Seit Dienstag wissen die Atomaufseher, dass die Frage der Erdbebensicherheit weit mehr praktische Relevanz hat, als ihnen lieb sein kann. Ein Beben der Stärke 5,8 hat den Osten der USA erschüttert - und gleich zwölf der dortigen Atomanlagen mussten ein "ungewöhnliches Ereignis" melden. Das entspricht der niedrigsten von vier Warnstufen der US-Atomaufsicht. Die beiden Druckwasserreaktoren von North Anna waren stärker betroffen: Die externe Stromversorgung fiel aus, die Notstromaggregate sprangen an. Zumindest mit einem von fünf Notstromdieseln gab es Probleme. Dabei sind die Aggregate entscheidend, um nach dem Blackout die Kühlung der Reaktorkerne zu sichern. Experten gelang es schließlich, die Situation unter Kontrolle zu bringen. Am späten Dienstagabend konnte nach Angaben der Betreiberfirma Dominion Virginia Power auch die externe Stromversorgung wieder hergestellt werden. Es war ein Szenario, dass an den Beginn des Fukushima-Desasters erinnerte - dort führte der Totalausfall der Stromversorgung zur Kernschmelze. [...]
Die Nachrichten-Webseite "The Raw Story" etwa berichtet, dass die Erdbebensensoren in der Umgebung der Atomkraftwerke in den neunziger Jahren abmontiert wurden - aus Kostengründen. Und nach Angaben von Bob Alvarez vom Institute for Policy Studies in Washington waren die Meiler auf ein Beben bis zu einer Stärke von 5,9 bis 6,1 ausgelegt. Diese Werte wurden am Dienstag beinahe erreicht, auch wenn Betreiber Dominion von einer Auslegung des AKW bis zur Bebenstärke 6,2 berichtet.