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Frontplayer schrieb:Der Grund warum wir in solch einer "Ellenbogen-Gesellschaft" leben ist, da jeder Mensch von seinen Mitmenschen Geld erwirtschaften (ich nenne es berauben) muss, um die Zinsen, die die Banken fordern zurückzuzahlen.
Wir zahlen IMMER Zinsen. Und zwar auf alles.
Ich kann nicht alle Züge dieses perversen Zinssystem hier erläutern.
Und man kann völlig ohne moralische Implikationen, also auf rein wirtschaftswissenschaftliche und mathematische Weise, feststellen: Wir müssen für unseren Zins und Zinseszinsbedingten Wachstumswahn eine dritte Welt erschaffen müssen, die wir als westliche Welt ausbeuten können. Ansonsten könnten wir unser auf künstliche Weise notwendig gemachte Wachstum nicht generieren.
EDIT: ich glaube es wurde hier schonmal erwähnt aber das wiederhole ich gerne: Es ist wichtig sich nicht auf bestimmte Personen oder Personengruppen bei der "Schuldfrage" zu versteifen. Es ist ein systemisches Problem, dass im übrigen schon seit hunderten von Jahren bekannt ist. Und ich muss sagen, dass ich guter Dinge bin. Die Menschen erkennen zum ersten Mal in der Geschichte, dass dies kein nationales, religiöses oder Hautfarbenproblem ist.
Da geht so einiges durcheinander in deinem Post.
Nur ein paar kurze Anmerkungen:
1) Der Grund warum Menschen Geld erwirtschaften müssen ist nicht weil sie irgendwas an Banken zurückzahlen müssen, sondern weil Geld das staatlich gesicherte und durchgesetzte offizielle Zahlungsmittel ist und die Menschen als Privateigentümer schauen müssen wo sie mit ihrem Privateigentum an Arbeitskraft oder Produktionsmitteln bleiben. Sie konkurrieren um die besten Gelegenheiten an dieses Zahlungsmittel ranzukommen. Nicht mehr, nicht weniger. Kredit und Zins sind 'lediglich' systemische Weiterentwicklungen dieses basalen Mechanismus aber ganz sicher nicht Grund von irgendwas. Grund sind eher bestimmte Rechts- und Eigentumsverhältnisse aus denen erst das, was du mehr schlecht als recht beschreibst, hervorgeht.
2) Es ist ja löblich, dass du aufmerksam machst, dass nicht bestimmte Personen oder Personengruppen mit der Schuldfrage behelligt werden müssen. Das ist auch vollkommen korrekt. Allerdings fällst du dann selber etwas hinter solchen Forderungen zurück, wenn du lediglich vom "perversen Zinssystem" sprichst. Du pickst dir aus dem systemischen Zusammenhang, den du ja selber betonst, nur ein Zahnrad heraus und machst daran alles schlechte fest. Das ist relativ analog dazu als würde man eben das tun, wovor du warnst, nämlich bestimmte Personen/Personengruppen zur Hexenjagd freigeben.
Es gibt in diesem Thread so einige gute Beiträge in denen genau solche Fragen wie du sie aufwirfst gewälzt werden. Ich kann dir empfehlen ein wenig hier rumzublättern.
Randbemerkung: Die Kritik am Zinssystem und Bankenwesen als Grund allen Übels ist einfach verkürzte Kapitalismuskritik und hat zudem seinen Ursprung im Antisemitismus und antisemitischen Verschwörungstheorien, wonach 'die Juden' die Banken besitzen oder zumindest immer 'im Hintergrund' arbeiten und die 'gesunde' Wirtschaft lediglich mit ihrem Wucherzins kaputtmachen würden...
Edit:
Dein letzter Beitrag bestätigt mich in meiner Befürchtung.
Du bist ziemlich krass verschwörungs- und manipulationstheoretisch unterwegs. Ich halte das für eine sehr schlechte Systemkritik.
Sätze wie "Alle unsere Medien sind unfrei." oder "Es sind schlichtweg Ablenkungsmanöver, damit der Deutsche wieder mal als letzter bemerkt was los ist und am Ende" gehen einfach gar nicht. Was genau ist denn unfrei und was wäre dann frei?
Die Rede von Zornbürgertum erachte ich als ziemlich voluntaristisch und aktionistisch. So nach dem Motto: "Hauptsache was tun, egal erstmal was, solange ich son komisches Grundgefühl habe, dass das schon richtig ist." - Finde ich schlicht gefährlich.
Und von der Partei DIE LINKE mag man halten was man will; ich selbst bin auch kein Fan von denen, aber dass sie keine reine Geld und Zinskritik machen liegt nicht daran weil sie was nicht verstanden haben, sondern liegt daran, dass sie, wenn überhaupt, keine dermaßen verkürzte Kapitalismuskritik machen wollen. Sie wissen dass Geld und Zins selbst systemische Zahnräder sind. Es reicht nicht hin Geld oder Zins abzuschaffen, denn beides ist verankert in viel weitergreifenden und komplexeren Systemstrukturen. Nochmal: Wenn du wirklich grundlegende Veränderungen willst, also das Bürgertum überwinden willst, dann reicht es nicht hin an den Schrauben rumzudrehen. Du musst schon an solche Sachen ran wie zb: Die Form der parlamentarischen Demokratie, die herrschenden Rechtsverhältnisse usw.
Geld und Zins sind nicht Grundpfeiler einer Gesellschaftsordnung. Das sind ganz andere Sachen.
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