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Das statistische Bundesamt hat aktuelle Zahlen zum vergangenen Ausbildungsjahr in der dualen Ausbildung veröffentlicht:

https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2024/08/PD24_328_212.html#:~:text=Einen besonders hohen Zuwachs gab,Auszubildenden mit ausländischer Staatsangehörigkeit abgeschlossen.

Ein paar Zahlen/Fakten auszugsweise:
  • Mit 480. 000 Verträgen leichter Zuwachs aber immer noch 8% weniger als z.B. 2013
  • Eine Veränderung gab es bei der Geschlechterverteilung: 2023 wurden 36 % der neuen Ausbildungsverträge von Frauen und 64 % von Männern abgeschlossen. 2013 entfielen hingegen noch 40 % der Neuverträge auf Frauen und 60 % auf Männer.
  • Auszubildende in Vollzeit erhielten 2023 im ersten Ausbildungsjahr eine mittlere Ausbildungsvergütung von monatlich 935 Euro brutto
  • Beliebteste Berufe: Kauffrau/-mann für Büromanagement (22 600), Kraftfahrzeugmechatroniker/-in (22 500), Kauffrau/-mann im Einzelhandel (21 100), Verkäufer/-in (19 900) und Fachinformatiker/-in (18 800).
  • 1 216 600 Personen waren insgesamt in einer dualen Ausbildung
  • Großer Zuwachs von Verträgen mit Ausländern von 9% auf knapp 60.000 = 13 % aller Neuverträge. Die größten Zuwächse gab es bei Personen mit vietnamesischer (+1 900*), marokkanischer (+1 000) und ukrainischer (+980) Staatsangehörigkeit. Insgesamt aber die meisten Verträge mit Syrern.
(*) Meiner Vermutung nach wohl im Pflegebereich. Vielleicht können die Kollegen mit Fachkenntnissen hier da was zu sagen.
 
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Ich sehe zwei gravierende Probleme. Unser teilweise desolates Bildungssystem und die eher schlechte Perspektive auf Langzeitbeschäftigung nach einer Ausbildung. Und da habe ich noch nicht mal von den Löhnen gesprochen. Menschen wollen ihr Leben planen (können). Das ist der wahre Grund des Fachkräftemangels in unserer Gesellschaft. So sehe ich das zumindest. :D
 
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Discovery_1 schrieb:
die ehe schlechte Perspektive auf Langzeitbeschäftigung nach einer Ausbildung
Warum ist der Ausblick denn schlecht bei derzeit fast 1,5 Mio nicht besetzter, offen gemeldeter Arbeitsstellen und nur ~250000 Auszubilden/Jahr? Eigentlich meine ich gelesen zu haben, dass wir derzeit einen Arbeitnehmermarkt haben weil Arbeitnehmer fehlen (Fachkräftemangel und so...)?
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Discovery_1 schrieb:
teilweise desolates Bildungssystem
Auch hier, warum ist das neuerdings im desolaten Zustand? Ich meine an der handwerklichen dualen Ausbildung wurde die letzte Zeit nichts geändert und die wird im Ausland hoch geschätzt? Auch unsere ausgebildeten Wissenschaftler haben, soweit ich weiß, einen ausgezeichnetetn Ruf im Ausland. Und die Produkte unserer Ingenieure sind auch Weltweit gefragt...
 
Ich nehme mal meinen Neffen als Beispiel. Gelernter Einzelhandelskaufmann (ich glaube, das nennt sich so) und er hat sich nach der Ausbildungszeit von einem befristeten Vertrag zum nächsten hangeln (müssen). Darauf hatte er irgendwann keine Lust mehr. Jetzt arbeitet er als ungelernter Wachmann, immerhin jetzt in einer unbefristeten Vollzeitstelle, in einem großen Kaufhaus. Natürlich noch schlechter bezahlt als vorher als Einzelhandelskaufmann, aber er kann jetzt zumindest sein Leben einigermaßen planen. Übrigens ist dieser Vertrag auch nur unbefristet, da diese Sicherheits-Firma Schwierigkeiten hat, überhaupt noch verlässliches Personal zu bekommen. Demnächst soll mein Neffe noch richtig ausgebildet werden, dann wird er auch mehr Lohn erhalten und als Sahnehäubchen wird das Unternehmen auch noch seinen Führerschein bezahlen.
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Samurai76 schrieb:
Auch hier, warum ist das neuerdings im desolaten Zustand?
Ich meine hier nicht die Berufsschulen, sondern die Vorbildung von der Grundschule bis...? ;)
 
@Discovery_1
Also um unser duales Berufsausbildungssystem hat uns eigentlich "die ganze Welt beneidet."
So schlecht ist das definitiv nicht!
Was sich halt dramatisch verändert hat ist die schulische Vorbildung.
"Früher" sind alle mit Hauptschulabschluss entweder im Handwerk oder beim Friseur oder hinter der Verkaufstheke gelandet in der Ausbildung. Die Realschüler gerne in kaufmännischen Ausbildungen und die Gymnasiasten eben auf der Uni.
Heute hat sich das alles komplett verschoben. Dafür haben die Handwerker aber heute ein Ansehen, das sie früher nie hatten.
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Discovery_1 schrieb:
nd er hat sich nach der Ausbildungszeit von einem befristeten Vertrag zum nächsten hangeln (müssen)
Frage: Aber grundsätzlich hatte er immer einen Job...?
 
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Discovery_1 schrieb:
Ich nehme mal meinen Neffen als Beispiel. Gelernter Einzelhandelskaufmann ...
Ist das nicht die Umschreibung für Verkäufer an der Kasse oder hinterm Tresen?
Sei mir nicht böse, aber das würde ich nicht als erstes Beispiel voranschieben, um mangelnde Perspektive aufzuzeigen. Ladenketten haben zur Zeit einen sehr schlechten Stand, die Pleitewelle von Bekleidungsketten, der Onlinehandel und das Sterben der Innenstädte sind für Einzelhandelskaufleute Gift - die sind wirklich nicht gut dran.
Aber das ist leider auch ein schlechtes Beispiel, für die meisten Berufe gilt, dass die Perspektive gut ist.
 
@mo schrieb:
Dafür haben die Handwerker aber heute ein Ansehen, das sie früher nie hatten.
Ja, weil es inzwischen sehr schwierig ist einen zu bekommen, wenn man ihn braucht. :D
 
Fu Manchu schrieb:
sind für Einzelhandelskaufleute Gift - die sind wirklich nicht gut dran.
Wirklich alle Supermarktketten suchen händeringend Leute, vor allem Einzelhandelskaufleute, zumindest in meiner Gegend (Großraum Frankfurt). An jedem Aldi, Reww, Lidl, penny und Co siehst du Plakate, mit entsprechenden Gesuchen. Auch solche, wo es um die Ausbildung dieses Berufs geht.
Stepstone und Co sind ebenfalls voll mit Gesuchen mit diesem Beruf.


Gefühlte Wahrheiten und so...
 
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Erkekjetter schrieb:
Gefühlte Wahrheiten und so...
Oder auch lokale Unterschiede.

Aber auch hier im Großraum Köln Bonn sucht vom kleinen Tante Emma Laden bis hin zum Großhandel händeringend Personal.
 
Fu Manchu schrieb:
Ist das nicht die Umschreibung für Verkäufer an der Kasse oder hinterm Tresen?
Verkäufer ist eine eigene zweijährige Berufsausbildung.

Kaufleute für Einzelhandel (3 Jahre) schmeißen in der Regel den kompletten Laden bzw. machen alles. Das geht über Kasse und Tresen hinaus, beispielsweise Planung und Einkauf. Nicht selten kann man so auch Filialleiter werden.
 
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Erkekjetter schrieb:
An jedem Aldi, Reww, Lidl, penny und Co siehst du Plakate, mit entsprechenden Gesuchen.
Die Plakate hänge da ... ja ... aber wenn man sich erkundigt, wie die Konditionen so sind, dann bekommt man oft zu hören, dass es um Teilzeit geht ... meist um die 60 Vertragsstunden. Damit man davon in DE leben kann, muss man schon Stundenlöhne über €15,- bekommen oder eben 20-30 Überstunden fest einplanen ... dann geht das auch mit €12,50 die Stunde.

Ich würde auch in einen Supermarkt wechseln ... aber ich brauche (je nach Stundenlohn) mindestens 80 Vertragsstunden. Der Grund ist einfach ... ich möchte planen können, und nicht jeden Monat hoffen, dass ich die für meine Planung notwendigen Überstunden auch zusammen kriege.

Da bleibe ich lieber zum Mindestlohn an einer Tankstelle, wo ich wenigstens meine 100 Vertragsstunden habe und mit dem Lohn tatsächlich planen kann, weil er jeden Monat auch ohne Überstunden einem bestimmten (ausreichenden) Betrag entspricht. Momentan mache ich Überstunden für "mehr Geld" ... und nicht einfach für "genug Geld".
 
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DerOlf schrieb:
Die Plakate hänge da ... ja ... aber wenn man sich erkundigt, wie die Konditionen so sind, dann bekommt man oft zu hören, dass es um Teilzeit geht
In meiner Gegend explizit nicht.
 
Wegen der Krankenhäuser:

Es kommt darauf an, was die leisten sollen:
Geht es darum 24/7 für nicht-deutsch-sprechende da zu sein, um kleinere Wunden zu versorgen? Da würde kleine Krankenhäuser reichen.

Geht es darum schwierige Therapien durchzuführen, beispielsweise Organtransplantationen, sind größere Krankenhäuser vorzuziehen, weil hier das gleiche wie überall gilt: Übung macht den Meister.
So ist ein Arzt, der pro Woche 1-2 Transplantationen durchführt einfach besser geübt, als einer, der das 2-3 mal pro Jahr macht.

Dazu gibt es auch haufenweise Datenmaterial, das das bestätigt.

Die Kunst bleibt es aber auch zeitkritische Dinge, bei denen Krankenhäuser nicht zu weit weg sein dürfen und die Qualität, für die größer=besser gilt unter einen Hut zu bringen. Und hier gibt es keine eindeutig bessere Lösung.
 
Discovery_1 schrieb:
Ja, weil es inzwischen sehr schwierig ist einen zu bekommen,.......
Na ja, heute kommen sie mit Verspätung, dafür sind sie seinerzeit immer früh gegangen. Nach dem Bierchen in der Mittagspause war das aber auch schwer.....!
Gleicht sich also fast aus! :cool_alt:
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Skaiy schrieb:
Kaufleute für Einzelhandel (3 Jahre) schmeißen in der Regel den kompletten Laden bzw. machen alles. Das geht über Kasse und Tresen hinaus, beispielsweise Planung und Einkauf. Nicht selten kann man so auch Filialleiter werden.
Die traditionellen Berufe wie Metzger oder Bäcker sind ja mittlerweile auch sehr verkaufsorientiert in der Ausbildung und gehen da quasi noch einen Schritt weiter. Also Produktion, Präsentation/Verkauf und Administration.
Will halt nur auch keiner mehr machen. Das eine ist bääh, das andere unselige Arbeitszeiten.
 
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Erkekjetter schrieb:
In meiner Gegend explizit nicht.
Hast du selbst Gespräche geführt?
Natürlich weiß ich nicht, ob das in Frankfurt genauso ist.
In Bielefeld habe ich Gespräche geführt ... mehr als 60 Vertragsstunden wollten weder Rewe, noch Aldi, Netto oder Lidl ... bei Edeka habe ich noch nicht nachgefragt.
 
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Discovery_1 schrieb:
Ich meine hier nicht die Berufsschulen, sondern die Vorbildung von der Grundschule bis...? ;)
Neben der maroden Infrastruktur in den Schulen ist es auch kein Wunder, wenn das Fundament des Schulsystem immer noch aus der Preußenzeit stammt...
Skandinvische Länder sind da sowas von voraus. Es wird dort einfach auch (viel) mehr in Bildung invenstiert und das nicht nur für Universitäten und Co.

Macht auch mehr Spaß dann in die Schule zu gehen, mit anderen und besseren Konzepten.
 
Erkekjetter schrieb:
händeringend Leute, vor allem Einzelhandelskaufleute
Ja, aber eben meist zeitlich befristet. Wie es bei meinem Neffen der Fall war. Aber s kann natürlich sein, dass es wirklich regionale Unterschiede gibt.
 
IMG_0920.jpg


Hier mal zufällig aus meinen Baumarkt, südlich Hamburg aufgenommen (heute vormittag), alles außer Teamleiter zeitlich befristet und so kenne ich solche Anzeigen eigentlich nur.
 
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Hallo

Fu Manchu schrieb:
alles außer Teamleiter zeitlich befristet und so kenne ich solche Anzeigen eigentlich nur.
Das ist im Einzelhandel üblich, vor allem bei Discountern und Supermärkten, der Filialleiter hat Vollzeit und der Rest hat zum größten Teil nur Teilzeitverträge.
Das hat 3 Ursachen:
1. Diese Jobs werden meistens von Frauen gemacht die oft nur Teilzeit machen wollen um Ihre Kinder zu versorgen (Schule abholen, Mittagessen kochen, etc.)
2. Wenn eine Teilzeitkraft wegen Krankheit ausfällt ist der Ausfall von den Kolleginnen leichter zu stemmen als wenn eine Vollzeitkraft wegen Krankheit ausfällt.
3. Wegen den Personalkosten, 2-3 Minijoberinnen/Teilzeitkräfte sind deutlich günstiger und flexibler einsetzbar als eine Vollzeitkraft.
Ich habe im ZDF eine Doku dazu gesehen (Ich habe vergessen wie die hieß) und dort wurden diese drei Punkte bestätigt.

Grüße Tomi
 
Tomislav2007 schrieb:
2. Wenn eine Teilzeitkraft wegen Krankheit ausfällt ist der Ausfall von den Kolleginnen leichter zu stemmen als wenn eine Vollzeitkraft wegen Krankheit ausfällt.
Was verbreitet das ZDF denn da für einen Quatsch?

Wenn eine Teilzeitkraft wegen Krankheit ausfällt, dann ist die schwer zu schließende Lücke lediglich etwas kleiner. Teilzeit heißt ja nicht automatisch, dass jemand den restlichen tag Zeit hat.

Bei uns an der Tankstelle vergeht eigentlich keine Woche, ohne dass krampfhaft nach jemandem gesucht wird, der einspringen kann .... und bei uns arbeiten nur Teilzeitler und Minijobber.
Leichter wird es dadurch nur sehr bedingt.
Und der Grund ist auch ganz einfach: Personal MUSS auf Kante genäht werden ... und wo es gerade so reicht, WENN alle fit sind, da reicht es dann eben nicht mehr, wenn einer ausfällt.
Es ist relativ unerheblich, ob der, der ausfällt/einspringt nach Vertrag nun 15, 20, 30 oder 40 Wochenstunden macht. In jedem Fall bringt das eine auf Kante genähte Schichtplanung schwer durcheinander.
 
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