_killy_ schrieb:
Je größer die Abhängigkeit vom Staat, umso unfreier die Menschen. Dem würdest du mir ja zustimmen, oder? Somit sind die Parteien, die die meisten Sozialtransfers fordern, diejenigen Parteien, die ebenfalls die Unfreiheit der Menschen wollen.
Das kann man so pauschal nicht sagen, wir sind in vielen Bereichen zu 100% vom Staat abhängig. Das ist ja allein schon der Arbeitsteilung in einer Gesellschaft geschuldet. Ohne einen Staat könnte z. B. niemand das Gewaltmonopol aufrecht erhalten, und es würde wieder zu neuen "Bewegungen" kommen, die abgegrenzte Kleinststaaten und andere Bünde bilden. Am Ende ist der Mensch dem Menschen eben leider doch nur ein Wolf.
Dann bleibt die Frage, ob eine 100% Freiheit überhaupt wünschenswert ist? Ohne jegliche Eingriffe durch staatliche Regulierung würde sich der "Geldadel" noch viel schneller entkoppeln und eine Zweiklassengesellschaft ausweiten. Einkommen aus Kapital (Landbesitz, Geldvermögen und Produktionsvermögen) lässt sich eben viel leichter skalieren und vermehren, als Einkommen aus Arbeitsleistung. Wem kein Kapital zur Verfügung steht, bleibt nur eine Kombination aus Bildung, Fleiß und Glück. Man muss zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein und das richtige tun. Den Erfolg nur auf den Fleiß zu reduzieren ist eine irreale Wunschvorstellung.
Man sollte sich auch mal ehrlich machen, ob man bei der Bewertung des eigenen Erfolg nicht einer kognitiven Verzerrung unterliegt, vor allem dem Halo-Effekt
(annehmen von Korrelationen zwischen Eigenschaften eines Menschen, die nicht existieren) oder eben der survivorship bias (überbewerten von Erfolgswahrscheinlichkeiten aus einer beobachteten Gruppe, da gescheiterte Personen nicht so sichtbar sind).
Durch den Preis der Anarchie sehen wir auch, dass 100% Freiheit mitunter zu Wohlfahrtsverlusten führen und der Gesellschaft insgesamt schaden.
Das selbe hatten wir doch in der Industrialisierung und nach dem Europa komplett zerstört wurde an zahlreichen Beispielen gesehen. In West-Europa sind spätestens nach dem 2. Weltkrieg überall Wohlfahrtsstaaten entstanden, während sich in Osteuropa eben der Sozialismus ausgedehnt hat, welcher eben wie bekannt in Machtmissbrauch und authoritär-faschistioiden Strukturen und Unterdrückung endete. Kein Staat ist in den Manchesterkapitalismus / Libertarismus zurückgefallen.
_killy_ schrieb:
Weiterhin steht die CDU ja für christlich demokratische Union ... als Christ kann man auch seinen Nächsten helfen. Dies ist kein Widerspruch. Das Sozialsystem in Deutschland ist für hilfsbedürftige Menschen aufgebaut worden. Somit wissen die Zahler, dass sie wirklich helfen und die Empfänger wissen, dass ihnen geholfen wird.
Ja, ist halt die Frage was man aus den Texten von Tomislav herausinterpretiert, in welchem Umfang er damit einverstanden wäre und auch die Definition der "Hilfsbedürftigkeit" ist halt ziemlich weit dehnbar
_killy_ schrieb:
Ein bspw. bedingungsloses Grundeinkommen ist sozial ungerecht. Es würden nicht nur die hilfsbedürftigen Menschen Zahlungen erhalten, sondern alle anderen auch - die nicht hilfsbedürftig sind.
BGE finde ich sehr schwierig, aber auch spannend. Ich denke wenn die Automatisierung voranschreitet und unsere Bevölkerung nicht schrumpft, werden wir nicht drum rum kommen. Ist aber noch ein sehr weiter und steiniger weg dahin.