HappyMutant schrieb:
@Turinger: Ganz ruhig. So wie du drauf bestehst deine Meinung hier zu schreiben, so darf ich das auch. Und ich habe weiterhin Hemmungen in diese "alle sind Gauner"-Mentalität zu verfallen. Das mag dir so gehen, mir nicht. Und wenn ich Irrtümer und Polemik von dir korrigiere, dann ist das zwar persönlich, aber deswegen nicht falsch.
Klar ist das falsch, weil du garnix korrigiert hast, sondern nur in Frage stellst - und mir schon wieder was unterstellst: du kannst tatsächlich schreiben was du willst, mit keinem Wort halte ich dich davon ab.
In diesem Fall sind alle Gauner, das wirst du gleich sehen.
Ich mein du wirfst hier einerseits in den Raum, daß man zugunsten der Telekom Gesetzte schafft (so weit richtig und schlecht), um den Aktienkurs nach oben zu bringen.
Um erstmal den Aktienkurs zu halten - nach oben hab ich nicht geschrieben - und das geht auch nur, wenn Obermann gleichzeitig Leute entläßt, den Service auslagert, den Laden umstrukturiert usw., der T. laufen die Kunden weg.
Nun, das ist Spekulation, genauso könnte man bei Post oder Bahn derartiges vorwerfen.
Falsch: die Post macht Gewinne und hat nur noch das Briefmonopol, auf deren Ende sie sich schon bestens eingestellt hat. Bei der Bahn hat die Regierung aus den Fehlern bei der Privatisierung der Telekom gelernt und macht genau das, was ich für die Telekom auch fordere(und du übrigends letzenendes irgendwie auch): das VDSL-Netz ist klassische Infrastruktur und sowas bezahlt naturgemäß der Staat, weil sonst nur sehr aufwändig Wettbwerb herzustellen ist.
Überhaupt frage ich mich wieviel Einfluß das tatsächlich auf den Kurs haben wird. Denn Rentabilität dieser aufwändigen Technik, gegenüber Kupfer-basierten Techniken, muß erstmal bewiesen werden. Und solange man Geld reinpumpen muß, solange die Reichweite lachhaft bleibt und solange man völlig unsinnig Geld in Exklusivrechte für Inhalte pumpt, ohne das es jemand sieht, solange wird der Aktienkurs daniederliegen. Da gibt es elegantere kurzfristigere Lösungen. Was der Sinn dieses Gesetzes sein soll, ob es überhaupt Sinn macht, kann ich dir nicht sagen. Natürlich ist hier Lobbyarbeit getan wurden und natürlich hängen Politik und Telekom immer noch sehr eng zusammen keine Frage. Nur muß ich nicht noch Punkte hinzu nehmen die zunächst mal reichlich haltlos sind, um hier eine Art Verschwörung zu generieren und generelle Abzockmentalität zu unterstellen.
Wenn es eine Ausschreibung für das VDSL-Netz geben würde, wieviel würde das dann kosten: 2 Milliarden oder nur 1 Milliarde ? Toll Kollect (zu 45% in Telekombesitz) schon vergessen ? War ohne Ausschreibung auch 'ne Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für die Telekom, oder ? Von wegen Verschwörungstheorien !
Du nennst die Gründe selber: kurzfristig keinen Sinn, also warum wird gegen jede volkswirtschaftliche Vernunft keine konsequente Politik gemacht, sondern im Gegenteil ein Gesetz verabschiedet, das bestehendes Recht beugt ?
Zitat von grisu:
Für mich ist der Schutz des VDSL Netzes nur eine Rettungsaktion der Regierung für die Telekom (man verbiegt die Regeln für die Telekom). So langsam ist selbst der Regierung aufgefallen, dass die Veränderung auf dem Markt für die Telekom mit ihren noch 70.000 Beamten zu schnell geht.
Genau so ist es. Ich lasse das aber nicht gelten, das die Beamten schuld sein sollen: sie wurden nur falsch geführt. Vielleicht schafft es Obermann ja so umzustrukturieren, das die Effizenz wenigstens von den Abläufen her wettbewerbsmäßig stimmt. Mit den Lohnkosten werden sie nicht Marktführer sein, aber überleben geht schon. Und wann, 2012 ? , sind die Beamten pensioniert ? Ohne die Regulierungsferien für VDSL, würden die Strukturmaßnahmen unter Wettbewerbsbedingungen der T. sehr schwer zu schaffen machen - und damit dem Aktienkurs.
Nur ist es Wegelagerei (und auch noch gemeinschaftliche), wenn es andere Alternativen gibt? Niemand, absolut niemand ist gezwungen VDSL zu nutzen, die meisten könnten es nichtmal. Die meisten brauchen es nichtmal. Also wo ist die Wegelagerei? Das normale Festnetz ist reguliert und der Wettbewerb ist da. Du kannst in einigen Teilen Deutschlands bereits das Kabelnetz nutzen, bald ist es vorbei mit der Bündelung DSL und Festnetzanschluß. Also was soll diese gravierende Unterstellung? Einer Wegelagerei kann man normalerweise nicht aus dem Weg gehen. Deine persönlichen Animositäten gegenüber der Telekom in allen Ehren, aber objektiv sollte man einfach mal bleiben. Ich finde dieses Gesetz ebenfalls unmöglich, wie gesagt, nur deswegen fange ich nicht an hier von 2-Klassen-Gesellschaft zu reden, sondern nehme eben das bessere Angebot der anderen an. Und nun ja wäre nicht das erstemal das man aufwendig Glasfasernetze verbuddelt für nichts und wieder nichts...
Jetzt zu den Steuern, wo du so gar nicht verstehst: betriebswirtschaftlich betrachtet ist es dem Staat vollkommen egal, wo die Steuern herkommen. Vom erarbeiteten Bruttosozialprodukt bekommt er so oder so seine Steuern. Ob nun von VDSL-Gebühren oder anstatt dessen z.Bsp einem neuen HD-Ready Fernseher mit Satteliten-Reciever. Weil ihm 1/3 der Telekom gehören hat er sich in diesem Fall(wie auch in der Vergangenheit) entschieden "betriebswirtschaftlich sinnvoll" von den besser Betuchten über VDSL die Steuern zu erhalten, denn bei denen ist es eine Frage von Prestige VDSL zu haben. Damit stützt die Regierung gleichzeitig den Aktienkurs und zementiert unsere 2-Klassen-Gesellschaft, denn die existiert schon immer. Wer das nicht sieht...der träumt.
Maßlose Managergehälter hat Finanzminister Peer Steinbrück jüngst beklagt. Dabei können dem Verwalter der Staatskasse die hohen Gehälter eigentlich nur recht sein, denn die Spitzenverdiener sind seine besten Steuerzahler.
Die reichsten fünf Prozent der deutschen Steuerzahler sorgten 2005 allein für 42,4 Prozent der Einkommensteuer. Nach der Statistik des Bundesfinanzministeriums lagen ihre steuerpflichtigen Einkünfte dabei bei 86.400 Euro oder mehr. Die oberen fünf Prozent der Steuerzahler bezogen dabei 25 Prozent der gesamten Einkünfte der Einkommensteuerpflichtigen.
...
Teilt man die rund 27 Millionen Steuerpflichtigen in zwei Gruppen, wird das Verhältnis noch deutlicher. Die obere Hälfte - mit Einkünften ab knapp 27.000 Euro - zahlt 93,2 Prozent der Einkommensteuer. Die rund 13,5 Millionen Steuerzahler aus der unteren Hälfte bringen lediglich 6,8 Prozent der Einnahmen.
http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID6022918,00.html
Politiker fürchten diesen Ausdruck, weil sie, einmal akzeptiert, dagegen was tun müßten. Gegen die Mehrheit der Bevölkerung kann nicht regiert werden. Dabei stehen die Zeichen sowieso auf Wahrheit:
Auch wenn sich die Rahmendaten für die deutsche Wirtschaft wieder positiv entwickeln - die gesellschaftliche Stimmung im Land hat einen Tiefpunkt erreicht. Erstmals im ARD-Deutschlandtrend äußerte eine Mehrheit der Befragten Unzufriedenheit mit dem Funktionieren der Demokratie. Insgesamt 51 Prozent von ihnen gaben an, mit der Demokratie in der Bundesrepublik weniger zufrieden (38 Prozent) oder gar nicht zufrieden (13 Prozent) zu sein. Das ist der niedrigste Zustimmungswert, der je im ARD-Deutschlandtrend gemessen wurde.
Auch das Empfinden, dass es in der Gesellschaft eher ungerecht zugeht, ist seit dem Sommer kontinuierlich gestiegen. Nur noch 27 Prozent der Bundesbürger (-8 im Vergleich zum Vormonat) bezeichnen die Situation im Land als gerecht. 66 Prozent empfinden sie hingegen als ungerecht (+4).
http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID6059584,00.html
Die 2-Klassen-Gesellschaft wird nicht nur von mir auch so wahrgenommen. Die Mehrheit hat es endlich gemerkt und was glaubst du werden sie zu dieser neuen Sauerei sagen ?
Die Gewerkschaften konnten bei der Telekom weiter höhere Löhne durchsetzen, als bei der Konkurrenz, die Regierung schützt ihre Aktien und ihren Global-Player und die Telekom kann das Neue vermarkten und Preise machen, wie sie will:
Das nenn ich eine gemeinschaftliche Gaunerei, weil ein bestimmtes Gut der überwiegenden Allgemeinheit künstlich vorenthalten wird, aus rein finanziellen Interessen heraus und mit mehr als fragwürdigen Mitteln. Der Staat hat ein Monopol auf neue Gesetze und hier verhält er sich genauso wie ein mieser Monopolist.
"Niemand ist gezwungen VDSL zu nutzen" ist ein ziemlich gemeines Argument, auch wenn du das nicht so meinst, wie Microsoftfans gegenüber Windows argumentieren. Für die meisten ist es viel zu teuer. Müßte es aber nicht, wenn Wettbewerb da wäre.
Beim DSL-Netz hat das nach vielen Jahren - und wievielen Regulierungen, Prozessen, Benachteiligungen ? - nun mit dem Bitstromzugang bald ein Ende. VDSL exklusiv für die Telekom ist erneut Wegelagerei, Punkt.
Weiterhin meinte ich, wenn du meinen Text ebenfalls genauer lesen würdest, das sich das Beamtentum nicht rückgängig machen läßt, ich habe niemals gesagt, daß sich Fehler aus der Vergangenheit nicht korrigieren lassen.
Stimmt, hab ich zu allgemein vormuliert, sorry.
Und warum unterstelle ich dir Verständnis für Schwarzarbeit? Weil der Text innerhalb der Anführungsstriche, so ziemlich dem entspricht was du außen rum so als deine eigene Meinung bekannt gibst. Und ich meinte Verabschieden aus dem System schon im Sinne des Solidaritätsprinzips und der Steuergerechtigkeit (aus denen sich nur die flüchten die es sich leisten können...). Und ich meinte eigentlich nicht dich, sondern diejenigen für die du imho Verständnis zeigst. Den Stand deiner Desillusionierung habe ich vielleicht noch nicht erreicht, vielleicht bin ich auch nur naiv, aber ich weigere mich billige Polemik zu betreiben um die Lage schlimmer darzustellen als sie ist.
Der Schwarzarbeiter zahlt aber aus genau diesen Gründen keine Steuern, da ist er m.M.n. realistischer als du und über Desillusionierung weit hinaus. Neulich kam ein Bericht über einen Malermeister im Dritten, der ohne Unkenntlichmachung seines Gesichts offen erklärt hat, das er ohne Schwarzarbeit arbeitslos wäre. Es ist eine bittere Sache seinen Kinder nichts leisten zu können, garnix dafür zu können und auch noch Angst vor Strafe haben zu müssen. Ihr seht immer nur den raffgierigen Egoisten als Schwarzarbeiter, aber die Wirklichkeit ist auch eine andere.
In diesem Zusammenhang ist genauso über die Geiz-ist-Geil-Mentalität von Unternehmern zu reden, die einen Lohn zahlen, von dem kein Mensch leben kann. Der Reichtum Deutschlands wird von allen erarbeitet, aber er ist asozial verteilt.
Unsere Gesellschaft ist dabei auseinander zu brechen, das muß endlich mal begriffen werden. Und ich habe wirklich keinerlei Sehnsucht nach brennenden Autos, wie in Frankreich oder Großbritannien. Ich klage die Vorbildfunktion des Staates hier ein und deshalb sind meine Worte stark, vielleicht brutal, aber nicht unangemessen, wenn man den gesellschaftlichen Sprengstoff bedenkt.
Sind die Fakten jetzt klar ?