Weltanschauungen im Allgemeinen, Systemkritik, Diskussionen rund um den Kapitalismus

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die frage ist doch, ob ein fundamental anderes, besseres, freieres leben, nennen wir es einfach mal als sammelsurium aller möglichen libertären utopien, kommunismus, möglich ist.

ich frage mich, wie man überhaupt zu einer begründeten annahme gelangen kann, dass es so sei.
der kapitalismus hat zunächst einmal eine erhebliche verbesserung der lebensumstände gebracht. befreiung aus der ständegesellschaft, abschaffung der leibeigenschaft usw.
klar in der industrialisierung wurden arbeiter massiv ausgebeutet, in der westlichen welt wurde diese krasse ausbeutung jedoch bald durch arbeitskämpfe zur geschichte.
was brachte das alles also? eine transformierung der direkten abhängigkeit in eine abstrakte, indirekte form der abhängigkeit, in der der mensch ungleich freier ist. heutzutage muss man nicht mehr 14 stunden auf dem feld ackern um sich zu ernähren oder den von den eltern ausgesuchten heiraten, oder wird für die sexuelle neigung mal eben ermordet.
derart anachronistischen kackscheiss findet man, in der westlichen, industrialisierten welt nicht mehr.
sicher, man ist immer noch objektiven zwängen unterworfen, jedoch verlieren sich diese oftmals, bis sie, durch ihre nichtwahrnehmung, für den einzelnen quasi aufhören zu existieren.

frei ist der, der sich frei fühlt.

ich sehe im staat nicht mehr den sklaven des kapitalismus, vielmehr als den garanten der freiheit. eine gesellschaft, die im wesentlichen ohne zwänge und damit ohne autorität auskommen soll, würde imo unweigerlich in barbarei umschlagen.
man muss sich ja nur mal angucken, wie viele das zeug aus der bild glauben, oder wie viele "die ausländer raus" haben wollen, wie viele sich nach einer "volkspartei" sehen, wie viele eine diktatur befürworten., wie viele "todesstrafe für kinderschänder" fordern oder "den kack bonzen" (also denen die das bürgerliche glücksversprechen haben realität werden lassen) eins auf die mütze geben wollen.
warum sollte also ein besseres leben für alle möglich sein? frei von zwängen und ausbeutung? was veranlasst menschen zu der annahme, die masse wäre bereit und in der lage mit der neuen freiheit umzugehen?.
fortschritt ist möglich, siehe ägypten, tunesien und hoffentlich iran, wir allerdings haben den höchstmöglichen, funktionierenden grad der freiheit so ziemlich erreicht.
 
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@klok
es war keine Absicht, dir ausführliche Erklärungen zu enthalten. Mein Hinweis zu Marx am Ende meines Beitrags wollte dich zu dem Thread schicken, wo ich versucht habe, die Sache mit dem Profit und die Sachzwänge, die er in die Welt setzt, zu erklären. Ich bin aber auch gerade ein Bisschen Forum'verdrossen'.
 
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Fortsetzung aus dem Guttenberg Thread - der Versuch ein paar Dinge etwas klarer zu erleutern

Zitat Happy Mutant


Die Behauptung niemand hätte eine Wahl weil Macht XY das sagen hat (aktuell eben "die" Wirtschaft), keinen Bürger würde irgendwas interessieren, aber ein Systemwechsel das wäre die Option, das ist nichts anderes als Desinteresse an Lösungen, vielleicht auch die Angst davor. Widersprechen tut es sich alle mal.

Ja, ich behaupte die Wirtschaft hat bei uns das sagen - die Mechanismen der Wirtschaft. Und in dem Falle ist es wohl so, dass "Behaupten" hier sehr konservativ gewählt ist.
Die Wirtschaftlichen Interessen der Akteure bestimmen nämlich definitiv das Zusammenleben der Menschen hier; und desto Größer die wirtschaftlichen Interessen, desto größer das vorhandene Vermögen, desto mehr hat man zu sagen.
Ich hoffe stark du würdest soweit nicht wiedersprechen.

Du bezeichnest dies nun als Desinteresse, ich bezeichne es genau als das Gegenteil.
Ich habe mich Jahrelang für Parteiprogramme und Wahlen interessiert, habe mitgefiebert.
Irgendwann erkennt man aber, dass diese Wahlen und Programme nicht so viel wert sind, weil sich die Gewählten bestimmten Mechanismen unterordnen müssen - da entstehen dann oft Wiedersprüche zu Wahlversprechen. Ich denke uns fallen genug Beispiele ein.

Die meisten Dinge die hier so passieren lassen sich auf einen einfachen Konflikt runterbrechen.
Interessen von Bürgern und Interessen der Nation als Wirtschaftssubjekt können konfliktär sein. Ich behaupte, werden immer "Konfliktärer", was uns schon den ersten Stolperstein beim Loben unseres Systems liefert. Desto weiter man die Karriere Leiter erklommen hat, desto wirtschaftlich mächtiger man ist, desto mehr kann man diesen Konflikt heilen.

Soweit muss man gedanklich erst mal kommen, wenn ich natürlich immer und überall an die Moral Appelliere, dann bleibe ich auf halbem Weg stehen.
Die richtige Frage in dem Zusammenhang wäre, warum man überhaupt andauernd an die Moral (schwammiges Wort) appelieren muss.

Du siehst, das Gegenteil von Desinteresse.

Sorry, aber wenn ich die ganze Zeit alles damit abkanzel, das sich nichts ändern kann und nichts ändern wird und niemand irgendwas begreift oder zu irgendwas Lust hat, warum spekuliere ich auf einen Systemwechsel. Woher soll der bitte kommen?

Sicher nicht daher, dass man sich das aktuelle System schönredet, bzw. dass man an die Moral der Akteure appelliert.

Da muss man sich schon entscheiden. Wollen dir Bürger nun belabert werden oder möchten sie ein anderes System.

Erst mal würde es mir reichen, wenn sich jeder mal ein paar vernünftige Gedanken über das Zusammenleben hier macht.

Sind schon zwei Extreme, zwischen denen man wählen soll, nur realistisch sind beide nicht.

Das "belabert werden" halte ich für sehr realistisch.

Aber wenn ich glaube ich kann gegen das System nichts machen, dann verursache ich doch wenigstens das zu verbessern udn sage nicht noch: Hey, machst du toll, bist zwar ein Sklave des Systems, aber deswegen respektiere ich, dass du uns auch noch bescheißt.

Ich weiß nicht was du glaubst - wenn du mit dem System unzufrieden bist, dann bist du jedenfalls inkonsequent.
Härte und übertriebene Härte liegen in unserem System sehr nahe beeinander, unzählige Gesetzestexte, die in allen Lebensbereichen versuchen zu regeln, verdeutlichen dies.
Du kannst dich an alle Gesetze halten und trotzdem Existenzen zerstört haben, ganz legal, im Zuge des Konkurenzkampfes, kannst dich hinterher auch noch "integer" nennen.

Dass das alles mit der Person Guttenberg nichts zu tun hat, hast du ja selber erläutert.

Stimmt. Deshalb der Schwenk hierher.

Solange die Revolution noch nicht vor der Tür steht, begnüge ich mich mit Kritik an dem Personal. Und solange du das als Unterhaltung genießt, kannst du dich auch zu "den Bürgern" zählen, die nur "vollgeschwafelt werden [wollen] und eigentlich gar nicht wissen [wollen] wies läuft".

Solang wir uns mit Kritik am Personal begnügen, solange bleibt alles beim alten. Die alte Regierung wird abgewählt (Kritik) und der Schlamassel geht von vorne los.
Ich hoffe ich kann dich hier darüber aufklären, dass mir durchaus bewusst ist "wie's hier läuft".


Denn Betrug ist keine Frage des Systems. Es ist eine Frage der Moral und wird nicht durch Systemwechsel ausgerottet.

Ich denke, an diesem Satz erkennt man, wie wenig du dich für eine echte, kritische auseinandersetzung mit unserem System interessiert hast und wie wenig weit du bisher in dieses System eingedrungen bist, sowenig wie ich mich für "das Personal" interessiere, weshalb es tatsächlich nicht richtig von mir war im Thread zu posten.

Was da oben unterstrichen steht ist schon komisch. Ist es oder ist es nicht - du sagst es ist nicht. Punkt. Welchen Anhaltspunkt hast du dafür - also, mal losgelöst von irgendwelchen Systemen. Keinen.
Das Problem ist, dass du dir diese Frage (eigentlich keine Frage) ohne das System gar nicht stellen kannst. Frage dich mal, wann du das letzte mal eine wichtige Entscheidung getroffen hast, ohne dir über die ökonomischen Konsequenzen Gedanken zu machen.

X tausend Menschen treffen am Tag X tausend entscheidungen aus ökonomischen Gründen - aber gerade der Betrug (welcher eigentlich?) hat dann nix mit dem System zu tuen, sondern mit der Moral (welche eigentlich?). halte ich für unrealistisch.
 
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Eines gleich vorweg: Weltanschauungsdiskussionen sind nicht mein Fall und von daher kritisiere ich sie regelmäßig und beteilige mich nur äußerst selten daran. Denn auf diesem Level führt es einfach für mich zu nichts. Nicht zu Erkenntisgewinn, weil die Fronten ohnehin klar sind. Nicht zu Erkenntnissen was man heute besser machen kann und warum man es besser machen sollte. Beides ist aus meiner Sicht der Tatsache geschuldet, dass man lediglich Klischees abfeiert und sagt es muss alles anders werden, aber weder sagt wie man dahin kommt, noch wie man mit der Tatsache umgeht, dass der Mensch als solcher nun mal ein gieriger Egoist ist. Abgesehen davon lehne ich die Auffassung, das Wahlen und Demokratie überflüssige Heuchelei sind, grundsätzlich ab. Leider wird das von einigen sehr heftig vertreten.

Zum Text:

Nun, wir sind uns sicher einig, dass Wirtschaft eine zentrale Rolle spielt, was nun mal dem Kapitalismus geschuldet ist. Die Auswüchse dessen sind nicht zu begrüßen und werden zu wenig bekämpft. Das heißt aber nicht, dass "die Wirtschaft" bestimmt oder nicht verändert werden kann. Das heißt auch nicht, dass diese von dir erwähnte wirtschaftliche Macht nicht durch etwas anderes ersetzt werden würde. Wenn du dich beklagst, dass die Leute alles vorgekaut bekommen wollen, dann wollen sie, dass ihnen jemand sagt, wo es lang geht. Und sie werden auf jemanden hören, der mächtiger ist als sie. Ob das nun wirtschaftliche Macht ist oder politische Macht.

Jetzt mal abgesehen davon, dass der Systemwechsel völlig abstrakt ist, die Erfahrungen mit anderen Systemen zeigen bisher, dass die Reduzierung von Einflüssen der Wirtschaft zu anderen Formen der Machverteilung und -ausübung führen. Ob das militärische Macht ist, ideologisch begründeter Machtanspruch (Rasse z.b.) oder religiöse Ansprüche, am Ende bestimmen die Vertreter wer was zu sagen hat und wer nicht. Und da hat der Kapitalismus im Idealfall noch die wenigstens Ansprüche direkt die Gesellschaft und das Denken zu bestimmen, auch wenn er es indirekt tut. Aber der Zugang zu begrenzter Macht ist da am leichtesten. Was du ja auch ausführst. Und im Gegensatz zu deiner Einleitung ist es auch so, dass die Macht hier am wenigstens von Einzelpersonen und Einzelinteressen abhängt. Das gemeinsame Interesse ist natürlich das Gewinnstreben, was man allerdings durchaus zum gesellschaftlichen Nutzen umlenken kann, ohne es direkt abzuschaffen oder zu verteufeln. Dies sollte ein vorläufiges Ziel sein.

Der Knackpunkt, der über Scheitern von Systemen entscheidet ist doch wie ungleich "Macht" (in dem Fall eben wirtschaftliche Macht) verteilt ist. Diese ungleiche Verteilung hat sehr stark zugenommen und wird momentan nur versucht durch Wachstum auszugleichen. Dass das nicht gut geht und die Probleme nicht löst, ist definitiv so. Das heißt aber nicht, dass man deswegen das System wechseln muss. Denn bisher hat mir noch niemand gesagt, auch du nicht, selbst wenn du meine Punkte angreifst, warum die Herangehensweise automatisch anders werden soll.

Ich appelliere ja nicht an Moral. Aber Moral ist das was uns sagen soll bis hier hin und nicht weiter, ein gesellschaftlicher Konsens. Es ist das was sagt, wenn du darauf verzichtest, dann bedeutet das zwar jetzt kurzfristig keinen Vorteil hast, langfristig aber z.b. das Wohl anderer auch dir zugute kommt. Nenne es Werte, Ethik oder Moral, der Zweck hinter alldem ist, das jeweilige System zu stabilisieren und aus Egomanen eine Gesellschaft zu bilden. Deswegen sage ich es und fordere es ein und ich weiß nicht warum du daraus ein Missverständnis konstruieren willst, dass dies in jedem System relevant ist. Die Antriebe und Ziele mögen andere sein, aber die Mittel die gleichen. Ich sage sehr konkret, es ist in jedem System so, also wieso bezweifeln, weil der Mensch so ist. Du verwechselst Gesellschaftssystem mit grundsätzlichen Werten und hältst ein anderes System für besser, weil du glaubst diese Werte sind automatisch mit dabei. Welchen Anhaltspunkt hast du dafür?

Niemand hat mir bisher sagen können, warum sich das ändern sollte, warum der Mensch sich ändern sollte, nur weil er ein neues System vorgesetzt bekommt, was er augenscheinlich in der Mehrheit derzeit gar nicht will. Deswegen, abgesehen vom politischen Hick-Hack, sehe ich keinen Wert darin einen Systemwechsel zu fordern (ihn anzustreben ist etwas leicht anderes).

Wenn du sagst Moral ist unwichtig und Betrug finde nur aus ökonomischen Gründen statt, dann ist das bedauerlich kurzsichtig und ich kann nicht glauben, dass du das so ernst meinst. Du magst der Überzeugung sein, dass Betrug sonst nicht notwendig ist, aber Guttenberg hat seine Arbeit nicht aus wirtschaftlicher Notwendigkeit gefälscht. Er hat auch nicht gelogen, weil er seine wirtschaftliche Existenz gefährdet sah. Hauptmotiv scheint doch die gesellschaftliche Anerkennung gewesen zu sein. Von mir aus die Erwartungen der Familie. Von mir aus ging es ihm auch darum die politische Macht zu stärken. Solche Dinge ändern sich aber nicht.

Warum du eine ganz klar darauf bezogene Aussage so umdeuten musst, dass sie nur ökonomisch begründet sein kann, ist mir völlig schleierhaft. Tatsache ist, Lug und Betrug sind Mittel zum Zweck und werden immer eingesetzt werden, wenn es keine Sanktionen dagegen gibt, seien es rechtliche oder gesellschaftliche. Wenn du glaubst ohne Wirtschaft gäbe es das nicht mehr, dann ist das auch Selbstbetrug, denn wie gesagt, du müsstest es gerade anhand des Beispiels besser wissen.

Zu glauben der Mensch strebe nicht danach sich einen Vorteil zu verschaffen und würde ohne weiteres nur nach edlen Zielen streben, nur weil er sich nicht mehr "ökonomisch" bestätigt ist doch naiv. Auch wenn es ein Klischee ist, das Gesellschaftssystem ist nur soviel wert wie die Menschen die es umsetzen. Wenn Gewinnstreben nicht mehr der Anspruch ist, dann müssen sich die Werte doch dahingehend ändern, dass Wissensvermehrung und Produktivität gesellschaftliche Notwendigkeit sind. Das kann nur durch Evolution entstehen, nicht durch Revolution. Versteh mich nicht falsch, ich befürworte das Streben dahin, aber nicht mir den Mitteln des 19. Jahrhunderts. Ich halte eine solche Gesellschaftsform sogar für notwendig. Aber aufgrund dessen den politischen Alltag zu ignorieren und zu hoffen, dass irgendwann mal von sich aus alles anders wird, das stört mich.

Letztendlich liest sich deine Antwort für mich so: Ich will eine sichere Existenz. Mehr (wirtschaftliche) Macht hätte ich gerne, aber ohne das Risiko sie wieder verlieren zu können. Auch wenn das unbewusste ist, das widerspricht doch schon der Gleichverteilung und der Kritik am Wachstumsprinzip. Wenn ich mehr Macht anstrebe und sei es nur um die Welt zu verbessern, muss ich dazu nicht entweder neue Macht generieren oder sie anderen "wegnehmen"?

Wenn man mit den Mitteln des System dieses verändern will, sehr gerne. Aber dann sollte man sich der aktuellen Probleme annehmen und jetzt was tun.

PS. Ich gehe bewusst nicht darauf ein, das egal ob revolutionär oder evolutionär, eine Änderung nicht losgelöst vom Rest der Welt stattfinden kann. Warum wurde ja bereits am Beispiel DDR erläutert. Dort kann man auch sehen, welche Machtmittel zählten (neben den immer noch vorhandenen wirtschaftlichen). Das dieses Gemenge zu immer mehr technologischen und wissenschaftlichen Rückständen führte und der Bevölkerung eben nicht die versprochene Änderung und Verbesserung brachte, selbst wenn die Theorie so schön klang, ist auch bekannt.
 
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Antwort folgt (wenn ich Zeit und Lust finde ;)), nur soviel:


Letztendlich liest sich deine Antwort für mich so: Ich will eine sichere Existenz. Mehr (wirtschaftliche) Macht hätte ich gerne, aber ohne das Risiko sie wieder verlieren zu können

Ja, existieren würde ich weiterhin gerne; zum Rest: ist DAS die Quintessenz meiner Antwort für dich?
 
Guttenberg hat seine Arbeit nicht aus wirtschaftlicher Notwendigkeit gefälscht. Er hat auch nicht gelogen, weil er seine wirtschaftliche Existenz gefährdet sah. Hauptmotiv scheint doch die gesellschaftliche Anerkennung gewesen zu sein.

und drei mal darfst du dich fragen zu was gesellschaftliche anerkennung in unserer gesellschaft gut ist: richtig, sie erleichtert das durchkommen in der karriere und erhöht die chancen wirtschaftlich besser als andere abzuschneiden.
du führst den wirtschaftlichen aspekt, den du zwei sätze vorher durch die vordertür rausgeschmissen hast, durch die hintertür im letzten satz wieder ein.


Zu glauben der Mensch strebe nicht danach sich einen Vorteil zu verschaffen und würde ohne weiteres nur nach edlen Zielen streben, nur weil er sich nicht mehr "ökonomisch" bestätigt ist doch naiv.

ach so, na dann lassen wir halt alles wies ist; ist ja die natur des menschen zu betrügen und sich immer und überall einen vorteil zu verschaffen - die gesellschaftliche struktur und die sachzwänge der gesellschaftlichen einrichtungen haben damit natürlich absolut gar nichts zu tun.
natürlich hast du keine lust über solche themen zu diskutieren, wie du auch selber eingangs schreibst, aber wie du siehst kommt es ja nur daher, weil für dich ohnehin schon immer alles feststeht. (siehe pn)
und für jemanden für den alles feststeht, der braucht sich ja auch nicht auf gegenargumente einzulassen.
 
Um nochmal allgemien zu den "Weltanschauungen" zurückzukehren;

Viele Leute beziehen sich bei ihren Argumenten immer auf die Vergangenheit. Man müsse aus der Vergangenheit lernen, der Mensch verhielt sich so und so.
Als Ergebnis dieses Lernprozesses präsentiert man dann die Gegenwart.

Die Gefahr dabei ist die, dass man die Gegenwart einfach reproduziert, man hat ja aus der Vergangenheit gelernt, man hat sie anlysiert. Außerdem haben sich die Verhältnisse ja verbessert.

Was wenn diese Verbesserungen nur minimal sind - wer kann die Entwicklung der Menschen der letzten 100 Jahre einordnen? Es wird immmer eine subjektive Sache bleiben.
Ich will damit nicht sagen, dass vor 100 Jahren die Lebensumstände besser waren, im Gegenteil; nur, was wenn wir weit hinter unseren Möglichkeiten zurückgeblieben sind?
Eben weil wir uns einreden wir "haben ja gelernt". Wir haben die Arbeit ja schon gemacht. Wir müssen uns nicht weiter hinterfragen.

Ein Vergleich der heutigen Umstände mit der Vergangenheit taugt deshalb eigentlich nicht viel, was die Sache erst mal erschwert, weil einem erst mal der Boden unter den Füssen weggezogen wird, der Bezugspunkt, und, weil man gezwungen wird, sich selbst ein Bild von der Lage hier und jetzt zu machen, man muss andere Werkzeuge finden um sich die Welt zu erklären.

Ähnlich ist es mit der Natur des Menschen, "er ist egoistisch und habsüchtig. Man hat es ja in der Vergangenheit beobachtet":

Was wenn sich die Leute das in der Vergangenheit auch schon eingeredet haben, und somit die egoistisch konstruierte Natur des Menschen reproduziert haben?
Und wir diese Reproduktion wieder reproduzieren usw....usw...

Man sieht, es wird nicht einfacher sondern schwieriger, wenn man sich gedanklich von diesen Mustern löst.
 
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DugDanger schrieb:
ist DAS die Quintessenz meiner Antwort für dich?

Das ergibt sich aus dieser Aussage:

Desto weiter man die Karriere Leiter erklommen hat, desto wirtschaftlich mächtiger man ist, desto mehr kann man diesen Konflikt heilen.

Soweit muss man gedanklich erst mal kommen, wenn ich natürlich immer und überall an die Moral Appelliere, dann bleibe ich auf halbem Weg stehen.

Ich gehe also davon aus, dass auch du diese wirtschaftliche Macht explizit anstrebst und Moral zu dem für hinderlich hältst. Was jetzt wieder mein Punkt wäre, dass gesellschaftliche Sanktionen ein Schritt zur Begrenzung von extremen Auswüchsen von Machtanhäufung und -ausübung sind.

Konkret habe ich nirgends gesagt, dass wir am Ende unserer Entwicklung angekommen sind oder das dies hier nun der Höhepunkt ist. Wie gesagt, es ist durchaus möglich und erstrebenswert, dass der Mensch sich besser verhält und nicht generell profitorientiert verhält. Das tut er auch heute nicht. Alleine das Forum hier ist der Beweis dafür. Das Streben anderen zu helfen und dafür ebenso Hilfe als Gegenleistung zu erhalten, ist nun mal ein Grundstein dafür. Tatsache ist auch, dass wir sehr weit weg vom ungezügelten "Manchester-Kapitalismus" sind, dessen Auswirkungen die Kommunismus-Theorie prägten. Die Lebensumstände, die rücksichtslose Ausbeutung der Menschen jeden Alters, meist auch auf Kosten der Gesundheit, die Verschmutzung der Lebensräume, all das hat sich hierzulande geändert.

Tatsache ist sicher auch, das wir das zum Teil nur aus der Sichtweite verlagert haben, dass die Mechanismen auch weiterhin da sind und anscheinend derzeit auch verstärkt zum Einsatz kommen. Und zwar aus Angst seine Existenz (als Arbeiter, Firma, Staat) und Stellung in der Welt zu verlieren. Dass das Konzept der soziale Marktwirtschaft den Bach runtergegangen ist, keine Frage. Auch das es Zwänge gibt, die eine völlig freie Entscheidung unmöglich machen.

Aber zu glauben, dass es diese freie Entscheidung so ohne weiteres gäbe und jeder von sich aus nach dem Besten strebt, kann ich nicht nachvollziehen. Sicher kann man die Gründe für dieses Streben ersetzen und damit auch andere Werte wichtig werden lassen. Aber wenn Macht und Prestige weiterhin Ziel wären, dann gäbe es andere Dinge über die man diese anstreben und erreichen würde.

Deswegen muss sich der Mensch als solcher weiterentwickeln. Der Antrieb effektiver zu werden, Dinge zu verbessern, Wissen anzueignen, der wird momentan auch durch die Wirtschaft beeinflusst. Geld ist genauso eine Form der Anerkennung und ebenso ist es ein Weg konkrete Richtung einzuschlagen und sich um Verbesserungen in bestimmten Bereichen zu bemühen. Begrenzte Ressourcen werden effektiver genutzt bzw. ersetzt, weil die Knappheit den Preis bestimmt.

Selbst wenn Wissenschaft sich selbe genug wäre, es braucht noch viel mehr Arbeiten, die momentan nur gemacht wird, weil sie entlohnt werden. Letztendlich strebt der Mensch nach Belohnung. Die Belohnung muss man irgendwie ersetzen, auch bei Arbeiten, die als unwürdig und undankbar empfunden werden.

Nicht umsonst ist in den meisten Utopien die alltägliche Arbeit automatisiert. Die Vorstellung ist ja nicht umsonst so, dass nur durch Geld (heute), direkter Zwang (z.b. Sklaven) oder eben Automatisierung die lästigen Arbeiten erledigt werden. Nur zu sagen, hey, wir müssen uns irgendwie mal was neues überlegen, reicht nicht. Wir leben heute und wir müssen aus den Problemen heute konkrete Erkenntnisse für morgen gewinnen. Nur zuzuschauen wie alles den Bach runtergeht und zu sagen das kommt ja dann was neues, ein Systemwechsel ist eh der einzige Ausweg, reicht nicht.

Wir sind hier alles keine Philosophen und Staatstheoretiker. Aber nur so an der Oberfläche palavern und gleichzeitig jedes Problem in unseren Sphären als bedeutungslos hinzustellen, weil eh alles und jeder korrupt ist und sich gegenseitig vorwerfen, dass man die Dimension des ganzen ja eh nicht begreife, ist mir zu blöd. Was ich an diesem System ändern will und was man ändern kann, das diskutiere ich gerne und ausführlich, denn dazu kann man was konkretes sagen, dafür gibt es genug Sachen, an denen man arbeiten kann.

Wenn man immer wieder eine Systemwechsel als alternativlos bezeichnet und sagt, dass das die Menschen schon ändern wird, dann sollte man diskutieren oder zumindest fragen dürfen wie man dahin kommt. Und man sollte es andererseits unterlassen andere pauschal zu verurteilen und mitunter zu beleidigen, wenn sie dem widersprechen und es kritisieren.

Meine Antwort auf das wie ist die Weiterentwicklung von Moral und Werten (nicht zu verwechseln mit wertkonservativ, nur weil die von Werten reden), weil sie bestimmen, wie sich innerhalb einer Gesellschaft verhalten wird. Dies kann zu einer Änderung des Gesellschaftssystem führen. Alles andere stellt für mich unmittelbaren Zwang durch eine wie auch immer geartete Elite dar, gerade wenn sie Wahlen z.b. als per se Heuchlei und überflüssig erachtet und somit also selber bestimmen will, was sie für das beste für andere hält.


____________

@th3o: Die Behauptung, dass Karriere und gesellschaftliche Anerkennung nur im Kapitalismus existieren und mit (angestrebter) wirtschaftlicher Macht einhergehen, hätte ich gerne belegt. Der wirtschaftliche Aspekt hat bei diesem Betrug keine Rolle gespielt, es sei denn du zeigst mir auf das gesellschaftliche Anerkennung nur deswegen angestrebt wird um sich wirtschaftlich zu verbessern.

Ist in deiner Vorstellung der Nobelpreis das Streben nach wirtschaftlicher Macht? Und wird er von der Wirtschaft unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten vergeben? Ist das Streben danach verwerflich, weil es Vorteile bei der eigenen Arbeit mit sich bringt? Warum muss man alles versuchen auf einen einzigen Faktor zu reduzieren und damit diffamieren, wenn man gleichzeitig ein System anstrebt, was ganz alleine auf anderen Anreizen basiert und von daher auch solche Dinge benötigt. Wenn man mehr als nur wirtschaftliche Macht als Ziel anstrebt, dann sollte man lernen zu differenzieren und nicht alles nur aus wirtschaftlicher Sicht begutachten.

Es ist ohne Frage so, dass gesellschaftliche Anerkennung bestimmte Positionen öffnet und diese mit anderen Vorteilen verbunden sein können. Das notwendigerweise das Streben nach dieser Anerkennung wirtschaftlich motiviert ist, das ist nur eine ideologisch geprägte Behauptung, die du nicht nachweist udn deren Nicht-Existenz in anderen Systemen auch sehr zweifelhaft ist.

ist ja die natur des menschen zu betrügen und sich immer und überall einen vorteil zu verschaffen - die gesellschaftliche struktur und die sachzwänge der gesellschaftlichen einrichtungen haben damit natürlich absolut gar nichts zu tun

Bitte lies meinen Beitrag genau. Ich sage ausdrücklich, dass diese Werte unabhängig vom System sind. Das es nicht das System ist, was ihr nach deiner Aussage erzwingen müsst, da Wahlen wirkungslos sind und Verstand der meisten Menschen nicht ausreicht um es zu begreifen, sondern im Gegenteil die Gesellschaft als Teil ihrer Werte wollen muss, um es als Standard zu etablierten.

Das eine schließt das andere nicht aus, auch das sagte ich, aber es kann sich nur evolutionär dorthin entwickeln. Das Gesellschaftssystem kann sich nur aus der Gesellschaft entwickeln und nicht umgekehrt. Sonst wird wie gesagt die fehlende wirtschaftliche Macht durch andere Formen der Macht gefüllt.
 
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@happyMutant

Ich gehe also davon aus, dass auch du diese wirtschaftliche Macht explizit anstrebst und Moral zu dem für hinderlich hältst.


??

gerade das wirtschaftliche, ökonomische, kapitalistische Machtstreben kritisiere ich.

Mit der Moral habe ich aus folgendem Grund ein Problem:

Um im Konkurrenzkampf zu bestehen muss man sich durchsetzen, andere verdrängen, den eigenen Profit maximieren.
Weil dieses Streben Systeminherent ist, und dem, was man so im Groben als moralisch bezeichnet wiederspricht, nur deshalb fordern Kirchen oder andere diese Moral dann wieder ein.

Du hast meine Posts offensichtlich nicht gelesen und willst gar nicht diskutieren; wüsste nicht wieso du hier so unsachlich auftrittst:

Aber nur so an der Oberfläche palavern und gleichzeitig jedes Problem in unseren Sphären als bedeutungslos hinzustellen, weil eh alles und jeder korrupt ist und sich gegenseitig vorwerfen, dass man die Dimension des ganzen ja eh nicht begreife, ist mir zu blöd.

lies doch mal was ich hier im Thread geschrieben habe!

Und man sollte es andererseits unterlassen andere pauschal zu verurteilen und mitunter zu beleidigen

?wo beleidige ich jemanden?

Du hast uns doch im Guttenberg Thread lang und breit erklärt welche Sonderstellung der Mann inne hat und wieso man bei ihm so genau hinschauen muss.

Dann hast du selbst hier im Forum aber auch eine Sonderstellung und solltest etwas sachlicher diskutieren!

Und wenn du schon schreibst, dass dich das Thema eigentlich nicht interessiert, dann lass es lieber gleich.
 
Danke fürs ignorieren quasi des gesamten Beitrages. Genau darum schreibe ich nicht so gern was dazu. Ich habe auch nie gesagt, dass es mich nicht interessiert. Ich begründete, warum ich mich hier selten beteilige und die Gründe habt ihr beide direkt auch wieder vorgeführt.

Ich weiß ehrlich nicht, wo ich hier grundsätzlich unsachlich gewesen sein soll, es sei denn man zitiert kurze Schnipsel aus dem Kontext und behauptet das wäre der Inhalt meines Beitrages. Die Frage ist doch, ob ihr in die Tiefe gehen wollt und das wollt ihr nicht, deswegen verwendete ich ganz allgemein den Begriff palavern. Ihr ergeht euch in Andeutungen, die man nur durch Provokationen mal etwas vertiefen kann.

Du konstruierst Widersprüche wo gar keine sind, aber auf die konkreten Fragen machst auch du einen großen Bogen. Aber bitte:

Du sagst Moral ist hinderlich und machst es mir zum Vorwurf, das ich diese als Notwendigkeit erwähne. Du ignorierst völlig die Aussage, das Geld nur ein Mittel ist. Das dieses Streben nach Anerkennung auch mit anderen Mittel erreicht werden kann und das die gleichen Mechanismen zum Zuge kommen und es deswegen notwendig ist, dass dies gesellschaftlich sanktioniert wird.

Im Grund widersprichst du mir auch gar nicht, denn ich sage sehr konkret, das eine Überwindung dieses Strebens nur durch eine gesellschaftliche Änderung entstehen kann. Du sagst, "die Wirtschaft" ist Schuld. Natürlich ist Gewinnstreben systemimmanent, aber diesem automatisch alles schlechte in der Welt anzudichten und so zu tun, als hätte er nicht Anteil an der Entwicklung der Menschheit, als sei alles was darauf basiert Gewalt und Unterdrückung, ist einfach absurd. Wenn man sagt, dass dieses Streben in die richtige Bahnen gelenkt sinnvoll sein kann, dann ist das locker genauso legitim. Es gibt keine radikale Einfachheit, wo sich alles selbst genügt und alle mit einer Stimme sprechen. Gesellschaft ist immer eine Mischung aus vielen Strömungen, Zielen und Ansprüchen verschiedener Interessen.

Selbst wenn das alles nur eingeprägte Verhaltensmuster sind und alles besser wird, sobald nur die böse Wirtschaft besiegt ist, wie kommst du zu dem Schluss, dass sich das sofort und problemlos ändern würde. Das auf einmal ein neuer Mensch vor der Tür steht und sich alle negativen Dinge in der Welt in Luft auflösen? Warum darf man das nicht in Frage stellen?

So wie du deine Worte sowohl an mich, als auch an die Allgemeinheit richtest, so kann ich darum bitten, eben in diesem Kontext, den du gerade erfüllt hast, die pauschale Verurteilung andere zu unterlassen und sobald sie eben das "System" auch nur minimal als besser hinstellen als eine unkonkrete Utopie dann den Unwillen zur offenen Diskussion vorzuwerfen. Das dem so ist, ist nun mal auch belegt.

So wie dein Beitrag ausgefallen ist, hast du kein Interesse auf einen konkreten Punkt meiner Aussage einzugehen, wo ich sehr wohl versuche zu differenzieren. Du willst das offenbar nicht udn greifst dir aus dem Kontext Dinge, wo du eine Chance siehst nicht meine Argumentation, aber mich persönlich anzugreifen. Von mir aus, aber dann bin ich hier auch wieder raus. Es kann jeder selbst urteilen, ob es zutrifft, was ich zu Beginn sagte.

Ich will euch ja auch nicht stören, ich sage nur, dass es für mich so keinen Sinn hat.
 
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zur Sache:

Zitat HappyMutant

Die Auswüchse dessen sind nicht zu begrüßen und werden zu wenig bekämpft.

Ich denke die "Auswüchse" sind konsequenzen des Systems. Das Ziel der Akteure ist es doch so reich, so groß, so mächtig wie möglich zu werden. Wenn sies dann tuen, dann soll das rückwirkend bekämpft werden.
Deshalb tuen sich unsere Politiker mit dem "sozialen" bei unserer Marktwirtschaft doch so schwer. Es ist dem Wirtschaftswachstum oft nicht zuträglich.
Das ist das, was ich als Konflikt beschrieben habe. Als Beispiel: klar wäre es richtig und gerecht die Zeitarbeiterregelung so wie sie heute praktiziert wird, wieder zu kasssieren, nur haben diese und andere Regelungen in der Richtung Deutschland als gesamtes Wirtschaftssubjekt im internationalen Vergleich eben erstarken lassen.

Das heißt aber nicht, dass "die Wirtschaft" bestimmt oder nicht verändert werden kann

Naja, also ich finde schon, dass ökonomische Interessen unser Leben sehr stark bestimmen.
Ich möchte das erst mal auch gar nicht werten. Kein Politiker ist böse weil er Wahlversprechen macht, kein Unternehmer ist böse weil er Zeitarbeiter beschäftigt und die alten Angestellten kickt. Sie Verhalten sich einfach Systemkonform. Und natürlich gibt es auch viele tolle Beschäftigungsverhältnisse aber an den fundamentalen Mechanismen einer wettbewerbs Orientierten Marktwirtschaft lässt sich nunmal nicht rütteln.

Wenn du dich beklagst, dass die Leute alles vorgekaut bekommen wollen, dann wollen sie, dass ihnen jemand sagt, wo es lang geht. Und sie werden auf jemanden hören, der mächtiger ist als sie. Ob das nun wirtschaftliche Macht ist oder politische Macht.

Ich finde schon, dass sich viele Menschen nicht so ganz bewusst sind, wie tief der ökonomische Gedanke in ihnen selbst verankert ist. Wie sehr unsere Politik richtigerweise davon getrieben wird. Die Politik muss gute Bilanzen präsentieren und deshalb knallhart kalkulieren. Wenn man das weiß, dann kann man die Versprechungen der Opposition besser einordnen und es erklären sich unsoziale Reformen einer Regierungspartei.
Ich finde das nicht gut oder schlecht - es ist halt erstmal so.
Insofern finde ich, dass die Leute die Politik etwas nüchterner und realistischer betrachten sollten. Dann sollten die Leute auf ihre eigene Vernunft hören und entscheiden ob irgendeine politische oder ökonomische Macht für sie was taugt.

Jetzt mal abgesehen davon, dass der Systemwechsel völlig abstrakt ist, die Erfahrungen mit anderen Systemen zeigen bisher, dass die Reduzierung von Einflüssen der Wirtschaft zu anderen Formen der Machverteilung und -ausübung führen.

Genau weil er so abstrakt ist verstehe ich die Aufregung nicht. Zu den Erfahrungen mit anderen Systemen habe ich vorhin was geschrieben. Ist jetzt auch wieder ein bischen allgemein:

Ähnlich ist es mit der Natur des Menschen, "er ist egoistisch und habsüchtig. Man hat es ja in der Vergangenheit beobachtet":
Was wenn sich die Leute das in der Vergangenheit auch schon eingeredet haben, und somit die egoistisch konstruierte Natur des Menschen reproduziert haben? Und wir diese Reproduktion wieder reproduzieren usw....usw...

Ich finde wir haben lange genug in der Vergangenheit rumgestochert und uns hundertmal erklärt warum was geht und was nicht. Ich nehme das was ich hier und jetzt habe, und was mir daran missfällt, das spreche ich an.

Das heißt aber nicht, dass man deswegen das System wechseln muss. Denn bisher hat mir noch niemand gesagt, auch du nicht, selbst wenn du meine Punkte angreifst, warum die Herangehensweise automatisch anders werden soll.

Wenn du dem Kapitalismus den Wachstumsdrang entziehst, dann ist es wohl schon ein Systemwechsel.
Ein Knackpunkt liegt schon in der Bedürfnissbefriedigung. Hat th3o hier auch schon angesprochen.
Bedürfnisse werden hier über Märkte befriedigt, wobei die Bedürfnisbefriedigung aus Anbieter Sicht eher ein Nebenprodukt der Gewinnmaximierung ist. Auch hier gilt, dass ist nicht schlimm, es ist halt nur so.
Wieso können Bedürfnisse nicht einfach so Befriedigt werden?
Weil ich dafür eine Gegenleistung will, eine möglichst hohe Gegenleistung usw...und schon sind wir wieder in den vorherschenden Denkmustern. Ich würde diese Denkmuster gerne hinterfragen - abstrakt - utopisch.

Ich appelliere ja nicht an Moral. Aber Moral ist das was uns sagen soll bis hier hin und nicht weiter, ein gesellschaftlicher Konsens. Es ist das was sagt, wenn du darauf verzichtest, dann bedeutet das zwar jetzt kurzfristig keinen Vorteil hast, langfristig aber z.b. das Wohl anderer auch dir zugute kommt.

Du forderst Moral ein. Das ist dein gutes Recht. Und in unserer Gesellschaft ist es wohl auch Notwendig sie einzufordern. Wenn man nun aber ganz konsequent ist, dann muss man einen Zustand in dem man keine Moral einfordern muss trotzdem vorziehen, abstrakt und utopisch, aber wenigstens konsequent zuende gedacht.

Der Knackpunkt, der über Scheitern von Systemen entscheidet ist doch wie ungleich "Macht" (in dem Fall eben wirtschaftliche Macht) verteilt ist


Das gilt für die sehr bescheidene Auswahl an Systemen die wir kennen.

Du verwechselst Gesellschaftssystem mit grundsätzlichen Werten und hältst ein anderes System für besser, weil du glaubst diese Werte sind automatisch mit dabei. Welchen Anhaltspunkt hast du dafür?


Nein, ich meine nur das Werte, Ethik, Moral, Patriotismus und noch viele andere Begriffe einfach zu stark eingefärbt sind, um sie überhaupt noch gebrauchen zu können, wenn man sich über Alternative Formen des Zusammenlebens Gedanken machen will.
Man muss erst mal alles was mit ökonomischen Zwängen und Mechanismen zu tuen hat über Bord werfen. Wenn man dann der Meinung ist, dass wir uns dann alle die Köpfe einschlagen, weil die Natur des Menschen so ist, dann ist die Diskussion schon beendet.
Natürlich würde es sich dabei um einen ziemlich langen Prozess handeln.

Zu glauben der Mensch strebe nicht danach sich einen Vorteil zu verschaffen und würde ohne weiteres nur nach edlen Zielen streben, nur weil er sich nicht mehr "ökonomisch" bestätigt ist doch naiv

Anders herum; du meinst also, dass sich der Mensch immer einen Vorteil verschaffen wird, wegen seiner Natur. Mag sein. Habe dazu weiter oben schon was geschrieben.

Aber aufgrund dessen den politischen Alltag zu ignorieren und zu hoffen, dass irgendwann mal von sich aus alles anders wird, das stört mich

Also ich weiß, dass sich von sich aus nix ändert und versuche deshalb die Leute dazu zu bewegen sich über unser System Gedanken zu machen.
Der Politische Alltag ist nunmal sehr berechenbar und deshalb für mich nicht so interessant.
Das es ein Fehler von mir war im Guttenberg Thread zu posten habe ich ja schon ein paar mal geschrieben.

Wenn man mit den Mitteln des System dieses verändern will, sehr gerne. Aber dann sollte man sich der aktuellen Probleme annehmen und jetzt was tun.

Das sind ja schon 2 paar Stiefel. Ich lebe natürlich auch hier in diesem System und komme sogar ganz gut dabei über die Runden. Trotzdem kann man sich ja so seine Gedanken machen.
Ich denke nur, dass die Mittel des Systems nicht so viel taugen, ich kann mich über kleine Reformen freuen oder 5 euro mehr für H4 - oder mich darüber ärgern, aber im Endeffekt setzen sich schon die wirtschaftlichen Interessen des Landes als ganzes durch. Die Regierung, als Manager des Unternehmens Deutschland muss halt gute Zahlen präsentieren.
Ich glaube eben, dass dieser Druck immer mehr Konflikte mit den Realen Belangen und Wünschen der Bürger mit sich bringt.
Schon klar, dass wir nicht die Schotten dicht machen können um unser eigenes Süppchen zu kochen, deshalb ist die Diskussion für alle Verteidiger unseres Systems eigentlich so harmlos.


Ich gehe bewusst nicht darauf ein, das egal ob revolutionär oder evolutionär, eine Änderung nicht losgelöst vom Rest der Welt stattfinden kann.

Ist klar. Bin der Meinung, dass Veränderungen im Kopf beginnen, mit der Auseinandersetzung mit unserem System, dass, nicht gut oder böse ist, sondern einfach so ist wie es ist.
 
Off-topic Diskussion verschoben: https://www.computerbase.de/forum/threads/863221/

Ich übernehme für die Episode bzw. Vermischung die Verantwortung und sorry, dass es hier ausgetragen werden musste. Über die grundsätzliche Frage was eine Diskussion ausmacht und wo das Missverständnisse sind, können wir gerne anderweitig diskutieren.
 
Zum Begriff der Kritik

In der bürgerliche Gesellschaft wird andauernd 'kritisiert'. Da ihre Individuen sich in ständiger Konkurrenz gegeneinander befinden, ist diese 'Kritik' durch den gesellschaftlichen Konsens normiert und institutionalisiert: sie hat konstruktiv zu sein. Dadurch bekommt die bürgerliche Gesellschaft ihr Selbstverständnis - sie ist eine die sich 'verbessert'. Dadurch ändert sich permanent alles und gleichzeitig bleibt alles beim alten.

Deswegen bleibt die 'Kritik' auch dem Konsens untergeordnet. Sie hat nicht nur konstruktiv zu sein, sein Träger muss sich als Träger eines maßgeblichen Interesses der Gesellschaft selbst ausweisen können. Dann stellt sich die Frage, welches das maßgebliche Interesse der Gesellschaft Gültigkeit hat: dass alle gut leben oder dass alle viel arbeiten und viel Reichtum sich in den richtigen Händen sammelt?

Und das ist der Punkt: mit meinem letzten Satz habe ich den Konsens verlassen und mich in die nicht-konstruktive Kritik begeben.
 
Zuletzt bearbeitet:
@DugDanger: Ich habe das nicht übersehen, ich gehe jetzt aber erst mal kurz auf barista ein.
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Ich sage ja nichts gegen "nicht-konstruktive" Kritik. In deinem Fall ist es eine berechtigte Frage, die man sicher ausdiskutieren kann und Ansätze finden kann, was man will, warum man es will und was man ändern kann um dort hin zu gelangen (auch wenn das konstruktiv ist, aber als langfristiges Ziel unvermeidlich).

Aber diese Art Kritik im Sinne einer konstruktiven Kritik anwenden bedeutet eben auch das man sich Unverständnis anhören muss. Dergestalt, dass wenn man dieses Problem ändern will, auch etwas konkret dafür oder dagegen tun sollte. Sonst sind das für mich eben maximal nette Gespräche.

Ja, ich bin ehrlich, mir geht es ab, dass man sich selber soweit außerhalb eines Systems stellt, was man andererseits so aktiv benutzt und kritisiert, also die Missstände kennt. Polemisch ausdrückt: Zu sagen, konstruktive Kritik ist Kollaboration mit dem Feind und deswegen verweigern wie die, das ist einfach außerhalb meines Horizonts. Denn der Anlass ist von enorm vielen Faktoren abhängig und die Erfolgsaussichten auf diese Weise etwas zu erreichen einfach nahe null.

Mir ist klar, das man nicht einfach ein fertiges System aus dem Hut zaubert. Aber eine Auseinandersetzung mit dem System sollte zu etwas führen. Das Ziel kein Ziel zu haben ist schön, sicherlich auch sehr weit entfernt von der Leistungsgesellschaft, aber man kommt halt auch nirgends an.
 
Es fällt mir auf, dass 'konstruktiv' immer eine Stütze braucht, sonst wird das Wort ohne Bezug. Ich meine, das ist immer 'konstruktiv' im Bezug auf etwas. Deswegen beschränke ich das Wort im Bezug auf bestehende Zustände. (Wobei dies eine ungenügende Bezeichnung ist, weil sie sich eben auf alles erstreckt, Gutes wie Schlechtes. Das passende Begriff wäre 'herrschende Ideologie' - damit würden wir uns mit Sicherheit wieder in die Haare kriegen:)) Ganz anders ist es, wenn man ein Ziel theoretisch wie praktisch verfolgt, das noch keinen Bestand hat (Kommunismus). Dann 'konstruktiv' zu sagen ist tautologisch.

Die Unmöglichkeit eines wie auch immer 'nützlichen' Dialogs habe ich gestern in einem Beitrag (jetzt im Aqua?) auch festgestellt. Warum dich das so irritiert und du so eine persönliche Sache daraus machst, die du uns anlastest, verstehe ich nicht ganz. So ein massives Unverständnis über das Tun anderer, bedeutet nur zweierlei: entweder haben sie ein Rad ab, oder sie verfolgen komische Ziele, also - ihnen ist sowieso nicht zu vertrauen. So erklärt sich dann dein Übergang (man sieht es dir an, wie aufgeregt du noch bist): "dass man sich selber soweit außerhalb eines Systems stellt, was man andererseits so aktiv benutzt und kritisiert" das immer noch so klingt 'Gehe doch nach drüben'. Dieser Aussage sieht man an, was sie unterstellt: das System kann benutzt werden, es bietet 'nützliche' Gelegenheiten, man lebt da drin wie der Maden im Speck. Kein Bewußtsein dass man dem System, als Lohnabhängiger der Gewinnkalkulationen anderer unterworfen ist und am Ende der edlen Ziele der Macht und Erfolg der eigenen Nation. (Hier ein Hinweis über die 'Nützlichkeit' der Politik und Politiker, das so ausführlich und betroffen in Guttenberg-Thread diskutiert wird)

Genau so weiter: "Polemisch ausdrückt: Zu sagen, konstruktive Kritik ist Kollaboration mit dem Feind und deswegen verweigern wie die, das ist einfach außerhalb meines Horizonts." Damit hast du den ganzen Witz der Sache ausgemerzt. Was wir hier sagen ist: Du kannst versuchen Sachen zu verbessern, richtig dagegen kommst du nie an, sondern du bist verdammt, dein ganzes Leben hinterher zu laufen, weil der Sachzwang der Geldvermehrung (Privateigentum, Reichtum in Verfassung festgelegt!) immer wieder neue Zwänge produziert, die du aufs Neue begreifen und überwinden musst. Und warum? Nur um zu leben, einen anderen Zweck hast du doch nicht. Spätestens jetzt entpuppt sich diese 'konstruktive Kritik' endgültig als was es tatsächlich ist: der Versuch nicht zerdrückt zu werden.

Und dann die schwierige Sache mit dem Erfolg. Soll ich meine Kritik vom Erfolg abhängig machen? Wo die ganze Wirtschaft und Politik der kapitalistischen Gesellschaft davon lebt, dass Erfolg sich immer in Nachhinein einstellt (oder auch nicht). Auch anders herum: Ist meine Kritik keine, weil sie keine Erfolgchancen hat?

Und zuallerletzt: Ich mache meine Kritik nach den Regeln der Logik und Erfolg ist keine Kategorie der Logik. Andere können diese Verbesserungen versuchen. Sie sollen sich aber nichts vormachen, sie werden wenige Erfolge und viele Niederlagen erleiden. Und eins sollen sie sich besonders nicht vormachen: dass sie das System bekämpfen. Das tun sie nicht, sie richten sich darin ein, sie arrangieren sich mit ihm.
 
Zur Natur des Menschen, die ja hier immer mal wieder zur Diskussion gestellt wird, hat sich u.a. einer der maßgeblichsten Denker der neueren Zeit, G. W. F. Hegel, im Jahre 1818 in seiner Abhandlung zur Logik wie folgt geäußert:

"Die Denkformen sind [...] in der Sprache des Menschen herausgesetzt und niedergelegt; es kann [...] nicht oft genug daran erinnert werden, dass das, wodurch sich der Mensch vom Tiere unterscheidet, das Denken ist."
In allem, was dem Menschen innerlich ist, was er zu seiner Vorstellung und zum Seinigen macht "hat sich die Sprache eingedrängt, und was er zur Sprache macht und in ihr äußert, enthält [...] eine Kategorie; so sehr natürlich ist ihm das Logische, oder vielmehr: dasselbige [also das Logische] ist seine [des Menschen] eigentümliche Natur selbst."

Wie also andernorts herausgestellt, besteht die Natur des Menschen darin, seinen Verstand zu nutzen, zu urteilen, zu begreifen, sich die Welt über seine Begriffe (also durch Sprache) anzueignen, diese Begriffswelt zu erweitern und wo nötig die reale Welt zu ändern.
Wenn die Natur des Menschen das Verstehen seiner Welt ist, dann sind Aussagen wie "Der Mensch ist von Natur aus gierig, feindlich gegen andere Menschen, eifersüchtig, konkurrierend" usw. unhaltbar, denn warum der Mensch durch die Geschichte hindurch mal mehr mal weniger "gierig" war, was die Zustände waren in denen Menschen gelebt haben, all das kann verstandesmäßig durchdrungen werden und darüber eine Erklärung der Verhaltensweise der Menschen gefunden werden. Gerade diese Bemühung um eine Erklärung, eine stichhaltige Erklärung, die sich des Verstandes (der Logik) bedient ist das, was Hegel die "eigentümliche Natur" des Menschen nannte. Und nur diese. Dass die Natur des Menschen aber die sein soll, dass er "gierig" ist - das ist nichts anderes als eine Ausgeburt des Verstandes und kann entsprechend auch wieder befragt und kritisiert werden.
 
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Du weißt aber schon das man 1818 nun nicht wirklich soweit war um zu begreifen das auch der Mensch nur ein Tier ist! Bedenke doch nur mal wann Darwin "Die Entstehung der Arten" verfasst hat und was es da für einen Aufschrei gab und wie lange es gedauert hat bis(auch von Wissenschaftlern) akzeptiert wurde das der Mensch von Affen abstammt!
Kurz gesagt, Texte von 1818 dienen nur wirklich nicht dazu die Natur der Menschen zu erklären!
 
Die nachgewiesene Abstammung hat nichts mit gesellschaftspezifischen Einwirkungen zu tun und erklärt nichts. Der Mensch kann denken, er kann urteilen, er kann die Welt nach Vernunftgründen einrichten, er kann die Natur zum Gunsten aller bearbeiten. All das können Tiere, können Affen nicht. Warum nicht? Weil sie keine Menschen sind.
Das Leid und Elend, das es auf dieser Welt gibt, ist nicht determiniert durch die fortschreitende Evolutionsgeschichte, sondern hat handfeste Gründe, die man nachvollziehen kann und die auf rationale Überlegungen der Akteure zurückzuführen sind, die wiederum auf gesellschaftliche Sachzwänge zurückgeführt werden können, die wiederum veränderbar sind bei Einsicht in sie.
Kurz: Eine biologistische Definition der Natur des Menschen ist Verstandesleistung und widerspricht damit sogar dem aufgestellten Inhalt. Wäre sie rein biologistisch dann wäre das nicht durch den Verstand fassbar. Indem man die Natur des Menschen durch den Verstand und mit Begriffen festhält, so erklärt man sie auch zugleich zu einer gesellschaftlichen Kategorie und platziert sie in Gesellschaft und daher können jegliche Aussagen über die Natur des Menschen durch gesellschaftliche Mechanismen und Strukturen erklärt werden.
 
Auch Affen leben in einer Gesellschaftsform und handeln auf Basis von der Analyse eines Problems! Der Verstand der Affen und deren Handlungsmuster sind auch heute noch ähnlicher als man denkt wie viele Forschungsergebnisse belegen.
Und natürlich kann man nicht alles Leid auf diese immer noch bestehenden Handlungsmuster schieben, aber sie vollends zu ignorieren oder als nicht existent darzustellen, dadurch ignorierst du fast 200 Jahre Forschung!
 
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