kampion schrieb:
Was hast du da getrunken? Ich nehm an Tee/Kaffee aus der Thermos?
Bild 3, gabs da auch -20 Grad? Schlauchwechsel stell ich mir prickelnd vor.
Bitte mehr von den Bildern, sehr interessant.
Ich hätte auch einige Fragen:
Wo genau verläuft deine Tour? Warum? Wie viel kg Gepäck dabei? Wie viele Pannen/Schlauch/Reifenwechsel durchschnittlich?
Hast du keine Angst vor Überfällen? Oder nachts, da kann doch dein Fahrrad geklaut werden.
Bei dem Wetter hauptsächlich Tee. Die Thermoskanne ist direkt am Rad befestigt und Tee habe ich mit dem Benzinkocher gemacht. Das kälteste was ich hatte, bzw. messen konnte, waren -27C°, denn ab dieser Temperatur ist mir das Flüssigkristalldisplay eingefroren
Im Grunde ist die Kälte an sich kein Problem, weder beim Fahren noch beim Reparieren. Wenn man durchgehend unterwegs ist, gewöhnt man sich peu a peu an die Temperaturen und die Bewegung hält einen warm. Das größere Problem bei den Temperaturen ist eher die Hydraulik der Bremsen, da das Öl in den Schläuchen zu fest wird und somit auch das Bremsen ziemlich unangenehm ist. Das andere Problem sind die Nächte, aber wenn man sich richtig vorbereitet, auch machbar. Muss aber auch sagen, die -27C waren echt an der Grenze meiner Ausrüstung.
Diese wiederum war bei mir etwas speziell. Ich wollte und bin autark unterwegs gewesen. Das heißt, ich hatte nicht nur Ausrüstung (Camping, Klamotten) für 4 Jahreszeiten dabei, sondern ebenfalls alles an Werkzeug und genug Ersatzteile (aber wie immer nicht die, die man dann braucht), sowie Kameraausrüstung, Laptop usw. Insgesamt kam ich so auf 45kg Gepäck, ohne Nahrungsmittel. Das Rad selbst hatte davon 19kg eingenommen. Man merkt, ich habe weniger auf Ultralight gesetzt, sondern eher auf Durability und das hat sich meiner Meinung nach auch bezahlt gemacht.
Die Tour selbst ist vorerst abgebrochen, aber nicht wegen der Kälte, sondern wegen Hitze. Die Route war, grob gesagt, von Deutschland, dem Balkan runter, Abstecher nach Sizilien, anschließend weiter nach Griechenland, Türkei, Armenien, Georgien, nochmal Türkei, Irak und Iran. Ab hier sollte es eigentlich über Pakistan nach Indien weiter gehen, aber das Visum für Pakistan wurde nicht genehmigt, weshalb ich nach UAE ausgewichen bin. Bei der Fahrt durch die Wüste von Oman hatte ich dann einen Hitzeschlag und habe daher erstmal abgebrochen. Geht aber demnächst wieder weiter, entweder dieses oder nächstes Jahr.
Warum? - Weil ich kann und es einfach nichts Schöneres gibt. Die Welt und ihre individuellen Menschen sind einfach wundervoll. Weswegen ich auch keine Angst hatte - außer nach dem Grenzübertritt in den Irak, wo ich am ersten Tag als Gast so verwöhnt worden bin, dass ich einfach ein mulmiges Gefühl bekommen hatte, weil mein Gastgeber einfach zu freundlich war, was dann aber völlig unbegründet war.
Defekt war so ziemlich alles. Fehler im Reifen, Sattelbruch, Rahmenbruch, Bremse defekt, Tretlager defekt, defekte Felge und unzählige platte Reifen. War zwar immer wieder nervig, aber es war auch immer wieder eine interessante Herausforderung, mitten im Pampa alle möglichen Defekte, meist provisorisch reparieren zu müssen.
Ich werde noch ein paar Bilder posten, möchte hier aber auch nicht alles zuspammen.
Falls interesse besteht, aber kein Interesse an Social Media Plattformen, kann man die Reise auch auf Polarsteps inklusive alle öffentlichen Bilder, Route und allem was passiert ist nachverfolgen:
https://www.polarsteps.com/Velovoyage/4481151-worldtour
Banger schrieb:
Mir wäre es doch heikel mit dem Fahrrad da auf Passstraßen? Mitten in der Pampa sind wohl kaum vernünftige Radwege da? Zudem hatte ich vor 15 Jahren die Eindruck, dass die Autofahrer aggressiv fahren. Der Fahrer war auch so drauf, wo wir mal mit 30 Leuten in einem Transi ins Hinterland gefahren sind, von der Küstenregion Side/Manavgat 150km ins Gebirge. Da waren im April die Berggipfel über der Baumgrenze auch noch weiß, bzw. überwiegend schattige Hänge auf ca. 1300m Höhe mit Altschnee bestückt.
Banger schrieb:
Hmm, ist tatsächlich eine karge Gegend auch bei diesen Ortschaften auf Google Maps. Sieht nach weniger Durchschnitt bei Niederschlägen und einer höheren Gegend aus.
Probleme mit aggressiven Verkehr hatte ich eigentlich nur in zwei Ländern. Im Irak, auf viel zu engen Straßen, die voller LKWs waren und in Italien. Und Oh Gott, sind die Fahrer in Italien schlimm und erst die Fahrradwege...
zumindest in Süditalien/Sizilien
Gerade in der Türkei war es schön, da man immer große Seitenstreifen an der Straße hat, wo man als Radler genug Platz zum Radeln hat. Das Land ist allgemein sehr hoch gelegen. Kurz nach Istanbul ging es irgendwann ins Hochland und von dort ging es nie wieder herunter, sondern immer weiter hoch. Das Gebiet um Erzincan, Erzurum, bis nach Ardahan, wo ich dann die Grenze überquert habe, liegt alles über 1000, bis letztendlich 1800m Höhe. Man muss auch sagen, die Türkei ist ein unglaublich schönes Land, gerade auch wenn man außerhalb der meisten Touristengegenden unterwegs ist.