Weltanschauungen im Allgemeinen, Systemkritik, Diskussionen rund um den Kapitalismus

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Kuristina schrieb:
Mies bezahlt sind eigentlich Berufe, wo man Angestellte leicht ersetzen kann, weil einfach genug da sind, die das genauso gut machen könnten. Haare schneiden ist jetzt nicht unbedingt eine Wissenschaft. Da ist Ersatz schnell gefunden.
Meinst du? Wenn ich mal in Berlin unterwegs bin und an mehreren Salons vorbeilaufe, sehe ich ständig Stellenausschreibungen. Da bewirbt sich niemand, weil eben die Bezahlung schlecht ist. Außer du bist selbstständig. Mit ersetzen ist da nichts.

FrankenDoM schrieb:
Das ist das Problem und das kann es nicht sein. Es kann einfach nicht wahr sein, dass ausgebildete Fachkräfte mit einem Job nicht über die Runden kommen und auch noch argumentiert wird, dass das so schon Ok ist.
Das war vor einigen Jahren noch anders in diesem Wirtschaftssystem.
Handwerk, vor allem Berufe wie Anlagenmechaniker, war schon immer mies bezahlt. Außer du findest eine Firma, die nach IG-Metall bezahlt, was aber eher die Ausnahme darstellt. Im Schnitt verdienen sie 12-15€ Stundenlohn. Selbst bei Lidl verdient man als Ungelernter 14€ die Stunde. Finde den Fehler.
Aber solange man auf Handwerker bzw. Fachkräfte herabschaut, kann ich es sehr gut nachvollziehen, dass die Jugendlichen eher studieren gehen. Entweder wird es einen Umschwung geben, sodass die Vergütung besser wird oder aber der Mangel an Fachkräften wird noch schlimmer. Die Meisten meckern ja schon, weil sie privat keine Handwerker finden können.

Kuristina schrieb:
Bring mal den Bauarbeiter dazu, eine Firma gewinnbringend zu führen. Ist schon bisschen schwieriger.
Bring mal die Firma dazu Gewinn zu machen, aber ohne die Bauarbeiter. Ist unmöglich.

Kuristina schrieb:
Wir reden von Haare schneiden. Ernsthaft. Wie lange musstest du dafür studieren?
Es geht hier gar nicht um die Schwierigkeit. Es geht hier eher darum, wie man auf solche Berufe herabschaut. So nach dem Motto: "Nur Akademiker sind das Gelbe vom Ei."
Ergänzung ()

Skaiy schrieb:
Viele, wenn nicht sogar die meisten Handwerksbetriebe, werden im Übrigen von (ehemaligen) Handwerkern geführt.
Das kann ich dir sehr leicht erklären. Die Meisten machen ihren Meister. Ein ehemaliger Handwerker kann besser planen und organisieren, da er ja selber in der Vergangenheit gearbeitet hat. Er weiß wie viel Zeit er braucht, was er an Material braucht usw. Ein frisch ausgelernter Ingenieur hingegen würde das nicht hinbekommen. Habe ich ja mittlerweile miterlebt.
 
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MrMorgan schrieb:
Bloß weil es dir deine Umstände ermöglichen, mit einem geringen Lohn klar zu kommen (was heißt denn klar kommen?? Wie oft gehst du denn weg, gehst essen, gehst mal in Urlaub etc). Es gibt leben und Überleben....
Ich hätte einen Führerschein machen können ... ich wollte nicht, da ich es in meiner Situation nie für notwendig gehalten habe.
Ich hätte auch aufs Land ziehen können ... aber da hätte ich ein Auto gebraucht oder mich eben auf Wege von mehreren Stunden einstellen müssen.
Wollte ich nicht, und habe daher einen Weg gefunden, in einer Stadt mit gut ausgebautem ÖPNV zu annehmbaren Konditionen zu wohnen.
Ich wohne in der Stadt, WEIL es hier die Möglichkeit gibt, auf ein Auto zu verzichten ... das war eine bewusste Entscheidung ... ein Auto wollte ich nie haben und daher habe ich mir Mühe gegeben, auch nie auf eines angewiesen zu sein.

Mal weggehen, feiern, mal was essen gehen ... klar kann ich das alles machen.
Vielleicht ist das unverständlich ... aber das hat für mich nur bedingt was mit Geld zu tun (ich besitze wenig finanzielles Kapital, aber dafür eben etwas mehr kulturelles und soziales).
Ich mache sehr gerne Urlaub in der Heimat ... immer in der Hauptsaison, während ein Teil der Leute halt woanders ist.

Ich verstehe aber ebenfalls sehr gut, wenn andere das nicht wollen oder können.
Aber ganauso, wie meine Lebenssituation auf meinen Entscheidungen beruht, gilt das auch für jede andere Lebenssituation ... meist waren es die eigenen Entscheidungen, die in die aktuelle Situation geführt haben. Aber das ist leider wenig tröstlich, wenn man damit unzufrieden ist.

Mir geht es da eben anders ... ich verdiene nicht viel Geld, aber ich habe genügend Freizeit, um zum Beispiel kleinere Arbeiten an meinem Häuschen selbst zu erledigen ... dass ich das Haus geerbt habe, ist ebenfalls nicht einfach Glück, sondern meine eigene Entscheidung (ich will halt nicht, dass mein Elternhaus abgerissen wird ... leider wäre genau das zu erwarten, wenn man nicht gerade einen Liebhaber alter Architektur als Käufer findet).

Naja ... das hat hier ja nichts zu suchen.
Im Grunde zahle ich nur mit der selben Münze zurück, die mir in den 6 Jahren ALG2 nach dem Masterabschluss regelmäßig hingeworfen wurde.
Wenn ich mir Jahrelang anhören durfte, dass ich ja selbst dran Schuld sei, dass ich keinen gut bezahlten Job gefunden habe, dann dürft ihr euch jetzt im Gegenzug auch anhören, dass ihr selbst Schuld seid, wenn es jetzt trotz dickem gehalt einfach nicht reicht.
Jeder gewöhnt sich an den Lebensstil, in dem er lebt ... alle wollen ihre Situation irgendwie verbessern, und scheiobar gehöre ich zu den wenigen, die eine Verbesserung nicht nur dann sehen, wenn danach mehr Geld auf dem Konto ist.
Ich will meine Kosten decken und nebenbei eine kleine Rücklage für Reparaturen an meinem Haus aufbauen. Für ein Auto habe ich einfach nicht die Kohle ... und ich sehe auch nicht, dass es sich Jobtechnisch noch wirklich lohnt, wenn man dann 50km pendeln muss, und trotzdem nur etwas mehr als Mindestlohn bekommt.

Mir geht auch jedes mal die Hutschnur, wenn wirklich gut bezahlte Menschen sich gegen eine Erhöhung des Mindfestlohnes stellen, weil dann ja alles teurer wird.
Naja ... irgendwie auch logisch ... es darf halt nur teurer werden, weil der Vorstandschef ne Viertelmillion extra kassiert oder weil man die gestiegenen Rohstoffkosten ja schlecht mit sinkenden Renditen bezahlen kann.
Aber egal, was teurer wird, es schmälert den Profit ... und genau um den geht es bei diesen Argumentationen ja auch ... die Investoren zieht es zum größtmöglichen Profit, wie es eine Fliege zum stinkendsten Haufen zieht.

Wir bräuchten neben dem "Mindestlohn" auch eine "obere Lohnschranke" ... am besten mit einem Multiplikator an den Mindestlohn gekoppelt ... und dieser Multiplikator sollte deutlich unter 100 liegen.
Leider ist das wohl in Deutschland absolut utopisch, dass man die Schere auf diese Weise daran hindert, sich immer weiter zu öffnen. Das wäre dann ja garnicht mehr so richtig Deutschland.
 
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Duman schrieb:
Ein ehemaliger Handwerker kann besser planen und organisieren, da er ja selber in der Vergangenheit gearbeitet hat. Er weiß wie viel Zeit er braucht, was er an Material braucht usw.
In meinem Ausbildungsbetrieb (Metall- und Maschinenbau) war es auch so.

Der Geschäftsführer war zwar Diplom-Ingenieur, hat aber vorher jahrelang als Schlosser/Vorarbeiter in der Halle gearbeitet.

Da konnte man keinen BWLer oder sonst wen ohne handwerkliche Vergangenheit einsetzen.
 
NedFlanders schrieb:
Davon habe ich auch nicht gesprochen. Wenn ich aber mit meinem Einkommen unzufrieden bin, dann kann ich entweder jammern oder versuchen etwas zu ändern. Einer Bekannten (Friseurin) ging es ähnlich und sie hat ihren eigenen Salon eröffnet. Ist sicherlich mit viel Arbeit, Aufwand und Risiken verbunden, aber am Ende hat es sich für sie ausgezahlt.
Ich gebe dir Recht. Aber das ist nicht immer möglich. Jemand, der Miete zahlt und auf seinen Job angewiesen ist, kann nicht nebenbei einfach mal einen neuen Beruf erlernen. Selbst Studenten haben es heute nicht einfach, vor allem wenn sie alleine leben.
 
Leider ist es eben nicht nur der Arbeitsmarkt (Angebot an möglichen Ersatzkräften) sondern auch der Konsumentenmarkt, der die Preise und daran gekoppelt auch die Löhne (zum Beispiel eines Friseurs oder einer Kassenkraft) bestimmt.
Wer Maschinenschnitte für 10,- anbietet, der KANN seinen Angestellten einfach keinen guten Lohn zahlen.
Aber an 10 Kunden für den Zehner, verdient er trotzdem 25% mehr, als an 5 Kunden, die 15,- für einen Maschinenschnitt zahlen.
Er könnte seine Preise erhöhen und einen möglichen Mehrgewinn als Lohnerhöhung an seine Angestellten auszahlen ... aber damit diese Rechnung aufgeht,. müssen eben auch genug Kunden bereit sein, den höheren Preis zu zahlen ... ist die Konkurenz billger, sieht das eben auch mal bitter aus.
Letztlich sorgen auch die Kunden mit ihren Erwartungen dafür, dass angestellte Friseure nicht besser bezahlt werden können ... dafür kommt oft genug nämlich einfach nicht genug Geld rein.
Auch die "Ware Arbeitskraft" ist eben nur so viel wert, wie der Kunde dafür zu zahlen bereit ist.

Wer mit dem Arbeitsmarkt (Ersetzbarkeit) argumentiert, der sollte den Konsumentenmarkt nicht einfach ignorieren ... denn aus dem muss alles Geld letztlich kommen. Geld, das nicht rein kommt, kann man nur schlecht ausgeben.
 
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Duman schrieb:
Bring mal die Firma dazu Gewinn zu machen, aber ohne die Bauarbeiter. Ist unmöglich.
Stimmt. Aber es gibt ja genug, die das machen. Und sei es der Schwarzarbeiter, der dafür jeden Tag über die Grenze fährt. Von daher kein Problem.

Duman schrieb:
Wenn ich mal in Berlin unterwegs bin und an mehreren Salons vorbeilaufe, sehe ich ständig Stellenausschreibungen. Da bewirbt sich niemand, weil eben die Bezahlung schlecht ist.
Ist mir jetzt noch nicht aufgefallen, aber wenn es denn so ist, dann überlegen sich anscheinend mehr Leute jetzt vorher, ob ihnen das Geld bei dem Beruf reichen würde. Das sind ja schon mal Überlegungen hin zu einer besseren persönlichen Entscheidung.

FrankenDoM schrieb:
Meinte ich übrigens genauso ;)
Genau so. 🙂
 
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Kuristina schrieb:
Und sei es der Schwarzarbeiter, der dafür jeden Tag über die Grenze fährt. Von daher kein Problem.
Ein Beweis für die Personalnot beim Zoll :lol:
Eigentlich ist Schwarzarbeit vor allem für den Unternehmer ein Problem ... dieses Problem tritt nur oft genug nicht auf, weil es an Kontrollen fehlt.

Aber auch ohne Schwarzarbeit ist die Freizügigkeit in der EU durchaus ein Problem.

Ein Bekannter von mir war lange als Landschaftsgärtner selbstständig ... vor einigen Jahren hat er seine Selbstständigkeit dann aufgegeben, weil er mit den Preisen osteuropäischer Anbieter einfach nicht mithalten konnte, ohne sich auf das riskante Spiel mit der Schwarzarbeit einzulassen. Eine gewisse Zeit konnte er noch mit Zeit-, Leiharbeit und Vermittlungen vom JC (Langzeitarbeitslose sind vom Mindestlohn ausgenommen) wirtschaftlich arbeiten. Aber auch das hat irgendwann nicht mehr gereicht, um am deutschen Markt mit deutschen Lebenshaltungskosten noch ein für den Lebensmittelpunkt in DE auskömmliches Einkommen zu generieren.

Angestellte hat er auch mehrere Jahre keine gefunden, die er sich hätte leisten können.
Noch heute kann er immer nur nicken, wenn er an einem der Plakate vorbeikommt, auf dem zu lesen ist
"Was spricht eigentlich gegen Handwerk?".
"Meine Akademikereltern".

Viele Akademiker sind tatsächlich zu blöd, ein Loch in den Schnee zu pissen ... sorry für die klaren Worte.

Ich bin selbst einer ... aber ich habe stets viel Wert drauf gelegt, auch handwerklich nicht ganz unbedarft zu sein, weil ich es nicht einsehe, jemandem 50,- die Stunde zu bezahlen, nur damit der mir eine Wand neu verputzt. Da verhunze ich es lieber ein mal, und weiß danach dann, wie das geht (das mit dem Verhunzen kriegen nebenebei auch Maurer 1a hin), denn das ist einfach billiger.

Wenn ich sehe, wie sich manche Studierte bei simpelsten Tätigkeiten anstellen, kriege ich jedesmal zu viel ... und bei Akademikern, die dann konstatieren, dass das ja Tätigkeiten seien, die nahezu jeder kann, und die daher nicht gut bezahlt werden, dann denke ich mir immer wieder "Ich habe hier gerade einen vor mir, der nichtmal richtig Fegen oder Wischen kann und der nur schaut wie ein kaputtes Auto, wenn man ihm was von der Aussenwirkung der Warenpräsentation im Regal erzählt ... toll ... an meine Frisur lasse ich so jemanden dann vielleicht lieber doch nicht dran". Lieber einen Hauptschüler mit abgeschlossener Lehre, der wenigstens nicht nur weiß, wovon er spricht, sondern das Gesprochene auch praktisch umsetzen kann.
In der Arbeitswelt Akademikern zu begegnen, hat meine Meinung von Akademikern nicht gerade verbessert. Bevor ich einem Akademiker einen Hammer in die Hand drücke, schließe ich Versicherungen ab ... für den Hammer, seine Finger, den Nagel und alles andere, was eventuell kaputt gehen könnte, bevor der Nagel dort ist, wo er hin soll.
 
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@Skaiy @Duman
Danke, dann sind meine Beiträge wohl doch nicht so schwer verständlich wie der eine Kollege hier erzählen will.

Kuristina schrieb:
Danke für die erneute Bestätigung...

Kuristina schrieb:
Das sind ja schon mal Überlegungen hin zu einer besseren persönlichen Entscheidung.
Jupp. Top. Wenn es dann irgendwann keine Friseure, Polizisten und Bauarbeiter mehr gibt, weil alle erfolgreiche Firmen leiten, dann schlägt bei Dir das von mir erwähnte Karma zu und auch Du begreifst endlich, dass der Manager nicht Dein Haus baut... Aber Du merkst ja immer noch nicht was Du für einen Quatsch schreibst. Hut ab.
 
FrankenDoM schrieb:
Wenn es dann irgendwann keine Friseure, Polizisten und Bauarbeiter mehr gibt
Wird nie der Fall sein. Hatten wir hier im Thread alles schon. Nicht jeder ist für was höheres geeignet und nicht jeder will es auch. Polizisten und Bauarbeiter wird es immer geben und Friseur ist kein systemrelevanter Beruf.
 
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Berufe sterben aus, das ist ein Fakt. Handwerker werden immer weniger und es dauert ewig bis man Termine bekommt. Auch das ist ein Fakt. Die Polizei ist krass unterbesetzt. Geht es so weiter, dass diese niederen Berufe, wie Du sieh hinstellst, nicht mehr zum leben reichen, wird sich diese Entwicklung nicht gerade ändern.
 
Ich verstehe das Problem nicht, was hier einige haben. Zum einen haben wir freie Berufswahl in Deutschland und jeder kann jeden Abschluss erreichen. Zum anderen haben wir auch gerade in Deutschland eine ungewöhnlich hohe Abhängigkeit des Bildungsniveaus durch das Elternhaus. Das liegt u.a. an unserer Schulart mit Haupt, Real und Gymnasium.

Ich kann aber auch schwer Mitleid mit meinen damaligen Mitschülern empfinden, die wirklich garnichts dafür getan haben, irgendwas in der Schule zu erreichen und heute zum Teil in eher schlecht bezahlten Jobs arbeiten.

Viele Berufe sind auch mMn nicht so schlecht bezahlt, wie es hier dargestellt wird. Handwerker werden aktuell von der Konkurrenz abgeworben und verbessern sich. Pflegekräfte können teilweise durch steuerfreie Zuschläge gut verdienen.
 
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Wenn man sich die meisten Jungerwachsen ansieht und anhört haben die auch garkein Bock mehr aufs Handwerk.
Die wollen alle lieber Influenzer, Content Creator usw. werden was ja auch verständlich ist.
Wer hat schon Bock Morgens um 2 Uhr in der Backstube zustehen und mit 1500-2000€ Netto nachhause zugehen, wenn man mit guten Contet das 10 Fache verdienen kann und auch noch Spaß am Job hat.
 
Cyberdunk schrieb:
wenn man mit guten Contet das 10 Fache verdienen kann und auch noch Spaß am Job hat.
War das ironisch gemeint?

Guter Content ist kein Garant mehr dafür bekannt zu werden.
 
Kuristina schrieb:
Stimmt. Aber es gibt ja genug, die das machen. Und sei es der Schwarzarbeiter, der dafür jeden Tag über die Grenze fährt. Von daher kein Problem.
Genau das macht aber den Arbeitsmarkt kaputt. Also würdest du über Leichen laufen. Hauptsache das Geld kommt. Sehr sehr kapitalistisch veranlagt.

Nur hast du aber einen Punkt nicht beachtet. Von drüben kommen aber wenn überhaupt nur Bauarbeiter. Handwerker wie Anlagenmechaniker, Kälte- und Klimaanlagenbauer, Sanitärtechniker, Elektriker, Rohrsanierer usw. findest du nicht on mass. Diese Berufe sind schon anspruchsvoller. Zudem ist es dann auch noch so, dass du in Deutschland dafür ein Zertifikat brauchst, damit du solche Berufe überhaupt ausüben darfst. Hat auch seinen Grund. Der Techniker arbeitet nicht nur körperlich. Anlagen zu verstehen ist eine Kunst für sich.

Ein ehemaliger Arbeitskollege, der aus Syrien kommt, musste die Ausbildung zum Kälteanlagenbauer absolvieren, obwohl er in seiner Heimat diesen Beruf jahrelang ausgeübt hatte. Da ist nichts mit Schwarzarbeit.

Kuristina schrieb:
Wird nie der Fall sein. Hatten wir hier im Thread alles schon. Nicht jeder ist für was höheres geeignet und nicht jeder will es auch. Polizisten und Bauarbeiter wird es immer geben und Friseur ist kein systemrelevanter Beruf.

Es ist schon der Fall. Oder wie sonst erklärst du den Handwerkermangel in Deutschland?
Firmen haben mittlerweile mehr Ausbildungsplätze als Bewerbungen.

Du hast Recht. Nicht jeder kann ein BWLer werden. Aber auch nicht jeder hat das Zeug zu einem Monteur.
Wer bestimmt jetzt, wer mehr Ansehen verdient? Die Gesellschaft? Der Arbeitsmarkt?


DerOlf schrieb:
Ein Beweis für die Personalnot beim Zoll :lol:
Eigentlich ist Schwarzarbeit vor allem für den Unternehmer ein Problem ... dieses Problem tritt nur oft genug nicht auf, weil es an Kontrollen fehlt.

Aber auch ohne Schwarzarbeit ist die Freizügigkeit in der EU durchaus ein Problem.

Du, ich könnte dir darüber Geschichten erzählen. Was wenn ich dir sage, dass die Schwarzarbeiter beim Zoll gar nicht "kontrolliert" werden? Eine Bekannte, die in der Arbeitsagentur arbeitet, erzählt mir immer wieder, wie selbst die Polizei die illegalen Bauarbeiter absichtlich laufen lässt. Wer sonst soll es machen? Der Deutsche ist sich für die Baustelle zu schade.

DerOlf schrieb:
Ich bin selbst einer ... aber ich habe stets viel Wert drauf gelegt, auch handwerklich nicht ganz unbedarft zu sein, weil ich es nicht einsehe, jemandem 50,- die Stunde zu bezahlen, nur damit der mir eine Wand neu verputzt. Da verhunze ich es lieber ein mal, und weiß danach dann, wie das geht (das mit dem Verhunzen kriegen nebenebei auch Maurer 1a hin), denn das ist einfach billiger.

Es ist immer von Vorteil, wenn man vieles selber erledigen kann. Ich bin gelernter Kälteanlagenbauer. Mein Kollege ist Anlagenmechaniker. Mein Vater wiederum Verputzer. Daher kann ich mittlerweile vieles. Aber trotzdem gibt es auch vieles, was ich nicht kann. Grad du als Hausbesitzer wirst dennoch viele Handwerker benötigen.

Was machst du, wenn du ein Rohrbruch hast? Was machst du, wenn die Dachplatten erneuert werden müssen? Was machst du, wenn dein Brenner in Störung geht?

Kannst du WIG-Schweißen? Kannst du MAG-Schweißen? Kannst du Gas-Schweißen? Oder E-Schweißen?
Weißt du wie man Dachplatten verlegt, ohne dass sie vom Wind weggerissen werden?
Kennst du dich mit Anlagenmechanik aus? Das sind übrigens nur ein paar Beispiele.

fishraven schrieb:
Handwerker werden aktuell von der Konkurrenz abgeworben und verbessern sich. Pflegekräfte können teilweise durch steuerfreie Zuschläge gut verdienen.

Hast du dir mal die Frage gestellt, warum Handwerker abgeworben werden? Weil es kaum welche gibt.
Wie viele Fälle kennst du? Ich kenne den Markt sehr gut. Die Gehaltsverhandlungen sind meistens eher mau. Verbessern tust du dich erst dann, wenn du eine andere Tätigkeit aufnimmst. Sei es Objektleiter oder Meister. Aber dann hat man wieder das Problem, dass man keinen auf der Fläche hat. Man dreht sich hier im Kreis.
 
Cyberdunk schrieb:
enn man mit guten Contet das 10 Fache verdienen kann und auch noch Spaß am Job hat.
und wie viele der gesamten Content Creator schaffen das wirklich von ihren digitalen Inhalten zu leben? Da dürfte die Backstube weniger illusorisch sein.
 
A415 schrieb:
und wie viele der gesamten Content Creator schaffen das wirklich von ihren digitalen Inhalten zu leben

Ich sag ja nicht das es jeder schafft sondern die Jungen Menschen es lieber probieren statt sich 8-10 Stunden am Tag im Handwerk den Ar... aufzureissen.
Desweitern Studieren ja auch immer mehr was glaub ich nicht ganz unerheblich ist.
 
Cyberdunk schrieb:
Ich sag ja nicht das es jeder schafft sondern die Jungen Menschen es lieber probieren statt sich 8-10 Stunden am Tag im Handwerk den Ar... aufzureissen.
Desweitern Studieren ja auch immer mehr was glaub ich nicht ganz unerheblich ist.
Ja leider. daran ist aber auch unsere Gesellschaft als Ganzes schuld. Schon damals Ende der 90er und Anfang der 0er Jahre hieß es schon ab auf die Uni, sonst wird man nichts.

Aber wie es der Olf schon beschrieben hatte Akademiker sind dann auch nicht immer das Richtige.
 
Duman schrieb:
Also würdest du über Leichen laufen. Hauptsache das Geld kommt.
Wieso ich? Ich habe keine Baufirma, wo ich Leute beschäftige. Ich sage nur, es wird immer Arbeiter dafür geben.

Duman schrieb:
Sehr sehr kapitalistisch veranlagt.
Ich persönlich habe kein Problem mit Kapitalismus. Und wer damit ein Problem hat, muss halt bisschen aufpassen nicht heuchlerisch zu wirken, wenn er sich gleichzeitig daran beteiligt.

Duman schrieb:
Wer bestimmt jetzt, wer mehr Ansehen verdient? Die Gesellschaft?
Ja. Ist doch längst so. Ein Jurist hat mehr Ansehen, als ein Malermeister. Die Wand streichen kannst du auch selber, aber vor Gericht hast du besser einen Profi an deiner Seite.
 
Cyberdunk schrieb:
Ich sag ja nicht das es jeder schafft sondern die Jungen Menschen es lieber probieren statt sich 8-10 Stunden am Tag im Handwerk den Ar... aufzureissen.
Was auch vollkommen verständlich ist bei dem Ansehen den unsere "niederen" Jobs haben und zudem man kaum über die Runden kommt und genau das ist das Problem!

Duman schrieb:
Du hast Recht. Nicht jeder kann ein BWLer werden. Aber auch nicht jeder hat das Zeug zu einem Monteur.
Wer bestimmt jetzt, wer mehr Ansehen verdient? Die Gesellschaft? Der Arbeitsmarkt?
Natürlich reizt der Handwerksjob nicht mehr wie früher. Man kommt nicht mehr über die Runden bzw. schwer und zudem hast einen Knochenjob. Da hock ich mich freilich lieber ins Büro oder mach einen auf Influencer.

Nur die Probleme ergeben sich dadurch mehr und mehr für die Gesellschaft. Thema Verfügbarkeit, Wartezeiten und letztlich dann auch wieder der Preis.

Kuristina schrieb:
Ich sage nur, es wird immer Arbeiter dafür geben.
Nein, eben nicht. Die Firmen bekommen keinen Nachwuchs und das ist nicht erst seit gestern so. Wie kann man so blind durch die Welt laufen?
Kuristina schrieb:
Ich persönlich habe kein Problem mit Kapitalismus. Und wer damit ein Problem hat, muss halt bisschen aufpassen nicht heuchlerisch zu wirken, wenn er sich gleichzeitig daran beteiligt.
Das stimmt sogar mal...
Kuristina schrieb:
Die Wand streichen kannst du auch selber, aber vor Gericht hast du besser einen Profi an deiner Seite.
Vor Gericht willst Du den Profi, aber bei der Wand nicht? Dir scheint auch nicht klar zu sein, dass der Malermeister nicht nur die Wand streicht. Das macht nicht mal der Malerazubi ausschließlich, aber der Meister schon gar nicht.
 
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