Weltanschauungen im Allgemeinen, Systemkritik, Diskussionen rund um den Kapitalismus

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Skaiy schrieb:
außer du hasst Kinder
Die Kinder sind nicht das Problem ... leider haben die Kinder sehr oft erwachsenen Anhang ... und der geht meistens garnicht.

Zumindest in NRW ist "Erzieher" ein Ausbildungsberuf (genau wie Altenpfleger) und dementsprechend dürfen gerade die städtischen Kindertageseinrichtungen keine "Ungelernten" oder fachfremde Akademiker einstellen.

Glaubt ihr echt, ich hätte das nicht versucht?
Kindertageseinrichtungen, Schulen (auch als Integrationshelfer oder im offenen Ganztag), Erwachsenenbildung (Berufsschulen, Universitäten, Privatschulen).

Der Matheabschluss ist ein Bachelor (also eigentlich nichtmal ein ganzes Vordiplom), und wird sehr oft eben NICHT als berufsqualifizierender Abschluss gesehen.
SE. schrieb:
außer ein vielleicht temporär „schöneres“ Straßenbild für Anwohner.
Und worum geht es bei der nächsten Kommunalwahl?
Genau ... da gehts um das "schönere Strassenbild für die Anwohner" ... platt ausgedrückt.

Ein wunderschönes Beispiel.
In Bielefeld wurde ein "neues Bahnhofsviertel" mit schicken Restaurants, einem "Erlebnisbad", einem Kino und einer saubergelckten Flaniermeile gebaut.
Zeitgleich hat man eine der letzten großen Obdachlosenunterkünfte abgerissen und den "Punkerpavillion" (ein Treffpunkt für die "Punks" ... natürlich sind da viele Obdachlose und Drogensüchtige dabei) hat man mitten in ein ehemaliges Industriegebiet verpflanzt. Die Jungs haben nun knapp 30 Minuten zu Fuß bis in die Innenstadt, wo sich das Schnorren wenigstens lohnt.
Dementsprechend funktioniert das Konzept "Pavi" nicht mehr ... da gehen die Leute jetzt nur noch hin, wenn sie alleine keinen Therapieplatz bekommen, und sich hilfe von einem der Sozialarbeiter erhoffen, die da arbeiten (naja, früher haben sie gearbeitet, heute gammeln sie nur noch rum, weil ihr Klientel nicht zu ihnen kommt).
Aber das neue Bahnhofsviertel ist schick ... und für sowas verzichtet man doch gerne auf ein langjährtig bewährtes Betreuungskonzept für die Drogenszene.

Die Menschen haben nur dann ein Problem mit Obdachlosen und Drogensüchtigen, wenn sie sie sehen (wohlmöglich sprechen die einen sogar an - OMG) oder für irgendwas im Zusammenhang mit diesem "Geschmeiß" zahlen müssen.
Wenn die sich alle einfach nur zum Sterben in den Wald legen würden, dann wäre alles OK ... da könnten das auch 10.000 im Jahr sein, es würde kaum interessieren bis es mal in der BILD steht.

Wenn es in Ländern ohne Sozialsystem weniger davon gibt, dann hat das einen sehr einfachen Grund ... die werden da halt nicht besonders alt.
 
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DerOlf schrieb:
Und worum geht es bei der nächsten Kommunalwahl?
Naja, ist regional unterschiedlich würde ich meinen, Bielefeld ist eher nicht mit Berlin vergleichbar.

Hier dominierte letztes Jahr „Miete&Wohnen“ (~33%) bei Umfragen, gefolgt von Sicherheit&Polizei(~17%), danach Umwelt&Klimaschutz, Verkehr und schließlich Wirtschaft&Arbeit.
Obdachlosen und Drogenhilfe-Angebote würde ich als gut bezeichnen, (temporäre) Unterkünfte sind saisonal unterschiedlich ausgelastet. Es gibt sicher Verbesserungspotenzial.

Als besonders störend nehmen meine Mitmenschen/Sicherheitsbehörden hier im Umkreis Obdachlose eher nicht wahr, so mein Eindruck. Oder anders, die Toleranzschwelle ist höher als anderswo.
Schwieriger wird es in den kälteren Monaten, wenn dann auch Treppenhäuser bewohnt werden. Und ja, ich kann die geäußerten Sorgen im Freundeskreis nachvollziehen und habe (dann) auch eine niedrige Toleranzschwelle bei „Untermietern“ im Flur. Neben dem typischen Mitbringseln dauert es meistens nicht lange bis sich Fäkalien und anderer Unrat sammelt. Beschaffungskriminalität ist auch ein Thema.

Menschen die sich nicht helfen lassen wollen kann nicht geholfen werden. Es gibt Grenzen bei aufsuchender Hilfe bzw. sozialer Arbeit insgesamt. Ob es überhaupt sinnvolle Lösungen gibt weiß ich nicht.

Selbstverständlich sammeln sich Bettler eher dort wo auch mal Geld gespendet wird. Wie häufig hier Platzverweise etc. ausgesprochen werden, keine Ahnung. Ganzjährige Zelte sind teilweise okay, meinem Eindruck nach.
 
SE. schrieb:
Bielefeld ist eher nicht mit Berlin vergleichbar.
Das war auch nur als Beispiel gedacht. Es ist zumindest in meiner Region lang nicht das einzige.

SE. schrieb:
Als besonders störend nehmen meine Mitmenschen/Sicherheitsbehörden hier im Umkreis Obdachlose eher nicht wahr, so mein Eindruck. Oder anders, die Toleranzschwelle ist höher als anderswo.
Auch hier geht das feindliche Klima eher nicht von Anwohnern, Polizei oder Politik aus ... dafür macht der Verband der Einzelhändler halt umso mehr Druck. Da ist man einfach der Meinung, die bettelnden Leute würden zahlende Kundschaft vertreiben.

Ich glaube aber noch immer nicht dran, dass die irgendwen bei seinem Einkaufsbummel von irgendwas abhalten.
Umsatzeinbußen durch die Anwesenheit von Bettlern halte ich für einen Mythos, denn die kriegen eh nur Wechselgeld ... und viele von uns belasten sich ja schon garnicht mehr mit Bargeld., zahlen mit Karte oder gehen zum Einkaufsbummel eben einfach nicht in die Stadt (onlineshopping).
Natürlich macht man sich als Innenstadt-Einzelhändler da Sorgen ... die Kundschaft bleibt aber nicht wegen der Bettler weg, sondern weil es eben nicht mehr notwendig ist, vor Ort zu sein, um etwas zu kaufen.

Mein Punkt ist, dass man für ein Prestige-Objekt ein Konzept, welches über 10 Jahre lang für alle Beteiligten gut funktioniert hat, zerstörte und im Austausch dagegen nun eine teure Flaniermeile hat, auf der recht wenig flaniert wird.
 
Hallo

DerOlf schrieb:
Umsatzeinbußen durch die Anwesenheit von Bettlern halte ich für einen Mythos,
Das kann man nicht pauschal sagen, es hängt davon ab wieviel und wie aggressiv in einer Gegend gebettelt wird, wo viel und aggressiv gebettelt wird ist das kein Mythos.
Ich gehe nicht (gerne) in einer Gegend einkaufen wo zu viele Bettler sind und wo aggressiv gebettelt wird, z.B. Junkies die laut/beleidigend werden wenn man nichts gibt.
Ich habe keine Lust darauf angebettelt zu werden, wenn ich angebettelt werde sage ich "Geh arbeiten" und laufe weiter, wegen diesem Klientel gehe ich nicht zu ALDI/LIDL/NETTO/PENNY.

Grüße Tomi
 
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DerOlf schrieb:
Umsatzeinbußen durch die Anwesenheit von Bettlern halte ich für einen Mythos, denn die kriegen eh nur Wechselgeld ...
Weiß ich nicht, kommt auch immer etwas drauf an. Zwischen „Motz“-Verkäufern und abgedrifteten Pöblern ist die Bandbreite groß. Ersteren gebe ich gern irgendwas, wenn möglich, die dürfen auch indoor stehen in vielen Supermärkten wenns draußen kalt/unangenehm ist.
DerOlf schrieb:
Mein Punkt ist, dass man für ein Prestige-Objekt ein Konzept, welches über 10 Jahre lang für alle Beteiligten gut funktioniert hat, zerstörte und im Austausch dagegen nun eine teure Flaniermeile hat, auf der recht wenig flaniert wird.
Da kann ich nur spekuliere weil ich die Situation bei dir vor Ort nicht kenne. Vielleicht hat das Konzept doch nur einseitig funktioniert? Oder die Einzelhändler/Gemeinde/Stadtverwaltung erhofft sich höhere Einnahmen oder will das Umfeld lebenswerter gestalten? Manchmal ist Stadtplanung auch einfach wirklich nur seltsam und kaum nachvollziehbar für Außenstehende.
 
SE. schrieb:
Weiß ich nicht, kommt auch immer etwas drauf an. Zwischen „Motz“-Verkäufern und abgedrifteten Pöblern ist die Bandbreite groß. Ersteren gebe ich gern irgendwas, wenn möglich, die dürfen auch indoor stehen in vielen Supermärkten wenns draußen kalt/unangenehm ist.
Das hängt in der Tat sehr vom Fall ab, hier in Düsseldorf wo es viele attraktive Hot-Spots gibt bezüglich Einkaufen/Flanieren etc. gibt es viele Bettler, ein Großteil eher defensiv und nicht organisiert, dann natürlich auch die aggressiven Bettler die nicht selten einer Bettelmafia angehören. Im Moment ist hier wieder die "paralysierte Füße/Unterschenkel" Masche in "Mode" während sich der Fake-Bettler an einem "ungewöhnlich" geformten Stock festhält.

Generell sollte man sich davor hüten jedem Obdachlosen/Junkie/Bettler den "Selbst-Schuld" Stempel drauf zu drücken. Es reichen 1-2 blöde Entscheidungen in einem oder zwei blöden momenten und der Fall kann zu tief sein und sowas auch jeden treffen.
 
Tomislav2007 schrieb:
Ich gehe nicht (gerne) in einer Gegend einkaufen wo zu viele Bettler sind und wo aggressiv gebettelt wird, z.B. Junkies die laut/beleidigend werden wenn man nichts gibt.
Sehe ich ähnlich. Es kommt immer drauf an, wie die Leute drauf sind. Es gibt welche, die immer nett und höflich bleiben, aber auch welche, die schnell sehr unverschämt werden (In Frankfurt am Hbf war mein Highlight einer, der mir sagte, ich solle aufpassen wo ich mich am Bahnhof aufhalte, weil ich höflich gesagt habe, dass ich kein Bargeld dabei habe). Aber Frankfurt ist da eh speziell, wurde auch im Zuge des Besuchs sehr oft auf der Straße auf Fußgängerüberwegen sehr aggressiv angesprochen, ob ich nicht Gras oder was heftigeres kaufen will. Spontan weitergehen ist da schwer wenn Verkehr ist...

Tomislav2007 schrieb:
Ich habe keine Lust darauf angebettelt zu werden, wenn ich angebettelt werde sage ich "Geh arbeiten" und laufe weiter, wegen diesem Klientel gehe ich nicht zu ALDI/LIDL/NETTO/PENNY.
Das find ich allerdings etwas gemein, weil:
The_waron schrieb:
Generell sollte man sich davor hüten jedem Obdachlosen/Junkie/Bettler den "Selbst-Schuld" Stempel drauf zu drücken. Es reichen 1-2 blöde Entscheidungen in einem oder zwei blöden momenten und der Fall kann zu tief sein und sowas auch jeden treffen.
Das kann ich mir SEHR gut vorstellen, und in Köln hört man das auch ab und an mal von Obdachlosen. Ob das stimmt weiß man letztlich nie, aber so wie ich unsere Behörden und Ämter kenne, ist das mehr als realistisch, dass die einfach nicht dazu kommen, diesem Schicksal zu entgehen.


Generell wird das Thema "Zusammenleben" in Städten in Zukunft schwierig. Im Einzelhandel abseits der Supermärkte kriegt man fast nur noch Schrott hinterher geworfen. Früher gab es ja anscheinend mal kleinere Fachhandel, wo man auch Qualitativ gute Sachen bekommen hat, zu halbwegs fairen Preisen, mit Empfehlungen/Beratung. Finde ich heute absolut nicht mehr, und die Auswahl ist grottig. Wir haben letztes Jahr auf der Arbeit eine Bonuszahlung in Form eines 200€ Gutscheins für Galeria Kaufhof bekommen. Hab dann Online versucht was sinnvolles zu finden, aber alles was etwas teurer war, war völlig überzogen vom Preis. Da waren teurere Elektronikprodukte dabei, die mit dem 200€ Gutschein teurer waren, als bei vielen Konkurrenten ohne Gutschein. Hab mir dann wegen eines sowieso anstehenden Umzugs sowas wie Topflappen, Dosenöffner usw. neu gekauft...
Das führt natürlich dazu, dass die Läden Pleite gehen. Ich hab 0 Bedarf, in die Stadt zu gehen zum "shoppen", und in Köln wohne ich nur, weil ich während Corona weiterhin viel ins Büro musste, und keine Lust auf 2h Pendeln am Tag habe. Jetzt habe ich zumindest 3/5 Tagen HO, und spare nebenbei, in der Hoffnung, mir in Zukunft ein Eigenheim kaufen zu können. Dann aber natürlich außerhalb, in Köln selbst kriegt man für <300k (Mehr krieg ich als Kredit nicht) ja nicht mal eine 80qm Wohnung in halbwegs guter Lage...
 
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Snowi schrieb:
Ich hab 0 Bedarf, in die Stadt zu gehen zum "shoppen",
Genau das!

Egal wo ich einkaufe ("Online" oder "Offline") muss es für mich einen Mehrwert geben.
Das kann z.B.
  • ein günstigerer Preis
  • kompetente Beratung (trifft leider eben "Offline" nicht mehr zu)
  • schnelle Verfügbarkeit
  • Auswahl zwischen gleichwertigen Produkten
sein.

Die "Stadt" bietet mir rein gar keinen Vorteil gegen den "Online-Kauf". Es gibt einfach keinen Sinn Parkplatzgebühren und Stau in Kauf zunehmen. Öffis sind hier leider auch keine Alternative (vom Dorf in die Stadt verlängert das Shopping um mindestens 1 h gegenüber dem KFZ).

Das Stadtbild bei uns ist geprägt von großen Ketten. Den kleinen Fachhändler gibt es fast nicht mehr.
 
DeadlyStriker schrieb:
Das Stadtbild bei uns ist geprägt von großen Ketten. Den kleinen Fachhändler gibt es fast nicht mehr.
Es lohnt sich ja auch nicht mehr, bis auf wenige Ausnahmen die sich meist dann im hochpreisigen Segment bewegen, macht es für Fachhändler kaum Sinn sich in einen Ballungsraum einzumieten, zumal die Gewerbemieten dort noch sagenhafter gestiegen sind als die Mieten für Privat in z.B. Düsseldorf oder München.

Durch die zunehmende Ballung in den Städten wird auch jede Form der Verkehrswende faktisch unterlaufen, da der Pendelverkehr von Jahr zu Jahr zunimmt. Das gilt natürlich nicht für den K.I. Senior-Super-Supervisor Engineer der die 10 Datingapp in seinem 500k 60qm Apartment in der Innenstadt entwickelt und beim Chai Latte sich auf Twitter beschwert wieso denn immernoch die Innenstadt nicht Autofrei ist und wieso der Pöbel nicht endlich erkannt hat das ein 5k Lastenrad doch jeder haben muss, ausser er ist ein schlechter Mensch (Na erkennts wer? :D).
 
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The_waron schrieb:
Es lohnt sich ja auch nicht mehr, bis auf wenige Ausnahmen die sich meist dann im hochpreisigen Segment bewegen, macht es für Fachhändler kaum Sinn sich in einen Ballungsraum einzumieten, zumal die Gewerbemieten dort noch sagenhafter gestiegen sind als die Mieten für Privat in z.B. Düsseldorf oder München.
Das liegt ja auch an den Umstand und Konzept des Onlinehandels. Wieso soll ich noch außer Lebensmittel irgendwas im Laden vor Ort kaufen, wenn es online im Schnitt 33% günstiger ist, ich 14 tätiges Rückgaberecht habe oder wie bei Amazon sogar 30 und dann erst im nächsten Monat meine Rechnung bezahle, völlig gleich ob ich mir drölf Artikel zur Probe bestellt habe und das meiste wieder Retour schicke? Auch ist die "Beratung" in einem Fachmarkt vor Ort meistens im besten Fall unterirdisch. Der deutsche Einzelhandel hat wieder mal voll einen Trend verschlafen, hier halt den des Onlinehandels.

Ich kaufe halt mittlerweile alles außer Lebensmittel und Putzsachen etc. bei Amazon ein. DHL Filiale liegt direkt auf dem Arbeitsweg ca 12 Minuten zu Fuß von zu Hause aus entfernt. Da steigt man dann zwei Haltestellen vorher fast direkt daneben aus und holt sich sein Paket ab.
 
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Ich gehe auch nur noch Lebensmittel beim Discounter um die Ecke ein kaufen.Den Rest mache ich bei Amazon.16 Jahre CDU-Regierung war kein Geld da und wir müssen sparen?Auf einmal sprudeln die Milliarden an Euro nur so.Den meisten geht es so,das es denen egal ist,was der kleine Textiladen um der Ecke macht.Fiseure haben großes Glück.
Putin hat die Weltwirtschaft so richtig ins straucheln gebracht.Der Ukrainekrieg ?Ich habe noch nie von einem armen Land aus Afrika gehört,das die irgendwelche Vorderrungen gegenüber der EU oder Deutschland gestellt hat.Und denen geht es seit JAHREN schlecht.
Kontakte auf einmal zu Staaten aufnehmen die Menschrechte laut EU Und D verachten und angeprangert werden.Das zählt nun nicht auf einmal mehr^^Die Hauptsache ist,her mit Öl oder Gas egal was bei diesen Staaten passiert.Wir gucken nicht mehr hin :)
 
Detti55 schrieb:
Ich habe noch nie von einem armen Land aus Afrika gehört,das die irgendwelche Vorderrungen gegenüber der EU oder Deutschland gestellt hat.
Liegt daran, dass deine Bildung einfach auf Meeresspiegel liegt. Das zeigst du immer sehr schön mit deinem plumpen Versuch Deutschland und den Einsatz für die Ukraine schlecht zu machen. Jeder mit einem Mindestmaß an Bildung weiß, wieviel Jahr für Jahr nach Afrika geht.
 
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fishraven schrieb:
Jeder mit einem Mindestmaß an Bildung weiß, wieviel Jahr für Jahr nach Afrika geht
Entwicklungshilfe ist keine Güte unsererseits, bzw. weil es uns um die Menschen dort gehen würde. Das machen wir nur, weil sich sonst noch mehr Menschen auf den Weg nach Europa machen würden. Und gleichzeitig können wir in Afrika noch unsere überproduzierten Waren für wenig Geld verkaufen, anstatt sie zu vernichten. Das heißt, wir hindern die Menschen in Afrika zusätzlich daran, das sich dort eine eigenständige Wirtschaft entwickeln kann, weil kein ortsansässiges und eigenständiges Unternehmen preislich mit den Billig-Produkten aus dem Westen mithalten kann. Das gilt vor allem für die Landwirtschaft und die Textilindustrie.
 
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Du musst zugeben, dass ist eine doch recht depressive Sichtweise auf die Unterstützung ärmerer Länder, oder?

Durch Entwicklungshilfe und Spenden werden durchaus auch positive Dinge wie Schulen, medizinische Versorgung etc. gefördert. Ja, da ist nicht alles supi dupi ultra toll, klar, aber so einseitig negativ ist es dann aber auch nicht.
 
@Discovery_1
Du musst zwischen Entwicklungshilfe/Spenden und bilateralen Abkommen unterscheiden.

Das, was in Afrika großflächig heimische Infrastrukturen schädigt, sind die Verträge. Diese sorgen dafür, dass die afrikanischen Staaten nichts tun können, um ihrer heimischen Produktion einen besseren Stand zu verschaffen. Die möglichen Einfuhrzölle wurden seitens der EU genau so verhandelt/gedeckelt, dass die einheimischen Betriebe nicht konkurieren können.
Auf diesem Weg Konkurenzfähigkeit herzustellen, würde einen Vertragsbruch darstellen.

Unser "Milchsee", die "Kartoffelberge" ... das geht momentan konkurenzlos billig nach Afrika. Langfristig entsteht dabei eine starke Abhängigkeit.

Mit Entwicklungshilfe hat das nicht viel zu tun.
Aber Entwicklungshilfe bringt eben auch nur bedingt was ... in Ländern, in denen man den Aufbau eigenständiger Wirtschaft gleichzeitig so gekonnt erschwert.
 
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Discovery_1 schrieb:
Entwicklungshilfe ist keine Güte unsererseits, bzw. weil es uns um die Menschen dort gehen würde. Das machen wir nur, weil sich sonst noch mehr Menschen auf den Weg nach Europa machen würden. Und gleichzeitig können wir in Afrika noch unsere überproduzierten Waren für wenig Geld verkaufen, anstatt sie zu vernichten.
Auch wenn das oftmals übersehen wird: Afrika ist ein Kontinent und kein Land, ich bezweifle das Ägypten dieselben Sorgen und Nöte hat bezüglich des Handels mit Europa wie der Tschad oder gar Südafrika. Was du beschreibst findet vorallem in Zentralafrika entlang des Äquators statt.

Discovery_1 schrieb:
Das heißt, wir hindern die Menschen in Afrika zusätzlich daran, das sich dort eine eigenständige Wirtschaft entwickeln kann, weil kein ortsansässiges und eigenständiges Unternehmen preislich mit den Billig-Produkten aus dem Westen mithalten kann. Das gilt vor allem für die Landwirtschaft und die Textilindustrie.
Das ist nur eine Schwierigkeit, das Problem vorallem in den Staaten südlich der Sahara ist das oftmals sogar überhaupt eine Grundlage fehlt Unternehmen zu gründen, es fehlt die nötige Grundbildung in der Breite, Rechtssysteme sind nur minimal ausgebaut oder überhaupt nicht vorhanden, dazu kommt bei einigen Staaten der Ressourcenfluch und eine absurd hohe Korruption und und und... Eigentlich muss man die Länder auch für sich betrachten da die Gewichtung der Probleme und mögliche Lösungen teils drastisch verschieden sind.

Die klassische Entwicklungshilfe kann tatsächlich sogar kontraproduktiv sein, denn auch hier wird quasi eine "Konkurrenz" zur einheimischen Wirtschaft geschaffen und folglich eine Abhängigkeit. Wenn etwa verarbeitete Nahrungsmittel dauerhaft mittels Entwicklungshilfe in ein Land kommen, braucht es kein EU Hühnchenmagnat um den heimischen Bauern daran zu hindern selbst einen Schritt in der Wertschöpfungskette tun zu können, denn kostenlos ist immer der "Sieger". Davon zu trennen ist natürlich die Nothilfe bei einer Hungersnot beispielsweise.
 
The_waron schrieb:
Wenn etwa verarbeitete Nahrungsmittel dauerhaft mittels Entwicklungshilfe in ein Land kommen, braucht es kein EU Hühnchenmagnat um den heimischen Bauern daran zu hindern selbst einen Schritt in der Wertschöpfungskette tun zu können, denn kostenlos ist immer der "Sieger".
Das ist weitestgehend bekannt.
Aber stell dir mal eine andere Situation vor ... Entwicklungshilfe als Hilfe zur Selbsthilfe .... da wird dann z.B. mit Anleitung durch Fachkräfte aus dem Ausland ein neuer brunnen gebaut. Dieser kann die 3 umliegenden Dörfer mit Trinkwasser versorgen UND gleichzeitig dabei helfen, die Felder zu bewässern.
Aber wozu sollte man seine Felder überhaupt bewässern, wenn man die eigenen Erzeugnisse am lokalen Markt dann nicht los wird, da man dort mit international agierenden Konzernen konkurieren muss, die leider das gleiche anbieten ... nur viel günstiger.
Da sind es dann ganz normale Marktmechanismen und man mag sich fragen, wie z.B. Deutschland und Großbrittannien es damals (zu beginn der industriellen Revolution) geschaft haben, in einem sich globalisierenden Wirtschaftssystem zu bestehen.

In Europa wurde genau das getan, was den afrikanischen Staaten per Vertrag verboten wird ... knallharter Protektionismus. ALLE europäischen Staaten belegten Importe bis weit ins 20. Jahrhundert hinein mit heftigen Zöllen ... sie taten das, um ihre heimische Wirtschaft zu schützen.
Es gibt sogar einen europäischen Staat, der das noch immer tut ... die Schweiz verlangt hohe Einfuhrzölle auf landwirtschaftliche Erzeugnisse, damit die eigenen Produkte konkurenzfähig bleiben.

Der Tschad oder Kamerun können das aufgrund ihrer Verträge mit z.B. der EU nicht bzw. nicht in ausreichendem Ausmaß.
Der Vertragsbruch, den überhöhte Einfuhrzölle bedeuten würden, zieht einen langen Rattenschwanz hinter sich her, der am Ende wahrscheilich den Staatsbankrott bedeuten würde.
Mit den in den Verträgen vereinbarten Obergrenzen für Einfuhrzölle kann die heimische Wirtschaft nur leider nicht hinreichend geschützt werden.
 
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DerOlf schrieb:
In Europa wurde genau das getan, was den afrikanischen Staaten per Vertrag verboten wird ... knallharter Protektionismus. ALLE europäischen Staaten belegten Importe bis weit ins 20. Jahrhundert hinein mit heftigen Zöllen ... sie taten das, um ihre heimische Wirtschaft zu schützen.
Es gibt sogar einen europäischen Staat, der das noch immer tut ... die Schweiz verlangt hohe Einfuhrzölle auf landwirtschaftliche Erzeugnisse, damit die eigenen Produkte konkurenzfähig bleiben.
Ich habe das schon oft gehört, sogar in Dokus, nur ist es hier erstaunlich das niemals dies mit Zahlen untermauert wurde, denn es ist falsch bzw. es wurde falsch interpretiert. Das Kaiserreich hatte zu Beginn seiner Durchindustrialisierung sogar regelmäßig ein Außenhandelsdefizit, das ist unmöglich mit einer protektionistischen Ökonomie.

Was tatsächlich passiert ist: Deutschland wie auch andere Staaten die im Prozess der Industrialisierung standen schützten ganz bestimmte Wirtschaftsszweige in der sie investiert waren und welche einen komplexen Wertschöpfungsprozess unterliefen, damit andere Staaten hier nicht "dazwischen" funkten. Beim Kaiserreich war dies im übrigen die Chemieindustrie, beim British Empire vorallem die verarbeiteten Eisen- und Stahlprodukte.

Und hier merkt man schon das dieser Vergleich mit den Staaten in Schwarzafrika überhaupt nicht funktioniert, es ist eben nicht so einfach wie in einer Wirtschaftssimulation.

DerOlf schrieb:
Der Tschad oder Kamerun können das aufgrund ihrer Verträge mit z.B. der EU nicht bzw. nicht in ausreichendem Ausmaß.
Der Vertragsbruch, den überhöhte Einfuhrzölle bedeuten würden, zieht einen langen Rattenschwanz hinter sich her, der am Ende wahrscheilich den Staatsbankrott bedeuten würde.
Mit den in den Verträgen vereinbarten Obergrenzen für Einfuhrzölle kann die heimische Wirtschaft nur leider nicht hinreichend geschützt werden.
Das ist zwar richtig nur besteht hier ein Problem: Der Tschad kann weder seine Bevölkerung ernähren, noch behausen, noch medizinisch versorgen noch kann er sie ausreichend ausbilden. Würde der Tschad also einfach, theoretisch ohne Vertragsstrafe, Waren stark bezollen die er gar nicht herstellen kann, würde dies schlicht in einer Katastrophe enden.

Die Kritik an den Handelsbeziehungen ist valide, doch Maßnahmen aus dem 19. Jahrhundert in die globalisierte Welt des 21. Jahrhunderts zu übertragen würde diese Staaten einfach nur in den Abgrund treiben, Handelsprotektionismus ist hier absolut keine Lösung, es ist vom Regen in die Taufe mit ganz viel Bitterkeit.
 
The_waron schrieb:
Die Kritik an den Handelsbeziehungen ist valide, doch Maßnahmen aus dem 19. Jahrhundert in die globalisierte Welt des 21. Jahrhunderts zu übertragen würde diese Staaten einfach nur in den Abgrund treiben, Handelsprotektionismus ist hier absolut keine Lösung, es ist vom Regen in die Taufe mit ganz viel Bitterkeit.
Weiter oben brachte ich schon zwei Beispiele. Zwiebeln und Geflügel in Kamerun.

Mit beidem war Kamerum am Ende der Kolonialzeit bestens ausgestattet ... es wurde sogar in umliegende Staaten exportiert. Man schaffte es also nicht nur, den Bedarf Kameruns an Zwiebeln und Geflügel zu decken, sondern erwirtschaftete sogar noch Überschuss.

Heute sind genau diese beiden Produkte/Produktbereiche nahezu nicht mehr existent, weil man eben nicht mit den Produkten aus der EU konkurieren kann (höhere Produktionskosten aufgrund fehlender Skaleneffekte).
Wenn Zwiebelbauern in 5. Generation sich eher Holland-Zwiebeln leisten können, als die selbst angebauten, dann läuft einfach was falsch.

Das ist so, als hätte man in GB zwar auf protektionistische Massnahmen für die Stahlindustrie gesetzt, die Zölle aber so niedrig angesetzt, dass deutsche Stahlerzeugnisse noch immer um 1/4 günsiger waren, als die der eigenen Industrie.
Nichtmal in einzelnen Produktionsbereichen funktioniert das, wenn man es gezielt zu niedrig ansetzt.
In Europa hatte man nur einfach das Glück, dass es keinen international agierenden Staatenbund gab, der sich nur neue Absatzmärkte für die eigene aufgeblähte Wirtschaft sichern will.
 
DerOlf schrieb:
Weiter oben brachte ich schon zwei Beispiele. Zwiebeln und Geflügel in Kamerun.

Mit beidem war Kamerum am Ende der Kolonialzeit bestens ausgestattet ... es wurde sogar in umliegende Staaten exportiert. Man schaffte es also nicht nur, den Bedarf Kameruns an Zwiebeln und Geflügel zu decken, sondern erwirtschaftete sogar noch Überschuss.

Heute sind genau diese beiden Produkte/Produktbereiche nahezu nicht mehr existent, weil man eben nicht mit den Produkten aus der EU konkurieren kann (höhere Produktionskosten aufgrund fehlender Skaleneffekte).
Wenn Zwiebelbauern in 5. Generation sich eher Holland-Zwiebeln leisten können, als die selbst angebauten, dann läuft einfach was falsch.
Klar, schaue ich mir gerne an, da du dich da ja kundig gemacht hast gib mir doch bitte die notwendigen Quellen mit Zahlen dazu, bin gespannt.


DerOlf schrieb:
In Europa hatte man nur einfach das Glück, dass es keinen international agierenden Staatenbund gab, der sich nur neue Absatzmärkte für die eigene aufgeblähte Wirtschaft sichern will.
Manchmal ist es hilfreich die ideologische Brille abzusetzen wenn man sich bestimmte Sachverhalte anschauen möchte.
 
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