Weltanschauungen im Allgemeinen, Systemkritik, Diskussionen rund um den Kapitalismus

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Der Staat tut in erster Linie was für sich, um sich in der Staatenkonkurrenz überhaupt behaupten zu können. Das Mittel dafür sind die Bürger. Die schönen und idyllischen Seiten dieser Indienstnahme hat Dug oben beschrieben; Ausbau des Niedriglohnsektors, Anstieg von prekären Arbeitsverhältnissen, erhöhte Schikane und Druck in den Arbeitsämtern ("Geh doch halt Weihnachtsbäume verkaufen für 4,5€/h!") usw.
Geholfen hats. Deutschland hat durch seine rigide Politik einige andere Länder im EU-Raum an die Wand gedrückt und steht selbst in Relation gut da. Und dann kann man auch schön mit dem Finger auf diese Länder zeigen. Faule Griechen, mafiöse Italiener usw.
 
Der Staat tut dies der Staat tut das. Wem ist der Staat denn schonmal über en Weg gelaufen? Der Staat sind wohl eher die Bürger, welche nur im Zusammenschluss die Sicherheit voreinander und vor anderen haben, welche ohne den Zusammenschluss genannt Staat nicht bestünde, wers nicht glaubt kann ja mal Urlaub in Zentral Afrika machen, mit Glück kommt man sogar lebend zurück.
 
Ja sicher doch...deswegen gibts auch die ganzen Institutionen wie Polizei, Gerichte, Justiz, Ämter bla bla bla, weil die Bürger ja sooo eigenständig alles untereinander absichern, im "Zusammenschluss". Der Witz am Sonntag.
Nur weil der Staat nicht als Subjekt rumrennt heißt es nicht, dass es ihn nicht 'gibt. Er ist ein gesellschaftliches Verhältnis, das in Institutionen und in der durch diese ausgeübten Gewalt einen Ausdruck findet.
Und apologetisch auf den bürgerlichen Staat zu reagieren indem man andere Verhältnisse ins Feld führt ist billig. Hier bemühe ich immer gerne das Beispiel, dass man dann scheinbar, wenn jemand einem den Arm abhackt, mit der verbliebenen Schulter zuckt, weil man sich sagt, dass es ja auch noch Umstände gibt, in denen so manch einer keine Beine mehr hat und man dann doch lieber dankbar sein sollte, dass einem nur der Arm abgehackt wurde.
Du Ganzir bist dankbar dafür dass du beherrscht wirst. Solche Untertanen braucht die Welt.
 
Zuletzt bearbeitet:
a sicher doch...deswegen gibts auch die ganzen Institutionen wie Polizei, Gerichte, Justiz, Ämter

Natürlich gibt es die genau deswegen, weil es die Bürger so wollen.

Und ja ich bin wirklich dankbar dafür in einem Staat zu leben, aber wenn dir das nicht gefällt, du kannst gerne auswandern.

Und apologetisch auf den bürgerlichen Staat zu reagieren indem man andere Verhältnisse ins Feld führt ist billig.

Genau, weil jedes Argument, welches deiner Position zuwider läuft von dir als billig abgetan wird, aber nichts anderes habe ich auch erwartet.
 
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Das hat nichts damit zu tun, dass meine Position die richtige ist, sondern damit, dass deine Argumente nicht valide sind.
Wenn ich aufliste warum man sehr wohl hier Kritik üben kann an den herrschenden Institutionen, die faktisch Gewalt- und Herrschaftsverhältnisse eines Staates gegenüber den Bürgern darstellen, dann ist es ein sehr schwaches Argument zu sagen, dass es woanders ja noch übler aussieht. Du behandelst damit nicht den Gegenstand, sondern machst den Vergleich auf, womit man dann immer irgendwie was Positives rauspressen kann (siehe mein Beispiel mit dem Arm und den Beinen). Genauso wie es ein sehr schwaches Argument (wenns überhaupt eins ist) ist zu sagen, dass man auswandern solle. Das behandelt wieder nicht den Gegenstand, sondern thematisiert Konsequenzen aus der Kritik, die das Kritisierte nicht antasten. In beiden Fällen jedenfalls reagierst du nicht auf die genannten Argumente, sondern gleich einem Pawlowschen Reflex verteidigst du das Bestehende, indem du dich blind hinter es stellst nach dem Motto: Was da ist, das ist auch zugleich gut und gerechtfertigt.
Die Menschen handeln zwar selbst, aber sie handeln nicht aus freien Stücken, nicht unter selbstgewählten, sondern in unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen. Und genau diesen Aspekt, dass es vorgefundene und gegebene Umstände sind blendest du gerne aus. Wir alle haben Staat, wir alle haben Lohnarbeit, wir alle haben Geld als Zahlungsmittel etc. vorgefunden. Nur weil wir mitmachen heißt es nicht dass wir das im stregen Sinne 'wollen'.
 
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@th3o

Es wäre in der Tat mal interessant über die Inhalte zu sprechen. Die Inhalte die unser Zusammenleben bestimmen.

Ist es wirklich dauerhaft erstrebenswert, sein Dasein nur über den Konkurrenzkampf zu definieren?

Je besser man Abschneidet (fängt in der Grundschule an und Endet i.d.R. mit dem Tode - evtl. mit dem Renteneintritt) desto mehr kann man an den Vorzügen der kapitalistischen Gesellschaft partizipieren.
Leider ist es Fakt, dass Einige da von Anfang an kaum Chancen haben - Bildungsfernes Elternhaus, kein Vermögen, usw...
Für diese Leute haben wir dann die Hollywoodromanzen (vom Tellerwäsche zum Millionär) und KIK.

Der Traum vom besseren Leben als feste Institution - wie der Esel, dem man die Gelberübe vorhält, der dann immer brav weiterläuft ohne je einen Bissen abzubekommen.

H4 kann nicht die Antwort für Leute sein, die nie eine echte Chance auf etwas besseres hatten.

Ich komme immer wieder zu dem Schluß, das unser jetztiges System unserem geistigen und technischen Entwicklungsstand unwürdig ist; und, ich glaube das echte Kritik deshalb verhindert wird, weil die einflussreichen Akteure:
1. Wissen dass echte Kritik gefährlich ist und sie
2. Angst haben; Angst um Ihre Besitzstände
 
@Dug
Ich bin mir nicht sicher, ob man das Ganze so instrumentalistisch/personalistisch sehen sollte. Also dass man sagt, dass "jemand" irgendwas verhindert. Ich denke, dass die Sachzwänge, derer jeder in jeder Klassenlage mehr oder weniger unterliegt, viel anonymer sind und eben deswegen schwerer aufzubrechen/zu überwinden. Aufgabe einer Gesellschaftskritik heute kann nicht die sein mit dem Finger auf Machthaber zu zeigen und zu sagen, dass die Emanzipation verhindern, weil sie materielle Interessen haben. Das haben die bestimmt, aber nicht nur sie, auch der Hartz4er hat die vorherrschende Ideologie des privaten Eigentums, der Freiheit etc insoweit gefressen, dass auch er aufpasst, dass ja schön die Regeln eingehalten werden. Das Ganze stellt sich also viel vertrackter dar.
Man könnte in diese Richtung überlegen: "Wie sind die Subjekte von praktischer Gesellschaftskritik, wie die gesellschaftlichen Verhältnisse und deren Dynamik, wie die Möglichkeiten emanzipatorischen Handelns und wie die Gefahren der Repression und Regression heute beschaffen und zu begreifen? Sind die Begriffe der Klasse und des Klassenkampfs heute noch sinnvoll? Welche Bedeutung haben ambivalente Identitäten? Auf welche „Subjekte“ und „Akteure“ bezieht sich die [kritische Gesellschafts-] Theorie?"
 
Ich bin mir nicht sicher, ob man das Ganze so instrumentalistisch/personalistisch sehen sollte.

Nein, das sollte man nicht; aber weite Teile der Gesellschaft tuen das.
Wenn man sich die Diskussion zw. "Linker" und "Bürgerlicher" so anschaut, dann werden dort eben genau Grabenkämpfe geführt, und wo keine Gräben sind, da schaufelt man halt neue.

Ich sehe es ebenso, dass hier Alle den gleichen Sachzwängen unterworfen sind, nur auf unterschiedlichen Niveaus.

Man muss aber auch sehen, dass einige Akteure mehr Macht haben als andere. Ich denke man müsste bei diesen Akteuren ansetzen wenn man etwas ändern will, aber das ist nur so eine These.

Jedenfalls steht diesen Akteuren die Angst um die eigenen Besitzstände entgegen, wenn es um eine inhaltliche Kritik am System geht.

Aber es ist schon klar, dass die Gesellschaft insgesamt der Vernunft hinterherrennt, was die kritik am System angeht.

Wie sind die Subjekte von praktischer Gesellschaftskritik heute beschaffen und zu begreifen?

Die Subjekte der Kritik sollten nicht die Einzelnen Akteure sein, sondern die mechanismen, die den Akteuren ihr Verhalten aufzwingen.

wie die gesellschaftlichen Verhältnisse und deren Dynamik

Die gesellschaftlichen Verhältnisse sind..."kapitalistisch"? Also kapitalistische Betätigungen der Akteure im Sinne des Kapitalismus.
Dynamik? Hm...

wie die Möglichkeiten emanzipatorischen Handelns

Ja, das würde mich auch mal Interessieren :) Mein erster Gedanke war, man müsse die, die hier und heute Macht im kapitalistischen Sinne haben, vorrangig von der Kritik an eben diesen Mechanismen überzeugen.

Sind die Begriffe der Klasse und des Klassenkampfs heute noch sinnvoll?

Mit Sicherheit nicht - trotzdem bemühen sich die ganzen verschiedenen Gruppen und Parteien darum IHR Profil zu schärfen, IHRE Wählerschicht zu bedienen, IHRE Interessen durchzusetzen.

Da ist das Kind praktisch schon in den Brunnen gefallen, denn immer wenn man eine Gruppe im kapitalistischen Sinne "bevorteilen" will, muss man eine andere benachteiligen.

Auf welche „Subjekte“ und „Akteure“ bezieht sich die [kritische Gesellschafts-] Theorie?"

Naja, auf alle die in und an einer kapitalistischen Gesellschaft partizipieren. Alle die "mitmachen".

Welche Bedeutung haben ambivalente Identitäten?

? Versteh ich nicht. Meinst du die Unterscheidung des Individuums, je nachdem ob es als "Kapitalist" oder "Privatperson/Freizeitmensch" auftritt?
 
Meine Arugmente sind sehr Valide, da ich die Trennung Staat <-> Bürger so nicht sehe. Frag doch auf der Straße mal 1000 zufällig ausgewählte Leute, ob man die Polizei abschaffen sollte. Auf die Antworten darf man gespannt sein.

Was da ist, das ist auch zugleich gut und gerechtfertigt.

Das hat nicht irgendeinem Reflex zu tun sonder damit, dass die Staatsgewalt vom Volk ausgeht. Sprich die Trennung der Staat und der Bürger, die mag es in einer Diktatur geben, wo sich der Machtanspruch eben nicht auf der Bürger zurückführen lässt aber nicht in einer Demokratie.

Die Menschen handeln zwar selbst, aber sie handeln nicht aus freien Stücken, nicht unter selbstgewählten, sondern in unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen. Und genau diesen Aspekt, dass es vorgefundene und gegebene Umstände sind blendest du gerne aus. Wir alle haben Staat, wir alle haben Lohnarbeit, wir alle haben Geld als Zahlungsmittel etc. vorgefunden. Nur weil wir mitmachen heißt es nicht dass wir das im stregen Sinne 'wollen'.

Ich für meinen Teil halte das für implizite Zustimmung. Nebenherbemerkt die ersten Kolonisten in den jetzigen USA, kannten die Monarchie und habe eine Demokratie gegründet, was sollte deiner Meinung nach die nächste Generation tun? Alles wieder zu Klump schlagen, weil es ja das ist was man so vorgefunden hat und dann wieder genau so neu aufbauen, weil einem evtl. nichts besseres einfallen ist - Tolle Idee.

Leider ist es Fakt, dass Einige da von Anfang an kaum Chancen haben - Bildungsfernes Elternhaus, kein Vermögen, usw...

Ist doch Quatsch, ich kenne einen Haufen Professoren, die nicht aus Akademikerhaushalten, sondern aus Arbeiterfamilien oder vom Land kommen. Wie erklärst du die? Kein Vermögen ja und dazu gibt es zumindest in Deutschland BAföG und in den USA ein sehr gut ausgeprägtes Stipendien-System sowie die Möglichkeit zum Studium auf Pump.

auch der Hartz4er hat die vorherrschende Ideologie des privaten Eigentums, der Freiheit etc insoweit gefressen, dass auch er aufpasst, dass ja schön die Regeln eingehalten werden.

Lösung Eigentum und Freiheit abschaffen ... schon ist die Welt besser, fragt sich nur für wen?
 
Weil bei deiner fiktiven Befragung, ob die Polizei abgeschafft werden soll, alles andere als gleichbleibend unterstellt würde, würde auch logischerweise das Ergebnis rauskommen, dass man die Polizei bitte nicht abschaffen soll. Aber was ist damit bewiesen? Für mich nur, dass bei gleichbleibender Eigentumsordnung und überhaupt beim herrschenden Verständnis von dem was Eigentum heißt, was Freiheit heißt usw. die Polizei notwendig ist. Nicht mehr, nicht weniger. Aber um das zu wissen bedarfs nicht viel Gehirnschmalz. Die Polizei ist eine notwendige Einrichtung in einer Gesellschaft von konkurrierenden Einzelnen. Ist doch logisch, dass sie nicht abgeschafft werden kann, wenn die Gesellschaft nachwievor eine von konkurrierenden Einzelnen bleibt.
Aber diesen Denkfehler (vielleicht ist es ja auch Absicht) machst du ständig. Dass du dir fiktiv vorstellst wie man nur einen Baustein aus einem Komplex rausbricht nur um dann zu triumphieren, dass es, oh Wunder, ohne diesen Baustein dann gar nicht gehen würde. Genau das steht aber überhaupt nicht zur Debatte. Das versteht sich von selbst, also was willst du damit ständig beweisen? Es ist doch klar, dass bei einer emanzipatorischen Veränderung von Gesellschaft nicht nur ein paar Teile verändert würden, während andere die alten bleiben. Es geht um eine, kann man sagen, Transformation der Gesellschaft weil man vielleicht irgendwann einsieht, dass bestehende Strukturen nicht mehr tragen. Nicht mehr tragen sozial, politisch, wirtschaftlich, ökologisch, geschlechterspezifisch usw usf
 
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Zitat Ganzir

Ist doch Quatsch, ich kenne einen Haufen Professoren, die nicht aus Akademikerhaushalten, sondern aus Arbeiterfamilien oder vom Land kommen. Wie erklärst du die? Kein Vermögen ja und dazu gibt es zumindest in Deutschland BAföG und in den USA ein sehr gut ausgeprägtes Stipendien-System sowie die Möglichkeit zum Studium auf Pump

Es ist schön, dass du so viele Leute kennst, die sich "Hochgearbeitet" haben.

Leider geben diese subjektiven Eindrücke die Realen Verhältnisse nicht wieder:

AUFSTIEGSCHANCEN Ein verlorenes Rennen



Die soziale Schicht bestimmt den Zugang zu Bildung und gleichzeitig ist mangelnde Bildung ein Armutsrisiko

Forscher warnen vor einer strukturellen Bildungsarmut, die nachhaltige Spuren in unserer Gesellschaft hinterlässt

Fazit
Der Musterweg schulischer Ausbildung und einer möglichen Karriere, die allein auf Leistung beruht, ist in Deutschland nicht möglich.


Vorhandene Ausnahmen können nicht über die Ungleichheitsstrukturen hinwegtäuschen.

Viele Kinder bleiben so, trotz formal gleichen Zugangs, in bestimmten Bereichen chancenlos. Ihre Leistungen geben nicht allein den Ausschlag für eine Karriere. Das bedeutet, dass sie nicht in der Lage sind, die Leistungen, zu erbringen, die für einen sozialen Aufstieg nötig wären, da ihre Ausgangslage dieses strukturell nicht zuzulassen scheint.


http://www.ard.de/zukunft/kinder-si...20624/nid=520624/did=529818/dn8wxt/index.html

Interessant, wie man sich durch ein paar persönliche Eindrücke die Welt verklären kann.
Aber, wo ein Wille, da auch ein Weg.
 
Schön, welche neue Definition von Freiheit schlägst du also vor, welche neue Definition von Besitz? Gibt es da überhaupt was zu definieren.

Och die Leute die ich kenne sind sehr real - aber DugDanger kennt alles und jeden und hat die gesamte Welt im Blick, gut das wir drüber gesprochen haben.
 
Och die Leute die ich kenne sind sehr real - aber DugDanger kennt alles und jeden und hat die gesamte Welt im Blick, gut das wir drüber gesprochen haben.

Das tue ich hoffentlich nicht, es wäre sehr anmaßend. Eigentlich tue ich genau das Gegenteil, indem ich Studien über dieses Thema bemühe und genau nicht von meinem kleinen Erfahrungsbereich auf die Welt schließe.
Noch anmaßender ist es anderen so etwas zu unterstellen.

Wenn du auf meine Posts antwortest darfst du mich gerne direkt ansprechen und brauchst nicht in der 3. Person von mir zu sprechen, wir sind ja nicht am Hofe oder so was ;)

Inhaltlich sind wir leider immer noch nicht weiter gekommen.

Die schlechten Aufstiegschancen für Kinder aus Bildungsfernen Familien sind leider ein Fakt und für mich eigentlich nicht akzeptabel.

Ich meine auch, dass man diese Ungleichheiten durch eine "noch so soziale *Politik*" nicht ausgleichen kann - sie sind Teil des Systems.
Die guten ins Kröpfchen die schlechten ins Töpfchen.

Das ist ein sehr unbefriedigender Mechanismus wie ich finde - außer man (v)erklärt sich die Welt mit: "die habens nicht anders verdient"
 
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Vieleicht haben die Eltern auch einfach zu viel verbockt, als dass es da noch was zu retten gäbe. Dann kann die Politik natürlich noch so sozial sein, wenn kein Fundament da ist. Dafür können die Kinder zwar nichts, aber das System hat damit wohl nicht wirklich viel zu tun. Mal angenommen jemand kommt aus einer bildungsfernen Schicht und ist dazu noch Arbeitslos, hat jedoch Kinder. Dann liegt es doch wohl im Ermessen dieses Elternteils, ob man sich mit dem Kind beschäftigt oder es vor dem Fernseher "parkt". Was hat ein solches Verhalten mit dem System zu tun? Die Entscheidung Kinder zu bekommen trifft wohl jeder (jedes Paar) für sich selbst.
 
Um ein Bisschen zu sortieren:
DugDanger meint es ungefähr so: die Leute müssen sich einem System unterordnen, das vielen nicht gut bekommt. Sie sind durch dieses System zu einer Konkurrenz gezwungen - ob sie das wollen oder nicht - und diese Konkurrenz produziert am laufenden Band Gewinner und Verlierer.
Ganzir meint es so: Die Leute sind in diesem System frei, sie sind des eigenen Glückes Schmied, und wenn man es verbockt hat, hat man sein schlechtes Schicksal verdient. Die Konkurrenz wird von ihm hier unterstellt und zwar als was Gutes, was das Gute vom Schlechten trennt, besser gesagt die Erfolgreichen von den Nicht-Erfolgreichen, ergo die Gewinner von den Verlierern.

Wenn wir dann einig sind, dass diese Gesellschaft von Konkurrenz bestimmt ist, bleibt dann nur die Frage, wer denn diese Konkurrenz herbeiführt und wie?

Das lässt sich kaum mit dem Hinweis auflösen, dass der Arbeitslose wohl sich bilden kann, dass er sich um seine Kinder kümmern könnte anstatt vor der Glotze zu verblöden. Die Frage ist eher, warum braucht man hier gut und schlecht gebildete Leute und wie wird diese Trennung in der Schule und in der Arbeit hergestellt, so dass die Nation erfolgreich ist. Oder anders: Wie wird Reichtum und Armut in einer kapitalistischen Gesellschaft für den Erfolg der Nation produktiv gemacht? Dass die Leute selbst ihre Verarmung nicht froh hinnehmen, kann man wohl überall sehen: Diese Konkurrenz macht ihr Interesse an einem gemütlichen Leben zunichte. Dass manche ihren Erfolg in dieser Konkurrenz finden und solange diese gut finden, ist auch banal. Wie th3o es sagte, es ist verkehrt zu sagen, die Leute wollen diese Verhältnisse. Sie finden sie vor als unverrückbare Bedingungen, denen sie sich praktisch unterordnen müssen. Und das müssen sie auch, wenn sie für sich irgendeinen Nutzen haben wollen - das System belohnt die Gewinner.

So kommt dieser Sachzwang zustande - nicht mit der Knute, sondern mit einer Erpressung besonderer Art: entweder macht man nicht mit und ist man gleich Verlierer oder man stürzt sich in diesen von fremden Interessen bestimmten Kampf und versucht zu gewinnen.

Es gibt auch die dritte Wahl: man versucht sich die Sache zu erklären und sie als schädlich abzuschaffen.
 
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Zitat barista

...diese Verhältnisse, sie finden sie vor als unverrückbare Bedingungen, denen sie sich praktisch unterordnen müssen.


Das ist wohl auch der Grund warum es so schwer fällt über die Mechanismen eine inhaltliche Kritik zu formulieren.
Die Leute empfinden sie als "natürlich"

Es ist wie wenn man jemanden fragt: "findest du es gut, dass die Sonne Abends untergeht, weil, dann wird es dunkel und kalt usw..."

Da bekäme man dann auch die Antwort, die Sonne gehe einfach jeden Tag unter und deshalb macht es keinen Sinn sich darüber zu unterhalten ob das nun vernünftig ist oder nicht.
 
Erfolgreichen von den Nicht-Erfolgreichen, ergo die Gewinner von den Verlierern.

Es muss aber keine Verlierer geben, man schaue sich mal in Skandinavien um, dort ist der akademisierungsgrad so hoch, dass das Mehrgehalt kaum noch die länger Ausbildungszeit aufwiegt, dennoch qualifizieren sich die Leute dort und was höchst interessant ist, dort ist das Problem des Schichtspezifischen-Bildungszuganges nicht oder zumindest nicht in dem Maße gegeben, wie es bei uns unterstellt wird. Die Skandinvischen Ländern sind aber sehr wohl kapitalische Länder, daher ist der Kapitalismus wohl nicht die Ursache dafür, dass Bildungsferne schichten dies auch immer bleiben, denn dann müsste es dort auch so sein. Die Ursache dafür liegt also woanders - Frage wo? Kann man drüber reden, würde aber wohl kaum in den Thread passen.

Wenn wir dann einig sind, dass diese Gesellschaft von Konkurrenz bestimmt ist, bleibt dann nur die Frage, wer denn diese Konkurrenz herbeiführt und wie?

Die Menschen haben sie herbeigeführt, ist doch nie ein Stein vom Himmel gefallen auf dem Stand "so und so sollt ihr leben". Das ist etwas, was die Menschen geglaubt haben, als sie in Monarchien gelebt haben, dass der König zur Herrschaft bestimmt ist und zwar von Gottesgnaden. Die Monarchie war demnach ein Verhältnis das sie so vorgefunden haben. Das es Zeiten gab, in denen die meisten Menschen in der Landwirtschaft tätig waren ist ebenfalls Fakt und auch das waren Verhältnisse, die die jeweilige Generation so vorgefunden hat. Nun kann man sich mal fragen, warum es denn jetzt nicht mehr so ist. Vermutlich weil die Menschen irgendwann bestimmte Sachen anders gemacht haben. Warum haben sie begonnen Dinge anders zu machen, nun weil es anders besser Funktioniert hat? und so sind wir dann irgendwann da angekommen wo wir jetzt sind. Und das was wir jetzt haben, wo wir jetzt sind, ist nicht der Abschluss jeder entwicklung, sobald sich jemand was besseres ausgedacht hat oder sich was besseres ergibt, manche Dinge mögen auch durch Zufall entstanden und dann für gut befunden worden sein, wird man dann eben dieses bessere machen, was immer es auch sein mag.
 
Zitat Domi_Bass aus dem BeGe Thread


Klar kann nicht jeder gleich gebildet sein...

Was man so flapsig alles von sich gibt.

Was du da sagst heißt im Klartext: "Klar muss es Verlierer geben" "Klar" "Klar muss es Hunger geben" "Klar" - und im Zweifelsfall sind die Betreffenden "selbst Schuld".

Selbst bei unserem verquerten demokratischen Rechtsstaat gilt doch eigentlich "Im Zweifel für den.....äh...den Angeklagten" oder so irgendwie.

Und ich gebe dir sogar recht, dass unser System da keinen Spielraum lässt; was die Gewinner und Verlierer angeht aber die Selbstverständlichkeit ("Klar") mit der wir das alles so hinnehmen wiedert mich an.
 
Zitat von andiac ; „Dieses ganze Scheitern des Kapitalismus und Finanzsystems kann kein Zufall sein. Mir kann keiner erzählen, dass die Leute, die das installiert haben, so dumm gewesen sind, nicht zu wissen, was sie da tun.“
Warum die Trennung von Kapitalismus und Finanzsystem ? Das aktuelle Finanzsystem, historisch gewachsen, ist Teil der kapitalistischen Ökonomie und Akteure in den seltensten Fällen „Glücksspieler“.
Installiert hat dies niemand; es ist Folge gesellschaftlicher Entwicklung und stellte in den Anfangsjahren des Kapitalismus einen deutlichen Fortschritt gegenüber feudalen Strukturen dar.
Ausgehend davon, daß unsere „boomende Wirtschaft“ offenbar nicht in der Lage zu sein scheint, gewisse Probleme zu lösen, sollte es zumindest gedanklich mal möglich sein, sich vom Gedanken, daß das bundesdeutsche Wirtschaftssystem das Non plus Ultra darstellt zu lösen. Wo landen wir bei der Suche nach potentiellen Ursachen ? … keinesfalls sind es Personen, die sich als Glücksspieler oder Looser bewegen, nicht das Geld trägt die Schuld und auch der Hartz-IV-Empfänger, der Probleme dabei hat, seinem Nachwuchs „entsprechende“ Möglichkeiten zu bieten ist Ursache aktueller Probleme. Eigentliche Wurzeln finden wir in der kapitalistischen Produktionsweise selbst, also in Besitzverhältnissen an Produktionsmitteln und angesichts des Entwicklungsstandes in Kapital.
Nicht die Gier (menschliche Eigenschaft) Einzelner, sondern sich aus Konkurrenz ergebender Zwang Profite zu realisieren ist treibendes Moment. Es geht um Sein oder nicht Sein – Fressen oder gefressen werden – Willkommen im Kapitalismus !
Konzentrationsprozesse im Kapitalismus führten logischerweise auch zu heutigen Macht- und Einflußkonzentrationen, man spielt mitlerweile mit Staaten, lenkt, was wir unter Politik verstehen sollen, gestaltet Partei- und Staatsfernsehen und dreht hier und da mal an Schrauben, wenn der „soziale Friede“ in Gefahr ist.
Zitat Ivan; „je gesünder ein Staat ist, desto mehr kann er für seine Bürger tun“ – meinerseits ein eindeutiges NEIN !
Ein Staat ist immer das Herrschaftsinstrument der herrschenden Klasse; im Kapitalismus also nicht der sogg. Souverän. „Wohltaten“, wie wir sie heute erleben, sind also lediglich Zugeständnisse, um den o.g. „sozialen Frieden“ zu wahren – mehr nicht. Dieser wiederum sichert ein Fortbestehen der Produktionsverhältnisse und damit weiteren Profil – koste es was es wolle.
Institutionen des Staates wie z.B. Polizei, Gerichte, Justiz, Ämter bestehen nicht, da sie vom Bürger gewollt sind. Sie sind Teil dieses Herrschaftsinstrumentes, welche auch nötig wären, hätte der Souverän das Sagen.
„Instrumentalistisch/personalistisch“ ist mein Gedankengang also auf keinen Fall; Intitutionen werden geschaffen oder fallen gelassen, wenn es den Interessen wirklich Regierender entspricht – welche Marionette dabei genutzt wird ist fast egal – Hauptsache Hörigkeit ! … und wenn sie nicht spuren finden wir sie als Bauernopfer wieder.
Kurz ein paar Worte zum „Bildungssystem“. Der eine sieht gewaltiges Potential, andere wollen weitere Milliarden in diesem Sog versenken. Das Bildungssystem ist Teil „unserer“ kapitalistischen Gesellschaft. So mancher bringt es zum Doktor, bei entsprechender Reputation mag auch eine Ernennung zum Professor möglich sein. Die Gesamtansicht des Bildungssystems läßt m.E. jedoch in seiner Kosten/Nutzen- Rechnung den Schluß zu, daß diese Gesellschaft ein recht beschränktes Interesse an gebildeten Mitgliedern der Gesellschaft hat (?). Es ist egal, ob ein Arbeitsloser schreiben kann; ihn mit Bildung zu versorgen birgt das Potential, daß er anfängt selbst zu denken und Zusammenhänge zu erkennen. Den Schwenk nach Skandinavien sehe ich dabei als nicht wesentlich, da wir lediglich einen durch das konkrete Umfeld geprägten Entwicklungsstand des dortigen Kapitalismus vorfinden.

MfG.
 
DugDanger schrieb:
Zitat Domi_Bass aus dem BeGe Thread


Klar kann nicht jeder gleich gebildet sein...

Was man so flapsig alles von sich gibt.

Was du da sagst heißt im Klartext: "Klar muss es Verlierer geben" "Klar" "Klar muss es Hunger geben" "Klar" - und im Zweifelsfall sind die Betreffenden "selbst Schuld".

Selbst bei unserem verquerten demokratischen Rechtsstaat gilt doch eigentlich "Im Zweifel für den.....äh...den Angeklagten" oder so irgendwie.

Und ich gebe dir sogar recht, dass unser System da keinen Spielraum lässt; was die Gewinner und Verlierer angeht aber die Selbstverständlichkeit ("Klar") mit der wir das alles so hinnehmen wiedert mich an.

..und was tust Du ganz speziell, um es nicht hinzunehmen? Was tust Du denn ganz aktiv für die (relativen) "Verlierer" unserer Gesellschaft und gegen das, was Du unter systembedingter Ungerechtigkeit verstehst?.......Wenn Dich das alles so anwidert, must Du doch einen wirklich großen Antrieb haben, real zu agieren oder beschränkt es sich vielleicht nur auf ein wenig Forenaktivität? Der moralische Zeigefinger, den Du hier kreisen lässt, empfinde ich als unangebracht. Ich verstehe grundsätzlich Deine Kritik am System, nicht aber an den Menschen, die sich bewusst mit diesem System arrangieren.
 
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