Weltanschauungen im Allgemeinen, Systemkritik, Diskussionen rund um den Kapitalismus

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Tomislav2007 schrieb:
Wieso ist dann Die Linke, die einzige Partei die für noch mehr Sozialstaat sorgen will, an der 5% Hürde gescheitert und fast aus dem Bundestag raus geflogen ?
AfD/CDU/CSU/SPD/Grüne/Linke sind allesamt für die Beibehaltung des aktuellen Sozialstaates, ggf. mit geringfügigen Änderungen (CDU/SPD/Grüne), oder starken Änderungen (die Linke/AfD)

Die FDP haben die meisten nicht gewählt.
Kuristina schrieb:
Man sollte lieber Taten, die der Verbesserung der eigenen Situation dienen, mit Aufmerksamkeit und Unterstützung belohnen. Das würde besser wirken und besser motivieren.
Und da soll es etwas bringen, Hartz 4 Unterhalb des Existenzminimums zu kürzen? Oder den sozialstaat komplett abzuschaffen?

Gibt genug staaten auf dieser erde, in denen man als „high performer“ oder einfach erbe, die Sau rauslassen kann. Ganz ohne seinen privaten Konsum durch lästiges wie sozialabgaben oder steuern zu drosseln. Komisch, dass unsere high performer nicht einfach dahin auswandern.
 
Hallo

NedFlanders schrieb:
Im Prinzip machen wir aber genau das im aktuellen System: die Fleißigen zahlen mehr Steuern als diejenigen, die andere in Form von Zinsen, Divideen, etc. leben, also von der Arbeit anderer.
Im Prinzip machen wir aber genau das im aktuellen System, die Fleißigen zahlen mehr Steuern als diejenigen die nicht arbeiten und von der Arbeit anderer leben.

NedFlanders schrieb:
Auch in der Mittelschicht gehört man idR zu den Verlierern des Systems, da man ja mehr einzahlt als man rausbekommt.
Wenn das bei dir so ist Ok, meine Arbeitsleistung wird ordentlich bezahlt.

NedFlanders schrieb:
Nicht wirklich, hier geht es speziell um die Aufklärung wo unser Geld herkommt und was das für Probleme mit sich bringt (siehe Video).
Da brauche ich keine Aufklärung, ich weiß woher mein Geld kommt, mein Geld kommt jeden Monat von meinen Arbeitgeber, der Rest der dahinter steckt interessiert mich nicht.

NedFlanders schrieb:
Evtl. ist das auch typisch Deutsch, dass man lieber die aktuellen Gegebenheiten akzeptiert und sich schön redet, weil eine Veränderung Angst macht? Kein Ahnung.
Wie gut das ich als gebürtiger Jugoslawe (hoffentlich) nicht typisch Deutsch bin.

NedFlanders schrieb:
Wenn man mal das eigentliche Problem des aktuellen Systems erkannt hat, dürfte das alleine mathematisch recht eindeutig werden.
Es scheinen nicht alle die Probleme zu haben und zu sehen die du hast und siehst.

NedFlanders schrieb:
Wenn du gerne ein System hättest, das Fleiß belohnt und Faulheit bestraft, dann müsstest du für eine Änderung plädieren, weil das aktuelle System das Geld von fleißig nach reich verteilt (s.o.).
Ich weiß nicht wie es bei dir ist, ich werde von meinem Arbeitgeber für meinen Fleiß ordentlich bezahlt, der Rest der dahinter steckt interessiert mich nicht.

NedFlanders schrieb:
es dürfte aber ziemlich offensichtlich sein, dass man ein Gewinner des Systems ist, wenn man mehr rausbekommt als man einzahlt. Eigentlich ganz einfach.
Nach deiner Definition sind Hartz4 Empfänger die größten Gewinner des Systems, die bekommen Geld fürs nichts tun, Geld bekommen ohne Arbeitsleistung = Mehr raus bekommen als man einzahlt.

Grüße Tomi
 
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Ich glaube was häufig nicht verstanden wird ist, dass es hier nicht um ein Missverhältnis zwischen denjenigen die 30k verdienen und denen die 150k verdienen. Deshalb fühlen sich auch so viele getriggert, nicht nur auf dieser Plattform.

Unser Finanz/Steuersystem ist darauf ausgelegt, dass große Vermögen kaum belastet werden. Sehr reiche Familien hier, in den USA und auch in anderen Ländern können Mechanismen nutzen, die erst ab Millionen Beträgen Sinn machen. Dazu große Erbschaften ebenfalls stark begünstigen. Sieht man an der tatsächlichen Versteuerung dieser in der Vergangenheit.

Bzgl giralgeld... denke auch, dass wir zuviel Geld haben. Und Banken können sehr einfach Geld Erzeugen.
 
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_killy_ schrieb:
Hier ist deine größte Wissenslücke. Privatbanken schöpfen nicht unkontrolliert Geld. Dies geschieht komplett unter der Aufsicht und Vorgabe der EZB.
Ich hatte geschrieben, relativ unkontrolliert, nicht dass es gar keine Kontrolle gibt, nur ist diese in meinen Augen unzureichend.
_killy_ schrieb:
Weiterhin ist die EZB selbst für den Geldmengenwachstum seit der Finanzkrise verantwortlich. Diese hat die Geldmenge massiv aufgebläht, indem sie von hoch verschuldeten Staaten die Schuldbriefe gekauft hat. Somit hat die EZB neues Geld in den Markt gebracht. Deshalb ist die Geldmenge für den EUR so hoch. Dies ist m.E. ein völlig falscher Weg der EZB gewesen und gehört Staatsfinanzierung auch nicht zur Aufgabe der EZB.
Da stimme ich zu, es ist jedoch nicht "nur" die ZB oder "nur" die privaten Banken. Das Problem ist, dass zwar die ZB den Leitzins vorgibt, dennoch ist das generelle Problem, dass Privatbanken nur 1% an Einlagen vorhalten müssen für jeden Kredit und dieses Geld fließt dann nicht nicht in die Unterstützung der Wirtschaft, wo echter Wohlstand geschaffen wird, sondern in riskantere aber lukrativere Geschäfte mit all ihren Folgen. Wer zockt, soll auch selbst dafür gerade stehen, eine Trennung von Kundengeldern und Spekulationsgeldern wäre überfällig, wir sehen doch wohin das führt, wenn dies nicht der Fall ist. Die Banken haben damit zudem ein erstklassiges Erpressungsintrument in der Hand ("systemrelevant"). Eine Trennung würde bedeuten, dass Banken auch nach misslungenen Spekulationen ihren Aufgaben wor allem der Aufrechterhaltung des Zahlungsverkehrs nachkommen könnten und die Gesellschaft wäre weniger erpressbar.
_killy_ schrieb:
Länder wie Griechenland und Italien hätten ihr Steuersystem reformieren müssen sowie die Steuergesetze auch entsprechend wirksam umsetzen müssen. Dies hätte den Ländern deutlich besser getan und ihre Staatsfinanzen wären heute deutlich besser. So aber hat die EZB verhindert, dass die Länder sich wieder "gesunden".
Das stimme ich ebenfalls zu.
_killy_ schrieb:
Auch deine geforderte Trennung von Einlagen von Kunden getrennt von Spekulationsgelder ist maßlos übertrieben.
Die Frage muss doch eigentlich lauten: weshalb und mit welchem Grund für die Gesellschaft wurde diese bereits bestehende Trennung aufgehoben und die Macht der Banken in den 80ern und 90ern massiv ausgebaut? Sicherlich nicht zum Wohle der meisten Menschen.
_killy_ schrieb:
Wir haben 772 Volks- und Raiffeisenbanken die kein Eigenhandel betreiben. Wir haben 370 Sparkassen die kein Eigenhandel betreiben. Wir haben 276 Privatbanken, von denen nur ein paar wenige Banken wie die Deutsche Bank Eigenhandel betreibt. Und die Deutsche Bank musste zu keiner Zeit vom Staat irgendwie gerettet werden.
Die Sparkassen machen doch mttlerweile auch fleißig mit (da gibts noch jede Menge andere Artikel im Netz zu):

https://www.anwalt24.de/fachartikel/aktien-fonds-und-anlegerschutz/44023
https://www.portfolio-institutionell.de/sparkassen-neigen-zum-spekulieren/

Der CumEx Skandal an dem auch Sparkassen und Volksbanken mit beteiligt waren sagt dir aber schon etwas, oder? https://www.tagesschau.de/investigativ/br-recherche/cum-cum-sparkassen-volksbanken-101.html
Mal gucken, was da noch alles an die Oberfläche kommt, ist ja zum Glück gerade wieder aktuell das Thema. Wie man da von Übertreibung sprechen kann und da kein generelles Problem sieht, ershcließt sich mir nicht so ganz.

Zur Deutschen Bank muss man glaube ich nicht allzu viel sagen: https://www.sueddeutsche.de/wirtsch...korruption-bestechung-sec-doj-china-1.5169929

Zur Deutschen Bank und vielen anderen Banken (deutsch wie natürlich auch international) gibts dermaßen viele Fälle, dass man da nicht von ein paar schwarzen Schafen sprechen kann, es ist Standard. Siehe hier:

https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_höchsten_Strafen_gegen_Banken

Und das sind bei weitem nicht alle Fälle ("Die Liste ist unvollständig und nach der Höhe der Strafsumme vorsortiert.") und das sind nur die Fälle, die rauskommen.
Ergänzung ()

Tomislav2007 schrieb:
Im Prinzip machen wir aber genau das im aktuellen System, die Fleißigen zahlen mehr Steuern als diejenigen die nicht arbeiten, also von der Arbeit anderer leben.
Darum geht es hier nicht. Es geht um die riesigen Vermögen, die extrem von der Umverteilung und dem eingebauten Mechanismus profitieren. Derjenige mit 100.000€ Einkommen verliert prinzipiell genauso wie derjenige mit 10.000€, es geht um die systemrelevanten dicken Fische.
Tomislav2007 schrieb:
Wenn das bei dir so ist Ok, meine Arbeitsleistung wird ordentlich bezahlt.
Meine Arbeitsleistung wird auch gut bezahlt, das ändert aber nichts daran, dass ein großer Teil meines Geldes automatisch den großen Einkommen zufließt. Ich für meinen Teil bin der Ansicht, dass das von mir verdiente Geld auch mir gehören sollte (abzgl. der Steuern). Zudem bin ich für gleiche Chancen für alle, das inkludiert auch dass für alle Unternehmen dieselben Spielregeln gelten sollten. Das Beispiel mit den offshore Konten aus dem Arte Film zeigt, dass dies nicht der Fall ist oder z.B. Steuerkonstrukte, die nur für große und mächtige Firmen/Privatleute möglich sind.
Tomislav2007 schrieb:
Da brauche ich keine Aufklärung, ich weiß woher mein Geld kommt, mein Geld kommt jeden Monat von meinen Arbeitgeber, der Rest der dahinter steckt interessiert mich nicht.
Ich glaube dann bist du hier falsch im Thread, wenn hier gerade über die Hintergründe diskutiert wird. Dann einfach zurücklehnen und sich zu den Gewinnern zugehörig fühlen und jeden Tag auf alles ca. 35% Zinsen zahlen, die an jemand anderen gehen. ;) Das relativiert sich natürlich etwas je mehr eigenes Einkommen an Zinsen, Dividenen, etc. man hat. Um aber alleine bei 0 rauszukommen, benötigt es schon Einiges an Kapital.
Tomislav2007 schrieb:
Es scheinen nicht alle die Probleme zu haben und zu sehen die du hast und siehst.
Daher bin ich der Ansicht, dass das Thema weiter in die Öffentlichkeit gehört und mehr darüber diskutiert werden sollte. Wir haben das aktuelle System einfach so hingenommen als ob es vom Himmel gefallen wäre ohne uns mal Gedanken über die Hintergründe zu machen. Demokratisch beschlossen wurde dieses System zudem nie, sondern von oben übergestülpt.
Tomislav2007 schrieb:
Ich weiß nicht wie es bei dir ist, ich werde von meinem Arbeitgeber für meinen Fleiß ordentlich bezahlt, der Rest der dahinter steckt interessiert mich nicht.
Siehe oben. Die Sache ist aber die, dass es den allermeisten Menschen bei einer gerechteren Verteilung deutlich besser gehen würde. Grob gesagt wäre die erste Million die einfachste, danach würde es immer schwieriger, aktuell ist das umgekehrt. Wo steht denn geschrieben, dass es bei hohen Vermögen > mehrere Millionen immer einfacher ist sein Geld zu verdoppeln, verdreifachen, etc.? Das aktuelle System widerspricht in dieser Hinsicht deinem Credo, dass sich (echte) Leistung lohnen soll. Der Ansicht bin ich im Übrigen auch.
Tomislav2007 schrieb:
Nach deiner Definition sind Hartz4 Empfänger die größten Gewinner des Systems, die bekommen Geld fürs nichts tun, Geld bekommen ohne Gegenleistung = Mehr raus bekommen als man einzahlt.
Nein, jeder zahlt in unserem System täglich um die 35% an Zinsen auf alles, egal ob H4 Empfänger oder Multimillionär. Im Gegenzug dazu hat der Multimillionär, wenn er nicht ganz doof ist, aber entsprechende Einnahmen ohne Erwerbsarbeit, die das wieder ausgleichen.
 
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NedFlanders schrieb:
Da stimme ich zu, es ist jedoch nicht "nur" die ZB oder "nur" die privaten Banken. Das Problem ist, dass zwar die ZB den Leitzins vorgibt, dennoch ist das generelle Problem, dass Privatbanken nur 1% an Einlagen vorhalten müssen für jeden Kredit

Sie müssen 1% der Kreditsumme bei der EZB hinterlegen. Weiterhin benötigen sie 100% der Kreditsumme als Refinanzierung. Somit brauchst du für ein Kredit von 100 EUR mindestens 101 EUR als Bank um den Kredit vergeben zu können. Ok?

NedFlanders schrieb:
und dieses Geld fließt dann nicht nicht in die Unterstützung der Wirtschaft, wo echter Wohlstand geschaffen wird, sondern in riskantere aber lukrativere Geschäfte mit all ihren Folgen.

Doch, das Geld fließt in die Wirtschaft oder zu den Privatkunden. Die Bank vergibt ja ein Kredit nach außen und nicht sich selbst.

NedFlanders schrieb:
Wer zockt, soll auch selbst dafür gerade stehen, eine Trennung von Kundengeldern und Spekulationsgeldern wäre überfällig, wir sehen doch wohin das führt, wenn dies nicht der Fall ist. Die Banken haben damit zudem ein erstklassiges Erpressungsintrument in der Hand ("systemrelevant").

Die Deutsche Bank ist Systemrelevant. Brauchte aber in der Vergangenheit keine Rettungsmaßnahmen durch den Staat. Alle anderen Banken in Deutschland sind nicht systemrelevant. Wir haben in Deutschland eine sehr zersplitterte Bankenlandschaft mit über 1.000 eigenständigen Banken.

NedFlanders schrieb:
Eine Trennung würde bedeuten, dass Banken auch nach misslungenen Spekulationen ihren Aufgaben wor allem der Aufrechterhaltung des Zahlungsverkehrs nachkommen könnten und die Gesellschaft wäre weniger erpressbar.

Es gab entsprechende Reformen zur Stärkung der Eigenkapitalquoten aller Banken. Somit sind die Banken deutlich besser ausgestattet um Verluste auch entsprechend abfangen zu können. Die Aufsichtsbehörden haben somit nicht geschlafen und die Gesellschaft ist heute weniger erpressbar als noch vor der Finanzkrise es der Fall war!

NedFlanders schrieb:
Die Sparkassen machen doch mttlerweile auch fleißig mit (da gibts noch jede Menge andere Artikel im Netz zu):

https://www.anwalt24.de/fachartikel/aktien-fonds-und-anlegerschutz/44023
https://www.portfolio-institutionell.de/sparkassen-neigen-zum-spekulieren/

Der CumEx Skandal an dem auch Sparkassen und Volksbanken mit beteiligt waren sagt dir aber schon etwas, oder? https://www.tagesschau.de/investigativ/br-recherche/cum-cum-sparkassen-volksbanken-101.html
Mal gucken, was da noch alles an die Oberfläche kommt, ist ja zum Glück gerade wieder aktuell das Thema. Wie man da von Übertreibung sprechen kann und da kein generelles Problem sieht, ershcließt sich mir nicht so ganz.

Es geht um Eigenhandel. Diese betreiben weder Volksbanken noch Sparkassen. Der Cum-Ex Skandal dreht sich um die mehrfache Steuerrückzahlung bei gewissen Finanzpapieren. Dies ist so nicht in Ordnung und der Staat hat sich da ein Scheiß drum gekümmert.
Hätte man wirklich daraus Konsequenzen gezogen, so wäre Scholz heute kein Kanzler sondern würde im Knast sitzen. Für mich ist dies der größte Skandal, dass er als Finanzsenator von Hamburg seine Hand darüber gehalten hat und bei der Verdeckung der Steuerhinterziehung geholfen hat. So jemand gehört nicht ins Kanzleramt, sondern hinter schwedische Gardienen.

NedFlanders schrieb:
Zur Deutschen Bank muss man glaube ich nicht allzu viel sagen: https://www.sueddeutsche.de/wirtsch...korruption-bestechung-sec-doj-china-1.5169929

Zur Deutschen Bank und vielen anderen Banken (deutsch wie natürlich auch international) gibts dermaßen viele Fälle, dass man da nicht von ein paar schwarzen Schafen sprechen kann, es ist Standard. Siehe hier:

https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_höchsten_Strafen_gegen_Banken

Und das sind bei weitem nicht alle Fälle ("Die Liste ist unvollständig und nach der Höhe der Strafsumme vorsortiert.") und das sind nur die Fälle, die rauskommen.

All dass, hat aber wieder nichts mit den Eigenhandel zu tun. Die Banken sind alles andere als skandalfrei. Wir sehen ja, anhand der vielen aufgedeckten Skandale, dass die Banken nicht in einem rechtsfreien Raum sich bewegen und die Verantwortlichen entsprechend bestraft werden. Das ist auch gut so! Weiterhin findet eine stärkere Regulierung des gesamten Bankenmarkts statt.
 
_killy_ schrieb:
Weiterhin benötigen sie 100% der Kreditsumme als Refinanzierung. Somit brauchst du für ein Kredit von 100 EUR mindestens 101 EUR als Bank um den Kredit vergeben zu können.
Das ist zu 99,99% falsch. Wäre dem so, hätte es nie die Bankenkrise gegeben
 
@fishraven

Das mit der Mindestreserve und Geldschöpfung funktioniert so:

Bank A 101 EUR Kapital
-> 100 EUR Kredit
-> 1 EUR Mindestreserve

Bank B
-> erhält von ihren Kunden 100 EUR Einlage von Kredit Bank A
-> vergibt Kredit über 99 EUR
-> 0,99 EUR Mindestreserve

Bank C
-> erhält von ihren Kunden 99 EUR Einlage von Kredit Bank B
-> vergibt Kredit über 98 EUR
-> 0,98 EUR Mindestreserve

Summe Kredite: 100 + 99 + 98
Summe Mindesteinlage: 1 + 0,99 + 0,98

...

Durch die Mindestreserve kann die EZB den Hebel entsprechend setzen, um ein wie viel faches man den originären Betrag vermehren kann.

Die Finanzkrise 2007/2008 entstand daraus, dass man Hypothekenkredite per Papiere verbrieft hat und diese Verbriefungen wieder verbrieft hat und so weiter und so fort. Man hat aus 100 EUR Kredit mit nur 100 EUR Sicherheiten über die Verbriefungen ein vielfaches des Volumens geschaffen. Am Ende gab es aber nur 100 EUR Sicherheiten. Die Verbriefungen wurden aber top bewertet und somit gab es nur ein geringen Risikoaufschlag. Dieser reichte am Ende nicht aus um die Verluste auszugleichen. Deshalb die Finanzkrise.

Empfehlen kann ich hier die Filme "The Big Short" & "Der Große Crash - Margin Call". Ist etwas "Zielgruppengerechter" aufbereitet.
 
_killy_ schrieb:
Sie müssen 1% der Kreditsumme bei der EZB hinterlegen. Weiterhin benötigen sie 100% der Kreditsumme als Refinanzierung. Somit brauchst du für ein Kredit von 100 EUR mindestens 101 EUR als Bank um den Kredit vergeben zu können. Ok?
Es geht doch darum, dass mit der Refinanzierung das ganze Problem wie eine Bugwelle vor sich hergeschoben wird und um die 1%, die man im Laufe der Zeit auf diesen sehr niedrigen Satz gesenkt hat.
_killy_ schrieb:
Doch, das Geld fließt in die Wirtschaft oder zu den Privatkunden. Die Bank vergibt ja ein Kredit nach außen und nicht sich selbst.
Banken vergeben Kredite auch untereinander.
_killy_ schrieb:
Die Deutsche Bank ist Systemrelevant. Brauchte aber in der Vergangenheit keine Rettungsmaßnahmen durch den Staat. Alle anderen Banken in Deutschland sind nicht systemrelevant. Wir haben in Deutschland eine sehr zersplitterte Bankenlandschaft mit über 1.000 eigenständigen Banken.
Die Banken sind alle miteinander verbunden, das haben wir 2008 gesehen. Kippt eine große oder mehrere kleine Banken um, besteht die Gefahr, dass das ganze System zusammenkracht. Das hat man damals mit mehreren Hundert Milliarden abgewendet, wovon wir einen großen Teil zahlen.
_killy_ schrieb:
Es gab entsprechende Reformen zur Stärkung der Eigenkapitalquoten aller Banken. Somit sind die Banken deutlich besser ausgestattet um Verluste auch entsprechend abfangen zu können. Die Aufsichtsbehörden haben somit nicht geschlafen und die Gesellschaft ist heute weniger erpressbar als noch vor der Finanzkrise es der Fall war!
Das sehen nicht alle so:

https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/gerhard-schick-finanzwende-1.4721440
https://www.businessinsider.de/wirt...onen-problem-europa-droht-neue-bankenkrise-a/
https://www.businessinsider.de/wirtschaft/oekonomen-warnen-deutschland-droht-eine-neue-bankenkrise/

Wer wir uns zudem mal angucken, welche Lobbyisten so an den Gesetzen mitarbeiten, von denen sie selbst profitieren, dann kann man davon ausgehen, dass diese nicht allzu streng ausfallen dürften. Iirc schreiben Banken wie die Commerzbank sogar selbst an den Gesetzen zur eigenen Regulation mit.

_killy_ schrieb:
Es geht um Eigenhandel. Diese betreiben weder Volksbanken noch Sparkassen. Der Cum-Ex Skandal dreht sich um die mehrfache Steuerrückzahlung bei gewissen Finanzpapieren. Dies ist so nicht in Ordnung und der Staat hat sich da ein Scheiß drum gekümmert.
Daher brauchen wir hier dringend mehr Transparenz.
_killy_ schrieb:
Hätte man wirklich daraus Konsequenzen gezogen, so wäre Scholz heute kein Kanzler sondern würde im Knast sitzen. Für mich ist dies der größte Skandal, dass er als Finanzsenator von Hamburg seine Hand darüber gehalten hat und bei der Verdeckung der Steuerhinterziehung geholfen hat. So jemand gehört nicht ins Kanzleramt, sondern hinter schwedische Gardienen.
Ist mir auch ein völliges Rätsel, wie jemand wie Scholz Bundeskanzler werden konnte. Anders, als dass da bewusst von vielen Seiten etwas unterm Tisch gehalten wird, kann ich mir das nicht vorstellen. Ebenso, dass niemand in der Öffentlichkeit und in der Politik ernsthaft seinen Rücktritt fordert.
_killy_ schrieb:
All dass, hat aber wieder nichts mit den Eigenhandel zu tun. Die Banken sind alles andere als skandalfrei. Wir sehen ja, anhand der vielen aufgedeckten Skandale, dass die Banken nicht in einem rechtsfreien Raum sich bewegen und die Verantwortlichen entsprechend bestraft werden. Das ist auch gut so! Weiterhin findet eine stärkere Regulierung des gesamten Bankenmarkts statt.
Das mit der stärkeren Regulierung kann ich nicht wirklich fesstellen (siehe meine Links oben). Ob die Banken wirklich bestraft werden, sgteht auch auf einem anderen Blatt. Soweit ich weiß ist es nicht so, dass sie das Geld zurück + eine Strafe zahlen müssen. Zudem sind das nur die Schweinereien, die aufgedekct werden. Bei Cum Ex sehen wir ja aktuell wie es läuft...
 
A415 schrieb:
Eher nicht. Das waren nur Brandbeschleuniger der Misere. Die Ursache dürfte vielmehr die aufgeblähte Geldmenge sein:

Anhang anzeigen 1254817

Hier als Bezugsgröße der Wirtschaftswachstum der EU von 2011 bis 2021. Die Geldmenge ist zu schnell gewachsen.

https://de.statista.com/statistik/d...landsprodukts-bip-in-der-eu-und-der-eurozone/

Der Zusammenhang zwischen Geldmenge und Inflation ist nicht so zwingend wie das die Neo-Klassik in der VWL einem immer weiß machen will (ist halt leider auch Ideologie, auch wenn man es den Leuten die letzten 40 Jahre immer so eingetrichtert wurde)

Ich würde auch sagen die aktuelle Inflation eher an den Energiepreisen liegt. Die Geldmenge, wird allein schon Systemimanent immer wachsen, da ja nicht nur die Zentralbanken Geld schöpfen, sondern auch die privaten Geschäftsbanken.

Die Erklärung "ja die böse EZB druckt Geld und ruiniert die Menschen" ist halt einfach falsch.

Reine Geldmengenerhöhung ist erst einmal wurscht. Es muss auch was mit dem Geld passieren. Das würden selbst Neo-Klassiker wahrscheinlich zu geben.

Ökonomie ist nun mal keine Naturwisschenschaft auch wenn gerade Neo-Klassiker sie gerne so sehen und betreiben, obwohl sie wissen, dass viele ihrer mathematischen Modelle in der Realität nicht aufgehen, da die Annahmen für ihre Modelle einfach nicht zutreffen.

Hier mal was von einen MMTler (achtung: ist auch eine andere Denkschule der VWL, ist vereinfacht gesagt eine Weiterentwicklung von Keynes ):

https://mauricehoefgen.substack.com/p/inflation-preise-geldmenge-geldflut-ezb-mmt

Nur um zu zeigen, man kann auch anders darüber nachdenken. Das was die Neo-Klassiker sagen ist eben kein Naturgesetz.

Heißt aber auch nicht, dass das hier zwingend Stimmen muss.

Neo-Klassiker würde eher sowas hier schreiben:

https://www.institutional-money.com...gt-die-infation-aber-nicht-wie-kommts-200546/

Aber selbst hier wird zugegeben, dass der statistische Zusammenhang zwischen Geldmenge und Inflation "nicht perfekt" sei. Allerdings kann ich hier die seriösität der Quelle nicht einschätzen was besseres als Gegenbeispiel hab ich auf Anhieb nicht gefunden. Daher verzeiht wenn es schrott ist.

d673d0dd-c7a1-44f3-b85e-82442ad352ce_1080x1080.png
https://mauricehoefgen.substack.com/p/inflation-preise-geldmenge-geldflut-ezb-mmt
 
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@aRkedos

Ich kann dir nur zustimmen, die Geldmenge und Inflation müssen nicht zwingend zusammenhängen. Hier muss man unterscheiden, ob die Erhöhung der Geldmenge auch nachfragewirksam ist. Ist dies nicht der Fall, so hat die Erweiterung der Geldmenge kein wesentlichen Einfluss auf die Inflation.

Die Geldmenge hat sich im EUR Raum ja nur deshalb erhöht, da die EZB Staatsfinanzierung betrieben hat (was nicht ihre Aufgabe ist). Es wurden für hunderte Milliarden EUR "Ramsch"-Papiere von Griechenland und Italien gekauft. Dadurch konnten sich die Länder weiterhin sehr günstig refinanzieren - viel günstiger als eigentlich es marktgerecht wäre anhand ihrer Verschuldung.

Jetzt haben wir aber das große Problem, dass wir eine hohe Inflation haben - m.E. stark durch Importe verursacht. Durch das niedrige Zinsniveau und damit verbundenen niedrigen Wechselkurs zum USD, schlagen sich die höheren Importkosten deutlich auf unsere Preise nieder.
Die EZB kann jetzt aber nicht sooo viel an der Zinsschraube drehen, da Griechenland und Italien so gut wie keine Schulden abgebaut haben ... und der Kauf der Staatspapiere sollte ja eigentlich auch auslaufen.


@NedFlanders

Die Banken wurden auch bei Cum-Ex bestraft. Die Geschäfte wurden rückabgewickelt und Strafzahlungen wurden auferlegt. -> klick
Und den Artikel bis zum Ende lesen - durch die Rückabwicklung der Geschäfte, sinken die Gewinne der Banken - damit bekommen sie eine Steuererstattung. Man dreht es also so, als wären Cum-Ex Geschäfte nie erlaubt gewesen. Weiterhin müssen sie aber noch zusätzlich eine Strafe zahlen.

Die Bankenrettung in Deutschland ist m.E. auch eine völlig falsche Entscheidung der Regierung gewesen. Hier wurden Banken gestützt, die Keiner brauchte (HRE, Commerzbank durch Eurohypo). Diese Banken sind weder wesentlich relevant für die Abwicklung des Zahlungsverkehr noch liegen da die großen Vermögen von Oma Erna aufm Sparbuch. Hier hat der Staat sich ein Schnellschuss geleistet.

Ich hab zur Zeit der Finanzkrise in einer Bank gearbeitet und konnte nur mit den Kopf schütteln. Es wurden die Banken gestützt, die nicht vernünftig gearbeitet haben und alle anderen Banken bestraft, die ein richtiges Risikomanagement betrieben haben. Die Leute aus der Regierung haben es einfach nicht verstanden, dass es völlig okay gewesen wäre, dass mal zwei Banken umkippen dürfen.

Nachtrag zu Scholz
-> da ist nichts untern Tisch gehalten
-> vom M.M. Warburg Vorstand sind auch die Tagebücher durchsucht wurden und er hat fleißig festgehalten, wann er sich mit Scholz über Cum-Ex Deals unterhalten hat

Dennoch ist Scholz heute Kanzler und darf sich "an nichts erinnern". Wer ein so schlechtes Gedächtnis hat, dem gehört ein Berufsverbot ausgesprochen. Was macht er als Politiker wenn nicht "Kopfarbeit" - und wenn der nicht funktioniert, dann kann er arbeiten.
 
Diese Inflation hat der Wirtschaftsjournalist Ernst Wolff schon vor Jahren "vorhergesagt" und erwartet. Nach der Finanzkrise 2008/09 haben die Zentralbanken pausenlos Geld in die Märkte gepumpt, um das Wirtschaftssystem noch irgendwie am Laufen zu halten. Das scheint jetzt nicht mehr zu funktionieren. Irgendwann ist halt zu viel Geld da und die Kaufkraft des Geldes sinkt, oder? Erst langsam, dann immer schneller. Oder habe ich Herrn Wolff da falsch verstanden? Dann kommen natürlich noch andere Aspekte ins Spiel, wie Knappheit bei den Ressourcen, Krieg etc. Ich bin mir inzwischen auch sicher, dass die Inflation längerfristig noch viel schlimmer werden wird und wir an Ende eine Hyperinflation erleben werden. Hatten wir doch schon mal, oder? Unser Geldsystem, so wie wir es kennen, scheint tatsächlich vor dem Ende zu stehen. So sehe ich das jedenfalls. Die Frage ist jetzt, was soll man dagegen tun (können)? Na ja, mal sehen, was die Zukunft bringen wird. :D
 
Wann immer wichtige Politiker vor einen Untersuchungsausschuss zitiert werden, fallen Sätze wie, "es ist mir nicht erinnerlich" (Helmut Kohl im Rahmen der Untersuchung einer der unzähligen CDU-Spendenaffären) oder "das muss ich mit Nichtwissen bestreiten".

Das ist keinesfalls ein Alleinstellungsmerkmal unserer derzeitigen Regierungsmitglieder sondern gehört zu einem Spitzenpolitiker in der BRD seit über 70 Jahren einfach dazu.

"Ehrlichkeit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr".
 
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Discovery_1 schrieb:
. Das scheint jetzt nicht mehr zu funktionieren. Irgendwann ist halt zu viel Geld da und die Kaufkraft des Geldes sinkt, oder?

Man unterscheidet grob zwischen einen Angebots- und einem Nachfrageschock. Wir haben einen Angebotsschock, da die Lieferketten zunächst unterbrochen waren und jetzt die Faktorkosten der Produktion/Logistik steigen, da Rohstoff- und Energiemarkt einen weiteren Angebotsschock mitmacht. Wenn man eine Kristallkugel hat und das vorausgesehen hat, Respekt!

Ein modernes Modell zur Erklärung der Auswirkungen von Angebots- und Nachfrageschocks ist das IS-MR-PC / 3 Equations-Modell (ich finde leider keine deutschsprachige Erklärung dazu im Internet), welches die IS-Gleichung, der Geldpolitik ( grob präferierter Leitzins der Zentralbank und präferiertes GDP-Wachstum), und der Phillipskurve verbindet.

In der Phillipskurve und der Geldpolitik spielt die erwartete Inflation die die WESENTLICHE Rolle, nicht die Geldmenge.

Discovery_1 schrieb:
Hatten wir doch schon mal, oder?
Nein, die deutsche Hyperinflation hing von ganz anderen Faktoren ab. (Ruhrbesetzung, Streiks, Kriegsanleihen, Reparationen um mal einige wenige zu nennen. https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Inflation_1914_bis_1923)

Wer all diese Faktoren ausblendet und die Inflation auf die Geldmenge reduziert... dazu fällt mir nichts ein. ist einfach offensichtlich nicht angemessen.
 
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DerOlf schrieb:
Das ist keinesfalls ein Alleinstellungsmerkmal unserer derzeitigen Regierungsmitglieder sondern gehört zu einem Spitzenpolitiker in der BRD seit über 70 Jahren einfach dazu.

Und warum lernen wir als Wähler seit 70 Jahren nicht dazu? Warum werden solche Leute noch gewählt? Welche Kräfte wirken da noch im Hintergrund mit?

Mir fällt da als prominentes Beispiel ja die "Dr" Affäre von zu Gutenberg ein. Der wurde mit großen TamTam abgesägt weil er bei seiner Promotion betrogen hat. Danach haben sich diverse andere Politiker ebenfalls eingereiht - sogar Franziska Giffey, sowohl bei ihrer Promotion als auch bei der Master-Thesis nur betrogen hat - und dann wird sie noch zur Bürgermeisterin von Berlin gewählt.
Ist das Volk so blöd?
 
Naja, ich würde eher sagen, die Mehrheit interessiert sich schlicht nicht dafür, ob einer bei einer Promotion abgeschrieben hat oder nicht. Da hat jeder ganz andere Alltagsprobleme zu bewältigen. Und für viele sind auch einfach die Alternativen bei der Wahl noch übler.
 
Andy8891 schrieb:
Das Volk macht es exakt wie @Tomislav2007 nach dem Motto: Solange es mir gut geht, sind die anderen selbst schuld, dass es ihnen schlecht geht.

Die Aussagen von Tomislav2007 sind aber, dass jeder selbst dafür sorgen muss dass es ihm gut geht. Weiterhin sagt er, dass in Deutschland auch jeder diese Möglichkeit hat, dass es ihm gut geht.

Tomislav2007s Motto würde ich so definieren "Gib einen Mann ein Fisch - so hat er Essen für ein Tag. Lehre ein Mann das Fischen, so hat er Essen ein Leben lang".

Dass kann ich zumindest aus seinen Beiträgen entnehmen. (die, die ich bisher gelesen hab)
 
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_killy_ schrieb:
Und warum lernen wir als Wähler seit 70 Jahren nicht dazu? Warum werden solche Leute noch gewählt? Welche Kräfte wirken da noch im Hintergrund mit?

Mir fällt da als prominentes Beispiel ja die "Dr" Affäre von zu Gutenberg ein. Der wurde mit großen TamTam abgesägt weil er bei seiner Promotion betrogen hat. Danach haben sich diverse andere Politiker ebenfalls eingereiht - sogar Franziska Giffey, sowohl bei ihrer Promotion als auch bei der Master-Thesis nur betrogen hat - und dann wird sie noch zur Bürgermeisterin von Berlin gewählt.
Ist das Volk so blöd?
Bei Karl-Theodor zu Guttenberg war der öffentliche Druck groß und anhaltend. Wie groß der Rückhalt in der CSU gewesen war, kann ich nicht beurteilen. Letztendlich ist es dann eine persönliche Entscheidung des Politikers, seinen Rücktritt zu verkünden oder eben auch nicht.

Andreas Scheuer z.B. hätte auch zurücktreten können, war er aber nicht. Seine Gedächtnislücken im Zusammenhang mit dem Untersuchungsausschuss zur gescheiterten PKW-Maut sind unvergessen. Minister ist er nun nicht mehr, aber weiterhin aktives Mitglied im Bundestag und wahrscheinlich möchte er bei späteren Wahlen wieder kandidieren. Die Prozesskosten zu PKW-Maut gehen in die Millionen, die Schadensersatzansprüche werden noch verhandelt und könnten sich auf 560 Millionen belaufen. Ich bin gespannt, wie diese Geschichte am Ende ausgeht und ob die CSU den Andi wieder aufstellt und die Bayern ihn erneut in den Bundestag wählen werden.^^
 
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Kuristina schrieb:
Naja, ich würde eher sagen, die Mehrheit interessiert sich schlicht nicht dafür, ob einer bei einer Promotion abgeschrieben hat oder nicht.
Mich interessiert es schon ... denn ich frage mich einfach, warum man so einen Mist macht.
Wenn die Promotion für einen alleine zu viel war, dann kann man sich eben nicht Dr. nennen.
Und wenn man sich diesen Titel zulegen möchte, weil man davon ausgeht, dass Fr. Dr. Monika Mustermann eher gewählt wird, dann hat schon dieses Motiv ein Geschmäckle.

Dr., Prof. und noch einige andere ältere Titel haben noch immer einen gewissen Klang, der Seriosität ausstrrahlt. Ich glaube, dass Politiker auch deswegen sehr gerne einen dieser Titel im Namen tragen möchten. Es macht halt was her. Und eventuell wird eine Fr. Monika Mustermann auch mit Doktortitel etwas öfter gewählt werden.
Sowas sollte nur ganz allgemein nicht der Grund für eine Promotion sein. Und dieser Gedanke stört mich auch bei den Plagiatsaffären.

Aber: Es kommt mMn auch auf das Ausmaß an.
Hat man nur wenige Sätze nicht korrekt als Zitate ausgewiesen, oder ein oderr zwei Sachverhalte geschildert, ohne auf die Quelle zu verweisen, aus der man das hat, dann kann ich noch an Flüchtigkeit glauben.

Hat man aber große Abschnitte einfach 1:1 abgeschrieben, so deutet das mMn auf mangelnde Expertise im Fachgebiet hin. Bei einer normalen Dissertation fällt das im Prozess der Bewertung auf, und wenn dann Politiker mit offensichtlioch weitflächig abgeschriebenen Promotionen dennoch einen Dr.-Titel tragen dürfen, dann gehe ich davon aus, dass man in den Prüfungen zur Promotion durchaus das eine oder andere Auge zugedrückt hat.
Und das weist auf tieferliegende Probleme in unserem Wissenschaftsbetrieb hin, denn eine Promotion ist nunmal Teil dieses Betriebes.

Ich frage mich einfach, wie man so dumm sein kann, es mit solch einer Arbeit überhaupt zu versuchen.
Meine These ist: "Nicht kapiert, wie der Laden läuft" ... oder "einfach gehofft, dass es nicht auffällt".
Trifft ersteres zu, passr der Titel einfach nicht ... letzteres deutet auf unschöne Charakterzüge hin (eine Tendenz zur Unehrlichkeit finde ich bei Politikern UND WIssenschaftlern falsch).
 
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Pym schrieb:
Andreas Scheuer z.B. hätte auch zurücktreten können, war er aber nicht. Seine Gedächtnislücken im Zusammenhang mit dem Untersuchungsausschuss zur gescheiterten PKW-Maut sind unvergessen. Minister ist er nun nicht mehr, aber weiterhin aktives Mitglied im Bundestag und wahrscheinlich möchte er bei späteren Wahlen wieder kandidieren. Die Prozesskosten zu PKW-Maut gehen in die Millionen, die Schadensersatzansprüche werden noch verhandelt und könnten sich auf 560 Millionen belaufen. Ich bin gespannt, wie diese Geschichte am Ende ausgeht und ob die CSU den Andi wieder aufstellt und die Bayern ihn erneut in den Bundestag wählen werden.^^
Das folgt ja in der gleichen Schiene wie mit den Gedächtsnislücken des Olaf Scholz bei dem Milliardenskandal um die Warburg Bank, die Peter Altmaier ebenso teilt, also die Gedächtnislücken natürlich...

Im Endeffekt ist die politische Macht eines Politikers von seiner Partei und den hieraus vereinten Mandaten abhängig, selbst de facto Korruption kann da wenig anhaben. Wobei die Korrumpierung der Politik ja schon seit Ewigkeiten nicht mehr über einen Briefumschlag statt findet sondern über lukrative Jobangebote, gesplittete Parteienfinanzierung, private Stiftungsfinanzierung oder ähnliches, denn das ist aktuell in Deutschland legal.
 
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