Und viel wichtiger: Watch Dogs 2 hat den Charme, den Witz und die Ideen, die GTA so groß gemacht haben. Aiden Pearce war sicherlich der schwächste Protagonist, den Ubisoft je geschrieben hat. Es wirkte bizarr, dass sich jemand durch ganz Chicago schlachtet und Hundertschaften an Menschen über den Haufen schießt, um den Tod seiner Nichte zu rächen und einen Konzern zu Fall zu bringen, der ein paar Daten abzapft. Vielleicht hat Ubisoft damit einen philosophischen Ansatz verfolgt, schließlich wurde cTOS als Überwachungsnetzwerk geschaffen, um Chicago vor Terroristen wie Pearce zu beschützen. Aber so richtig kam das nicht rüber, Spiele tun sich traditionell eher schwer damit, einen bösartigen, aber glaubhaften Protagonisten aufzubauen.
Insofern freuen wir uns über Marcus und seine dezent durchgeknallte Crew. Ubisoft hat sich hier sichtlich von Amazons Erfolgsserie Mr. Robot inspirieren lassen, einige Charaktertypen finden sich in Show und Spiel wieder. Marcus ist aber zum Glück kein introvertierter Nerd, sondern eher der coole Typ von Nebenan, der immer einen lockeren Spruch auf den Lippen hat. Doch wir können auch Entwarnung geben: Die Gags sind echt gut und die Dialoge mitunter großartig geschrieben, Marcus ist kein Möchtegern-Kanye-West. Watch Dogs 2 ist vor allem deshalb ein echt gutes Spiel geworden, weil es die depressive Grundstimmung seines Vorgängers komplett über Bord wirft und stattdessen von K.I.T.T. über Baywatch bis hin zu Elon Musk und Donald Trump alles durch den Kakao zieht, was die USA von den 80ern bis heute bewegt. Dabei aber auch nie vergisst, die Verspieltheit seiner Figuren mit passendem Gameplay zu unterfüttern.