielt.
China hat in diesen Jahren aus ihrer Sicht alles richtig gemacht.
Dass der Westen das erst jetzt wirklich begreift und die hohen Tiere etwas angepisst sind ist so verständlich wie lächerlich.
Was man aber hier in unseren westlichen Breitengraden z.B. nie wirklich erfährt ist, dass China ihre Politik der Arbeitsausbeutung ab Anfang der 2000er grundsätzlich in vielen Bereichen geändert hat.
Und es sind vor allem die westlichen Unternehmen, welche das stört, die aber dank der steigenden chinesischen Marktmacht und ihrer Abhängigkeit von China in vielen Bereichen kaum noch was dagegen tun konnten.
Was hier kaum jmd. weiß und auch in keiner Zeitung zu lesen ist (warum auch, das würde ja das westliche Weltbild erschüttern):
China ist in den letzten 20 Jahren eines der Länder mit den meisten Demonstrationen, bei denen es vor allem um Arbeitnehmerrechte ging/geht. Und während es zwar stimmt, dass Demonstrationen in China nur sehr eingeschränkt vom Staat erlaubt sind, hat der Staat gegen friedliche Demonstrationen nie irgendetwas unternommen - ja, sie sogar gutgeheißen. Denn im Grunde ging es ja gegen die Vorgaben der westlichen Auftraggeber.
Was in China in den letzten 20 Jahren an Arbeitnehmerrechten erstritten, dazugewonnen und umgesetzt worden ist, ist im Grunde das Gegenteil zu den Arbeitnehmerrechten in westlichen Staaten, die in den letzten 30 Jahren immer mehr flöten gingen.
Auch das Thema mit dem Scoringsystem ist ein so dermaßen propagandistisch aufgeblasener und heuchlerischer Blödsinn, dass es schon fast peinlich ist. Wir haben hier im Westen schon seit Jahrzehnten Scoringsysteme in verschiedenen Bereichen, die wenn man den Vorgaben nicht entspricht teils heftige Nachteile für die Bürger ergeben. Und es werden immer mehr dazukommen -> aktuell noch „freiwillige“ KfZ-Versicherungen oder Krankenversicherungen, die das eigene Verhalten komplett aufzeichnen und dann angeblich bessere Preise versprechen wenn man ein braver Bürger war, sind da nur ein Beispiel.
Die Schufa in Deutschland ist da ein weiteres gutes Beispiel.
Ein im Grunde privates Unternehmen, das mit Rückendeckung der deutschen Legislative und Judikative völlig intransparent und im Grunde das genaue Gegenteil des demokratischen Gedankens machen kann was es will.
Oder die verschiedenen Scoring Systeme in den USA -> Kreditscoring, Versicherungsscoring mit z.B. Krankenversichrung wird teurer wenn du dir 2x im Jahr ein Bein gebrochen hast, Autoversicherung wird teurer wenn du mehrmals geblitzt wurdest usw.
Was interessant an dem Beispiel Scoring Systeme in China und im Westen ist, ist vor allem die Tatsache, dass jeder Chinese nachlesen kann, wie das Scoring System funktioniert und für was es wann welche Punkte gibt. Man muss das nicht gut finden, ganz im Gegenteil, aber versuch mal bei uns im Westen rauszufinden wie die Scorings errechnet werden. Wieder Beispiel Schufa: Keine Sau weiß, wie dort der Score errechnet wird. Und während Verbraucherschutzvereine immer wieder versuchen einzuklagen, dass die Schufa ihr Berechnungsmodel transparent macht, decken der BGH und die Politik diese Machenschaften.
Wir tun hier im arroganten Westen immer so als wenn dort drüben finsteres Mittelalter herrschen müsste. Aber sehr viele der Menschen leben in China komischerweise ziemlich glücklich und im Grunde kein bisschen eingeschränkt in ihrem täglichen Leben. Es wird auch niemand eingesperrt, weil er ein paar Mal was gegen die kommunistische Partei gesagt hat oder auf Demonstrationen war.
Wenn man sich den (u.a. auch vom Westen finanzierten und aufgebauschten) Aufstand z.B. in Hong Kong anschaut, und sich mal mit den Gegebenheiten vertraut macht, dann könnte man erkennen, dass da kein demokratischer Aufstand stattfindet.
Es geht in Hong Kong schlicht um rassistische Ressentiments gegen Festlandchinesen und die Menschen, die den Aufstand dort anführen sind vor allem in der gehobenen Mittelschicht Hong Kongs und darüber zu verorten.
Die haben nämlich Schiss, weil in den letzten 10 Jahren die an der Küste liegende Stadt Shenzhen ihnen das Wasser als Drehkreuz abgräbt. Der Wirtschaftsstandort Hong Kong wird immer unwichtiger, da die Wirtschaftsstandorte in der Region wie u.a. Shenzhen und Guangzhou immer bedeutender wurden und weiterhin werden.
Aber hier wird natürlich (wie immer) so getan als ob die friedliebenden armen „Hong Konger“ sich nur von der Tyranei befreien wollen - genauso wie wir im Westen es lieben wenn wieder mal Spindoktoren eine Geschichte über die Verbreitung der Demokratie in diesen mittelalterlichen Diktaturen erschaffen.
Leute wie Du, lieber duckycooper, reden immer viel und sind so überzeugt von ihrem aus den Medien gezogenen Fachwissen über Länder und deren Gesellschaften auf der anderen Seite des Planeten. Haben aber selbst nie einen Fuß in diese Länder gesetzt. Selbst ein 3 Wochen Urlaub reicht da nicht aus, wenn man eh mit einer schon gefestigten Meinung dort hinreist.
Es ist auch immer interessant, wie man die Eindrücke von Menschen als einzige Wahrheit nutzt, die aus diesen Ländern "geflohen" sind. Was irgendwie witzig ist, denn die wenigsten müssen "fliehen". Ein One Way Flugticket kaufen reicht meist, wenn man nicht von seinem Zielland abgewiesen wird.
Wenn Menschen aus Deutschland auswandern, weil sie keinen Bock mehr haben in dieser ausufernden Bürokratie (oder welche Gründe auch immer sie haben) zu leben, dann werden die an ihrem neuen Wohnort Deutschland nicht als das beste Land zum Leben feiern und allen damit aufn Sack gehen wie Scheiße es im neuen Land ist und wie toll es in Deutschland war.
Aber Menschen, die aus Ländern ausgewandert sind, die uns nicht passen, sind für uns natürlich immer die beste Quelle was in den Ländern nicht stimmt.
Da sind wir bei der typischen westlichen Doppelmoral.
Das war jetzt nur mal ne „kurze“ und oberflächliche Einführung in einen anderen Blickwinkel