Weltanschauungen im Allgemeinen, Systemkritik, Diskussionen rund um den Kapitalismus

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Tomislav2007 schrieb:
Wieso steht der Täterschutz (Beschaffungskriminalität) über dem Opferschutz (Opfer von Gewalt/Diebstahl/Überfall/Einbruch) ?

Nicht alle Süchtigen müssen sich aber über Beschaffungskriminalität ihre Sucht finanzieren, Sucht zieht sich über alle Gesellschafftsschichten, und was machst du mit denen die nicht Kriminel sind?
 
Cyberdunk schrieb:
Nicht alle Süchtigen müssen sich aber über Beschaffungskriminalität ihre Sucht finanzieren
Es ging aber mal um obdachlose Junkies bzw. Junkies die auf Sozialhilfe etc. angewiesen sind. Ich bezweifele, dass die sich ihre Sucht anders finanzieren als über Beschaffungskriminalität...

Dass der Vorzeigebänker im gehobenen Mittelstand sein Koks nicht durch Kleinkriminalität (ob legal ist dann immer noch ein anderes Thema ^^) sich beschafft ist zwar klar, der steht aber eben auch nicht im Amt und hat dann "keine Zeit", sich vom Beamten was erklären zu lassen....
 
@Cyberdunk
Ich kann mir vorstellen, dass eine Sucht, die nicht bei der sozialen Verantwortung (Steuern zahlen) stört, für Tomi kein Problem darstellt.
Der Kokser, der seine Vorstandsjob irgendwie geschissen kriegt, ist genauso wenig ein Problem, wie der Lehrer, dem die Hände zittern, weil er schon seit 90 Minuten keinen Schluck aus seinem Flachmann genommen hat.
Mustis schrieb:
Es ging aber mal um obdachlose Junkies bzw. Junkies die auf Sozialhilfe etc. angewiesen sind. Ich bezweifele, dass die sich ihre Sucht anders finanzieren als über Beschaffungskriminalität
Hier geht es ganz offensichtlich nur um sichtbare bzw, nicht übersehbare Sucht ... das ist allerdings nur die Oberfläche dieses Problems. Wo milde Sucht akzeptiert werden kann, wird es zwingend auch immer Menschen geben, bei denen es eben nicht bei dieser akzeptierten Form bleibt.
Der brave Arbeiter holt sich sein Feierabendbier im exakt gleichen Supermarkt, wo der Hartalki seinen Frühstückskorn kauft und eine Flasche 54%iger Rum taugt genauso für eine feierliche Feuerzangenbowle, wie sie bei anderen den Affen tötet.

Die Infrastrukturen, die den mild Süchtigen versorgen, versorgen auch den Banker und die Medikamentenabhängige Oma ... genau wie den Junkie vorm Bahnhof und das Goldschussopfer auf irgendeiner verdreckten Toilette. Man kann es aufgrund der Illegalität dieses gesamten "Geschaftszweiges" nur nicht so gut nachvollziehen, wie beim Alkohol.

Man kann sich drehen und wenden, wie man will ... die Suchtproblematik auf die Obdachlosen (und die, die man nur für Obdachlos hält) zu reduzieren, greift sehr viel zu kurz ... ist in DE aber leider normal.
 
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Mustis schrieb:
über Beschaffungskriminalität...
Hast du mal das Buch Christiane F. gelesen? Aber auch der Film zeigt die auch heute immer noch riesigen sozialen Probleme unserer Gesellschaft sehr deutlich.
 
Beschaffungskriminalität spielt bei der Einstiegsdroge Alkohol doch keine große Rolle oder?
 
Vektorfeld schrieb:
Beschaffungskriminalität spielt bei der Einstiegsdroge Alkohol doch keine große Rolle oder?
Ich habe neulich noch ein Sicherheitsvideo unserer Tankstelle gesehen, in dem Beschaffungskriminalität zu sehen war. Der Schaden/Die Beute ... eine Flasche Jägermeister und eine Schachtel Zigaretten.
Natürlich fängt auch ein Alki das klauen an, wenn's für den Stoff nicht reicht.
 
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Ein Buch/Film von 1981 mit eine Geschichte aus den 1970er/80er Jahren zeigt die Probleme der heutigen Zeit? Bezweifele ich....
Schon allein das heute Berlin West keinen Sonderstatus hat und diverse andere Veränderungen seit damals lassen wenig bis keinen Vergleich mehr mit heute zu. Zudem stellt die Geschichte einen ziemlichen Extremfall dar, der so auch nicht einfach so übertragbar ist sondern letztlich ein Besipiel von tausenden, wie sowas ablaufen kann.

Zu beahupten, man wisse wie das läuft in dieser Szene, weil man dieses Buch/diesen Film gesehen hat ist schlicht Selbstüberschätzung und allein auf dieser Basis zu behaupten, das wären die Probleme unserer Gesellschaft ist extrem verkürzend und vor allem anachronistisch. Das Berlin der 19070/19080er Jahre ist schlicht nicht mehr mit heute vergleichbar.
 
Berlin als GDP-Sink und Shithole ist sowieso als Argument unbrauchbar.

Es gibt Suchthilfeangebote. Die kann man annehmen. Man muss nicht. Tut man dies nicht, so muss man aber mit der Konsequenz leben, dass die restliche Gesellschaft primären Schutz genießt.
 
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DerOlf schrieb:
Ich habe neulich noch ein Sicherheitsvideo unserer Tankstelle gesehen, in dem Beschaffungskriminalität zu sehen war. Der Schaden/Die Beute ... eine Flasche Jägermeister und eine Schachtel Zigaretten.
Natürlich fängt auch ein Alki das klauen an, wenn's für den Stoff nicht reicht.

Ich hab eher an Gewaltdelikte gedacht (Überfall, Einbruch usw.) aber klar, das ergibt Sinn das man nicht den Umweg übers "Geldbeschaffen" geht, sondern gleich die Ware stiehlt wenn sie so frei verkäuflich ist.
 
Mustis schrieb:
Das Berlin der 19070/19080er Jahre ist schlicht nicht mehr mit heute vergleichbar.
Ja, die Armut und das Armutsrisiko sind heute größer als in den 70'ern oder 80'ern das stimmt.
 
Mustis schrieb:
Ein Buch/Film von 1981 mit eine Geschichte aus den 1970er/80er Jahren zeigt die Probleme der heutigen Zeit? Bezweifele ich....
Nur wenn man auf die thematisierten Probleme auch achtet.
Es ist unglaublich wie viele Menschen diese Medien angeblich kenne, und dennoch keine Parallelen zu heute entdecken.
Die sozialen Probleme sind heute exakt die selben, wie in Christiane F beschrieben. Und heute wie damals gibt es in dieser Gesellschaft Menschen, die das nicht wahrhaben wollen, weil ja nicht sein kann, was nicht sein darf.
Vektorfeld schrieb:
Ich hab eher an Gewaltdelikte gedacht (Überfall, Einbruch usw.) aber klar, das ergibt Sinn das man nicht den Umweg übers "Geldbeschaffen" geht, sondern gleich die Ware stiehlt wenn sie so frei verkäuflich ist.
Auf einem Überwachungsvideo sehe ich natürlich nicht die Motive (die Jungs und Mädels tragen ja kein gut sictbares Schild). Und daher habe ich keine Ahnung, ob der jenige für den Eigenkonsum geklaut hat, oder für jemand anderen, der ihm dafür z.B. "nen Bobel" versprochen hat.
Vielleicht war es auch ne Mutprobe oder einfach das allgemeine Prinzip "Gelegenheit macht Diebe". Es wird ja lange nicht nur wegen Sucht geklaut ... es gibt da auch weit banalere Gründe (z.B. keine Lust auf die Tankstellenpreise).
Ich kann nur Spekulieren ... aber ich halte es für grundlegend falsch, "Beschaffungskriminalität" auf illegale Drogen zu beschränken ... kippen oder Bier klauen ist mMn auch suchtbedingte Beschafungskriminalität.

Gewaltdelikte gibt es natürlich auch ... bei uns war das schon lange nicht mehr der Fall, aber natürlich gehört das Thema "überfallen werden" für MA an einer Tankstelle zum Beruf ... gerade, weil die meisten Tankstellen abends nur einfach besetzt sind.
Viel suchtbedingte Gewalt findet auch einfach nicht öffentlich statt ... die eigene Familie reicht gerade bei Alkis lange, um das nicht öffentlich auszuleben. Klingt zwar arg nach Klischee ... aber der Akli, dessen Frau arbeitet, damit er ihr abends dann das Geld aus der Tasche prügeln kann, um sich damit besaufen zu können, und den angestauten Lebensfrust bei genügend Promill dann an den eigenen Kindern auszulassen, ist eine Geschichte die sich BILD leider nicht ausdenken muss. Sowas passiert in Deutschland tagtäglich, ohne das irgendwer es mitbekommt oder anspricht (letzteres könnte ja in Gewalt ausufern).
 
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Mustis schrieb:
Ein Buch/Film von 1981 mit eine Geschichte aus den 1970er/80er Jahren zeigt die Probleme der heutigen Zeit? Bezweifele ich....

1984 ist doch traurigerweise auch erstaunlich gut gealtert.
 
1. Sehe ich das anders, nur weil viele Möchtegernkritiker das behaupten wird daraus kein Fakt.
2. Selbst wenn dem so wäre, es sind 2 völlig grundverschiedene Themen. Nur weil ein Thema heute vergleichbar ist zu damals ist es das andere nicht automatisch auch. Was hat das also mit dem Thema zu tun? Genau nichts, ein billiges Scheinargument.
 
@Vektorfeld Auch der Film "Die Tribute von Panem – The Hunger Games" könnte irgendwann bittere Realität werden, wenn wir in der weltweiten Politik nicht irgendwann radikal gegensteuern. Noch ist der Film eine grausige Dystopie, noch. :D
 
Mustis schrieb:
1. Sehe ich das anders, nur weil viele Möchtegernkritiker das behaupten wird daraus kein Fakt.
Seit wann ist die bloße Behauptung eines Möchtegernexperten mehr wert?
Auch die reicht nicht für einen Fakt.

Die meisten Menschen in 1984 sind mir ihrem Leben durchaus zufrieden ... bzw. finden sich eben damit ab, dass die Dinge so sind, wie das "EngSoz"-System ihnen glauben machen will (es ist ja auch ständig Krieg .. zumindest steht das in den Zeitungen).
Mir hat dieses Buch vor allem deswegen solche Angst machen können, weil ich ein solches System mit dem aktuell gebotenen Menschenmaterial für sehr gut machbar halte.

Das gleiche gilt für "Brave New World" oder "Hunger Games" ... wenn wir nicht aufpassen, dann könnte sich unsere Gesellschaft in solch eine Richtung entwickeln, und obwohl es solche dystopischen Werke gibt, würde es kaum jemand merken, weil es sich eben ganz langsam und in verträglichen Kleinschritten entwickelt.

Was ist Big Data oder das Logging der Nutzergewohnheiten anderes als der Big Brother? Dabei geht es noch nur um Informationskanalisation (personalisierte Werbung z.B.), aber China zeigt, dass das auch in eine andere Richtung gehen kann.
Der ganze EngSoz aus 1984 ist eine einzige vom "System" gesteuerte Informations-Blase. Internet kann beim Aufbau einer solchen Blase stören ... es kann bei diesem Aufbau aber auch ein mächtiges Werkzeug sein, denn viele leute sind doch eher glücklich damit, dass die unkontrollierbare Informationsflut etwas vorselektiert dargeboten wird, und sie sich dafür nur ein bisschen (mehr) gläsern machen müssen.
 
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Cyberdunk schrieb:
Nö...

Cyberdunk schrieb:
Ein Junki hat den Kreislauf, Geld besorgen, Stoff holen, Stoff nehmen und wieder von vorne.
Sucht, und grade Heroin und Crack(Stein) Sucht ist wirklich eine üble sache und da am Tag 2-3 Stunden bei Ämtern sitzen halten die nicht durch.. Die werden so Nervös das sie drauff schei...
1. Es bleibt ja dennoch dabei, wie geschrieben: Jedem seine Prioritäten... - auch nem Junki steht es frei, sich diese selbst zu setzen. Niemand kann zum Entzug gezwungen werden, es sei denn, man muss in den Knast.
Bis dahin... steht es auch dem Junkie frei, sich entweder für einen Entzug samt Begleitung und Ersatzmittel zu entscheiden oder eben weiter gewillt ist, sich einen Dreck zu besorgen und in die Venen zu pumpen.

2. Wenn der einzelne Junkie also auf alles scheißt und seiner Sucht weiter nachgehen will - so ist das irgendwo halt mal sein Problem. Es gibt eben auch genug Junkies, die zeigen, dass es auch anders geht. Niemand kommt aus seiner Sucht raus, wenn er da nicht wirklich raus möchte. Es gibt auch Junkies, die noch im Arbeitsleben sind. Nicht jeder Junkie ist Obdachlos - und nicht jeder Obdachlose ist ein Junkie.

3. Ein Junkie, der von dem Zeug los will - und sei es ne Substanz, die über hundert mal heftiger ist als Heroein (wie z.B. Fentanyl) - bekommt ebenfalls die entsprechende Hilfe - aber natürlich nicht bei der Wohnungs- oder Arbeitsvermittlung, die dafür eben nicht zuständig sind. Um letztere Vermittlungen ging es aber vorausgehend; was also willst du?

Zum einen meckerst du, weil obdachlose Junkies keine Wohnung bekommen, was du damit begründest, dass die Junkies dafür keine Zeit hätten, sich nämlich stattdessen lieber ihren Stoff besorgen.
Gleichzeitig verwirfst du die Aussage, dass jeder für sich selbst verantwortlich wäre.

Ja was willst du denn nun eigentlich?
 
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Cyberdunk schrieb:
Naja das ist eben der Unterschied in unserem denken.
Deine Aussage ist: Jeder ist für sich selbst verantwortlich.

Meine aussage ist eben anders, Der Umgang formt den Menschen egal ob Positiv oder Negativ.
Einige Menschen wachsen in einem Palast auf ( Eltern haben ein Haus, feste Jobs usw.) und andere im Block. ( Eltern Alk oder Drogenabhängig usw.)

Es gibt eben Menschen die ein besseren Start ins Leben haben..
Und die die nicht dieses Glück hatten straucheln eben, oder fallen.. so traurig es eben ist.

Soviel Humbug in einem Beitrag!

Meine Aussage ist: Wer sich nicht helfen lassen möchte, obwohl man multiple Möglichkeiten der Hilfe anbietet (!), hat eben nichts verdient. Das musst Du nicht verdrehen!

Ein Job und ein Haus sind für Dich Paläste? Das passt nicht! Feste Jobs sind Normalität und es leben verdammt viele Menschen in Häusern.

Der Start ins Leben ist immer unterschiedlich aber bei der Absicherung und den vielfältigen Unterstützungsmöglichkeiten, muss niemand da landen.

Wer allerdings im Erwachsenenalter sich noch darauf ausruht, dass andere viel bessere Startmöglichkeiten hatten, macht es sich zu bequem! Ganz ehrlich! Fangt mal an Verantwortung für Euch zu übernehmen.

Ich bin brigens in Berlin Marzahn in der Platte aufgewachsen, 4 Leute, 3 Zimmer, 60 qm, bis zum Abi. Hartz IV? Kenn ich! Vergurgte Selbständigkeit? Check! 63 Kilo bei 1,85m? Have been there! Nachtschichten am Fließband und tagsüber studieren? Jupp! Mutter pflegen? Klar doch! Mensch, watt hatte ich nen Glück!

Anstatt sich mit der Zuweisung von Verantwortung für die eigene Lage in Selbstmitleid zu baden und den "Egoismus" der "unsolidarischen" Gesellschaft zu beklagen, sollte man sich vielleicht die Frage stellen, wie hoch der eigene solidarische Anteil an der Gesellschaft eigentlich ist, wenn man es nicht einmal schafft, sich selbst auf die Reihe zu bekommen.
 
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Reaktionen: Tomislav2007, Scrypton und knoxxi
Vorab, ich kenne weder das Buch, noch den Film Christiane F. und habe bis heute nie etwas davon gehört: habe mir jetzt nur die Handlungszusammenfassung auf Wikipedia angeschaut.

Was der Sonderstatus von Berlin damit zu tun, das verstehe ich nicht. Ich halte so ein Szenario in jeder Großsstadt für möglich.
Mustis schrieb:
[...]und diverse andere Veränderungen seit damals[...]
Da wäre ich mal gespannt welche dir da in den Sinn kommen. Häusliche Gewalt ist doch genau so ein Thema wie damals.
 
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