Weltanschauungen im Allgemeinen, Systemkritik, Diskussionen rund um den Kapitalismus

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Samurai76 schrieb:
Nur, ernsthaft gefragt, will man das?
Ich meine, ich weiß glücklicherweise nicht, wie es ist, arbeitslos zu sein. Aber das, was ich früher (also so vor knapp 20 Jahren) mitbekommen habe, dass man Termine wahrnehmen muss, dies und jenes auszufüllen hat, hier ne Bewerbung, da eine Erklärung, warum diese Stelle nichts ist usw.

Keine Ahnung, ob das immer noch so ist, aber mir ginge das wirklich auf den Zeiger. Vor allem vor dem Hintergrund der Angst vor Sanktionen, wenn man mal was vergisst, nicht fristgerecht schafft, etwas unwissentlich falsch macht und was weiß ich nicht noch.

Und ich denke doch, dass man an der Zahl der Beschäftigten schon gut sieht, dass "Arbeit lohnt sich nicht mehr!" eher nicht so richtig zu sein scheint.
 
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Samurai76 schrieb:
Gut, dann werden weiterhin viele Menschen vor der Entscheidung stehen, 1500€ arbeiten oder nicht....da ja jeder Euro über dem Satz gleich wieder abgezogen wird. Ich kann die Entscheidung schon nachvollziehen, lieber 24/7 Freizeit anstatt fürs gleiche Geld 35 oder mehr Stunden/Woche buckeln gehen. Für genau diesen Grenzbereich an Einkommen brauchen wir eine Lösung.

Deutlich höhere Freigrenzen, ab wann das Einkommen besteuert wird - und diese Beitragsbemessungsgrenze für den Spitzensteuersatz ebenfalls deutlichst anheben. Aktuell liegt der bei grob den 1,5 fachen des Durchschnittseinkommens. Vor 40 Jahren war es mal ein Vielfaches des Durchschnitteinkommens. Arbeiten muss sich wieder lohnen.

Samurai76 schrieb:
Die kann nicht mehr Kontrolle bei BG heißen.

30 Millionen Bürger geben eine Steuererklärung ab. (Quelle) Wenn weniger Kontrolle bei Bürgergeld - dann bitte auch eine gleiche Entlastung bei den Steuerzahler. Den 30 Millionen Menschen die ihre Steuererklärung abgegeben haben, stehen 5,5 Millionen Bürgergeldempfänger gegenüber. (Quelle)
Die typischen Arbeitnehmer - selbst mit hohen Einkommen, können keine Millionen Euro an Steuern hinterziehen. Hier gibt es deutlich mehr Aufwand die korrekte Steuerlast zu ermitteln, als dass man Steuernachzahlungen ermittelt. Oder wir bauen Freigrenzen ein ... erst ab 200k Jahreseinkommen muss eine Steuererklärung abgegeben werden.

Samurai76 schrieb:
So ein fließender Übergang braucht dann bestimmt weniger Menschen zum Rechnen, sonst bekommt ja noch einer mehr wie der andere....

Mit deutlichen Freigrenzen und entsprechend gestreckter Steuertabelle, wird arbeiten und Arbeitseinkommen dann wieder viel attraktiver, weil dann wirklich mehr Netto vom Brutto bleibt.

Samurai76 schrieb:
Ich bin übrigens offen für Vorschläge, wie unser System überarbeitet werden kann. Mein bester Vorschlag bleibt weiterhin das BGE, andere habe ich noch nicht gelesen.

Ich hoffe, mit meinen Posts rückst du aber ab von den BGE.

Meinte Vorschläge
-> Steuertabelle massiv strecken, damit die Arbeitnehmer entlastet werden (über alle Einkommensgruppen hinweg)
-> Absetzbarkeit von
--> Handwerkerkosten, Pflegekosten, Reinigung und KfZ Reperatur bei Arbeitslohn auf 100% ohne Grenze bei der Einkommenssteuererklärung zulassen (dadurch geht die Schwarzarbeit massiv zurück, da du jetzt schön Steuern sparen kannst, wenn du eine Rechnung in der Hand hälst)

Zur Gegenfinanzierung:
-> Intercompany Darlehen von ausländischen Gesellschaften reduzieren nicht mehr den steuerlichen Gewinn
-> Unternehmen mit Umsätzen jenseits der 1 Milliarde EUR innerhalb Deutschlands müssen eine Mindeststeuer von 15% zahlen

-> massiver Abbau der Bürokratie - hier haben mittlerweile alle Wirtschaftsverbände, Lobbygruppen und Wirtschaftsweisen geraten, die Bürokratie abzubauen, da dies die Wirtschaft hemmt

-> Zusammenlegung aller über 100 gesetzlichen Krankenkassen - die Leistungen sind zu 99,9% die gleichen, man hat durch die Anzahl dieser eigenständigen Krankenkassen nur extreme Kostennachteile

-> Zusammenlegung der Berechnung von Renten und Pensionen - ein Rentenpunkt für ein Arbeitnehmer beträgt knapp 40 Euro für ein Arbeitsjahr - ein Bundestagsabgeordneter bekommt für 1 Jahr Arbeit gute 1.000 Euro Pensionsleistung - sollte ebenfalls auf 40 Euro reduziert werden
(Beamte müssen nicht in die Rentenkasse einzahlen - deren Leistungsanspruch darf sich aber auch nicht von Arbeitnehmern unterscheiden)

-> Wegfall der Sonderbehandlung von Rentenansprüchen von Steuerberater (die zahlen weder gesetzlich noch in Pensionen ein - sondern haben ihre eigene Kasse)

... ich könnte weiter machen, liest aber eh kein Schwein.
 
Samurai76 schrieb:
Nur, ernsthaft gefragt, will man das? [...] Forschende gehen aktuell eher davon aus, dass arbeiten und soziale teilhabe ein natürliches Bedürfnis des Menschen ist und bis auf wenige Ausnahmen lieber arbeiten, als nichts zu machen.

Ich zähle mich mal zu den wenigen Ausnahmen ^^
 
_killy_ schrieb:
dadurch geht die Schwarzarbeit massiv zurück, da du jetzt schön Steuern sparen kannst, wenn du eine Rechnung in der Hand hälst
Warum sollte man Schwarzarbeit bezahlen, wenn man die Steuern dafür auch so schon wieder zurückbekommt (20% Handwerkskosten absetzbar, entspricht ca. der MwSt)? Steuern der Bezahlenden sind nicht der Grund für SA, sondern eher die Einkommenssituation der Schwarzarbeiter bzw. der weniger Verdienst bei konformer Steuererklärung/Veranlagung.
_killy_ schrieb:
Wenn weniger Kontrolle bei Bürgergeld - dann bitte auch eine gleiche Entlastung bei den Steuerzahler
Ich sehe die SE nicht als Kontrolle oder Erziehung, sondern einfach als Abgleich der Vorraussagen zu hinteren Realität. Kein AN mit Steuerklasse 1 ohne Vermietung oder Selbstständigkeit braucht eine Steuererklärung zu machen. Und wenn, kann er sie hinterher sogar widerrufen, wenn er zahlen soll. Und die halbe Stunde zum ausfüllen von Elster...pff, das war mit den Papierbergen und Belegkopien eine ganz andere Hausnummer als wie jetzt.
 
Damien White schrieb:
niemanden finden, der sich für deren Hungerlohn ausbeuten lässt. Beispiele hierfür findet man überall, aber die letzten Jahre vor allem im Pflegesektor
Das trifft so in der Pflege nicht zu.

Es fehlt sowohl das Personal quantitativ wie auch die Qualität.

Beides vor allem den unattraktiven Arbeitsbedingungen geschuldet, die durch die Änderungen der letzten Jahre eher schlechter als besser geworden sind.

Die Qualität leidet vor allem durch einen Braindrain, meist bleiben Pflegekräfte nur noch wenige Jahre im Beruf und wechseln dann, in den letzten Jahren sind viele in ambulante Einrichtungen oder andere, angegliederte Bereiche wie zB den medizinischen Dienst abgewandert.

Ich leite eine größere urologische Station und mir sind in den letzten zwei Jahren mehrere Leute abgewandert, eine als reine Praxisanleiter in, drei in ambulante Kliniken/Praxen, eine studiert Pflegemanagement.

Der reguläre Arbeitsalltag mit ständigen wechselschichten ist so anstrengend, dass man es nach einigen Jahren immer ermüdender wird.
War bei mir auch ein Teil der Grund, warum ich die Zusatzqualifikation über zwei Jahre gemacht habe.
 
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@Samurai76

Wenn du Arbeitseinkommen geringer besteuerst - dann lohnt sich da auch die Schwarzarbeit nicht mehr. Aktuell zahlt man wirklich sehr sehr viel Steuern, trotz mittelmäßigen Einkommen. Und der Spitzensteuersatz fällt schon bei dem 1,5 fachen des Durchschnitteinkommens an. Da ist die Motivation, Steuern zu hinterziehen natürlich anders.

Und die Leute die heute die Steuerklärung abgeben, machen dies ja nicht aus Spaß an der Freude. Wenn die Bürgergeldempfänger von ihren Pflichten entbunden werden sollen, dann bitte auch die Steuerzahler. Du weißt schon "Gleich" - ist dein Argument, ne?
Schließlich müssen die Steuerzahler die Erklärung abgeben, obwohl sie Arbeiten gehen und nicht entsprechend so viel Freizeit haben, wie Bürgergeldempfänger.
 
_killy_ schrieb:
die Bürgergeldempfänger von ihren Pflichten entbunden werden sollen, dann bitte auch die Steuerzahler. Du weißt schon "Gleich" - ist dein Argument, ne?
Das ist doch ein kleiner Taschenspielertrick. Einfach die Steuervorraussetzungen schaffen, so dass jeder eigentlich zuviel oder maximal das nötige an Steuern abgibt, keiner zu wenig. Dann wird die SE freiwillig und du und der Staat sind glücklich, Du, weil du keine Steuererklärung machen musst sondern nur kannst und der Staat, weil er das Bonus Geld der Bequemen behalten darf. Was er jetzt sowieso schon macht.
 
Samurai76 schrieb:
Das geht auch nicht mit 1600€ Durchschnittsrente. Und nun? Bleibt also auch nur, so wie jetzt, selbst vorsorgen.

Ja aber es reicht ja dennoch meist nicht. So ein Pflegeplatz mit hoher Pflegestufe kostet mehr als die meisten im Arbeitsleben brutto haben..
Genau dafür ist ja der Sozialstaat da.
 
@Samurai76

Warum sollen den die Steuerzahler schlechter als die Bürgergeldempfänger gestellt werden? So bringst du nicht mehr Leute in Arbeit!
 
Wieso schlechter? Du hast doch verlangt, wenn BG keine Kontrolle, dann auch keine Steuererklärungen mehr. So gehts, aber das passt dir auch nicht. Du verlangst einfach, dass für jeden im vorraus schon feststeht, wie viele Steuern bezahlt werden müssen, ja, geht auch, dann wird aber nichts unterjähriges mehr berücksichtigt, wie Handwerkker oder Kurzarbeit. Kann man auch machen, weiß nicht, ob dir diese Regelung mehr zusagt, aber wahrscheinlich nicht.
 
Einfach eine Freigrenze von bspw 200k wo man gar keine Steuererklärung abgeben muss. Die Summen die dort hinterzogen werden können, passen nicht zum Aufwand der Verfolgung.

Egal. Ist nicht der Hauptfokus. Wichtiger sind die genannten Maßnahmen, für den Wirtschaftswachstum.
 
_killy_ schrieb:
Durch das BGE wird ja nicht mehr Produkte produziert oder Dienstleistungen erbracht. Die Menschen - würden wie in der Untersuchung aufgezeigt - ihre Arbeitszeit reduzieren. Damit haben wir am Ende weniger Wertschöpfung.
Das würde sicher auf einige zutreffen, aber ich glaube das ein Großteil trotzdem weiter arbeiten gehen würde. Eventuell nicht in Vollzeit, aber das würde dann auch Arbeitsplätze schaffen.

Um das alles zu finanzieren muss natürlich an diversen Stellschrauben gedreht werden.
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_killy_ schrieb:
Wichtiger sind die genannten Maßnahmen, für den Wirtschaftswachstum.
Es kann nur andersrum funktionieren. Grenzenloses Wachstum wird in einem geschlossenen System nicht funktionieren.
 
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_killy_ schrieb:
Damit haben wir am Ende weniger Wertschöpfung.
Stimmt auch nicht unbedingt.

Ein Bullshit-Job ist eine Form der bezahlten Anstellung, die so vollkommen sinnlos, unnötig oder gefährlich ist, dass selbst derjenige, der sie ausführt, ihre Existenz nicht rechtfertigen kann, obwohl er sich im Rahmen der Beschäftigungsbedingungen verpflichtet fühlt, so zu tun, als sei dies nicht der Fall.

Ein Drittel sieht also nichtmal selbst einen Sinn in ihrer Arbeit.
https://yougov.de/travel/articles/13108-jeder-dritte-arbeitnehmer-halt-seinen-job-fur-sinn
 

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@Nowareeng

Olaf Scholz hat dafür gesorgt, dass Milliarden an Steuergelder hinterzogen wurden. Er ist aus der Sache völlig straffrei rausgegangen. Die ermittelne Staatsanwaltin hingegen hat mittlerweile das Handtuch geworfen.

Niemand von der SPD soll mir damit kommen, dass wir die Reichen mehr besteuern sollen. Die stecken so tief in diesen Moloch drin, und keiner macht was!
 
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KitKat::new() schrieb:
Ein Drittel sieht also nichtmal selbst einen Sinn in ihrer Arbeit.
Zähl ich mich definitiv dazu. Warum? Sinn und Zweck meiner Arbeit ist, maximalen Gewinn für den Konzern zu erwirtschaften. Gesellschaftlicher Beitrag? Kaum bis nicht vorhanden. Warum mach ich den Job? Weil ich so einigermaßen genug Geld verdiene um Miete und co zahlen zu können. Ohne Arbeit kann ich überhaupt nicht, 4 Wochen Elternzeit nichts tun waren die Hölle, aber ich arbeite nicht so wie ich Bock hab. Ich arbeite aktuell rein nach Gehalt, wär das nicht Faktor 1 würde ich wahrscheinlich was vollkommen anderes machen
 
@Nowareeng

Bei den Cum Ex Skandal geht es darum, dass Wertpapiere verkauft wurden und mehrfach den Kunden Steuergutschriften bekommen haben obwohl die Kunden hierfür schon lange nicht mehr berechtigt waren.
Klar, keine Einkommensteuer, dennoch Steuerhinterziehung!

Edit:
Es gab auch diverse persönliche Treffen von Scholz und dem Vorstand der Berenberg Bank. Scholz hat als Hamburger Finanzminister da schützend seine Hand über diese Geschäfte gehalten. Der Vorstand hat sogar Tagebuch geführt. Nur Scholz kann sich an so rein gar nichts mehr erinnern. Die SPD ist ein verlogener Sauhaufen!
 
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Ich kann dir versichern, dass es innerhalb der SPD mehr als genug Kritik an Scholz gibt.
 
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