Weltanschauungen im Allgemeinen, Systemkritik, Diskussionen rund um den Kapitalismus

Status
Für weitere Antworten geschlossen.
NedFlanders schrieb:
eine Friseurin anstatt 5 Tage die Woche nur 3 oder 4 Tage arbeiten müsste. Das würde sicherlich dafür sorgen, dass manche Menschen dann in ihrem Job einfach weiterarbeiten, nur halt entspannter und mit deutlich weniger Stress. Das würde mittelfristig sicherlich mehr zu unsere Gesellschaft beitragen.
Ja, und wer geht dann zum Friseur wenn der 0815-Männerhaarschnitt z.B. 60€ kostet weil das eben der neue Preis ist? Wenn das Schnitzel statt 18 dann 29€kostet weil allein der Teilzeitkellner schon 3000 brutto verdienen will.
NedFlanders schrieb:
Ob so etwas auf Dauer sinnvoll ist, lasse ich mal dahingestellt, ich persönlich sehe da nichts Gutes im Arbeitsdruck, eher im Gegenteil, nämlich gesundheitliche Probleme für viele Menschen, die die Geselleschaft mitträgt.
Da gebe ich dir auch durchaus recht. Der Druck ansich ist nichts tolles oder gesundheitsförderndes: Aber ich glaube eben, dass es ohne auch nicht unbedingt gehen wird.
NedFlanders schrieb:
Denkst du ernsthaft, dass die Städte verdrecken, keine Pakete mehr ausgeliefert werden und keine Toiletten mehr geputzt werden? Klar kann man immer vom worst case ausgehen, aber ob das so hilfreich ist...
Zu einem gewissen Teil, ja. Wofür es helfen kann ist die Arbeitsbedingungen selbst zu verbessern. Das wäre mMn ein sehr erstrebenswertes Ziel. Wenn dir aber nunmal der Markt (und letztlich der Kunde) vorgibt, was z.B. eine Dienstleistung kosten darf, wird es schon schwierig. Oder wieviele sind bereit für ein Paketversand zukünftig 10-15€ für ein einfaches Paket zu verlangen weil die Paketboten das doppelte wollen oder es sonst niemand macht...
 
Khaotik schrieb:
Oder jeder normale Mitarbeiter hat halt 1x im Monat Zwangsputzdienst.
Hierzu ein Beispiel aus meinem Mindestlöhner Arbeitsalltag. Bei uns läuft das ganz genau so.
Natürlich haben wir eine Kundentoilette (gehört nach Dachverband halt zum Service), und JEDE Schicht hat die Aufgabe, diese Toilette am Schichtende zu putzen.
An anderen Tankstellen wurden diese Arbeiten externalisiert (Gebäudereinigung kommt einmal die Woche, und putzt).

Bei uns machen das die Angestellten im 5-Stunden Takt ... unsere Produkte sind nicht teurer als bei anderen Tankstellen ... aber wir bekommen regelmäßig Lob von unseren Kunden, dass das "die sauberste Kundentoilette in ganz Bielefeld sei".
Bei uns ist eine Kassenkraft auch dazu verpflichtet, Regale aufzufüllen, den Laden sauber zu halten, den ordnungsgemäßen Betrieb aller Anlagen zu überwachen oder die Bedienung Kunden zu erklären, kleinere Reparaturen selbst durchzuführen und Leute zu ermahnen, die direkt neben dem Zapfhahn rauchen müssen.

Ich finds OK, denn nur mit Kasse alleine wäre ich doch ziemlich unterfordert ... aber ich freue mich, dass es dafür ab Oktober wenigstens ein bisschen mehr Geld gibt. Und mir ist auch ziemlich egal, wenn dann Produkte teurer werden. Es wird ohnehin alles immer teurer, ganz egal, wie viel man dem Bodensatz unserer Gesellschaft für seine Arbeiten hinwirft.
Den Zusammenhang zwischen höheren Rohstoffosten und höheren Preisen kaufe ich spätestens seit der Gaspreisexplosion nicht mehr ab.

Wir brauchen eine Übergewinnsteuer ... einfach damit sich der Wucher in Krisenzeiten nicht mehr so lohnt, und deswegen eventuell endlich mal ausbleibt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Du meinst es bestimmt nicht so aber ...

Khaotik schrieb:
Ja, und wer geht dann zum Friseur wenn der 0815-Männerhaarschnitt z.B. 60€ kostet weil das eben der neue Preis ist? Wenn das Schnitzel statt 18 dann 29€kostet weil allein der Teilzeitkellner schon 3000 brutto verdienen will.

Denkst du nicht, dass "Wer geht schon zum Frisör/Restaurant/Whatever, wenn die Angestellten nicht maximal ausgebeutet werden?" eine etwas ... kuriose ... Aussage ist?

So als ob maximale Ausbeutung der Angestellten zum guten Ton gehören würde.

Oh, und ich hätte absolut kein Problem mit 60€ für einen Haarschnitt ... Ich geh aber auch nicht jeden zweiten Tag zum Frisör.
 
Khaotik schrieb:
Ja, und wer geht dann zum Friseur wenn der 0815-Männerhaarschnitt z.B. 60€ kostet weil das eben der neue Preis ist? Wenn das Schnitzel statt 18 dann 29€kostet weil allein der Teilzeitkellner schon 3000 brutto verdienen will.
Wie gesagt, wenn der Preis für eine "ungeliebte" Arbeit hoch geht, dann ist es ganz normal, dass dann mehr Menschen bereit sein werden diese Arbeit zu erledigen und demnach sinkt der Preis und pendelt sich entsprechend ein. Insbesondere bei Tätigkeiten, die schnell zu erlernen sind.
Khaotik schrieb:
Da gebe ich dir auch durchaus recht. Der Druck ansich ist nichts tolles oder gesundheitsförderndes: Aber ich glaube eben, dass es ohne auch nicht unbedingt gehen wird.
Ich denke, das werden wir nur herausfinden, wenn wir es mal ausprobieren. Ich denke auch, dass der Druck in unserer Gesellschaft für viele Probleme (mit)verantwortlich ist. Imo arbeitet jemand, der Freude in seiner Arbeit findet besser und effizienter als jemand, der nur aufgrund des Drucks arbeitet. Wir haben uns als Gesellschaft daran gewöhnt, dass der (Arbeits)druck ganz normal ist, dabei müsste das überhaupt nicht sein. Wenn die Menschen aufgrund eines BGEs mehr das machen können, was sie wirklich wollen, wird das auch Auswirkungen auf die Arbeit haben, bei der sie aufgrund Existenzängsten Druck empfinden. Ein BGE wird je nach Höhe nur den wenigsten Menschen reichen, um sich auf die faule Haut zu legen und gar nicht mehr zu arbeiten.
Khaotik schrieb:
Zu einem gewissen Teil, ja. Wofür es helfen kann ist die Arbeitsbedingungen selbst zu verbessern. Das wäre mMn ein sehr erstrebenswertes Ziel. Wenn dir aber nunmal der Markt (und letztlich der Kunde) vorgibt, was z.B. eine Dienstleistung kosten darf, wird es schon schwierig. Oder wieviele sind bereit für ein Paketversand zukünftig 10-15€ für ein einfaches Paket zu verlangen weil die Paketboten das doppelte wollen oder es sonst niemand macht...
Siehe oben. Gehen die Preis stark nach oben, dann wird es mehr Menschen geben, die diese Arbeit machen werden und dadurch sind Angebot und Nachfrage wieder entsprechend ausgeglichen. Wenn die Menschen nicht mehr gezwungen sind, eine Arbeit anzunehmen, dann werden sich die Arbeitsbedingungen ganz automatisch verbessern, da der AN dann in einer deutlich besseren Lage ist. Das sieht man aktuell ja auch in Branchen in denen Leute händeringend gesucht werden.

Wer kann es sich in prekären Arbeitsverhältnissen aktuell denn leisten aufgrund mieser Arbeitsbedingungen einfach so zu kündigen? Wohl die wenigsten, sonst wäre der Niedriglohnsektor nicht so groß wie er ist.
 
Damien White schrieb:
So als ob maximale Ausbeutung der Angestellten zum guten Ton gehören würde.
Die Ausbeutung wird ausgeblendet ... für den Kunden geht es nicht um die Ausbeutung, sondern um angemessene Preise.
Die Ausbeutung ist lediglich eine Nebenwirkung des Kundenwunsches nach möglichst günstigen Angeboten.
WIe diese Preise dann tatsächlich erreicht werden, interessiert die meisten Kunden nicht im geringsten.
Ergänzung ()

Beim Druck wird gerne vergessen, dass gerade jene, welche kaum Druck verspüren, aber viel Druck machen, zu denken scheinen, dass wir ohne Druck noch in der Steinzeit wären ... quatsch ... ohne Druck hätten die Leute nichtmal Steinwerkzeuge genutzt und wir wären noch auf dem kulturellen Stand von Schimpansen.

Nur unter Druck wird aus Kohle Diamant ... aus Menschen wird allerdings bei etwas zu viel Druck nur ein bisschen klebriger Matsch.

Es kann nicht sein, dass unser Azubi jedes mal fragt, ob jemand seine Schichten ünbernimmt, nur weil es im ÖPNV zu einigen Ausfällen kommt, und er im 2. Lehrjahr noch immer nicht weiß, wo in seinem Kuhkaff der Bahnhof liegt ... ich wohne nichtmal da, aber ich weiß wo der Bahnhof ist und ich hätte nach 5 Minuten auch den Überblöick über die Fahrpläne dort.
Der Junge ist halt einfach zu bequem, und tauscht lieber Schichten, als mal 5 Minuten zu recherchieren ... oder einfach einen Arbeitskollegen zu fragen.
Ich kann mittlerweile nachvollziehen, wenn sich Meister über die miese Leistungsbereitschaft ihrer Lehrlinge beschweren ... ich habe jetzt zwei von der Sorte erlebt. Der erste wurde nach 3 Monaten Krankschreibung (im Sommer 2020) fristlos gekündigt, der andere glänzt gerade durch schlechte Arbeitskommunikation und regelmäßige Abwesenheit (wenigstens sagt er vorher bescheid ... das ist schon viel wert, reicht aber hoffentlich nicht für einen Gesellenbrief als Einzelhandelskaufmann).
Ergänzung ()

Wenn EDEKA nach Mitarbeitern sucht, die "freundlich zu Kunden sein können", "nicht alle 5 Minuten ihr Handy checken müssen", "zuverlässig zu ihren Schichten erscheinen" oder wenigstens "über Abwesenheiten rechtzeitig informieren" (Auszüge aus einer neulich in Bild veröffentlichten Stellenanzeige), dann weiß man doch schon, wohin die Reise geht.

Man könnte auch nach einem ü40er suchen, für den das alles noch einfach selbstverständlich ist, weil er vorm PISA-Schock und der anschließenden Evaluitis und Reformitis die Schule besucht hat und nur aufgrund seines Alters momentan Arbeitslos ist. Dem muss man nichtmal mehr beibringen, wie arbeiten geht.
Dem Ausstoss unserer Bildungsindustrie muss man das wohl leider erklären ... kein Wunder, dass wir mittlerweile sogar diese Produkte importieren müssen.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: NedFlanders
Khaotik schrieb:
Und du meinst das wird dann mit einem BGE o.Ä. besser? Höhere Grundlöhne bedingen nur wieder höhere Produktpreise. Damit ist es mit Made in Germany ja wieder nix.
Ich hab noch mit keinem einzigen Wort "BGE" erwähnt. Sei's drum...

Khaotik schrieb:
Wir möchten für jede Tätigkeit fair entlohnt werden, fördern aber gleichzeitig die Ausbeutung in anderen Ländern um uns die Sachen billig kaufen zu können.
Ja weil wir halt in großen Teilen nicht mehr fair entlohnt werden. Der Produktivitätszuwachs der letzten 30 Jahre ist eigentlich in Masse an Aktionäre, Vorstände und andere Größen geflossen. Der normale Arbeiter hat davon nicht wirklich etwas gesehen. Kann man wenn man alt genug ist sehr gut am Bierpreis und am eigenen Einkommen erkennen oder an der Tatsache, dass man heute in eher bescheidenen Verhältnissen im Gegensatz zu seiner Kindheit/Jugend lebt (so bei mir zumindest).

Ich persönlich kann mir das BGE in der Praxis nicht wirklich vorstellen. Deshalb sollte man m.E.n. bessere Lösungen finden, z. B. die einfachen Angestellten und Arbeiter wieder mehr am Produktivtätszuwachs teilhaben lassen. Es ist halt kontraproduktiv wenn Kapital sich quasi gesetzmäßig bei denjenigen akkumuliert, die eh schon viel Kapital haben...
Ergänzung ()

DerOlf schrieb:
Man könnte auch nach einem ü40er suchen, für den das alles noch einfach selbstverständlich ist, weil er vorm PISA-Schock und der anschließenden Evaluitis und Reformitis die Schule besucht hat und nur aufgrund seines Alters momentan Arbeitslos ist. Dem muss man nichtmal mehr beibringen, wie arbeiten geht.
Dem Ausstoss unserer Bildungsindustrie muss man das wohl leider erklären ... kein Wunder, dass wir mittlerweile sogar diese Produkte importieren müssen.
Nein Ü40 ist meist "zu alt". Man will anscheinend junge haben die sich mit weniger zufrieden geben und einfach dahin arbeiten. So selbst erlebt dieses Jahr bei einer Stellenausschreibung für einen neuen Kollegen von mir. Er sollte alles können aber bitte nicht über 45 Jahre alt sein.
 
Hallo

FrankenDoM schrieb:
Wer nicht Akademiker werden kann, der fällt halt hinten runter und muss neben seinem Vollzeitjob noch putzen gehen um über die Runden zu kommen.
Ich habe noch nie eine Uni/FH von innen gesehen und ich kann...

FrankenDoM schrieb:
dann ist es ja auch egal, dass man mit einem 40 Stunden Job nicht leben kann.
...von meinem 40 Stunden Job sehr gut leben (13x 6400€ Brutto).

FrankenDoM schrieb:
Haben also alle Pech gehabt wenn sie nicht Akademiker werden können?
Was hast du ständig mit Akademikern ? Studieren ist nicht der einzige Weg um eine gut bezahlte Arbeitsstelle zu bekommen.

NedFlanders schrieb:
Beim BGE geht es nicht nur darum es einzuführen, wenn zu wenig Arbeitsplätze vorhanden sind. Das ist nur ein Grund von vielen. Es geht dabei auch um Selbstbestimmung, um faire Chancen (da dann der Arbeitsmarkt auch ein echter Markt wäre) und um vieles mehr.
Selbstbestimmung die andere bezahlen sollen und die Motivation arbeiten zu gehen noch weiter senken, ganz großes Kino.

NedFlanders schrieb:
Hier kann man sich mal einige der Argumente angucken:
Danke aber ist nicht nötig, alle diese tollen Argumente kamen in über 10 Jahren BGE Thread schon mehrmals, keines davon ist überzeugend.

NedFlanders schrieb:
Zu mutmaßen, ob und was die EU dazu sagt ist erst einmal reine Spekulation.
Das ist keine Mutmaßung, das ist enfach nur geltendes EU Recht, dazu gibt es schon mehrere Gerichtsurteile (in Bezug auf Hartz4).
Alle in Deutschland lebenden Menschen müssen, unabhängig von der Staatsangehörigkeit, die gleichen Sozialleistungen bekommen.

NedFlanders schrieb:
Wenn sehr wenige den Beruf aufgrund niedriger Bezahlung gar nicht erst antreten, dann wird sich die Arbeitsbelastung auch nicht reduzieren.
Du kannst es noch so oft wiederholen wie du möchtest, es ist und bleibt Unsinn, die Bezahlung in der Pflege ist nicht niedrig und kaum jemand entscheidet sich wegen der Bezahlung gegen die Pflege.

DerOlf schrieb:
Es war meine Entscheidung, meinen Erbteil mit dem meiner kleinen Schwester zu tauschen, und damit das Haus zunächst erhalten zu sehen.
Wie kommst du eigentlich mit deiner eigenen Aussage/Einstellung zurecht, das du gar nicht weißt was du mit mehr als 30m² machen sollst oder ist das ein Tiny Haus mit unter 30m² ?

BridaX schrieb:
Sag mal, du kommst ja aus der Branche. Wie schaut es denn aktuell mit Hilfsmittel wie Exoskeletten aus? Die würden die Mehrbelastung zumindest erheblich senken. Ist so etwas schon im Gespräch?
Darüber wird bei uns noch nicht einmal geredet, wir haben nur normale Patientenlifter, Hebehilfen und einen Umbetter in der OP Einleitung.

Grüße Tomi
 
Zuletzt bearbeitet:
Tomislav2007 schrieb:
Schau dir mal an wie viele mehr als 10€ für einen Haarschnitt oder ein Mittagessen zu teuer finden, sogar viele die selber gut verdienen.
Darüber zu diskutieren oder die teurere Dienstleitung nicht in Anspruch zu nehmen, wenn es keine legale und günstigere Alternative gibt, sind für zwei par Schuhe. Ich habe mich, als ich vor 14 Jahren in der Schweiz gelebt habe, auch über den Männer-Haarschnitt für 45€ "gewundert"/mit Kollegen darüber geredet (genauso über die vergleichsweise teure Pizza). Das hat mich in allen Fällen aber nicht davon abgehalten, trotzdem dort gelegentlich zum Frisör zu gehen (und zum Italiener sowieso).

Bei dem Zeitaufwand für meinen Haarschnitt (das auch noch mit Zwangstermin, also für den dortigen Frisör sehr gut plan- und steuerbar) fand ich auch mit allen Nebenkosten einen Stundensatz von 135€ für masslos übertrieben.

Wenn ich aber in der selben Stadt beim einen Frisör 20€ und beim nächsten 30€ für die gleiche Leistung zahle (für 10€ gibt es bei uns keinen) und bei beiden den Eindruck habe, dass sie nicht an der Steuer vorbei arbeiten, dann werden ich wohl auch irgendwann zu dem für 20€ gehen.

Tomislav2007 schrieb:
Selbstbestimmung die andere bezahlen sollen und die Motivation arbeiten zu gehen noch weiter senken, ganz großes Kino.
Derzeit ist es wohl eher so, dass man als arbeitende Bevölkerung die anderen Durchfüttert. Und sollte man selber mal kurzfristig in Probleme geraten (ALG 1), bleibt von der immer noch "Versicherung" genannten Zwangsabgabe nichts übrig.

Dann lieber alles, was derzeit irgendwo in Sozialleistungen fließt, bei gleicher Abgabenlast in ein BGE umleiten.

Tomislav2007 schrieb:
Das ist keine Mutmaßung, das ist enfach nur geltendes EU Recht, dazu gibt es schon mehrere Gerichtsurteile (in Bezug auf Hartz4).
Da die Deutsche Politik sich auf EU Ebene einzig durchsetzen will, wenn eine Lobby dahinter steht, ist es leider derzeit so. Das gehärt als erstes abgeshafft, wenn wir nicht demnächst mal länger zum Nettoempfänger von EU Geldern gehören sollten.
 
Kuristina schrieb:
Wir reden von Haare schneiden. Ernsthaft.
Man muss dafür nicht studiert haben dass ist richtig, aber schon mal versucht deine Haare ohne Friseur zu schneiden und es ist gelungen? Wenn ja alles gut.
Wenn nein? Muss jemand erstmal gewillt sein vollkommen fremde Menschen körperlich anzufassen, man muss die Methoden zum Styling und Schnitt etc. beherrschen welche jeder Kunde individuell wünscht, nur anständig bezahlen will dass keiner.
 
Wenn sich einer erst überwinden muss, andere Menschen anzufassen, dann wird man nicht Friseur. 🙂
Was bedeutet denn für dich anständige Bezahlung? Wie viel ist das?
 
Kuristina schrieb:
Was bedeutet denn für dich anständige Bezahlung? Wie viel ist das?

So dass auch ein Geringverdiener sich mal ein Guten! Urlaub leisten kann, sich nebenbei ein Polster ansparen kann ( Damit eben nicht der Supergau herscht wenn die Waschmaschiene hin ist) und am Monatsende nicht der Kühlschrank leer ist.

Soviel das es für ein würdiges Leben langt und er nicht auch noch beim Amt betteln muss.
Ex Arbeitskollege war Aufstocker und ihm hat das Amt sogar das Weihnachtgeld gegengerechnet.
Er hat Normal 170 Stunden im Monat nicht als Zeitarbeiter, sondern Fest bei uns gearbeitet.

Das Genick hat ihn Gebrochen dass er zwei Kinder hatte und eins Behindert war so das die Frau Vollzeit für das Kind dasein musste und da langt ein voll Lohn natürlich nicht.

Ich meine der Mann will ja nun Arbeiten ( Und er hat gut geknüppelt) und solchen Menschen wird sogar das 13te Gehalt nicht gegönnt.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: marcodj und FrankenDoM
Kuristina schrieb:
Was bedeutet denn für dich anständige Bezahlung? Wie viel ist das?
Dazu gibt es für mich keine pauschale Antwort, da sie nicht nur von der nötigen Ausbildung und der Nachfrage, sondern u.A. auch vom Wohnort abhängt.

Jedenfalls sind Beträge auf Mindestlohnbasis für mich meist keine anständige Bezahlung. Man sollte in der Region, in der man arbeitet und lebt, von seinem Einkommen mehr wie nur seinen zwingenden Lebensunterhalt bestreiten können. Und da sich Arbeit lohnen muss, muss das Netto einiges mehr sein wie das, was jemand mit H4/Bürgergeld inkl. allen Sachleistung bekommt. Das dürfte, je nach Region, schon mit 16€/Stunde für einen angelernten Job schwierig werden (aktuelle Angebote für Vollzeitstellen beim ALDI).

Cyberdunk schrieb:
Das ist aber eher die Ausnahme denn die Regel, um es einfach zu sagen du hast einfach Schweine Glück gehabt bei deinen entscheidungen.
Da das vermut.ich kein Einstiegsgehlt ist, kann man sowas schon in jungen Jahren planan. Dazu ist auch nicht zwingend ein Studium nötig. Im Zweifel benötigt man etwas Risikobereitschaft, indem man nicht sein Leben als Geselle plant sondern den eigenen Betrieb gründet oder diejenige Laufbahn/Ausbilung unten denen wählt, die einem auch zusagt, die recht zukunftssicher ist und ein höheres Gehalt (inkl. Aufstiegschancen) verpricht. Dazu dürfte seit Jahrzehnten in D weder der Frisör, Verkäufer oder Fließbandarbeiter zählen.

Bei uns kam gerade eine Todsanzeige eines Kollegen, der vor ca. 40 Jahren als Lehrling als Industriemechaniker in der Firma begonnen hat und nun als Abteilungsleiter viel zu früh verstorben ist.

Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es heutzutage beutend mehr wie noch vor 20-30 Jahren. Für die eigene Lebensplanung ist in D jeder selber verantwortlich.

Cyberdunk schrieb:
Ich meine der Mann will ja nun Arbeiten ( Und er hat gut geknüppelt) und solchen Menschen wird sogar das 13te Gehalt nicht gegönnt.
Solche Leute dürften garnicht erst in die Lage kommen, mit einem Vollzeitjob aufstocken zu müssen. Für die Sondersituation "Betreuung eines behinderten Kindes/Angehörigen" müsste es schon staatlich (GKV oder PV) eine passende Absicherung geben.
 
A415 schrieb:
Ich persönlich kann mir das BGE in der Praxis nicht wirklich vorstellen.
Das BGE ist - unter folgenden Umständen - m.E.n. verhältnismäßig einfach zu realisieren, wenn man CBDC in digitale Wallets verteilt und mit einem Ablaufdatum versieht, - somit könnte niemals ein Grundvermögen aufgebaut werden - und der "Empfänger" des BGE bliebe für immer abhängig - solange er es bezieht. Was nicht verkonsummiert wird verfällt halt. Lassen sich Massen künftig besser steuern? Der Reset im Finanzsystem muss und wird kommen. :evillol:
gymfan schrieb:
Derzeit ist es wohl eher so, dass man als arbeitende Bevölkerung die anderen Durchfüttert.
Ja, leider ist das die beobachtete Realität für Viele.
 
Tomislav2007 schrieb:
Wie kommst du eigentlich mit deiner eigenen Aussage/Einstellung zurecht, das du gar nicht weißt was du mit mehr als 30m² machen sollst oder ist das ein Tiny Haus mit unter 30m² ?
Woher soll ich das jetzt schon wissen? Ich wohne noch nicht da.
Es sind 85m² Wohnfläche. Ich bin da aufgewachsen, also werde ich wohl klar kommen.

Bei Pellets ist es wohl wie bei jedem anderen Energielieferanten ... zu viel schadet einfach der Umwelt oder "die Dosierung macht das Gift". Das gilt wohl auch für Biomasse und den kapitalistischen Energiemarkt, wie es zuvor für Biosprit und Soya gegolten hat.

Wälder werden so ganz nebenbei auch wegen des steigenden Bedarfes an Soyabohnen, Möbel, Holzteile im Autoinneren, Rindfleisch oder Getreide abgeholzt ... das sind nicht nur die Pellets ... auch wenn die sicher einen Anteil haben. Gerade wenn Gas teuer ist, und viele gerne "anders" heizen wollen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo

DerOlf schrieb:
Woher soll ich das jetzt schon wissen? Ich wohne noch nicht da.
Es sind 85m² Wohnfläche. Ich bin da aufgewachsen, also werde ich wohl klar kommen.
Herzlichen Glückwunsch zur Erbschaft und das du geerbt hast bevor die linke Forderung nach einer überzogen hohen Erbschaftssteuer eingeführt wurde.
Herzlich Willkommen in der bösen kapitalistischen Wohlstandsgesellschaft des maßlosen Überflusses mit viel zu großen Häusern die man leistungslos erbt.

Grüße Tomi
 
Orcon schrieb:
Wenn nein? Muss jemand erstmal gewillt sein vollkommen fremde Menschen körperlich anzufassen, man muss die Methoden zum Styling und Schnitt etc. beherrschen welche jeder Kunde individuell wünscht, nur anständig bezahlen will dass keiner.

Ich zahle 50 EUR für ein Männerhaarschnitt + 25 EUR für Bart wenn irgendwann die Covid Regelungen an der Stelle wieder entspannt sind. Trinkgeld gibt es 10 EUR.

Für meine Kinder zahle ich ab 25 EUR ...
 
NedFlanders schrieb:
Wie gesagt, wenn der Preis für eine "ungeliebte" Arbeit hoch geht, dann ist es ganz normal, dass dann mehr Menschen bereit sein werden diese Arbeit zu erledigen
Da bin ich mir nicht so sicher. Wiegesagt.... ich glaube wir verlassen uns bei den sehr unliebsamen Jobs dann trotzdem wieder nur auf ausländische Kräfte ohne BGE die durch fehlendes Grundeinkommen keine Existenzabsicherung haben. Ich kenne nunmal niemanden, dessen Passion es ist, fremde Klos zu putzen.

NedFlanders schrieb:
. Imo arbeitet jemand, der Freude in seiner Arbeit findet besser und effizienter als jemand, der nur aufgrund des Drucks arbeitet.
Völlig richtig. Daher sollte man sich auch seinen Job so aussuchen, dass er einem Spaß macht. Aber....
NedFlanders schrieb:
Wir haben uns als Gesellschaft daran gewöhnt, dass der (Arbeits)druck ganz normal ist,
Wir haben uns nicht daran gewöhnt, es war schlicht schon immer so. Oder bist du der Meinung, die Leute vor 100 Jahren haben den meisten Tag einen entspannten Larry gemacht oder sind nur arbeiten gegangen wenn sie mal Lust dazu hatten?
NedFlanders schrieb:
Siehe oben. Gehen die Preis stark nach oben, dann wird es mehr Menschen geben, die diese Arbeit machen werden und dadurch sind Angebot und Nachfrage wieder entsprechend ausgeglichen.
Das mag ja aus ArbeitNEHMER-Sicht alles stimmen. Trotzdem wird es für alle anderen die Preise extrem erhöhen. Gut, die Nachfrage sinkt dann natürlich auch.
Dann hoffe ich aber für die allermeisten, dass sie in ihrer freien Entfaltung plötzlich ihr Talent fürs Handwerk entdecken. Oder wer kommt dann Heilig Abend wenn die Heizung nicht geht?
Was hilft mir ein Grundeinkommen von meinetwegen 1200€ wenn der Handwerker dann 150€ die Stunde nimmt weils sonst keiner machen will?
Letztendlich werden solche Modelle nur die Inflation treiben und mehr nicht.
Tomislav2007 schrieb:
Du kannst es noch so oft wiederholen wie du möchtest, es ist und bleibt Unsinn, die Bezahlung in der Pflege ist nicht niedrig und kaum jemand entscheidet sich wegen der Bezahlung gegen die Pflege.

Kann ich so auch aus anderen Branchen bestätigen. Ich habe aufgrund der Umfeldbedingungen auch dem Handwerk den Rücken gekehrt. Ganz schlicht, weil die Perspektive auf Rente mit 70 einen dazu zwingt etwas zu machen, bei dem man nicht mit 55 körperlich Rentenreif wäre weil Knie und Hüfte durch sind und der 3te Bandscheibenvorfall ansteht. Zudem oft lange Arbeitszeiten, teilweise unbezahlte Überstunden etc.
Vom Verdienst her wäre es mittelfristig mit 3xxx brutto nicht so schlecht gewesen für einen Ausbildungsberuf. Zudem lässt sich als Selbstständiger sogar ganz gut was verdienen wenn man dafür leben will.
 
Tomislav2007 schrieb:
Herzlichen Glückwunsch zur Erbschaft und das du geerbt hast bevor die linke Forderung nach einer überzogen hohen Erbschaftssteuer eingeführt wurde.
Vor einer reformierten Erbschaftssteuer habe ich wenig Angst. Ich denke nicht, dass die Regierung die Freibeträge mal eben halbiert. Aber genau das wäre nötig, damit ich auf mein Erbe Erbschaftssteuer zahlen muss.
Da mache ich mir momentan tatsächlich mehr Sorgen um die nächste Gasrechnung, weil auf dem Gebiet die Profitgeier gerade richtig zuhacken.
Der Gaspreis auf dem globalen Markt hat sich binnen nur eines Monats fast halbiert und der Trend weist wohl weiter nach unten ... man wird abwarten, ob die Lieferanten diese Preise direkt weitergeben, oder sich lieber auf Rückzahlungen in Höhe von mehreren 1.000 EUR pro Haushalt einlassen. Die Gasblase ist scheinbar geplatzt.
 
Khaotik schrieb:
Da bin ich mir nicht so sicher. Wiegesagt.... ich glaube wir verlassen uns bei den sehr unliebsamen Jobs dann trotzdem wieder nur auf ausländische Kräfte ohne BGE die durch fehlendes Grundeinkommen keine Existenzabsicherung haben. Ich kenne nunmal niemanden, dessen Passion es ist, fremde Klos zu putzen.
Eine Passion Klos zu putzen dürfte es nur für die wenigsten sein. Nur wenn die Arbeit nicht jemand anders macht, dann muss man es eben selbst machen. Ich mach das bei mir zu Hause schließlich auch.
Khaotik schrieb:
Wir haben uns nicht daran gewöhnt, es war schlicht schon immer so. Oder bist du der Meinung, die Leute vor 100 Jahren haben den meisten Tag einen entspannten Larry gemacht oder sind nur arbeiten gegangen wenn sie mal Lust dazu hatten?
Und genau hier sollte man imo mal versuchen neu zu denken. Nur weil etwas bisher immer so war, muss das nicht für alle Zeiten immer so sein. Vor 100 Jahren war das Leben noch ein ganz anderes, heutzutage gibts Maschinen, IT, KI, etc., die uns einen großen Teil ungeliebter Arbeit abnehmen. Es geht aktuell in eine Richtung, von der der Mensch eigentlich immer geträumt hat. Die Frage ist nur, wie wir das Ganze gestalten möchten, das kann Fluch oder Segen sein. Wenn man sich mal die Produktivitätssteigerungen der letzten 40 Jahre anguckt, dann müssten wir heutzutage eigentlich viel weniger arbeiten, das ist aber nicht der Fall, da wir ja das ewige Wachstum "brauchen".
Khaotik schrieb:
Dann hoffe ich aber für die allermeisten, dass sie in ihrer freien Entfaltung plötzlich ihr Talent fürs Handwerk entdecken. Oder wer kommt dann Heilig Abend wenn die Heizung nicht geht?
Es kommt derjenige, der bereit ist zu dem Preis zu kommen, den derjenige zahlen würde. Ich gehe davon aus, dass die Menschen aufgrund der Zeit, die sie mehr haben viel mehr Dinge ausprobieren werden, wobei man solche Dinge wie Heizungsreparaturen als Laie wohl eher nicht in die Hand nehmen sollte. Es muss ja auch nichts in Stein gemeißelt sein. Notfälle in Bereich der Grundversorgung (ähnlich wie bei Zuzahlungen im medizinischen Bereich, die ausdrücklich vorgesehen sind) könnte man diskutieren, ob und welchen Teil z.B. der Staat übernehmen sollte/könnte.
Khaotik schrieb:
Was hilft mir ein Grundeinkommen von meinetwegen 1200€ wenn der Handwerker dann 150€ die Stunde nimmt weils sonst keiner machen will?
Letztendlich werden solche Modelle nur die Inflation treiben und mehr nicht.
Siehe oben. Wenn dann ein Job attraktiv wird, dann werden ihn mehr Menschen ausführen, wodurch wiederum die Preise wieder sinken werden. Kleinere Handwerksarbeiten würden sicherlich viele Menschen irgendwann selbst durchführen, wenn die Zeit da ist, sich damit zu beschäftigen.
Tomislav2007 schrieb:
Du kannst es noch so oft wiederholen wie du möchtest, es ist und bleibt Unsinn, die Bezahlung in der Pflege ist nicht niedrig und kaum jemand entscheidet sich wegen der Bezahlung gegen die Pflege.
Schön, dass du einfach was als Fakt in den Raum stellst, ohne es in irgendeiner Weise zu belegen. Bzgl. der Bezahlung in der Pflege sieht es etwas anders aus:

https://www.bigkarriere.de/ratgeber/arbeitswelt/fachkraftemangel-der-pflege
https://www.rnd.de/politik/pflege-m...eptember-2022-5CSWYZSJTTGL7KCXTDPWGNLO7M.html
https://www.spiegel.de/panorama/pfl...ezahlt-a-e90679c7-a71d-4d7f-974b-63ab1b0c1d21
https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/pflege-mindestlohn-100.html
Wenn die dreijährige Ausbildung zur Pflegefachkraft in einen Beruf mündet, der enorme Belastung und große Verantwortung mit sich bringt, kann es nicht sein, dass wir von einem Mindestlohn unter 25 Euro pro Stunde sprechen.

Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerats

Selbst wenn das Gehalt nicht der einzige Missstand ist, es scheint definitiv einer zu sein. Würde das Gehalt steigen, dann würden mehr Menschen den Beruf ergreifen, so dass sich die anderen Probleme wie Überlastung quasi von selbst lösen, wenn die Arbeit auf mehr Menschen verteilt ist.
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben