JMP $FCE2 schrieb:
Warum nicht gleich Marathon Plus drauf ? Dann muss man sich gar nicht mehr mit Platten herumärgern.
Da muss ich wieder etwas ausholen. Zu Beginn der Reise hatte ich 2 Marathon Plus Tour montiert und einen Marathon Mondial Evo als Ersatz dabei. In Bulgarien ist mir dann ein anderer Radreisender begegnet, der einen kaputten Reifen hatte und so selbstlos wie man manchmal ist, habe ich ihm meinen Ersatzreifen geschenkt. Ich wollte in Istanbul sowieso nochmal alles durchgehen und ein paar weitere Ersatz- und Verschleißteile bestellen. Der Reifen mehr oder weniger hatte da nicht weh getan.
Leider ist der Plan gehörig schief gelaufen und als ich in Istanbul angekommen bin, stellte ich fest, dass ich weder einen Marathon-Reifen noch viele der Teile, die ich wollte, besorgen konnte. Wenn es um Rennräder oder Mountainbikes ging, gab es fast alles, aber für Tourenräder war es einfach eine Niete.
Ich hab mich dann ein wenig in Discord und bei anderen Radlern schlau gemacht und habe dann erfahren, dass es in Ankara einen Laden gibt, der speziell Ausrüstung für Reiseräder hat. Leider ist mir auf dem Weg dorthin der Hinterreifen aufgerissen. Habs probiert zu flicken, hatte aber nicht geklappt und hab dann ca. 30 km von Cayirhan bis Beypazari geschoben, wo ich von einem Local eingeladen war. Dort habe ich dann zusammen mit Mohammed den einzigen Radladen dort aufgesucht und hab mir den einzigen 26" Reifen gekauft, einen BMX Reifen aus Plastik für Kinder.
Bin damit dann bis nach Ankara gefahren und natürlich war der Laden geschlossen. Konnte dann aber bei einem anderen Laden zumindest einen Marathon bestellen (5 Tage Lieferzeit), also ohne die Präfixe “Plus” oder “Tour”. Hab mir dann aber auch gleich einen zweiten als Ersatz bestellt.
Als es dann weiterging, hatte ich plötzlich ständig einen Platten. Spätestens jeden zweiten Tag musste ich den Schlauch flicken und ich habe nie einen Stachel, Scherbe oder sonstwas gefunden. Wochen später habe ich dann den Grund gefunden. Der Reifen hatte einen Produktionsfehler. Das Gewebe im Reifen war an einer Stelle verdreht und hat eine minimale Wulst gebildet und diese hat den Schlauch mit der Zeit immer wieder aufgescheuert. Hab die Stelle dann mit Schleifpapier abgeschliffen und darüber getapet und hatte ab dem Moment erst einmal keine Probleme mehr.
Ein paar Monate später, im Januar, auf dem Weg aus Georgien, musste ich auf der Landstraße zwischen Aspindza und Akhaltsikhe einem LKW ausweichen, bin in den Schlamm neben der Straße gekommen und genau in eine Scherbe rein, die den einfachen Marathon komplett aufgeschlitzt hat. Ab da hatte ich nur noch einen Reifen.
Ab dem Moment, habe ich in fast jeder Stadt, in die ich gekommen bin, nach Ersatzreifen gesucht, wollte aber auch nicht wieder irgendwo eine Woche warten. Darum kam der Ersatz erst Wochen später im Decathlon von Diyarbakir. Es war zwar nur ein billiger Reifen, aber wenigstens einer der passte.
Irgendwann im Irak, hat dann der Marathon nicht mehr gehalten und ich musste auch diesen wechseln, zum Decathlon Reifen und ich muss sagen, für das Geld, das er gekostet hat, hat er gut gehalten, empfehlen würde ich es aber nicht.
floq0r schrieb:
@Belerad Was mich noch konkret interessiert: Was ist deine Erfahrung zum Thema Sicherheit, im Speziellen Kriminelle, wilde Tiere aber auch Wetter beim Camping und unterwegs?
Zum Thema Kriminelle. Als ich losgefahren bin, hatte ich jedesmal Panik, mein Fahrrad nur beim Einkaufen aus den Augen zu lassen. Hab alles abgesperrt und mich immer beeilt und immer versucht, Blickkontakt zu halten. Schließlich waren neben dreckiger Wäsche auch ein Laptop und eine teure Kameraausrüstung dabei.
Tausende Kilometer später, in der Türkei, im Irak oder Iran, habe ich das Fahrrad meist unabgesperrt hingestellt und habe mich damit gar nicht mehr beschäftigt. Ich hab auf der ganzen Strecke nicht einen Menschen getroffen, der mir irgendwie was abnehmen wollte. Wenn dann eher genau das Gegenteil und alle wollten mir was geben. In Erbil war ich 3 Tage in einem Hotel eingeladen worden. Während dieser Zeit war das Rad durchgehend, unabgesperrt direkt vorm Hotel gestanden und das hat keinen Interessiert. Vielleicht wäre es etwas anders gewesen, wenn das Bike etwas teurer ausgesehen hätte, oder ein E-Bike gewesen wäre, aber was Menschen angeht, hatte ich nicht einmal ein Problem was kriminalität angeht. Mulmiges Gefühl einmal, siehe #4057
Was Tiere angeht. Wirklich gefährlich sind im Grunde Bären, Moskitos, Zecken und Hunde. Die restlichen Tiere fliehen eigentlich alle, wenn sie dich sehen oder leben in Nationalparks. Man könnte noch Schlangen, Skorpione oder Giftspinnen erwähnen, aber die sind auf dem Rad eigentlich nicht gefährlich, sondern höchstens beim Campen. Daher Nachts alle Klamotten und Schuhe ins Zelt und beim laufen festere Schritte machen, da Vibrationen die Tiere aufschreckt.
Auch Wölfe sind ziemlich schreckhaft, wenn die Musik zu laut ist. Kurz dazu: Ich habe bei Otlukbeli ein Wolfsrudel getroffen, das am späten Abend auf der Straße unterwegs war und mir immer näher gekommen ist. Auf meinem Rad befindet sich eine Bluetooth Speaker (Anker Soundcore 3) der schon etwas laut kann. Und als die Wölfe von einem Moment auf den anderen mit einer Dröhnung auf voller Lautstärke konfrontiert wurden, waren sie weg
In einem Bärengebiet war ich ebenfalls gewesen, aber selbst, bis auf Fußspuren, keine getroffen. Dennoch sollte man sich da an die bekannten Regeln halten. Nicht in ihre Reviere laufen, Essen separat aufbewahren beim Campen und nicht schleichen, sondern immer etwas lauter sein.
Gegen Moskitos hilft nur, rechtzeitig das Zelt aufgebaut zu haben. Sprays kann man vergessen. Zumindest haben diese bei mir nicht wirklich funktioniert. Thema Zecken ist auch bekannt. Das hohe Gras in Zeckengebieten meiden und immer wieder Beine absuchen. Hatte in Kroatien mal über 20 Zecken die mir das Bein hoch gekrochen sind und zum Glück noch nicht gebissen hatten.
Am schlimmsten sind aber Hunde! Gerade wenn man Abseits unterwegs ist und Hütehunde auf einen aufmerksam werden und bellend auf einen zurennen. Die meinen das häufig auch ernst und wegfahren hilft nicht, die Hunde sind um einiges Schneller und während man fährt beißen die einem entweder in den Schuh, Wade oder weniger schlimm für einen Selbst, ins Rad. Von daher, sobald man merkt, dass ein Hund bellend auf einen zustürmt, sofort bremsen und Jagdtrieb unterdrücken. Falls das nicht klappt, auf der gegenüberliegenden Seite absteigen, damit das Rad zwischen dir und dem Hund ist und nach und nach weiter schieben und notfalls immer wieder stehen bleiben, bis man aus seinem Revier draußen ist. Kann sich manchmal sehr sehr lange hinziehen…
Und zum Wetter nur relativ kurz. Für Kälte, Regen und Wind hilft nur die richtige Ausrüstung. Ein Zelt, das dicht ist, ordentlichen Wind aushält, genauso wie eine Jacke, die leicht und wasserdicht ist, oder auf zwei aufgeteilt (ich hatte beispielsweise eine Patagonia Nano Puff für die Kälte und einen Vaude Larice 2,5).
Beim Gewitter versteht es sich ja von selbst. Unterstellen, nicht auf freier Fläche, nicht aufm Berg etc. pp. Das übliche halt.
Das einzige, was ich sagen würde, wo die Ausrüstung nicht wirklich hilft, ist Hitze, wie bei 55°C im Oman. Im Grunde sollte man früh und abends fahren. Aber dann sieht man auch nichts von der Gegend. Tagsüber bringt einen die Hitze aber um, egal was man an- oder auszieht. Besonders bei mir, der ich ein eher Hitzeempfindlicher Mensch bin. Am besten wären natürlich weite und luftige Kleidung, aber das verträgt sich mit dem Fahrrad nicht wirklich gut.