Weltanschauungen im Allgemeinen, Systemkritik, Diskussionen rund um den Kapitalismus

Status
Für weitere Antworten geschlossen.
DerOlf schrieb:
Deine erste Quelle liefert uns keinerlei Fakten, Zahlen oder sonst etwas verwertbares, deine Zweite Quelle bezieht sich auf die Jahre um 2016, das hilft uns auch nicht weiter denn: Ich hatte dich nach verwertbaren Zahlen zu deiner Behauptung bezüglich Kamerun und Ende der Kolonialzeit und deren Außenhandel gefragt, hast du da nun etwas oder war das sowas wie die anekdotische Evidenz?
 
2016 hat die EU ihre Exporte von Geflügelfleisch nach Afrika auf 680 Millionen Kilogramm erhöht - ein Anstieg von zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr. Da der Verkauf der in Europa begehrten Hähnchenfilets bereits gewinnbringend sei, würden die Ausfuhrpreise von Hähnchenteilen auf im Schnitt 0,75 Euro pro Kilogramm gedrückt.
Also Reste für Spottpreise verscherbeln in Afrika.
Brot für die Welt nennt das Beispiel Liberia: Dort wird Geflügelfleisch aus Europa für nur 0,48 Euro pro Kilogramm importiert, während auf dem Markt in der Hauptstadt Monrovia ein Kilo einheimische Hähnchenschenkel 2,50 Euro kosten. „Da kann kein einheimischer Geflügelmäster mithalten, und weil die Konkurrenz fehlt, wird der EU-Billigpreis noch nicht einmal an die Verbraucherinnen und Verbraucher weitergegeben. So machen Importeure und die EU-Schlachtindustrie das große Geschäft auf dem Rücken der Kleinmäster in Afrika“, beklagt Francisco Marí, Agrarhandelsexperte von Brot für die Welt.
Bis zu 400% Gewinn sind natürlich geil, und dafür muss man lediglich das Kg Hähnchenklein für unter €2,50 anbieten können - das bekamen 2016 sogar Discounter in Deutschland hin.
Es ist zwar nur ein Beispiel, aber es zeigt doch ziemlich gut, dass die EU ihren Vertragspartnern eigentlich keine Chance zum Aufbau eigenständiger Wirtschaft zubilligt.
Wie wurde reagiert, als Trump ankündigte, Einfuhrzölle auf Aluminium und Stahl zu erheben? Der sprach von ein paar Prozent (10% bei Aluminium, 25% bei Stahl).
Auf dem Markt in Monrovia würden selbst 250% Einfuhrzoll auf europäische Hähnchenteile nicht ausreichen und ich will mir nicht vorstellen, was bei einer solchen Ankündigung aus Monrovia in der deutschen Fleisxchindustrie los wäre.

Hättest du gerne andere Zahlen?
Dann musst du dir die selber raussuchen, denn ich werde dir das nicht abnehmen.
 
DerOlf schrieb:
Hättest du gerne andere Zahlen?
Dann musst du dir die selber raussuchen, denn ich werde dir das nicht abnehmen.
Dann lass uns doch diesen Eiertanz beenden, du hast keinerlei Zahlen und Daten für deine Behauptung das Kamerun nach seiner Unabhängigkeit einen Überschuss erwirtschaftete und daraufhin dann von großen Handelsbündnissen ökonomisch niedergerungen wurde, genau um diese Quellen habe ich dich gebeten, zweimal.

Dieser doppelte Ausweichversuch Quellen zu posten die ich nie eingefordert habe und dann so einen Eiertanz zu verantalten ist wirklich, tschuldigung, peinlich.
 
Also wenn es nur um das Geflügelthema geht, das ist wirklich hinreichend belegt.
https://www.youtube.com/watch?v=mwgtNWzNOMY
 
Snowi schrieb:
Also wenn es nur um das Geflügelthema geht, das ist wirklich hinreichend belegt.
Nein, es geht nicht um das Geflügelthema im allgemeinen in Afrika, es geht nicht um das Geflügelthema in Kamerun im allgemeinen sondern ganz dezidiert um die Übergangsphase Kameruns nach seiner Unabhängigkeit und um die von DerOlf erbrachten Einwürfe in seinem Post #6.979 zu Kameruns Außenhandel.
 
@The_waron
Du willst also lieber über uralte Handelsbilanzen diskutieren?
Ich bezog mich einzig auf Zwiebeln und Geflügel ... so genaue Aussenhandelsbilanzen finde ich zu Kamerun nicht.

Worauf willst du eigentlich hinaus?
 
DerOlf schrieb:
Du willst also lieber über uralte Handelsbilanzen diskutieren?
Ich bezog mich einzig auf Zwiebeln und Geflügel ... so genaue Aussenhandelsbilanzen finde ich zu Kamerun nicht.

Worauf willst du eigentlich hinaus?
Nein, denn es war dein Beispiel bei dem ich lediglich nach irgendwas validen gefragt hatte abseits der anekdotischen Evidenz von dir, worauf du damit hinaus wolltest musst du schon selbst wissen.
 
The_waron schrieb:
worauf du damit hinaus wolltest musst du schon selbst wissen.
Das weiß ich und das habe ich auch geschrieben.
Die internationalen Abkommen erschweren den Ausbau einheimischer Versorgungssysteme zugunsten der entwickelten Volkswirtschaften.

Verglichen mit älteren Abkommmen beträgt die Öffnung des europäischen Marktes für die LDCs in Afrika lediglich 3%. Nach älteren Abkommen waren 97% der Waren von EU-Einfuhrzöllen befreit ... nach den neuen Verträgen sind es 100% ... und im Austausch dafür, dürfen die afrikanischen Staaten nun nur noch 20% ihrer Produktion mit Zöllen schützen und das auch nur bis zu einer von der WTO geduldeten Höhe.

Du hast die Preise auf dem Markt in Monrovia (Liberia) bekommen.
Die Importware kostet bei Einfuhr knapp ein Fünftel der einheimischen Produkte.
Du kannst dich selbst fragen, ob du Vakuumverpacktes Hähnchenklein aus Europa für €1,50 oder €2,- kaufst (und damit über 200% Gewinn ermöglichst), oder ob du die unverpackten Teile am Nachbarstand für 2,50 kaufst und damit gerade so die Produktionskosten deckst.
Weiter kannst du dich selbst fragen, wie groß die Chance ist, die eigenen Produktionskosten zu Fünfteln, ohne seinen Bauernhof in eine industrielle Mastanlage nach europäischem Vorbild umzuwandeln.
Woher soll das Geld für den Umbau kommen, wo die WTO über ihr GATT-Abkommen doch auch handelsverzerrende Subventionen verbietet?
 
Nebenbei ist es ein Mythos, dass Einfuhrzölle (oder allgemein eine protektionistische Zollpolitik) eine Sache der europäischen Vergangenheit wären.
Wäre dem so, dann wären nämlich keine Freihandelsabkommen notwendig.

Bei einem chinesischen Fahrrad (Herstellung der Teile und Montage/Verpackung in China) werden z.B. bis zu 40% fällig. Das ist der Grund, weswegen kaum jemand Kompletträder direkt aus China importiert ... die Zölle auf chinesische Fahrradteile sind nämlich geringer.

Das nennt sich dann "antidumping-policy" ... ist aber auch nichts anderes, als Protektionismus.
Auch ein Grund für das rege Interesse der Chinesen an Afrika ... denn die Freihandelsabkommen helfen dabei, die antidumping-policies der EU zu umgehen.

Im Median verlangt die EU knapp unter 2% Zoll auf die Einfuhr aus nicht-EU-Staaten.
 
Ich würde gerne über folgenden Punkt sprechen:

Gibt es Situationen deren moralische Sicht (positiv/negativ) abhängig von Anzahl der Menschen ist?

Aus meiner Sicht, müsste die Anzahl aus rein moralischer Sicht unerheblich sein oder nicht?
 
Aus meiner Sicht nein. Das Problem an so was ist aber dann das Moralempfinden der beteiligten Personen. Wenn ich etwas nicht Ok finde, gilt das ja nicht für alle.
Wobei dann eventuell doch die Frage aufkommt, ob die Menge einen Einfluss hat: Wenn ich etwas für moralisch nicht vertretbar finde, aber 9 andere Personen schon, dann ist das eine 9:1 Mehrheit, bzw. 90% sind dafür und nur 10% dagegen. Aus Sicht der Gruppe/Mehrheit wäre es also doch Ok, eine 90% Mehrheit ist da relativ eindeutig.
Ist sehr abhängig vom Moralempfinden der gemeinten Personen.
 
@Andy8891
Meinst du die Frage, ob es einen Unterschied macht, wie viele Menschen ein Leid betrifft?

Rein ethisch eigentlich nicht ... aber das Wohl der Vielen wiegt manchmal auch stärker als das Wohl der wenigen ... und auch das kann bei den Wenigen Leid verursachen.
Es erscheint Vielen aber OK, wenn dadurch Leid von Vielen oder fast Allen abgewendet werden kann.

Beim Leid ist es also ethisch "egal", ob nur einer leidet, oder mehrere ... emotional ist das für Menschen aber eben ein riesiger Unterschied.
 
Snowi schrieb:
Aus Sicht der Gruppe/Mehrheit wäre es also doch Ok, eine 90% Mehrheit ist da relativ eindeutig.
Ist sehr abhängig vom Moralempfinden der gemeinten Personen.
Ich denke @DerOlf macht die erste korrekte Differenzierung:

Verursacht es direktes? Leid?

Wenn sich 90% dazu entscheiden 10% als Sklaven zu halten macht es das nicht korrekt und ist bereits außerhalb der Regeln, weil man automatisch davon ausgeht, das man selbst nicht zu den 10% gehört.

Die Frage etwas präzisiert:

Ist die Anzahl abhängig, unabhängig von der Gewinner/Verliererseite?

Das perfekte Beispiel ist aus dem anderen Thread: Stichwort Downloads.

Dort ist die moralische Sicht 100% von der Anzahl abhängig.

Für den EINZELNEN macht es aber keinerlei Unterschied.

Wenn ich mir von nem Kumpel nen Film ausleihe oder noch besser, diesen bei ihm ansehe, dann hat der Produzent von mir kein Geld für den Film bekommen.

Aus meiner Sicht existiert keine Logik dabei zu sagen: 9 Leute Ok, 10 nicht Ok.
 
Die Unterscheidung die ich treffen wolte, war eigentlich Leid zufügen/erleiden oder Leid zulassen/abwenden.

Hitler hätte bei seiner ermordung sicherlich auch gelitten ... und es darf bezweifelt werden, ob das hier irgendwer moralisch bedenklich gefunden hätte.
Da überwiegt das weitere Leid der anderen durch einen lebenden Hitler viel zu sehr.

Es gibt modernere Beispiele: Saddam Hussein, Bin Laden ...
Oder ganz aktuell gerade Putin. Wenn der ganze Krieg nur an ihm hängen würde, dann wäre es wohl moralisch wenig bedenklich, ihn zu ermorden.

Irgendwie spielt die Anzahl bei unserer Bewertung moralisch bewertbarer Ereignisse schon eine große Rolle. Sei es nun die Anzahl bereits leidender, oder auch nur die Erwartung weiteren Leids für Viele.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: marcodj
DerOlf schrieb:
Irgendwie spielt die Anzahl bei unserer Bewertung moralisch bewertbarer Ereignisse schon eine große Rolle.
Die Frage bezieht sich explizit UNABHÄNGIG von "Gewinner/Verliererseite".

Im Grunde geht es um den Umgang mit immateriallen Dingen und die Logik im Kapitalismus.

Lobbyarbeit ausgenommen, gibt es eine Logik bei der Kommerzialisierung?

Aber ich denke die Frage ist zu speziell und außer ein: Soll alles digitale kostenlos sein? wird nichts kommen.
 
Andy8891 schrieb:
Im Grunde geht es um den Umgang mit immateriallen Dingen und die Logik im Kapitalismus.

Sprich: Software. Es haben hier ja auch Menschen ihre Arbeitszeit investiert um Software zu erstellen, warum sollte deren Arbeitsleistung nichts Wert sein? An größeren Programmen/Spielen arbeiten ja durchaus viele hundert Menschen mehrere Jahre dran. Nicht alles lässt sich mit 3 Zeilen Code lösen ...
 
Andy8891 schrieb:
Aber ich denke die Frage ist zu speziell und außer ein: Soll alles digitale kostenlos sein? wird nichts kommen.
Die Frage wurde von der Gesellschaft doch längst beantwortet, Patente und Urheberrechte sind einer der stärksten Eingriffe in die Eigentumsfreiheit (Ich darf mit meiner Hardware / mit meinen Produktionsanlagen nicht machen, was ich möchte). Ist letztendlich nichts anderes als Software/Digitale Güter. Die Existenz ist nur schon so lange, dass die Menschen dies als selbtverständlich ansehen.
 
_killy_ schrieb:
Sprich: Software.
Software ist ein Teil davon, aber ein eher schlechtes Beispiel.

DickerBass schrieb:
Die Frage wurde von der Gesellschaft doch längst beantwortet, Patente und Urheberrechte sind einer der stärksten Eingriffe in die Eigentumsfreiheit (Ich darf mit meiner Hardware / mit meinen Produktionsanlagen nicht machen, was ich möchte).
Nein, Patente dienen dazu, nicht mit fremden Ideen Geld zu verdienen.
DickerBass schrieb:
Ist letztendlich nichts anderes als Software/Digitale Güter
Ja, hat aber nichts mit der Fragestellung zu tun.

Die Fragestellung ist:
Ist es moralisch verwerflich z.B: Film mit einer Person, die NICHT dafür bezahlt hat, anzusehen?

Wenn die Antwort darauf "Nein" ist, dann:

Ist es moralisch verwerflich z.B: Film mit ZWEI Personen, die NICHT dafür bezahlt haben, anzusehen?

Wenn die Antwort darauf "Nein" ist, dann:

Ist es moralisch verwerflich z.B: Film mit ZWEI + N Personen, die NICHT dafür bezahlt haben, anzusehen?

Wenn die Antwort darauf "Ja" ist, dann:

Welcher Logik entspricht dies?
 
Andy8891 schrieb:
Nein, Patente dienen dazu, nicht mit fremden Ideen Geld zu verdienen.

Die Idee in einer Idee etwas schützenswertes zu sehen, ist aber etwas neues. Reise mal 200 Jahre in die Vergangenheit und Erkläre einem Schreiberling, dass er das Buch nichtmehr kopieren und weiterveräußern darf. Oder einem Zimmermann, dass er Schrank X nicht reparieren darf, weil der ursprüngliche Erfinder ein Patent auf die Scharniere habe. Sicher ein gewisser Patent/Urheberrechtsschutz ist gesellschaftlich gesehen sinnvoller als keiner, trotzdem ist es ein unnatürliches Konstrukt und die meiste Zeit der Menschheit haben Ideen eben keinen Schutz genossen.

Wieso sollte man nicht alles Herstellen dürfen, was man mit seinem Eigentum Produzieren kann, außer es gibt eben rechtliche (sicherheits- oder gesundheitlich begründete) Einschränkungen und Normen. Aber die Einschränkung mit dem Verwertungsinteresse eines anderen zu begründen und rechtfertigen, ist nicht selbstverständlich.

Andy8891 schrieb:
Ist es moralisch verwerflich z.B: Film mit einer Person, die NICHT dafür bezahlt hat, anzusehen?
Wo wird denn hier eine moralische Güterabwägung getroffen? Verwertungsinteresse vs Bildung/Unterhaltung. Werk verfügbar oder nichtmehr nachproduziert?

So einfach kann man das nicht beantworten, da brauche ich mehr Input
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: Ramschbude
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben