surfinghorse schrieb:
Erstens haben die Kommunisten auch sehr, sehr einfache Rezepte und Antworten und ihre Wählerschaft ist tradionell bei den wenig gebildeten- den Arbeitern.
Zweitens sehe ich die Linksextremen nicht als die Checker, die als einzige verstanden haben, wie es läuft. Ich glaube, es läuft genau umgekehrt: Die Linksextremen haben als einzige noch immer nicht verstanden, wie es läuft und wie die Menschen ticken.
Okayyy, Kommunisten haben einfache Rezepte ? Der Sozialismus/Kommunismus hat seine Grundlagen in den Lehren von Karl Marx der wie kein anderer vor und nach ihm den Kapitalismus wissenschaftlich analysiert hat. Und das ist alles andere als Oberflächlich, sondern sehr wissenschaftlich. Und das unsere Anhängerschaft von den „wenig gebildeten“ kommen soll, halte ich auch für ein Gerücht. Und selbst wenn, was willst du denn damit sagen ? Im Gegenteil war und ist das Problem der Linken eher die Arbeiterschaft aufgrund der Komplexität der Sozialistischen Lehren nie richtig erreicht zu haben. Die 68er Aufstände, nicht nur in Deutschland, wurden zum großen Teil von Studenten getragen und leider nicht von den Arbeitern. Rechte haben hier gegenüber der Linken den großen Vorteil mit einfachen Rassismus und Ausgrenzung griffige Feindbilder aufzubauen. Das Ergebnis war die NSDAP, heute AfD.
Linke Systemkritik ist äußerst komplex und stellt die kapitalistische Wirtschaftsform und der damit verbundene Verteilung von Reichtum grundsätzlich in Frage. Ich würde dir mal vorschlagen deinen Vorurteile von wegen der wenig gebildeten Linken und dergleichen mal schnell zu überdenken. Unser Kreisverband in Mettmann besteht zum großen Teil aus Akademikern. Lehrer, Architekten, ein Chemiker und leitender Angestellter bei Henkel ist auch dabei. Der Rest halt Krankenpfleger, Angestellte in der Verwaltung, Sozialarbeiter, sogar auch Beamte. Arbeiter sind tatsächlich leider in der Minderheit bei uns. Ich weiß ja nicht woher du deine Meinung über Linke hast. Diese scheint aber sehr von Vorurteilen beherrscht zu sein.
Übrigens hatten die Arbeiter am Anfang des 20 Jahrhunderts zwar formal eine geringe Schulbildung, aber dennoch ein sehr gute Bildung und politisches Bewusstsein durch die Parteiinterne Schulungen der SPD, später auch KPD. Sie waren also alles andere als Ungebildet oder gar dumm. Ich finde es auch reichlich arrogant Arbeitern per se ein dummes Wahlverhalten (nach deiner Meinung also z.B. Die Linke zu wählen) zu unterstellen, nur weil sie formal eventuell eine geringere Schulbildung haben, und damit auch ihre Ziele und Interessen zu diskreditieren. Nichts anders tust du ja mit deiner Behauptung. Nur weil man eventuell kein Abitur hat oder studiert hat, heißt das noch lange nicht das der politische Standpunkt falsch ist. Im Gegenteil glaube ich das viel zu wenig wenig gebildete in der Politik vertreten sind oder überhaupt wählen gehen, da man sehr gut sieht wie wenig die Interessen der einfachen Arbeiter und Angestellte in der täglichen Politik Berücksichtigung findet. Es wird hauptsächlich Politik im Interesse der Eliten gemacht, und die decken sich eher weniger mit den Interessen der normalen Arbeitnehmern.
Übrigens bescheinigten man der Linken sehr oft in den vergangenen Wahlkämpfen die am besten und ausführlichsten Wahlprogramme gegenüber den anderen Parteien zu haben. Und Roger Willemsen war der Meinung das Die Linke die Partei mit den best ausgearbeiteten und interessantesten Anträgen im Bundestag ist, nachdem er 2013 ein Jahr lang das Parlament intensiv studiert und beobachtet hatte. Die Linke ist eben nicht Populistisch wie gerade oft von denen behauptet wird dessen Wahlkämpfe von Oberflächlichkeit und Allgemeinplätzen nur so strotzen. Aber damit werden leider sogar Wahlen gewonnen, wie letztes Jahr der Landtags Wahlkampf der CDU hier in NRW belegt. Es war erschreckend mit welch dummen Parolen und Programm die NRW CDU ihren Wahlkampf geführt hat. Die FDP stand dem aber auch nur wenig nach. Ich würde eher sagen, das die Komplexität des Linken Weltbildes letztendlich ihr Verhängnis ist, da offenbar einfache Lösungen und Parolen besser verfangen als ausführlich ausgearbeitete Programme.
Um eines klarzustellen. Ich bin nicht der Meinung das Karl Marx in allem richtig lag oder das Linke immer recht haben oder unfehlbar sind. Linke sind natürlich fehlbar wie alle Menschen. Und ja, ich gebe es zu, die Gewissheit auf der guten/richtigen Seite zu sein verleitet Linke oft dazu sehr selbstgerecht zu sein. Aber es ist schon auffallend wie oft Linke in der Geschichte in ihren Analysten und Mahnungen im Nachhinein recht behielten und gerade Konservative sehr oft falsch gehandelt haben. Leider profitiert die Linke aber nur wenig davon, weil Wahlentscheidungen nur selten rational gelenkt sind wobei sich dann leider immer wieder die falsche Politik durchsetzt. Die Welt wird ganz überwiegend von Konservativen, ja Reaktionären regiert. Und ich bezweifel dass das die Welt friedlicher und sicherer macht.