Sologruppe schrieb:
1. Biologie kümmert sich nicht um Moral oder Philosophie.
Was wird sie dann wohl vom Kapitalismus halten? Ich halte deine Aussage für korrekt ... aber ...
du setzt schon wieder voraus, dass Kapitalismus KEINE Ideologie ist.
Bitte mal nen Beleg für diese Annahme.
2. Biologie kann nur durch Biologie geändert werden. Mit schönen Reden oder poltischen Modellen geht da gar nichts.
Also kann auch die kapitalistische Schönrednerei die Biologie nicht ändern, was uns zur Grundannahme, der kapitalismus sei irgendwie natürlich zurückführt.
3. Nicht ich muss mich rechtfertigen; ich vertrete hier keine verrückte Ideologie, die mehr als 100 Millionen unschuldige Arbeitern und Bauer ermordet hat und dies wieder und wieder tun wird. Ich bin hier nicht der Unmoralische!
Doch musst/tust/bist du ... denn Imperialismus, Kolonialismus sowie Handels-, Welt-, und Ressourcenkriege haben weit mehr Opfer gefordert und sind eine direkte Folge des kapitalistischen Gewinnstrebens gewesen.
4. Das was den Kapitalismus ganz unromantisch erfolgreich macht, ist Selektion. Das Bessere ist der Mörder des Guten- das macht die Marktwirtschaft erfolgreich. Kapitalismus als reine Form existiert gar nicht, das ist nicht mal theoretisch möglich.
Wenn du damit wirklich richtig liegst, dann ist der Kapitalismus/die Marktwirtschaft offensichtlich kaputt, denn viele Banken sind 2008f eben nicht dieser Selektion zum Opfer gefallen ... die greift halt gerade im Kapitalismus sehr "selektiv" durch ... "to Big to fail" kann es in einem Selektionsbefeuerten System eigentlich nicht geben. To Big to fail bedeutet, dass es im aktuellen Kapitalismus Elemete gibt, die vor der Selektion sicher sind, weil siefür den Kapitalismus selbst überlebenswichtig sind.
Mal als Nachfrage ... wenn der Grundmodus des Kapitalismus Selektion durch Mord ist (das bessere als Mörder des Guten), wäre dann nicht die Anarchie die natürliche Form des Kapitalismus?
Die Sicherungsmechanismen des Kapitals (Eigentumsschutz durch staatliche Institutionen) stehen deiner Selektionsfantasie diametral entgegen.
Da passt was nicht in deinem Konstrukt.
5. Im Ergebnis sind extremer Kommunismus und Kapitalismus Zwillinge: Die Arbeiter verhungern. Im Kommunismus, weil zu wenig produziert wird (Mangelwirtschaft), im Kapitalismus, weil zuwenig Lohn gezahlt wird. Somit sind extremer Kommunismus und Kapitalismus im Ergebnis gleich/Zwillinge.
Seit wann ist Mangelwirtschaft eine Erfindung des Kommunismus ... jeder Kapitalist weiß, dass er am Markt bessere Preise erziehlt, wenn er NICHT so viel produziert, wie er kann, sondern sich dabei an der Nachfrage orientiert (und darunter bleibt).
Wirtschaft allgemein basiert auf Mangel ... denn der lässt sich sehr gut in Profit übertragen.
Das hat mit den Zwilligen nichts zu tun.
6. Warum müssen wir diese Selbstverständlichkeiten überhaut diskutieren? Wenn etwas nie funktioniert hat ist die Theorie dazu falsch- das nennt man Erkenntnis oder empirische Wissenschaft. Übringes hat Marx nie empirische Wissenschaft betrieben- er war nur ein begabter Theoretiker.
Im Grunde trifft das auch auf den Kapitalismus zu ... schau dich doch mal in der Welt um ... uns gehts gut, aber einem großen Teil der Menschheit geht es schlechter, als die natürliche Umgebung, in der sie Leben, eigentlich erklären kann.
Marx hat Empiriker widerlegt, und das macht ihn nach Karl Popper zu einem Empiriker
7. Wenn man an etwas glaubt, obwohl man weis, das es nicht funktioniert, dann ist man nicht mehr ideologisch, sondern religiös. Die meisten Marxisten sind somit Glaubensfanatiker. Sie glauben an etwas, obwohl sie 100te mal gesehen haben, das es nicht funktioniert. Das ist ihnen aber egal- sie WOLLEN glauben!
Den muss man dir genauso zurückgeben, wie er da steht ... man muss nur Marxisten durch Neoliberale ersetzen ... deren religiöser Fanatismus basiert nämlich auch auf etwas, von dem man genau weiß (empirisch) dass es nur am einen Ende funktioniert ... momentan ist das Dein ende, aber das kann sich halt auch recht schnell ändern ... stell dir vor, wir treffen eine unglaublich fleißige ausserirdische Population, die uns gerne mit all den tollen Konsumgütern versorgt ... es würde nicht lange dauern, und wir hätten 6 Mrd. Arbeitslose auf dem Planeten (die restlichen 2 Mrd. wären entweder verhungert, oder säßen in Vorständen der Monopolisten, die sich den Kontakt zu den Aliens haben patentieren lassen).
Darvin sprach vom "survival of the fittest" ... "fit" ist nicht einfach mit Stark zu übersetzen, denn es leitet sich eher von "passen" her.
Die korrekte Übersetzung von "survival of the fittest" ist also nicht das "Überleben des Stärkeren" (auf diese Übersetzung deutet dein Punkt 4. hin) sondern das "Überleben des am besten angepassten".
Wäre es so einfach, wie du es für den Kapitalismus und die Marktwirtschaft postulierst, dann hätte der Mensch nicht überlebt ... denn ihm fehlen dafür ALLE vorraussetzungen der anderen "Erfolgsanwärter". Der Mensch ist nicht besonders schnell, kann nicht besonders gut klettern, hat keinen nennenswerten Körperpanzer, nichtmal Fell als Schutz vor dem Klima und keine Körpereigenen Waffen (abgesehen von den vergleichsweise stumpfen Zähnen in einem Kiefer, der nichtmal mit rohem Fleisch oder faserigen Pflanzen klarkommt.
Wenn es die Intelligenz nicht gäbe, dann wäre der Mensch ein klassisches Beutetier, welches zum Überleben eigentlich nur eine Möglichkeit hat (die viele Beutetiere tatsächlich nutzen), Massen von Nachwuchs, der ohne nennenswerte Brutpflege überleben kann.
Vom Grundmaterial her ist der Mensch kein Erfolgsrezept, und wir treten gerade den Gegenbeweis für die These an, dass uns die Intelligenz zu einem solchen gemacht hätte ... wir zerstören sehr effektiv unsere eigenen Lebensgrundlagen.
Und das ist eine direkte folge dessen, was sich de Intelligenz ausgedacht hat, um andere Intelligenzen zu übervorteilen ... der Kapitalismus hat die Menschheit zu einer parasitären Spezies gemacht, und die Population gleichzeitig über ein insgesamt "gesundes" Maß hinaus aufgeblasen.
Nun ist der Wirt gefährdet, aber der Parasit kann halt nicht wirklich anders, als weiterzumachen.
Ich hoffe du bist morgen "fitter" ... ich langweile mich etwas
Ich würde sehr gerne an dem Punkt weiterdiskutieren, wo wir Kapitalismus und Sozialismus als Extrempunkte auf einem Kontinuum betrachten ... mir persönlich geht es nicht darum, einen dieser Extrempunkte mit Gewalt für überlegen hinzustellen (oder für unterlegen). Meiner Meinung nach sollte es in der Diskussion eher darum gehen, wie man die Vorteile (die beide Extreme zweifelsfrei haben KÖNNEN), mitnehmen kann, ohne ihre krassen Nachteile noch als "gratis giveaway" mitzunehmen.
Wie schaffen wir (als Menschheit) ein System, in dem die Menschen weder wegen Mangelwrtschaft NOCH wegen Profitgier verhungern MÜSSEN?
Ich bin klassischer Anarchist (prä-Bakunin) und daher an echtem sozalem Fortschritt interessiert. Es liegt mir fern, bereits beschissen Gelaufenes nachträglich zu rechtfertgen (bringt ja eh nix, weil es eben gelaufen ist). Dei Kommunisten habens bisher nicht besser gemacht, als die Kapitalisten, aber einige MENSCHEN (aus BEIDEN Lagern) haben es wenigstens versucht.
Leider ist das Gegenteil von "gut" eben nicht "schlecht" sondern "gut gemeint", und da eben kein Mensch eine Garantie auf den Masterplan hat, können wir nur ein Experiment gegen ein anderes tauschen.
Wie es Luhmann sagte: Handlungsmotivation daraus ziehen, dass man Programme mit bekannten Nebenwirkungen gegen Programme mit unbekannten Nebenwirkungen austauscht ... man sollte dabei nur tunlichst versuchen, die Feher des alten nicht im neuen auf die Spitze zu treiben ... deswegen lehne ich den Neoliberalismus ab ... denn wohin der führt, das haben wir am Beginn des Industriellen Zeitalters zu gut beobachten können (denn da gab es die Deregulierung, die Neoliberalisten heute fordern, schon mal ... die Folgen sind bekannt ... Faschismus, Nationalismus, Kommunismus, Kriege).
Ich kann bestens darauf verzichten, die Nationen im "Stahlbad" erneut zusammenwachsen zu sehen.