Syrato schrieb:
Wie ist das in der Schweiz, gelten für Apple da EU Regeln?
Nein gelten sie nicht. Die Schweiz ist nicht Mitglied der EU.
In der Regel übernehmen wir in der Schweiz relativ viele EU Gesetze um "wirtschaftlich kompatibel zu bleiben". Als Beispiel die EU hatte ab Mai 2018 mit der DSGVO ein neues Datenschutzgesetz.
Wir haben daraufhin (September 2023) unser Schweizer Datenschutzgesetz angepasst damit es kompatibel zur DSGVO ist. Bei diesen Anpassungen ändern wir aber in der Regel ziemlich viel.
Z.b. Cookie Banner sind in der Schweiz weiterhin nicht verpflichtend. Also es reicht wenn eine Webseite darauf hinweist: "Wir verwenden Drittanbieter Cookies" es wird aber keine explizite Einwilligung gefordert. Daher haben.
Sieht man z.b. gut wenn man auf die Seite "galaxus.ch" geht (grösster Online-Shop in der Schweiz) min. wenn du von einer Schweizer IP kommst gibt es hier kein Cookie Banner obwohl da natürlich auch Google Analytics, diverse Werbenetzwerke, das Facebook SDK, etc eingebunden sind und auch geladen werden.
In den Datenschutzerklärungen wird dann aufgezeigt wer alles Cookies setzt.
Das ist in der Schweiz nach Gesetz absolut konform, in der EU würde es dafür Strafzahlungen hageln
Daher in den nächsten 5-10 Jahren werden wir sicherlich die DMA "übernehmen" aber sich "verschweizerischen" und anpassen. Grundsätzlich kannst du davon ausgehen das bei diesen Anpassungen (bisher war es jedenfalls so) die Rechte der Konsumenten nicht im Vordergrund stehen ^^
tollertyp schrieb:
Also die Regeln gelten da wohl nicht. Die Frage ist nur, ob Apple Sonderlocken macht. Ich glaube USB-C gibt es ja auch nicht nur in der EU?
Das hat andere Gründe. Software kannst du regional sehr einfach unterschiedlich ausspielen. Macht Apple schon auch länger so. In China müssen sie ja andere Regularien erfüllen als z.b. in Indien.
Ein Beispiel das ich konkret weiss ist z.b. "Apple Pay in der Schweiz". In der Schweiz ist Twint die beliebteste Zahlungsapp die es gibt. Kompatibel mit allen Banken, man kann untereinander sich in echtzeit Geld versenden (wenn ich deine Telefonnummer habe und du Twint hast) kann ich dir sofort z.b. 20CHF senden und du hast das per sofort auf dem Konto.
Man kann in jedem Supermarkt, Bäckerei und Flohmarkt damit bezahlen, etc
Die Schweiz hat rund 8 Mio Einwohner und über 5 Mio Twint Nutzer. Und im Jahr werden über 590 Millionen Transaktionen damit gemacht. Das sind über 1.6 Mio Transaktionen pro Tag.
Wir nutzen es z.b. im Büro sehr oft wenn wir essen bestellen. Dann bestellt eine Person Online Pizza für alle bezahlt das direkt und wir schicken dann der Person via Twint einfach jeweils unseren Anteil.
Im Supermarkt wird auf dem Kartelesegerät bei Twint Zahlungen ein QR Code angezeigt. Twint App öffnen, QR Code Scannen und schon ist bezahlt. Das sieht z.b. so aus:
Daher entweder man hält Karte an das kontaktlosbereich, oder man steckt karte ein, oder man scannt den QR Code mit der Twint App.
Jeder der Apple Pay kennt, weiss das Apple Pay automatisch aktiviert wird wenn man mit dem iPhone an die Nähe eine "Kontaktlos-Bezahl-Terminal" kommt - und zwar egal ob gerade eine App offen ist oder nicht. Es kommt immer ein "Vollbild-Overlay" mit Apple Pay und der Aufforderung zu bezahlen.
Das ist für Twint denkbar ungünstig du öffnest die Twint App, möchtest bezahlen hälst dein Handy an das Bezahlterminal und plötzlich ist Apple Pay statt Twint offen. Twint hat hier Beschwerde bei der Schweizer Wettbewerbskomission eingereicht (WEKO).
Apple hat relativ schnell eingelenkt (die wollten keinen Prozess) und seither ist Twint wohl die einzige iPhone App auf der Welt - die das Recht hat "Apple Pay" zu unterdrücken. Sprich wenn man mit dem iPhone an ein Bezahlterminal geht und Twint offen ist kommt kein Apple Pay Overlay.
Das funktioniert nur mit der Twint App und nur in der Schweiz. Zeigt aber sehr gut das Apple schon immer (das wurde 2018 eingeführt) Länderspezifische Anpassungen in iOS umgesetzt hat.
Nun zu USB-C. Softwareanpassungen pro Land sind mit ein paar Zeilen Code (mal mehr und mal weniger aufwendig) erledigt. Hardware Anpassungen sind aber sehr sehr komplex.
Einerseits müsse Apple doppelt einkaufen: Einmal USB-C Buchsen (für den EU Raum) und einmal Lightning Buchsen für den (Rest der Welt Raum). Doppelt einkaufen bedeutet von beiden Varianten braucht man weniger. Weniger Einkaufen bedeutet gleichzeitig auch mehr pro stück zu bezahlen. Daher unterschiedliche Stecker zu verwenden erhöhen den Einkaufspreis der Module.
Dazu braucht es bei der Fertigung unterschiedliche Produktionsstrecken - was ebenfalls die Kosten steigen lässt. Am Ende braucht man noch unterschiedliche Dokumentationen und Anleitungen, etc was wieder die Kosten steigen lässt.
Ich denke Apple hat hier aus Kostengründen entschieden "die ganze Welt" auf USB-C umzusatteln statt nur einzelne Länder.