Ganzir, die Sache verhält sich relativ einfach und das zu begreifen ist nicht wirklich schwer. Ich gehe also davon aus, dass du das wirklich nicht verstehst (aber sehr wohl verstehen willst) und uns nicht nur trollen willst. Also: Was wir damit meinen, dass die Bedürfnisbefriedigung erst Nebenprodukt ist, ist folgendes:
Es ist schon richtig, dass ein Unternehmen seine Produkte nur dann verkaufen kann, wenn sie auch einen Gebrauchswert für die potentiellen Käufer haben, also tatsächliche Bedürfnisse befriedigen. Man könnte jetzt also sagen, so wie du es tust, dass Profit und Bedürfnisbefriedigung doch eigentlich auf einer Ebene stehen und gleichberechtigt sind. Aber: Nicht zu voreilig, denn: Der ganze Witz an der kapitalistischen Produktion ist ja, dass lediglich diejenigen Akteure ihre Bedürfnisse befriedigen können, die für die entsprechenden Waren auch zahlen können. Daraus läßt sich ohne Probleme ableiten, dass es den Unternehmen dann scheinbar doch gar nicht um Profite genauso sehr geht wie um Bedürfnisbefriedigung, sondern dass die Bedürfnisse
erst gestillt werden, wenn die andere Sache, nämlich die Profitmacherei der Unternehmen, aufgeht. Damit ist die Reihenfolge schon klar.
Nur wenn die Seite des Profits aufgeht, dann gehen auch die Bedürfnisse derjenigen, die es sich leisten konnten, auf.
Deswegen läßt sich sagen, dass im Kapitalismus Profitmacherei und Bedürfnisbefriedigung aneinander gekoppelt sind, das schon, aber dass die Profitmacherei
oberstes Prinzip ist. Wäre die Bedürfnisbefriedigung oberstes Prinzip, dann wäre Profitmacherei gar nicht mehr möglich, denn nicht alle Menschen sind finanziell in der lage die Produkte ihrer Bedürfnisbefriedigung auf 'legalem' Wege zu erwerben und insofern würden die Unternehmen keine Profite mehr machen können, wenn sie einfach die Produkte an die geben, die sich halt melden und sagen dass sie danach Bedarf haben. Und nach genau dieser Seite hat unsere Rede von Bedürfnisbefriedigung als Nebenprodukt ihren Sinn.
Du kannst das Ganze noch so sehr drehen und wenden wie du willst. Fakt ist, dass das so stimmt, wie ich es beschreibe. Das bestätigt die Realität des durchschnittlichen Alltags in kapitalistischen Wirtschaftsordnungen am laufenden Band. Das Motto: "Ware erst gegen Geld" zeigt an, worauf es dem Unternehmer zuerst ankommt (und daran ist
im Kapitalismus nichts verkehrt): Das Geld. Ob einer Bedarf nach dem Produkt hat oder nicht, kann ihm erstmal egal sein. Er hat erst dann Interesse den Bedarf zu befriedigen, wenn sein Interesse, das des Profits, gestillt wird. Der Mensch mit seinem Bedürfnis bleibt im Kapitalismus solange von dem Produkt ausgeschlossen wie er nicht dafür in der Lage ist zu bezahlen. Und das sagt eigentlich nichts anderes aus als: Die Zwecke des Unternehmens müssen
zuerst aufgehen. Die Zwecke des bedürftigen Menschen erst
danach. Und manche bleiben halt ständig bedürftig weil sie den Zwecken des Unternehmens nicht nachkommen können.