Sven71 schrieb:
Verprasst werden soll nichts, das ist klar. Aber der Staat müsste jetzt investieren, um die Talsohle zu durchschreiten, ansonsten fehlt vielleicht der Schwung, um den Anstieg zu meistern.
Schwung muß die Wirtschaft durch Innovationen selbst entwickeln. Subventionierung durch den Staat, auch in Form eines Konjunkturprogramms, verschärft nur weiter die Staatsverschuldung.
Hatte vergessen noch aufzuschreiben, dass mir durchaus bewusst ist, dass Deutschland praktisch nicht mehr investieren kann. Man sollte sich überlegen, woran das liegt.
In Bildung und Forschung muß investiert werden, damit es Innovationen geben kann. Das wirkt zwar erst langfristig, aber dafür umso nachhaltiger.
Voll Zustimmung. Aber wie war das mit der Neuverschuldung?
Denkfehler: Der Bademeister und der Hausmeister hätte jew. auch im Freibad seinen Platz gehabt. Der Umbau hat diesbezüglich nichts gefördert.
Nö. Es wäre sonst geschlossen worden, weil in nächster Nähe (Nachbargemeinde) eine Badezentrum geschaffen wird - also sind es zwei erhaltene Arbeitsplätze bzw. zwei geschaffene Arbeitsplätze.
Hat die Baufirma zugunsten eines hoch dotierten Einzelauftrages mehrere geringer dotierte, in der Gesamtsumme prognostisch aber attraktivere Aufträge verspielt?
Das zu beurteilen fehlen mir leider die nötigen Hintergrundinformationen. Als Bauunternehmer mit zu wenigen Aufträgen würde ich aber lieber einen Großauftrag der Stadt/des Landes/des Bundes annehmen als mehrere kleine von Privatunternehmern (falls Du das meintest). Der Staat zahlt nämlich pünktlich.
Die Frage ist, ob der Umbau zu einem Naturbad einen Mehrwert hat, der abgelaufene Prozeß also auch einen wirtschaftlichen Nutzen bringt? Wenn sich das Wasser - so verstehe ich den Begriff Naturbad - natürlich durch Grünwuchs reinigt und kein Bedarf an Chemikalien und entsprechenden technischen Anlagen mehr besteht, dann sinken die laufenden Kosten erheblich.
So war das auch angedacht. Jetzt kommen wir aber wieder in die Richtung mangelnder Planung: für eine effektive Selbstreinigung des Wassers muss der Untergrund auch entsprechend beschaffen sein. Felsen, wie dort oben vorhanden, ist dazu eher ungeeignet.
Ich glaube, daß da sehr wohl eine Amortisierung in absehbarer Zeit drin ist. Vermutlich sind die baulichen Instandhaltungskosten nicht mehr so hoch wie früher und hinsichtlich der laufenden Kosten wird der kommunale Haushalt entlastet.
Da ich in den letzten zwei Monaten, auch während großer Hitze, fast jeden Abend zwecks Fußballtraining direkt nebenan war, konnte ich die Frequentierung des Bades miterleben. Ab und zu konnte ich einen abreisenden Gast erspähen...
Und trotzdem bin ich der Meinung, dass die Idee gut war. Ob sich das amortisiert oder nicht.
Toll Collect hätte auch Sinn gemacht, wenn die Sache vernünftig geplant geworden wäre. Man hat auf inländische Unternehmen gesetzt, obwohl ein Schweizer Mitbewerber eine günstigere und vor allem funktionierende Lösung angeboten hat; das war noch vernünftig, die inländische Wirtschaft stärken.
Es wurde aus Steuermitteln eine kleine Gruppe finanzstarker Aktiengesellschaften bedient. Das erscheint mir keineswegs vernünftig.
Der Schweizer war auch ein finanzstarker Unternehmer, nämlich der Betreiber des dortigen Mautsystems (oder in einem anderen Land, bin ich jetzt nicht sicher). Da ist es doch intelligenter, das Geld im eigenen Land zu behalten.
Wenn der Schweizer Unternehmer das Geld bekommen hätte, hätten wir früher und effektiver die Mauteinnahmen im öffentlichen Haushalt gehabt und das System würde sich schneller, weil billiger amortisieren.
Es war ja so, dass das Konsortium wegen Inkompetenz und vermutlich Geldgeilheit den Starttermin versaut hat. Wir hätten also recht schnell die Mauteinnahmen bekommen können.
Daß das Geld in deutsche Unternehmen floß, hat sich dort nicht in neuen Arbeitsplätzen niedergeschlagen. Da wechselt höchstens irgendein Vorstand in Zukunft mit einer entsprechend höheren Mondabfindung zu einem anderen Unternehmen. Das war's. Nutzen für Arbeitsmarkt, Aufschwung? Keiner, denn die Abfindung landet auch in der Schweiz. Auf einem Nummernkonto.
Ich befürchte, Du hast Recht und wirst auch in Zukunft Recht haben.
Steuerverschwendung ist für mich nicht unwirtschaftliche Investition, sondern mangelnde Planung, häufig gepaart mit vorgeschobenem Sparzwang.
Durch mangelnde Planung wird so manche Investition erst unwirtschaftlich. Insofern ist das kein Gegensatz.
Es sollte auch kein Gegensatz dargestellt werden.
Aber was ist denn unwirtschaftliche Investition? Nehmen wir mal einen Privathaushalt, nämlich mich:
ich habe die Wahl zwischen zwei Supermärkten, weil die für mich zu Fuß erreichbar sind: EDEKA und PLUS, der EDEKA direkt nebenan (purer Luxus

). Der PLUS ist in allen Belangen billiger, die Qualität ist auch nicht signifikant schlechter. Dafür muss ich mir aber auf dem Rückweg die Hände mit den schweren Plastiktüten zerschneiden.
Wirtschaftlich für mich wäre es, zum PLUS zu laufen. Das dort von mir ausgegebene Geld fließt dann ca. 5 festen Mitarbeitern und einer kleine Zahl Teilzeit- und Aushilfkräften zu. Dabei muss ich aber ertragen, dass ich von aufgebrachten Kunden eine in die Schnauze kriege (ist schon passiert), es dreckig ist und nach Pisse stinkt.
Unwirtschaftlich für mich ist es, wenn ich den EDEKA als Quelle meiner Nahrung verwende. Er ist zwar teurer, aber dafür beschäftigt er zusammen mit dem angeschlossenen Getränkemarkt 20 Mitarbeiter, davon nur ein Bruchteil Aushilfskräfte. Er bildet aus (macht der PLUS nicht), es ist sauber, die Kunden sind zufrieden und die eine süße Kassiererin...
Was ich damit sagen will: ohne eigentlich unnötige Ausgaben würde es unserer Wirtschaft noch viel schlechter gehen. Und deswegen ist so manch unnötige Ausgabe der Stadt/des Landes/des Bundes gesamtwirtschaftlich sinnvoll.
Wie oft kam es denn schon vor, dass ein Kanal saniert wurde, die Straße neu fertiggemacht und wenig später Post/Telekom ankam um ein Kabel zu legen - am besten noch mit kommunalen Mitteln. Das ist kein urbaner Mythos, ich selber habe es in meinem kurzen Leben schon zweimal (!) erlebt, einmal an der Straße meiner Eltern und einmal im vergangenen Jahr. Das ist Verschwendung, das Geld was dort für Unsinnigkeiten ausgegeben wird könnte auch woanders arbeitsplatzsichern investiert werden.
Es entspricht aber Deiner o. g. Naturbad-Logik: Das mehrfache Aufreißen der Straße hat einer Baufirma Aufträge gebracht und dort Arbeitsplätze gesichert.
Ich weiß. Es regt mich aber trotzdem auf, denn das bringt dann wieder mir, und jedem anderen an der Straße, Ärger. Es sind meine Steuergelder, es sind meine Unannehmlichkeiten, die ich sonst so nicht gehabt hätte (da meinten die doch tatsächlich, direkt vor meiner Haustür ein Loch von einem halben Meter Tiefe graben zu müssen; ohne irgendeine Planke auf der ich mich hätte bewegen können; hab mich voll auf die Schnauze gelegt), etc. Das unnötige Naturbad dagegen kostet zwar auch meine Steuergelder, aber es schafft mir keine Unannehmlichkeiten, sondern mir vielleicht sogar Entspannung (naja, mir nicht, bekomme da nur Sonnenbrand) und Vergnügen.
Es sei denn, der Kanal war so marode, daß ein Aufschub nicht mehr denkbar war. Auch das soll es geben.
Aber hallo, der war fällig. Es ging mir ja auch um das nachträglich Aufreißen, es musste saniert werden (was lange genug aufgeschoben wurde).
In der gegenwärtigen Situation würde nach dem Prinzip der Lafferkurve ein geringerer Steuersatz ohnehin zu höheren Staatseinnahmen führen. Klingt paradox, wird aber nach Auseinandersetzung mit dem Laffer'schen Prinzip deutlich.
Ich kenne es. Wikipedia schreibt im letzten Satz dazu:
Es ist umstritten, ob das daraufhin eingeführte Steuersystem für den später folgenden Wirtschaftsaufschwung verantwortlich war.
Gruß
Morgoth