Weltanschauungen im Allgemeinen, Systemkritik, Diskussionen rund um den Kapitalismus

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Ok also gibt es keinerlei Interessenvertretung für die Menschen in deinem Gesellschaftssystem?

Korrekt. Die Menschen vertreten selbst ihre Interessen in gemeinsamer Absprache mit allen anderen.


Ok nehmen wir mal ein Beispiel aus unseren jetzt hier existierenden Gesellschaftsformen.

Wenn du ein Beispiel aus dieser Gesellschaftsform nimmst, dann unterstellst du natürlich auch alle anderen Mechanismen dieser Gesellschaftsform (Armut, aus der das Klauen u.a. resultieren kann)
Ist dir gar nicht klar, dass du ständig die Maßstäbe dieser Gesellschaft hier anlegst, wenn du hypothetische Problemfälle der alternativen Gesellschaft konstruierst? Das ist doch einfach daneben.
Die gegensätzlichen Interessen sind nicht immer da, sondern Resultat dieser Gesellschaftsordnung. Die Menschen haben gegensätzliche Interessen, weil diese Gesellschaft von Grund auf eine allseitige Abhängigkeit unter Konkurrenzbedingungen ist.
 
th3o schrieb:
@cotom
warum stellst du mir die frage nochmal, wenn ich sie bereits nach bestem wissen und gewissen beantwortet habe. ist das irgendwie ein schlechter witz?

Ich habe langsam das Gefühl du willst mich nicht verstehen! Ich habe nicht gesagt, dass du eine Gesellschaft in der Gesellschaft konstruieren sollst!
Meine Frage war ganz simpel, barista hat sie nochmal umgeändert, vielleicht verstehst du es dann besser. Eine Antwort habe ich darauf leider nicht bekommen.
Meine Vermutung ist, dass du dich genauso verhälst wie viele andere auch. Man akzeptiert wie die Gesellschaft ist, ändert nichts an seinem eigenen verhalten, beschwert sich aber über das System.

Nochmal, Veränderungen fangen im kleinen an, du willst aber gleich einen ganz großen Systemwechsel. Letztendlich kritisierst du die Ausbeutung des Kapitals, was heißt das? Geld abschaffen? Tauschhandel? Gutscheine? Andere Ideen?

Der Ausbeutung kannst du heute schon im kleinen Masse gegen steuern, z.B. Fair-Trade Produkte kaufen oder ähnliches. Ja, ich weiß, damit ist das System Kapitalvermehrung nicht abgeschafft, aber es sind Veränderungen im kleinen. Tust du das? Wenn nein, warum nicht? Diese kleinen Schritte könnten von dir gewünschte Änderungen initialisieren.

Und ja, Ehrenamt ist das Gegenstück zur Lohnarbeit, ist sie deshalb aber Schlecht? Unterstützt du dadurch das System oder kommst du damit einer anderen (gewünschten) Gesellschaft näher?

Vielleicht reden wir auch einfach zu sehr aneinander vorbei, aber verstehen warum du mir nicht sagen kannst, ob du irgendetwas anders machst, als "der Durchschnittsdeutsche" kann ich trotzdem nicht.
 
@ cotom

Diese kleinen Schritte könnten von dir gewünschte Änderungen initialisieren


Angenommen du wärst arm und hilfebedürftig, was wäre dir lieber.

Wenn dir jeman hilft, oder wenn du nicht mehr arm und hilfebedürftig wärst?
 
th3o schrieb:
Ok also gibt es keinerlei Interessenvertretung für die Menschen in deinem Gesellschaftssystem?

Korrekt. Die Menschen vertreten selbst ihre Interessen in gemeinsamer Absprache mit allen anderen.
Du willst also 6 Milliarden Menschen darüber diskutieren lassen ob zum Beispiel bei Bauer Heinrich in Dreihausen Mais oder Kartoffeln angebaut werden sollen, welche als Nahrung für die Gesellschaft dienen soll? :rolleyes:
Ok nehmen wir mal ein Beispiel aus unseren jetzt hier existierenden Gesellschaftsformen.

Wenn du ein Beispiel aus dieser Gesellschaftsform nimmst, dann unterstellst du natürlich auch alle anderen Mechanismen dieser Gesellschaftsform (Armut, aus der das Klauen u.a. resultieren kann)
Ist dir gar nicht klar, dass du ständig die Maßstäbe dieser Gesellschaft hier anlegst, wenn du hypothetische Problemfälle der alternativen Gesellschaft konstruierst? Das ist doch einfach daneben.
Die gegensätzlichen Interessen sind nicht immer da, sondern Resultat dieser Gesellschaftsordnung. Die Menschen haben gegensätzliche Interessen, weil diese Gesellschaft von Grund auf eine allseitige Abhängigkeit unter Konkurrenzbedingungen ist.
Tja wie soll ich den einen solchen Fall konstruieren, wenn ich das neue System nicht kenne?
 
@cotom
Jetzt schreibst du gleich einen ganzen Beitrag und wiederholst alles. Lies bitte nochmal deine Beiträge seit #422-#423 und du wirst schon sehen, wo du, in deiner Bestrebung die 'soziale Marktwirtschaft' rein zu waschen, immer wieder deine Argumente korrigierst und so zurück nimmst. Wenn du das immer noch nicht siehst, melde dich wieder und ich werde dir beweisen. Ich habe keine Lust auf so eine Diskussion. Du hast auch nicht gesagt "nur Ideal*", sondern "Ideal*" an das noch gearbeitet wird, 'nur' kam von mir. Offensichtlich bist du auch so ein Idealist wie alle anderen, die Moral, Ideale und Visionen brauchen, um die schöne 'soziale Marktwirtschaft' auszuhalten.

/EDIT
Ich höre auf. Hier wird immer blöder.

/EDIT
(*) Nein, Ideal hat er nicht gesagt. Mein Fehler, es war Lars_SHG
 
Zuletzt bearbeitet:
DugDanger schrieb:
Angenommen du wärst arm und hilfebedürftig, was wäre dir lieber.

Wenn dir jeman hilft, oder wenn du nicht mehr arm und hilfebedürftig wärst?

Ich verstehe die Frage in dem Zusammenhang nicht so ganz. Was hat die Frage jetzt mit Veränderungen in kleinen Schritten zu tun?
 
@cotom
Ich verstehe dich schon ziemlich gut. Du verstehst aber meine Antworten nicht, weil du mit einer anderen Erwartungshaltung herangehst und diese dann enttäuscht siehst. Dafür kann ich dann wiederum nichts.


Meine Vermutung ist, dass du dich genauso verhälst wie viele andere auch

Was meinst du damit? Dass ich einer Lohnarbeit nachgehen muss? Ja, ich bekenne mich, ich muss meine Miete zahlen können und das Essen aus dem Supermarkt. ;)


Nochmal, Veränderungen fangen im kleinen an, du willst aber gleich einen ganz großen Systemwechsel. Letztendlich kritisierst du die Ausbeutung des Kapitals, was heißt das? Geld abschaffen? Tauschhandel? Gutscheine? Andere Ideen?

Nochmal: Wann Veränderungen wo anfangen können, das hängt zunächst mal vom Inhalt des zu kritisierenden Gegenstandes ab. Ist das so schwer zu verstehen? Wenn du ein Kritiker der kapitalistischen Ausbeutung bist, dann kannst du allein nichts dran ändern; du kannst versuchen andere Menschen dafür zu gewinnen, indem du Aufklärung betreibst. Das ist es, was wir hier tun - das ist unsere Veränderung 'im Kleinen', die du einforderst. Sie passiert vor deiner Nase und du siehst es nicht mal. Warum? Weil du fixiert bist auf deine Maßstäbe und dich auf keinen Gedanken einläßt, sondern schon immer gleich über ihn hinausspringen willst. So läßt sich aber nicht diskutieren, ist dir ja hoffentlich bewusst oder?


Der Ausbeutung kannst du heute schon im kleinen Masse gegen steuern, z.B. Fair-Trade Produkte kaufen oder ähnliches. Ja, ich weiß, damit ist das System Kapitalvermehrung nicht abgeschafft, aber es sind Veränderungen im kleinen. Tust du das? Wenn nein, warum nicht?

Willst du mich verkaspern? Du widersprichst dir in einer Tour, das ist ja mal echt anstrengend.
Zuerst schreibst du, dass man der Ausbeutung entgegenwirken kann. Als Beispiel bringst du Fair-Trade, von dem du dann selber sagst, dass Kapitalvermehrung damit (und damit Ausbeutung) nicht abgeschafft wird. Nochmal die Frage: Ist das von dir ein schlechter Witz??
Natürlich tue ich das nicht bzw. habe 0 Interesse dran, gerade weil damit an der Kapitalvermehrung und an der objektiven Ausbeutung des Kapitalismus überhaupt nichts verändert wird. Deswegen ist das auch keine Veränderung im Kleinen, sondern das Verlagern desselben Problems auf andere Produkte. Du sagst doch selbst, dass das nichts abschafft. Wie kommst du von da also auf den Gedanken, dass etwas, was das Kritisierte nicht abschafft, sondern immerncoh dieser Logik folgt, eine Veränderung zum Besten wäre?!?! Das ist doch absurd.


Und ja, Ehrenamt ist das Gegenstück zur Lohnarbeit, ist sie deshalb aber Schlecht?

Nein, ists nicht, das hat auch keiner gesagt. Es ist nur nicht so in den Himmel zu loben als oh wunder was für ein emanzipatorisches Verhalten. Ehrenamtliche Tätigkeit ist halt systemkonformes Gutmenschentum. Wenn du was dran findest, bitte. Ich stecke meine Energie derweil darin Menschen die Kritikfähigkeit beizubringen.

@fonce
Ergänzung ()

Tja wie soll ich den einen solchen Fall konstruieren, wenn ich das neue System nicht kenne?

Tja, daran siehst du wie überflüssig derartige Bestrebungen sind wie du sie hier verfolgst. Sie führen zu nichts. Lass es einfach und konzentriere dich auf das, was du zur Hand hast. Du hast vor dir ausgebreitet ein ganzes reales System. Du kannst versuchen dieses System zu verstehen und zu kritisieren. Oder du läßt es und findest es halt gut. Alles andere sind Hirngespinste und Zeitverschwendung.
 
Zuletzt bearbeitet:
barista schrieb:
@cotom
Jetzt schreibst du gleich einen ganzen Beitrag und wiederholst alles. Lies bitte nochmal deine Beiträge seit #422-#423 und du wirst schon sehen, wo du, in deiner Bestrebung die 'soziale Marktwirtschaft' rein zu waschen, immer wieder deine Argumente korrigierst und so zurück nimmst. Wenn du das immer noch nicht siehst, melde dich wieder und ich werde dir beweisen. Ich habe keine Lust auf so eine Diskussion. Du hast auch nicht gesagt "nur Ideal", sondern "Ideal" an das noch gearbeitet wird, 'nur' kam von mir. Offensichtlich bist du auch so ein Idealist wie alle anderen, die Moral, Ideale und Visionen brauchen, um die schöne 'soziale Marktwirtschaft' auszuhalten.

Auch das Wort "Ideal" habe ich nirgendwo verwendet.
Ich habe es nochmal gelesen und bin der Meinung, dass ich mir nicht Widersprochen habe. Ich habe von Anfang an gesagt, dass ich froh bin, in der sozialen Marktwirtschaft und nicht im reinen Kapitalismus zu leben. Das diese Marktwirtschaft perfekt ist, habe ich nie behauptet.
Ich habe lediglich gesagt, dass ich denke, dass man eher an den Mechanismen der Umverteilung arbeiten sollte, als an einem "neuen System".

Und nein, ich brauche weder Visionen, Ideale oder sonst etwas um es in unserem System auszuhalten. Was das jetzt mit Idealist zu tun haben soll versteh ich auch nicht.
 
Und nein, ich brauche weder Visionen, Ideale oder sonst etwas um es in unserem System auszuhalten.

Doch, genau dein Beispiel mit dem Fair-Trade ist der Beleg dafür. Das ist der Beleg für deinen illusorischen Glauben an das Gute hinter diesem Konzept, welches Gute es schlicht nicht gibt, weils an der grundsätzlichen Verwertungslogik überhaupt nichts ändert.
 
@th3o
Wir haben einfach unterschiedliche Ansichten wie Veränderungen funktionieren. Deshalb widerspreche ich mir deiner Ansicht nach auch.

Ich versuche nochmal meine Meinung darzustellen, ich hoffe es wird dann verständlicher:

Ich glaube, dass ein positiver Wandel der Gesellschaft (wie er von dir gewünscht wird) nur in kleinen Schritten erfolgen kann. Z.B. durch Fair-Trade Produkte. Natürlich wird dadurch nicht die Gewinnmaximierung umgangen, aber zumindest abgemildert, weil dadurch die Arbeiter (z.B. auf den Plantagen) besser Löhne bekommen. Wenn alle Menschen auf der Welt solche Produkte kaufen würden, dann würde es wohl vielen Menschen besser gehen, vielleicht würde dann auch deine Kritik am System besser gehört werden. Das ist der Grund, warum ich nach diesen kleinen Schritten frage. Verstehst du?

Dein Weg hat das gleiche Ziel, auf eine andere Art und Weise. Ich habe jetzt verstanden wie du dein Ziel erreichen willst. Persönlich halte ich ihn für den falschen Weg, aber zum Glück sind wir alle Individuen und dürfen alle unsere eigene Meinung haben :)

Nur um das nochmal Klar zustellen, nicht das mir hieraus jetzt ein Widerspruch gedreht wird. Ich bin weiterhin für die soziale Marktwirtschaft, bis mir jemand ein anderes System darstellen kann. Ich habe hier nur den Weg beschrieben, wie man meiner Meinung nach eine Gesellschaft verändern kann.

Edit:
Sorry, ich nutze kein Fair-Trade und mir würde es auch nicht schlechter oder besser gehen, wenn es kein Fair-Trade gäbe.
 
Hallo,

habe den Beitrag zwar nur überflogen, aber ich wollte mal kurz was beitragen.

Ich beschäftige mich schon über 12 Jahre Jahre mit dem Werk eines Mannes namens Edgar Cayce. Man kann ihn Medium nennen oder wie auch immer. Auf jeden Fall hat er vieles vorhergesagt, dass später auch eingetroffen ist. Unter anderem den Tod von Presidenten, die Massenaufstände der schwarzen in den USA und so weiter und sofort.
Er hat auch gesagt, dass immer wenn Ungleichheiten, gleich welcher Art bestehen bleiben, sich das irgendwann in Protest , Unruhe oder Revolte entladen wird.
Aber was ich ganz wichtig finde ist, dass er sagte, die Zukunft liegt im Kommunismus. Nicht im Kommunismus wie er jetzt praktiziert wird (er lebte bis 1945) sondern im Kommunismus wie Jesus ihn predigte. Wer viel hat, soll dem geben der zu wenig hat oder mit seinen Worten "Wer zwei Mäntel hat, der gebe dem der keinen hat."
Zu dieser Art von Kommunismus gehört aber natürlich zuerst, dass die Menschheit sich zurückbesinnt auf Ideale von Brüderlichkeit und Nächstenliebe. Und es gehören die "Kommunen" dazu. Also auch, was jetzt teilweise schon geplant oder in Teilen vielleicht schon im Gange ist, nämlich kommunale Versorgung, Energienetze und ähnliches.

Ich habe weiter oben auch gelesen, dass die benachteiligten Menschen in der Minderheit sind, aber das denke ich nicht. Die Mehrheit der Menschen wird von einigen wenigen benachteiligt, nur nicht alle gleich und es fällt auch nicht jedem selbst auf, solange er sich selbst noch einreden kann, dass er zu denen gehört die nicht benachteiligt sind. Und das kann man sich halt einreden solange man noch nicht an der Armutsgrenze kratzt. Aber ich denke viele viele Menschen auch weit oberhalb dieser Grenze können nicht anders als langsam die Augen öffnen. Wenn nicht aus Angst dorthin abzurutschen, weil sie gut gesichert sind, dann vielleicht, weil sie ihren Blick nicht ganz von ihrer Umgebung lösen können, in der sich die Auswirkungen von einem System, das vom Geld (Kapitalismus) und nicht von Idealen regiert wird, immer mehr bemerkbar machen. Durch Freunde, durch Nachbarn, durch Schule und Arbeit oder wenn nicht dann vielleicht wenigstens durch die Nachrichten, auch wenn man in unserer Gesellschaft schon gut gelernt hat zu denken, dass alles im Fernsehen einem Film - also nicht der Realität - gleichkommt.

Das mein Beitrag dazu.
 
walter09 schrieb:
. Stell dir einfach folgendes vor: was wäre, wenn Jackson, Madonna, John Lennon, Jagger usw usw usw in Deutschland geboren wären? Die erschreckende Antwort: nix.

Falsch, denn z.B. ein Michael Jackson war in den USA alles andere als erfolgreich, lediglich in Europa, und da hauptsächlich in Deutschland.

Was aus den USA kommt ist doch nicht besser, die Amis können sich lediglich besser verkaufen, auch den größten Schmarrn.

Was die Filme anbelangt: was hier nach Deutschland in die Kinos kommt, ist doch nur ein Bruchteil dessen, was in den USA gedreht wird.
Wenn man die Relation nimmt, gibt es genauso viele schlechte Filme aus den USA wie aus Deutschland etc.

Musik doch genauso. Vieles aus den USA ist einfach nur langweiliger Mainstream.

Übrigens kamen viele Hollywood-Regisseure aus Deutschland/Europa.
 
longwalk schrieb:
Zu dieser Art von Kommunismus gehört aber natürlich zuerst, dass die Menschheit sich zurückbesinnt auf Ideale von Brüderlichkeit und Nächstenliebe.

Als ob es eine Zeit zum Zurückbesinnen gäbe. Mach lieber ein "besinnt" daraus. ;)
 
Ideale verändern nicht die Welt. Sie sorgen lediglich für Hirngespinste, die mit der tatsächlichen Welt kaum bis gar nichts zu tun haben.
Die Welt verändern können nur Menschen, die diese Welt verstehen; und dafür brauchts keine Ideale.
 
Die Welt verändern können nur Menschen, die diese Welt verstehen; und dafür brauchts keine Ideale.

Den Satz kann ich nicht nachvollziehen. Vielleicht erläuterst du mal, wie du auf den Gedanken kommst.
Obwohl du dich zu möglichen Alternativ-Systemen nie explizit äußerst, habe ich dennoch das Gefühl, dass du eine Idealvorstellung hast. Und sei es nur das Ideal der Nicht-Existenz des Kapitalismus. Auch das ist eine Idealvorstellung.

Edit: In der PN hast du zu der Systemalternative ja jetzt doch mal was geschrieben. Danke! :)
 
Zuletzt bearbeitet:
da wir hier auch zunehmend über die rolle des staates sprechen -
zur ökonomischen rolle des staates in kapitalistischen ländern hier ein prägnantes zitat:

"Der Staat verhält sich den einzelnen Bürgern gegenüber tatsächlich als eine neutrale Instanz; diese Neutralität ist keineswegs nur Schein. Gerade vermittels dieser Neutralität sichert der Staat vielmehr die Grundlagen der kapitalistischen Herrschafts- und Ausbeutungsverhältnisse. Der Schutz des Eigentums impliziert, dass diejenigen, die außer ihrer Arbeitskraft kein (relevantes) Eigentum besitzen, ihre Arbeitskraft verkaufen müssen. Um sich ihren Lebensunterhalt aneignen zu können, müssen sie sich dem Kapital unterwerfen. Damit wird der kapitalistische Produktionsprozess möglich und dieser reproduziert dann wieder die ihm vorausgesetzten Klassenverhältnisse. Der einzelne Arbeiter kommt aus dem Produktionsprozess so heraus, wie er in ihn einging. Sein Lohn reicht im Wesentlichen zur (eigenen bzw. familiären) Reproduktion. Um sich erneut zu reproduzieren, muss er erneut seine Arbeitskraft verkaufen. Auch der Kapitalist kommt wieder als Kapitalist aus dem Prozess heraus: Sein vorgeschossenes Kapital fließt mitsamt einem Profit zu ihm zurück, so dass er es sogar vergrößert vorschießen kann. Der kapitalistische Produktionsprozess produziert demnach nicht nur Waren, er reproduziert auch das Kapitalverhältnis selbst." (Michael Heinrich, Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung, Stuttgart 2009)
 
Was genau meint der Heinrich denn da mit "neutral"? Wie würde der Staat sich im einzelnen verhalten, wenn er sich nicht neutral verhalten würde?
 
Nicht neutral würde bedeuten offene parteinahme für bestimmte Kapitalisten zb. um denen bessere Bedingungen ihrer Kapitalakkumulation zu ermöglichen.
Oder eben parteilich gegenüber den Lohnarbeitnehmern, was aber unterm Strich unsinnig wäre, da sich damit der Staat selber Steuereinnahmen vermasseln würde, wenn er entgegen der Unternehmerinteressen handeln würde. Unter dem Strich agiert der Staat im Dienst der Kapitalakkumulation. Gerade also seine Neutralität sichert die Grundbedindungen für das Kapital. Eine andere Bedeutung hat 'Neutralität des Staates' also nicht. Neutral ist das Synonym zu: Günstig für Kapitalakkumulation.

Bezüglich der Gesetze zum Schutz der Arbeitnehmer, des Mindeslohns etc. hat Michael Heinrich auch etwas zu sagen, was, wie ich finde, triftig ist und meine an anderer Stelle schon vorgebrachte Kritik an derartigen "Verbesserungen" unterstreicht:

"Die wesentliche Voraussetzung kapitalistischer Akkumulation ist die Existenz von Lohnarbeitern und Lohnarbeiterinnen. Deren Reproduktion wird durch den Lohn, den das Kapital zahlt, ermöglicht. Für das einzelne Kapital stellt der Lohn (genauso wie Maßnahmen zum Arbeits- und Unfallschutz etc.) lediglich einen Kostenfaktor dar, der minimiert werden muss, um unter dem Druck der Konkurrenz einen möglichst hohen Gewinn zu erreichen. Trifft das Kapital dabei auf keine Gegenwehr in Gestalt von starken Gewerkschaften oder ähnlichen Zusammenschlüssen, dann werden überlange Arbeitszeiten, gesundheitsgefährdende Arbeitsbedingungen und Hungerlöhne durchgesetzt, die dazu führen, dass sich die Arbeitskräfte auf Dauer nicht mehr reproduzieren können: Dem Kapital mit seinem (von der Konkurrenz erzwungenen) Trieb zu immer größerer Verwertung ist somit eine Tendenz zur Zerstörung der Arbeitskraft immanent. Der einzelne Kapitalist mag dies zwar erkennen und auch bedauern, viel ändern kann er daran aber nicht, wenn er nicht bankrott gehen will. Damit das Kapital nicht das Objekt seiner Ausbeutung zerstört, muss dieses Objekt durch ein staatliches Zwangsgesetz geschützt werden. Ein gesetzlicher Normalarbeitstag (vgl. dazu MEW 23, Kapitel 8), Bestimmungen zum Unfall- und
Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz sowie gesetzliche Mindestlöhne (bzw. eine minimale staatliche Unterstützung wie die Sozialhilfe in der BRD, die als Lohnuntergrenze wirkt) – häufig erst durch Kämpfe der Arbeiter und Arbeiterinnen durchgesetzt – schränken zwar die Verwertungsmöglichkeiten des Kapitals ein, sichern sie aber auf Dauer."
 
Zuletzt bearbeitet:
Wintermute schrieb:
Als ob es eine Zeit zum Zurückbesinnen gäbe. Mach lieber ein "besinnt" daraus. ;)

Warum? Ich denke es hat immer mal wieder solche Zeiten gegeben, nur leider oft erst nach schlimmen Katastrophen oder gemeinsam durchlebtem Leid.
Ergänzung ()

th3o schrieb:
Ideale verändern nicht die Welt. Sie sorgen lediglich für Hirngespinste, die mit der tatsächlichen Welt kaum bis gar nichts zu tun haben.
Die Welt verändern können nur Menschen, die diese Welt verstehen; und dafür brauchts keine Ideale.

Ich denke doch. Aber es müssen lebendige Ideale sein, also gelebte.

Ich habe ja schon Edgar Cayce aufgeführt, der Hilfesuchenden öfters ein Zitat aus dem alten Testament zur Antwort gab, in dem es heisst, "Eine Stadt ohne Gott wird verderben", nur hat er das oft ganz persönlich zu dem Hilfesuchenden mit den Worten, "ein Mensch ohe Ideale wird verderben", gesagt.
Er unterscheidet auch immer zwischen Ideen, also vereinnahmbaren Zielen und Idealen, die immer ein Ganzes bleiben und mit denen man eins werden kann aber nie das Ganze. Am Beispiel Geduld kann man es z.B. zeigen. Man kann Geduld in vollkommenster Form ausdrücken, aber nie Geduld allein für sich beanspruchen. Nur mal so als Exkurs. Und das geht natürlich genauso mit Brüderlichkeit und Nächstenliebe.
 
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