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hallo7 schrieb:
Es gibt da kein Gesetz das ein Krankenhaus oder eine Pflegeeinrichtung straft wenn es unterbesetzt ist
Doch, das gibt es: die PpUGV (Pflegepersonal Untergrenzen Verordnung), dort ist der Stellenschlüssel für die Fachbereiche hinterlegt, in meinem Fall (Urologie, periphere Station) tagsüber 1:10 (Pflegekraft:Patient), Nachts 1:22, für einen Intensivstation wären es Tags 1:2 und nachts 1:3.
Die Daten werden monatlich überprüft, für jede Schicht (Früh, Spät, Nacht), kann man keine ausreichende Besserung nachweisen, werden Strafzahlungen fällig, bei denen die Kosten für Zeitarbeiter überschaubar sind.

Das Problem ist, dass dieses Konstrukt nie zur Stärkung/Unterstützung des Pflegepersonals, gedacht war oder um die Versorgung der Patienten zu verbessern.
Die Verordnung kam vorbereitend, um die Krankenhauslandschaft neu strukturieren zu können, um kleine und/oder wenig wirtschaftliche Häuser zu schließen.
Das war ein reines Druckmittel.


Die Umsetzung der personellen "Besetzung" ist nebenbei auch komplett an der Realität vorbei.

Damit dieses Konstrukt aufgeht, werden Leute mit Pflegeausbildung ohne Stationszugehörigkeit den Dienstplan zugeschlüsselt.
Das sind aber auch Leute aus der Pflegedirektion, aus der Kodierung, den Controlling, Akutschmerzdienst usw., die teilweise den Patienten nie versorgen.

Auf dem Papier ist alles passend, geändert hat sich durch die Verordnung nichts, außer dass ich einen neuen Graphen im Dienstplanprogramm habe und eine Kollegin aus dem Controlling jeden Monat die Leute von links nach rechts auf die Dienstpläne verschiebt.

Die jetzt kommenden PPR 2.0 werden auch wenig bis nichts daran ändern, evtl. lässt sich damit langfristig der Arbeitsaufwand auf den Stationen besser darstellen, in meinem Augen sind die aber nach wie vor zu unpräzise.
Allerdings muss man auch irgendwo die Balance finden zwischen präziser Erfassung und der "richtigen" Arbeit, denn wenn nur noch dokumentiert wird, fehlt die Zeit für den Patienten.
Tomislav2007 schrieb:
Bei Ärzten im Krankenhaus gibt es eine Rufbereitschaft, nennt sich Hintergrunddienst.
Das gibt es auch in pflegerischen Bereichen, allerdings nur dort, wo ein hohes Maß an Fachwissen gefordert ist, für das einer Zusatzqualifikation notwendig ist, Dialyse, OP,b Anästhesie, Endoskopie, Herzkatheter, etc..

Das trifft bei den Ärzten gewissermaßen auch zu, die regulären Dienste sind von Assistenzärzten besetzt, egal ob innere Medizin oder Chirurgie, der Hintergrund ist in der Regel immer ein Oberarzt mit großem Fachwissen, der zu Rate gezogen werden kann, wenn die Fähigkeiten des diensthabenderen Arztes aus Mangel an Wissen ist Erfahrung an Ende sind.
Bei operativen Einheiten meist Notfälle, die eines komplexeren Eingriffs bedürfen.


Für das tägliche Geschäft gibt es Ausfallkonzepte, die entwickelt aber jedes Haus oder jeder Klinikverbund für sich und sind individuell.
Bei uns gibt es eine Art Rufdienst, allerdings ist dieser keine Rufbereitschaft, sondern an strikte Vorgaben geknüpft mit kleinen Zeitfenster, im Grunde eine Notlösung um kurzfristige Personalausfälle abzupuffern.

@_killy_ @douggy
Ambulante Versorgung ist günstiger als stationäre, auch mit Fuhrpark, Fahrzeiten, usw..

Der "Luxus" ist aktuell das Pflegeheim mit Vollzeitbetreuung der Angehörigen, auch mit ambulantem Pflegedienst bleibt immer noch viel Arbeit an den Angehörigen hängen.

Die Leute müssen ihre Notdurft nicht immer in den paar Minuten verrichten, in denen der Pflegedienst da ist, die möchten auch in gewissem Maße unterhalten/beschäftigt werden, die benötigen gegebenfalls Hilfe bei der Mobilisation oder bei der Nahrungsaufnahme.

Der ambulante Pflegedienst lässt sich oft noch über die Pflegekasse finanzieren, meistens muss man etwas Eigenanteil in Form von Arbeit mitbringen, einen Heimplatz bekommt man durch das Pflegegeld nicht vollumfänglich finanziert und das sind dann schnell mehrere hundert Euro pro Monat, die fehlen.
 
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mykoma schrieb:
mehrere hundert Euro pro Monat, die fehlen

Bei meiner Mutter musste letztens über 1000€ pro Monat zugezahlt werden.

Ansonsten danke für die Bestätigung. So kenne ich das auch.
Was halt ärgerlich ist, wenn Touren sich durch Personalmangel (kurzfristig) ändern. Pfleger und zu Pflegende sind meistens eingespielt. Bei neuer Konstellation kostet das Zeit. Zumindest hat mir das eine Freundin mal so berichtet.
 
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douggy schrieb:
(glaub ~3000€ aufwärts pro Monat Heimplatz kann man als gegeben annehmen).
Das galt mal Anfang 2023 als Eigneanteil für den Heimplatz ab Pflegegerad 2 im 1. Jahr (Caritas in Bonn, also bei uns zumindest recht gut mit Personal ausgestattet, aber frenab von Luxuspflege).

Die Beiträge wurden aber in 2023 um 18% und gerade erst um weitere 9% erhöht, irgendwer muss nicht nur die Tariferhöhungen des Personals zahlen.

mykoma schrieb:
einen Heimplatz bekommt man durch das Pflegegeld nicht vollumfänglich finanziert und das sind dann schnell mehrere hundert Euro pro Monat, die fehlen.
Interessant, wie billig (bzw. hoffentlich günstig) wohl einige Pflegeheime heute noch sind. Ja, mit sehr guter Rente kommt man dann auf real ein paar hundert Euro Zuzahlung aus den Rücklagen. Oder man hat zum Schutz der Angehörigen vorher jahrzehnte lang in einer private ZusatzPV eingezahlt.

Selbst nach Steuer kommen wir auf ca. 2300€-2500€ Eigenanteil, je nach Aufenthaltszeit (mit den Jahren zahlt die PV etwas mehr) im Pflegeheim bei Pflegestufe 3-5.
 
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https://www.welt.de/wirtschaft/article179726068/Pflege-Darf-ein-Heim-Gewinne-machen.html

Ganz interessanter Bericht zu privatiwirtschaftlich geführten Pflegeheimen/-ketten und deren Gewinnmargen.
„Die Rendite kann man aber in Frage stellen. Denn: Warum sollte man Versicherungsgelder nach außen an Dritte ausschütten, die nichts mit der Pflege zu tun haben?“
Solange es aber zu wenig non-Profit-Organisationen gibt, die Pflegeheime führen, wird sich am Problem wenig ändern.

Bei 15% Gewinnmarge könnte man also die Heimplätze sofort um 10% günstiger gestalten, wenn man hier regulieren würde.
 
Das Gesundheitssystem so wie alle anderen Grundversorgungsbereiche gehören in die Verantwortung des Staates. Mit diesen Bereichen muss man kein Gewinn erwirtschaften.
 
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Tomislav2007 schrieb:
Wie ich schon geschrieben habe, man kann die Arbeitsbedingungen in der Pflege kaum ändern, die unbeliebten Dinge/Arbeiten gehören einfach dazu.
Es sind für mich nicht die Tätigkeiten. Sondern die Taktung dieser Tätigkeiten. Welche Tätigkeiten Pflege umfassen kann, ist bekannt. Jemand, der keine Lust hat, Menschen den Arsch abzuwischen oder necrotische Wunden zu reinigen, der ergreift diesen Beruf nicht.
Es ist der ständige Zeitdruck und das damit verbundene Gefühl, nicht schnell genug zu sein (sein zu können), oder eben nicht alles zu schaffen. DAS macht dich auf dauer fertig. Am ehesten kommen darauf noch Menschen klar, denen andere Menschen einfach mal egal sind.

Ich hatte im Schnitt ca. 10 Minuten pro Bewohner. in dieser zeit musste ich sie aus dem bett holen, waschen, einkleiden und nebenbei noch "aktivieren" (was im Klartext bedeutet, die Bewohner möglichst viel selbst machen zu lassen ... nimmt man das ernst, reichen 10 Minuten einfach nicht aus .. nichtmal zum ankleiden).
Dass sich die Bewohner bei einer solchen Taktung vorkommen, als würden sie am Fließband gepflegt, ist nicht verwunderlich ... denn das IST Fließbandabfertigung.

Gerade für Menschen, die gerne mit Menschen arbeiten oder gerne Hilfsbedürftigen helfen, ist der Pflegeberuf nichts.
 
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Discovery_1 schrieb:
Das Gesundheitssystem so wie alle anderen Grundversorgungsbereiche gehören in die Verantwortung des Staates. Mit diesen Bereichen muss man kein Gewinn erwirtschaften.
Lustige Geschichte:
Von Seiten des Staates aus ist festgelegt, das ein Krankenhaus wirtschaftlich arbeiten muss und gewissermaßen auf Gewinne angewiesen ist.

Die Krankenhausfinanzierung ist dual, die Betriebskosten werden über die Krankenkassen erwirtschaftet, Instandhaltung von Gebäuden und Inventar sowie Investitionen (neue Geräte, Renovierung, etc.) trägt das Land.

Zu letzterem sollte ich eher schreiben "sollte das Land tragen", denn seit Jahren zahlen die Länder zu wenig an die Krankenhäuser aus.
Weniger, als ihnen zusteht.

Wenn dir das Haus nicht unterm Arsch wegrotten soll, man auch Mal neue Geräte, die dem Stand der Technik entsprechen nutzen möchte oder man seine Zimmer und Angebote den Anforderungen der privaten Krankenkassen entsprechend ausbauen möchte, ist man auf eine positive Bilanz am Ende des Jahres angewiesen.

Häuser unter kirchlichem Träger (also alles, was in den Bereich Caritas, Parität usw. Läuft) sind eh nicht auf große Gewinne aus, das wiederspricht deren Grundsätzen, aber ganz ohne geht es aufgrund fehlender Gelder vom Land nicht.

Im Gegensatz stehen die privaten Anbieter wie Helios oder Asklepios, bei denen sieht man auch sehr gut anhand der angebotenen Leistungen, was aktuell gerade lukrativ ist, den die Bereiche werden in kurzer Zeit stark ausgebaut und genau so schnell wieder abgebaut, wenn sich die Situation ändert.
 
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Da wir hier ja einige "Insider" haben.

Macht der Vorschlag von Herrn Lauterbach sinn, weniger Krankenhäuser zu betreiben um damit eine bessere Versorgung zu gewährleisten? (These: Aggregation von Arbeitskraft auf weniger Häuser, führt zur besseren Nutzung der knappen Ressource Arbeitskraft)
 
ich glaube ja, besonders die kleinen Häuser müssten sich spezialisieren, damit dort aus wirtschaftlichen Gründen nicht jeder Furz aufgenommen wird. Früher wurde sowas weggeschickt, auch wenn die Auslastung damit sank. Daraus wird heute jedoch auch der Standort gesichert, Betten sind belegt und werden bezahlt.

Für die Mitarbeiter natürlich schlecht in andere Häuser zu gehen, besonders nach Jahren in einem Team.
 
Hallo

DerOlf schrieb:
Es sind für mich nicht die Tätigkeiten. Sondern die Taktung dieser Tätigkeiten.
Das kommt noch dazu, bzw. für die meisten ist beides ein Problem.

DerOlf schrieb:
Jemand, der keine Lust hat, Menschen den Arsch abzuwischen oder necrotische Wunden zu reinigen, der ergreift diesen Beruf nicht.
Du hast verstanden wieso immer weniger Menschen darauf Lust haben diesen Beruf zu ergreifen.

DerOlf schrieb:
Am ehesten kommen darauf noch Menschen klar, denen andere Menschen einfach mal egal sind.
Menschen denen andere Menschen egal sind ergreifen diesen Beruf erst gar nicht, was meinst du wieso ich so froh bin das nur zu sehen ?
Die Fähigkeit auszublenden sollte man im Laufe des Berufslebens schnell lernen damit man nicht zusammenbricht und heulend wegrennt.

_killy_ schrieb:
Macht der Vorschlag von Herrn Lauterbach sinn, weniger Krankenhäuser zu betreiben um damit eine bessere Versorgung zu gewährleisten? (These: Aggregation von Arbeitskraft auf weniger Häuser, führt zur besseren Nutzung der knappen Ressource Arbeitskraft)
Im Prinzip Ja, genau so wie die Idee die nicht Notfälle aus dem Krankenhaus raus zu bekommen/halten.
Das Problem dabei ist das unsere ambulante Versorgung viel zu schlecht bzw. zu lückenhaft ist und die ambulante Versorgung vorher verbessert werden muss.
Versuch mal einen Termin beim Facharzt/Spezialisten zu bekommen, dann weißt du wieso z.B. unsere Radiologie/Endoskopie/Funktionsdiagnostik so gut laufen.
Ich sehe es bei meiner Mutter, für eine Magen/Darm Spiegelung, ein MRT, einen Kardiologen gibt es "draußen" 3-6 Monate Wartezeit, dafür hole ich die zu uns.
Solange man jung und gesund ist bekommt man das nicht mit, die ambulante Versorgung kann aber zum Problem werden wenn man älter und kranker wird.
Sehr viele ältere/alte Menschen ohne Affinität zum Internet kennen das leider nicht, jeder der einen (Fach) Arzt sucht sollte sich bei Doctolib anmelden.

Grüße Tomi
 
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_killy_ schrieb:
weniger Krankenhäuser zu betreiben um damit eine bessere Versorgung zu gewährleisten?
Die "bessere Versorgung" bekommst du nicht durch eine Aggregation der Fachkräfte, sondern durch die Bildung von Kompetenzzentren.

Idealerweise hättest du dann gleichmäßig und von der Bevölkerungsdichte abhängig Maximalversorger, was im Grunde die großen Krankenhäuser mit 1000 Betten darstellen, meistens sind das Universitätskliniken, wie das UKE in Hamburg, die Charite in Berlin oder das LMU in München.
Dort hast du im Grunde alle Notwendigen Fachabteilungen für Notfälle vor Ort, wirst bei unklarer Diagnose von mehreren Fachärzten durchgecheckt und dann auf die entsprechende Fachabteilung verlegt.

Aktuell sind in unserer Kliniklandschaft aber viele kleinere Krankenhäuser, die nur teilweise in größeren Klinikverbunden sind und nur einen Bruchteil eines Maximalversorgers abdecken können.
Hochspezialisierte Abteilungen wie Neurochirurgie, Urologie, Stroke Units, Herzkatherlabore, usw. findet man nur in wenigen Kliniken gebündet, meist fehlt die eine oder andere, bei 300 Betten kann man einfach nicht alles anbieten, ist wie beim Tante Emma Laden, da bekommst du auch nicht die Auswahl wie im Supermarkt.

In Dänemark wurde das mWn umgesetzt und es gibt nur noch wenige Krankenhäuser bzw. lokale Klinikverbunde, die aber nahezu jeden Notfall abdecken können.
Dort wird dann der schnelle Transport ins nächstgelegene Krankenhaus, wie es hierzulande noch gehandhabt wird, gegen einen längeren Transport getauscht, dafür ist der Patient, sobald er im Krankenhaus ist auch direkt an der richtigen Adresse für die optimale Weiterbehandlung.
Bei uns kann es passieren, das ein Patient per RTW eingeliefert wird, aber das Krankenhaus die entsprechende Fachdisziplin nicht besitzt, der Rettungsdienst wartet aber nicht, bis die Diagnostik im Krankenhaus abgeschlossen ist und bringt den Patienten dorthin, wo ihm bestmöglich geholfen werden kann.

Im Endeffekt kann es so entweder zu Verzögerungen kommen oder zu suboptimaler Versorgung, im Gegenzug kann die lange Anfahrt zum Krankenhaus auf fatal sein, da die Möglichkeiten in RTW oder Hubschrauber verständlicherweise begrenzt sind.
Beides hat Vor- und Nachteile, eine Bündelung und effektive Verteilung von Kompetenzbereichen halte ich aber für sinnvoll und wenn ein Krankenhaus in keinen Bereich herausragende Kompetenzen besitzt, dann hat es die letzten Jahre was falsch gemacht und gehört nicht als Akutkrankenhaus in unsere Krankenhauslandschaft.

Ich kann jetzt für das Haus sprechen, in dem ich arbeite: wir bieten zwar auch 0815 Sachen wie Allgemeinchirurgie oder Innere Medizin an (das wird von Akutkrankenhäusern vorausgesetzt), aber wir haben eine sehr große Neurologie inklusive einer von zwei Stroke Units im Stadtgebiet und Katheterlabor für Thrombektomien, die Größte von zwei urologischen Abteilungen in der Stadt, eine große Abteilung für Nieren- und Hochdruckerkrankungen mit teilstationärer Dialyse.
Die Bereiche wurden über die letzten Jahre weiter ausgebaut, auch in Absprache mit dem anderen Krankenhaus des Verbundes in der Stadt, so das man sich gegenseitig ergänzt.

Gerade erst ist die Krankenhausplanung des Landes durchgegangen und die sehen unsere Stärken und Kompetenzen sehr ähnlich, haben uns unter anderem noch weitere urologische Betten zugesprochen und die Erlaubnis für eine Nnurologische Frührehabilitation.
Im Gegenzug sind andere Bereiche, die allerdings nahezu nie bei uns umgesetzt wurden abgesprochen.
Das war durchaus mal eine sinnvolle Planung der Krankenhauslandschaft, auch wenn das Land da einige Aspekte nicht berücksichtigt hat und deutlich zu alte Daten als Basis genutzt wurden (Daten von 2019).

Dazu kommen noch die Punkte der ambulanten Versorgung/Fachärzte/Wartezeiten, die @Tomislav2007 angesprochen hat. Bei manchen Leiden ist eine derart lange Wartezeit, wie sie aktuell üblich ist eine Zumutung und teilweise gefährlich.


Was man aber auch sagen muss: Deutschland mit Dänemark vergleichen ist wie Äpfel mit Birnen, bei uns ist die Bevölkerungsdichte um ein vielfaches höher und wir haben riesige Ballungszentren, die es in der Form nicht mal ansatzweise in Dänemark gibt.
Grundsätzlich halte ich aber den Ausbau von Maximalversorgern bzw. maximal versorgenden Klinikverbunden für sinnvoll, sofern man auch das Rettungswesen entsprechend ausbaut, denn die Leute auf dem Land müssen genau so versorgt werden wie in den Städten.
 
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Hallo

mykoma schrieb:
Idealerweise hättest du dann gleichmäßig und von der Bevölkerungsdichte abhängig Maximalversorger, was im Grunde die großen Krankenhäuser mit 1000 Betten darstellen, meistens sind das Universitätskliniken, wie das UKE in Hamburg, die Charite in Berlin oder das LMU in München.
Ich bin von Universitätskliniken nicht in jedem Fall begeistert, oft sogar genau das Gegenteil.
Universitätskliniken sind Lehranstalten und an irgend jemandem müssen die Studenten/Assistentsärzte "üben".
Ich war vor über 20 Jahren mal am Wochenende in der Uni Düsseldorf wegen Zahnschmerzen und ich war schneller wieder draußen als ich drinnen war.
Ein großer Saal mit dutzenden Behandlungsstühlen und wo Studenten an den Patienten "geübt" haben, überwacht haben das zwei "echte" Zahnärzte.

mykoma schrieb:
Die "bessere Versorgung" bekommst du nicht durch eine Aggregation der Fachkräfte, sondern durch die Bildung von Kompetenzzentren.
Ja, da hast du Recht, aber...

mykoma schrieb:
Hochspezialisierte Abteilungen wie Neurochirurgie, Urologie, Stroke Units, Herzkatherlabore, usw. findet man nur in wenigen Kliniken gebündet, meist fehlt die eine oder andere, bei 300 Betten kann man einfach nicht alles anbieten, ist wie beim Tante Emma Laden, da bekommst du auch nicht die Auswahl wie im Supermarkt.
...bekommt man in einem großen Supermarkt auch wirklich die bessere Qualität als in einem kleinen Tante Emma Laden oder nur mehr Quantität ?
Wo bekomme ich besseres Fleisch, bei ALDI/LIDL/NETTO/Penny mit der größeren Auswahl oder beim Metzgermeister mit der geringeren Auswahl ?

Das wird bei uns auch gerade sehr heiß diskutiert, bietet ein Arzt wirklich die bessere Qualität nur weil er eine bestimmte OP/Behandlung öfter durchführt ?
Oder bietet ein Arzt der eine OP/Behandlung nicht so oft durchführt mehr Qualität weil er sich mehr Zeit nimmt und auf den Patienten intensiver eingeht ?
Wenn Krankenhäuser bei einer bestimmten OP/Behandlung eine hohe Stückzahl vorweisen können könnte das auch auf Massenabfertigung hindeuten.
Ich sehe es kritisch das Lauterbach den Krankenhäusern die OP's/Behandlungen wegnehmen will (bzw. wegnimmt) die sie nicht so oft durchführen.
Alleine schon wegen Oma die es nicht schafft ins nächste weit entfernte Krankenhaus zu fahren und wo Opa es nicht schafft die Oma zu besuchen.

Grüße Tomi
 
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Tomislav2007 schrieb:
...

...bekommt man in einem großen Supermarkt auch wirklich die bessere Qualität als in einem kleinen Tante Emma Laden oder nur mehr Quantität ?
... bietet ein Arzt wirklich die bessere Qualität nur weil er eine bestimmte OP/Behandlung öfter durchführt ?
Ich würde in beiden Punkten sagen ja: schaue dir mal Kliniken wie die Charitee in Berlin oder das UKE in Hamburg an, da bündeln sich Fachbereiche und es gibt Ärzte, die sich spezialisieren. Kann ein Musiker ein Stück besser spielen, wenn er dieses bestimmte Stück öfters übt/spielt? Das würde man bejahen, und auch beim Arzt würde ich sagen, dass ein Herzspezialist eben öfter am Herzen arbeiten sollte und nicht auch den Blinddarm macht. Und das gilt für jeden spezialisierten Chirurgen.

Und das dänische Beispiel (auch weiter oben genannt) zeigt, dass eine konzentrierte Kliniklandschaft mit weniger, dafür größeren Zentren Leben rettet. Es wurde mal eine Zahl genannt von Todesfällen (eine Quote) bei Notrufen oder so (den genauen Zusammenhang habe ich nicht mehr), da hatten wir eine doppelt so hohe Quote an Toten wie Dänemark.
 
Hallo

Fu Manchu schrieb:
schaue dir mal Kliniken wie die Charitee in Berlin oder das UKE in Hamburg an,
Das sind Vorzeigehäuser von denen wir was weiß ich ca. 5 Stück haben, soll jetzt ganz Deutschland nur noch zu denen fahren, wie soll das logistisch funktionieren ?
Das die Stückzahl entscheidet ob ein Krankenhaus eine OP/Behandlung durchführen darf könnte dazu führen das die Qualität sinkt um die Stückzahl zu erreichen.
Was ist wenn bei einem Patienten ein Notfall eintritt den kein Krankenhaus in der Nähe behandeln darf weil es nicht die Stückzahl vorweisen kann ? Sterben lassen ?
Sollen wir Metzgern verbieten Fleisch zu verkaufen weil sie nicht genug Stücke Fleisch verkaufen und nur ALDI/LIDL/NETTO/Penny erlauben Fleisch zu verkaufen ?

Grüße Tomi
 
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Tomislav2007 schrieb:
Das kommt noch dazu, bzw. für die meisten ist beides ein Problem.
Für mich war die Taktung das einzige Problem ... mit Drecksarbeit habe ich kein Problem.

Ich arbeite nicht in der Pflege, weil die Taktung mMn keine vernünftige Pflege zulässt.
Tomislav2007 schrieb:
Du hast verstanden wieso immer weniger Menschen darauf Lust haben diesen Beruf zu ergreifen.
Auf diesen Beruf hatten schon in den 1980ern nicht viele Lust ... wirkllich neu ist das nun nicht.
Umso bedenklicher, dass die Branche für ihre traditionellen Personalprobleme keine Lösungen findet.
 
Hallo

DerOlf schrieb:
Für mich war die Taktung das einzige Problem ...
Du bist nicht der Maßstab,...

DerOlf schrieb:
... mit Drecksarbeit habe ich kein Problem.
...sehr viele haben mit Drecksarbeit ein Problem, sehr viele wollen was mit Computern im beheizten/klimatisierten Latte Macchiato Büro machen.

DerOlf schrieb:
Auf diesen Beruf hatten schon in den 1980ern nicht viele Lust ... wirkllich neu ist das nun nicht.
Es werden immer weniger die Lust auf diesen Beruf haben, die Jugend ist Zurecht sei den 1980ern sehr viel anspruchsvoller geworden.
In den 80ern sagte Papa "Du wirst Handwerker wie Papa", heute sagt Papa "Wer bloß nicht Handwerker wie Papa, geh lieber studieren".

DerOlf schrieb:
Umso bedenklicher, dass die Branche für ihre traditionellen Personalprobleme keine Lösungen findet.
Es ist nicht so einfach wie du dir das vorstellst, vor allem lassen sich nicht alle (eher die wenigsten) beruflich bedingten Probleme in der Pflege lösen/abschaffen.
Die Taktung kann man nur mit mehr Personal senken, es gibt aber nicht mehr Personal mit dem man die Taktung senken könnte, das gute alte Henne/Ei Problem.
Es ist leicht in einem Forum raus zu posaunen, einfach mehr Personal einstellen und die Taktung senken, die Realität ist das der Markt nicht mehr Pfleger hergibt.
Es gibt kein geheimes Erdloch wo sich Zehntausende arbeitslose Pfleger verstecken die darauf warten das besser bezahlt wird und sie endlich anfangen können.

Aber wenn du ein Patentrezept hast dann immer her damit.

Grüße Tomi
 
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Es gibt keine Patentrezepte, die nicht eines dieser beiden "NoGoes" enthalten:
1. Die Dienstleistungen im Pflegebereich werden teurer ... dann kann auch mehr Personal beschäftigt werden, und die Arbeitsverdichtung muss nicht immer weiter zunehmen.
2. Weniger Geld für Gesellschafter, Aktionäre, Investoren und den Staat. Es könnte ähnliche Wirkungen haben, wenn mehr Geld ins Personal gesteckt wird ... vor allem in MEHR Personal (höhere Pflgeschlüssel ... nicht wie auf der Intensivstation, aber z.B 1:6 in den Tagschichten).
1:10 bedeutet 3 Menschen auf 30 Betten ... die Standardsituation in meinem Zivildienst in einem Alten-Pflegeheim ...
Das war 1996 und damals haben die Pflegekräfte schon mit den selben Dingen gehadert, wie heute (und die hatten noch Zivis zum schicken).

Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass das wirklich so sein muss, nur weil es eben "Pflege" ist.
Es muss eher so sein, weil es eben "Geschäft" ist und Gewinn abwerfen muss.
 
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Tomislav2007 schrieb:
bessere Qualität nur weil er eine bestimmte OP/Behandlung öfter durchführt ?
Oder bietet ein Arzt der eine OP/Behandlung nicht so oft durchführt mehr Qualität weil er sich mehr Zeit nimmt und auf den Patienten intensiver eingeht ?
Wenn von einer Operation nur ein halbes Dutzend im Jahr durchführst, fehlt selbst einem erfahrenen Arzt die Routine.

Und es geht dabei nicht nur um den einen, primären Operateur, sondern auch um den Rest der Abteilung.
Assistenzärzte lernen durch zusehen.
Wenn nur der Chefarzt Operation XY durchführt, diese 6x im Jahr, ist vielleicht einmal im Monat, hat du 4-6 Oberärzte von denen meist einer dabei ist und assistiert und einen weiteren Assistenten aus einem Pool von 10-12, der eine eher passive Rolle einnimmt und vielleicht einen Haken hält oder am Ende ein paar Nähte setzen darf, um den Eingriff zu lernen.
Rotieren die alle durch, ist ein Assistent einmal im Jahr mit dabei, davon bleibt nicht viel hängen.

Das Wissen und das Können muss an alle vermittelt werden, denn der Chefarzt betreut nicht alle Patienten, dazu hat er hat nicht die Zeit, es müssen also auch Oberärzte und Assistenzärzte steif weiter qualifiziert werden, nur wenn alle Beteiligten ein hohes Niveau haben, kann man für alle Patienten eine gute Behandlung gewährleisten und nicht nur für die paar glücklichen, die vom besten Arzt behandelt wurden.

Chirurgie leitet sich nicht umsonst von chiro ab, was sich mit "Hand" oder "mit der Hand machen" übersetzen lässt.
Gewissermaßen also ein Handwerk und gut wird man darin durch regelmäßiges üben/durchführen der Tätigkeit.

Hätten die Ärzte das Zeitkontingent, würden sich zumindest unsere Ärzte hier auf meiner Abteilung auch mehr Zeit für die Patienten nehmen.

Vielleicht ändert sich das in Zukunft, wenn mehr Roboter-assistierte Chirurgie stattfindet, allerdings müssen solche Geräte auch erstmal angeschafft werden und bei Kosten von mehreren Millionen pro Gerät (und fehlender Zahlungen vom Land) sind solche Investitionen schwer.
 
Tomislav2007 schrieb:
Hallo


Das sind Vorzeigehäuser von denen wir was weiß ich ca. 5 Stück haben, soll jetzt ganz Deutschland nur noch zu denen fahren, wie soll das logistisch funktionieren ?
...
Wer sagt, dass das die einzigen bleiben müssen. Bei einer Konsolidierung der Kliniken in Deutschland auf deutlich weniger wäre es logisch, dafür ähnlich große Zentren an mehreren Stellen zu errichten. Es müssen nicht die wenigen sein. ;)
Und diese großen Zentren werden dann von kleineren Zentren ergänzt. Aber die augenblickliche flächenmäßige Versorgung mit vielen Klein-Kliniken ist eben nicht von Vorteil. Dänemark macht es vor, man muss sich das nur mal im Detail anschauen.
 
Für Spezialoperationen mögen größere Kliniken Sinn machen aber dann kommt es drauf an wie viel Vorlaufzeit gibt es da, wie ist es mit Notfall Chirurgie usw. usf. Nicht das wir dann eine Engstelle haben weil nur 2 Krankhäuser in ganz Deutschland dafür in Frage kommen, Geschweige denn davon das Anreise und Aufenthalt dann auch eine ganz andere Nummer ist.

Kleine Kliniken haben für normale Klinikfälle wie z.B. Geburten auf jedenfall eine Daseinsberechtigung. Wegen einer Entbindung gibt es Fälle das 25-30min oder noch mehr Anfahrt einfach zu viel sein können.
Was ich bei mir in der Region mitbekommen habe geht es meistens bei Klinikschließung genau darum.

Hab tatsächlich eine im Freundeskreis die erst kürzlich einen Notfall hatte und die Anfahrt zur richtigen Klinik wäre zu weit gewesen, der Arzt hatte gesagt sofort die nächstgelegene Klinik aufzusuchen um eine Frühgeburt zu verhindern.
Jetzt nimmt sie päventiv Medikumante um eine mögliche Geburt noch um wenigstens 1 Woche hinauszuzügern - weil dann ist das Kind von allen Organen und Sinnen bereit ist. Diese Maßnahme ist übrigens keine Kassenleistung.
Das heißt die Kasse zahlt lieber für den Notfall einer Frühgeburt und dass das Kind länger extensiv betreut werden muss anstatt 30€ für Medikamente aufzuwenden um eher eine ausgereiftes Kind zu haben was nur einer normalen Betreuung braucht. Schwer nachzuvollziehen wenn man durch Präventation wohl eindeutig manch höhere Kosten reduzieren könnte...
 
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