Weltanschauungen im Allgemeinen, Systemkritik, Diskussionen rund um den Kapitalismus

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Ganzir schrieb:
der Homo Oeconomicus ist ein rein theoritisches Konstrukt, er ist nicht mit der Hand greifbar und die postulate, die sich aus diser Annahme ergeben sind daher wohl kaum von empirischem Material abgeleitet oder?

äh ja, damit gibst du mir aber doch recht (?)
der homo oeconomicus ist eben nur ein theoretisches kontstrukt. ich kritisiere dieses ja gerade.
man soll ja, bzw das beansprucht zb marx, wenn man kapitalismus erklären will, auf einer nicht-empirischen begriffsebene (eben wertformen, die sind nämlich nicht greifbar, aber 'existieren' in sozialen verhältnissen) operieren, die aber eben schon immer am empirischen material maß nimmt. und nicht, wie die neoklassik (und in teilen auch der keynesianismus) kapitalismus erklären/analysieren wollen ausgehend von einem theoretischen konstrukt das eine handlungsform unterstellt, die es so noch nicht einmal irgendwann gegeben hat. wenns denn diese art des naturaltausches, wie er bei denen unterstellt wird, wenigstens auch mal real gegeben hätte..aber hats schlicht nicht; fraglich ob dann überhaupt das beispiel mehr taugen würde, denn dann wärs nachwievor nicht kapitalismus, sondern eben was anderes.
der ausgangspunkt von deren beispielen ist doch dass da zwei sich treffen, die zufälliger weise genau das dabei haben was der andere will und komischerweise auch noch in genau der proportion dabeihaben. das ist absurd. da gibts kein geld, da gibts keine wertformen, da gibts keine vergesellschaftung, da gibts keine strukturellen gesetze, die sie überhaupt erst in den stand setzen dass sie tauschen müssen (tausch ist nicht selbstverständlich, sondern man kann ja auch genausogut annehmen, dass einer was hat, was der eine braucht und der gibts ihm schlicht und damit fertig) usw usf. in meinen augen ein einziger hokus pokus. und die glauben dieses zeugs auch noch, das sie da von sich geben.
die kapitalistischen gesetze und strukturlogiken, die ausgehen von der waren- und geldform, sind schon vor den individuen da, die in das marktgeschehen treten. ihr zustandekommen ist nicht so dass es das an irgendeinem tag im 13. jahrhundert nicht gab und einen tag später wars schwupps da. das sind historische prozesse von gesellschaftlichen kämpfen, machtpolitiken, eroberungskriegen usw usw. unsereiner und was weiß ich wieviele generationen vor uns finden diese gesetze aber einfach vor. wir suchen sie uns nicht aus.
ich bleche beim bäcker kein geld hin weil ich das so will und es toll finde, sondern weil das der modus der vergesellschaftung des tauschaktes im kapitalismus ist in dem ich nun mal lebe.
von meinen handlungen aus dann abstrakt und in eine imaginäre handlungsform übersetzt auf kapitalismus aber schließen wollen, wie die neoklassik, zäumt das pferd von genau der falschen seite aus auf.

zu deiner äußerung über den staat: es gibt keine stunde null. das ist selbst ein mythos. dem ist vorher ein komplexer gesellschaftlicher prozess vorgelagert, wo sich machtkonstellationen erst gebildet haben, die überhaupt was 'ausrufen' konnten, bestimmte menschenmengen für sich gewinnen konnten usw usf. das ist viel komplizierter und indirekter als mal eben aus nem fenster war rauschschreien und ne republik ins leben rufen.
das wäre so als wenn man behaupten würde, dass der holocaust die stunde null gewesen sei (das behaupten wirklich welche - um sich damit nicht weiter auseinandersetzen zu müssen) und es keinerlei anzeichen im vorfeld gab, dass sowas potentiell möglich ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe nie behauptet, dass die Menschen, die einen Staat gründen, keine Prägung oder sonst was erfahren hätten, der Zeitpunkt zu dem ein Staat anfängt zu exisiteren, ist jedoch bestimmbar und damit kein Mythos (z.B. - wann das Grundgesetz in Kraft getreten ist). Das dieses nicht einfach jemand aus einem Fenster herausgerufen hat ist mir schon klar und das nehme ich auch nicht an.

Anderes Bespiel die Gründung der USA ... vorher war da kein Staat und die Siedler waren angehörige des Staates England (größtenteils). Dann haben sie sich von diesem losgesagt (Unabhänigkeitskrieg) und haben sich dann überlegt, wie sie nun leben möchten und haben sich gegen die Monarchie (für die Demokratie) und für die Marktwirtschaft (gegen die Planwirtschaft) entschieden (um es verkürzt dazulegen).

Sie hätten sich aber auch für die Planwirtschaft entscheiden können usw. und mit "sie" meine ich nicht blos diejenigen, die händisch an der Verfassung mitgearbeitet haben sondern auch, dass diese Verfassung ratifiziert wurde und die Menschen hiervon überzeugt werden mussten. Denn das Konzept Bundesstaat anstelle eines Staatenbundes, einer Republik auf so großem Gebiet, stieß nicht auf allgemein Zustimmung. Daher wurden auch die Federalist Artikel verfasst. Mit Stunde Null meine ich nicht blos, dass jemand eine Republik ausruft. Das ist evtl. der letzte Akt, der bei einer Staatsgründung passiert.

Ich denke du stellst die Wirtschaftswissenschaften etwas verkürzt da.

th3o schrieb:
da zwei sich treffen, die zufälliger weise genau das dabei haben was der andere will und komischerweise auch noch in genau der proportion dabeihaben

Das jemand was hat, was der andere möchte mag sein, wenn die Proportion nicht stimmen, wird eben nicht getauscht, ich denke schon, dass dieser Fall berücksichtigt wird. Hat jemand was dabei, was der andere nicht möchte, wird ebenfalls nicht getauscht. Gibt jemand einem anderen etwas, blos weil dieser es benötigt (ohne dafür etwas zu verlangen), ist das wohl nicht der Gegenstand einer Theorie, welche sich mit dem Tauschen beschäftigt, außer dass die Aussage möglich wäre "hier findet kein Tausch statt".

th3o schrieb:
der homo oeconomicus ist eben nur ein theoretisches kontstrukt.

Da habe ich dich wohl Missverstanden... ich hatte diesen Satz:

th3o schrieb:
Theorie, die nicht-empirische Strukturgesetze (also nicht mit der Hand greifbare) von empirischem Material begrifflich ableitet.

so verstanden, dass nichts aus der Empirie abgeleitet und dann weiter verarbeitet werden soll.

Du meinst also, sie sollte sich schon mit Dingen Beschäftigen, die existieren, aber nicht (ohne weiteres) zu beobachten sind?
 
zu deiner letzten frage: ich weiß nicht, was andere tun sollten.
ich weiß lediglich was sie tun und warum ich das für ungut halte. alles andere ist nicht mein bier. :)
wie gesagt: die neoklassik die an den universitäten vorherrschend ist ist es schon aus einem ganz bestimmten zweck. dass die neoklassik eine ziemlich gute analyse des kapitalimus bietet ist aber ganz sicher nicht der grund weswegen die vorherrschend sind. wenn es das wäre, worauf es wirklich ankäme, dann würden die leute nicht mal in klatschblättern veröffentlichen können. sie ist (über weite teile) schlicht und ergreifend die beste apologie des kapitalismus und genau deswegen auch dann in den anstalten, die die humanressourcen für eben diesen kapitalismus produzieren, vorherrschend.
 
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SheepShaver schrieb:
Ich will das jetzige System nicht verteidigen, ich sehe aber keine Alternative, die auch wirklich realisierbar wäre. Jegliche Diskussion ist also rein theoretischer Natur. ;)

Doch, es gibt eine Alternative und es ist realisierbar.
Viele der Vorstellungen der Linken sind machbar, (manche gehen wirklich nicht).

Nur diejenigen die an der Macht sitzen wollen das einfach nicht.

hier mal ein kurzer Ausschnitt von Verbesserungen, die machbar wären:

-deutliche Anhebung der ALG-II Bezüge, die jetzigen sind laut BVG verfassungwidrig
-Abschaffung von ALG-II Sanktionen, diese sind ebenfalls verfassungswidrig.
-Abschaffung der Arztpraxisgebühren
-Eindämmung von Zeitarbeit
-Niedriglohnsektor einschränken, statt ausweiten!
-Börsentransaktionssteuer in Deutschland einführen (jährliche Mehreinnahmen von 100 Milliarden Euro im Bundeshaushalt)
-Verbot von Studiengebühren, flächendeckend
-Mindestlohn in allen Branchen
-Bundeswehr zieht sich aus Afghanistan sofort zurück
-Diplom/Magister in Hochschulen optional zu Master/Bachelor wieder einführen
(freie Wahl der Studenten, Diplom/Magister oder Master/Bachelor)
-Anhebung des Bafög-Satzes und Bezugsdauer-Verlängerung auf 9 Semester, wie früher üblich!
-Keine Rückzahlung des Bafög mehr!
 
Zuletzt bearbeitet:
th3o schrieb:
schlicht und ergreifend die beste apologie des kapitalismus und genau deswegen auch dann in den anstalten, die die humanressourcen für eben diesen kapitalismus produzieren, vorherrschend

Ich glaube nicht, dass hier irgendwas apologetisch sein soll. Du sagst Profs, die was anderes erzählten wären ruck zuck ihren Job-Quit?

Warum kannst du dann an fast jeder Uni Seminare zu Marx etc. pp. besuchen? Natürlich nicht in der Wirtschaftswissenschaft, aber in anderen Disziplinen. Das es andere Sichtweisen gibt, wird also nicht verheimlicht oder?

@exoplanet:

Den meisten deiner Punkte könnte ich mich sogar anschließen, obwohl ich mich nicht für links halte, jedoch wäre das alles keine Änderung des Systems an sich.

Änderung des Systems an sich hieße z.B:

- Es gibt kein Geld mehr
- Es wird nach Bedarf produziert (und nicht nach Nachfrage, da sich diese im aktuellen System nur durch Geld artikuliert)
- Produktion überhaupt erfolgt nur um Bedürfnisse zu decken, nicht um Gewinne zu erzielen (geht ohne Geld ja auch irgendwie schlecht usw.)

Ich denke eher, dass SheepShaver solche Änderungen meinte.
 
Warum kannst du dann an fast jeder Uni Seminare zu Marx etc. pp. besuchen? Natürlich nicht in der Wirtschaftswissenschaft, aber in anderen Disziplinen. Das es andere Sichtweisen gibt, wird also nicht verheimlicht oder?

Die vorherrschende Lehre an den Unis, den Instituten, der Wirtschaft und Politik ist die Neo - Liberale.

Eine auf Wirtschaftswachstum ausgelegte Ideologie, die Reichtum nur über Wachstum, Effizienz, Fortschritt und Kosten Ersparnisse generieren kann. Eine auf Konkurrenz aufgebaute Maschinerie.

Da ist es zwar schön, dass man in irgendeiner Studienrichtung, in irgendeinem Seminar, sich mit Alternativen oder besser, einer Kritischen Auseinandersetzung mit dieser Ideologie beschäftigen kann; allerdings ist es ein verschwindend kleiner Teil, der an den herrschenden Verhältnissen nix ändert.
 
Zuletzt bearbeitet:
Warum kannst du dann an fast jeder Uni Seminare zu Marx etc. pp. besuchen?

Schön wärs. Es gibt an den Unis de facto im Grunde keinerlei Seminare zu Marx. Und wenns vereinzelt (da musst du mit der Lupe in der deutschen universitären Landschaft danach suchen) was zu Marx gibt, dann immer mit dem Gestus des Klassikers, des Einordnens in Ideengeschichte. In dem Sinne "Da gabs mal so einen Typen, ist aber schon lang her und überholt."
Ne ne, wenn man heute was zu Marx machen will, dann ist man auf außeruniversitäre Veranstaltungen angewiesen (Lesekreise, von bestimmten Stiftungen organsierte Kolloquien, marginalisierte Verlage usw.)
Aber das wäre jetzt ein anderes Thema...
 
nur kurz zum video oben,

die Anfangs beschriebenen Misstände kann man so teilen.

Dann kommt der Herr zum Grund für die Missstände: Das Zinssystem.

Mit der Begründung: Wenn Menschen durch Zinsen Geld verdienen, also, ohne zu arbeiten, dann müssen auf der anderen Seite Menschen arbeiten ohne entlohnt zu werden; hier liegt dann der Grund für die ungleiche Reichtumsverteilung.

Das ist so nicht richtig, mindestens teilweise falsch:

In den letzten Jahren (Jahrzehnten) wurde in der Tat viel Geld auf Finanzmärkten durch Zinsen verdient; dahinter muss aber nicht immer eine unentgeltliche Arbeit stehen, im Gegenteil, dahinter (hinter den Zinsen, den Kapitalprodukten und Immobilienfonds) stand oft bildlich gar nix.
Das war die sogenannte Immobilienblase; da wurden Zinsen für schrott Produkte bezahlt; es war also nicht so, dass jemand anderes unentgeltlich für diese Zinsen gearbeitet hat.
MAn hat einfach undurchsichtige Finanzprodukte geschnürt, verkauft und verzinst.

Im Kapitalismus gibt es aber auch für diese Dinge eine Lösung: "Reset" oder "Schuldenschnitt", an den Missständen ändert das natürlich nix, im Gegenteil.
 
DugDanger schrieb:
allerdings ist es ein verschwindend kleiner Teil, der an den herrschenden Verhältnissen nix ändert.

Das ist auch nicht die Aufgabe der Universitäten.

th3o schrieb:
Ne ne, wenn man heute was zu Marx machen will, dann ist man auf außeruniversitäre Veranstaltungen angewiesen

Wenn du die Veranstaltungen aller deutschen Universitäten kennst und auch genau weißt was dort gemacht wird ... dann weißt du wohl mehr als ich.
 
ich habe, sagen wir mal, einen ziemlich guten überblick speziell darüber.
es kann kein zweifel darüber bestehen, dass marx an den universitäten entweder nur mit der kneifzange angefaßt wird oder gleich eine persona non grata ist.

die universitäten bestimmen aber darüber an wen sie so ihre lehrstühle vergeben...
und je nach zusammenstellung der kommission ist dann auch klar speziell für wirtschafts- und geisteswissenschaftliche bereiche was für wissenschaftler auf die vakanten stellen bestellt werden. und in den meisten fällen sind es nun mal keine linken kommissionen. (zumal die universitäten mittlerweile noch stärker durch die politik überwacht werden als früher, gar neuerdings reine politiker in den kommissionen mitsitzen und über inneruniversitäre angelegenheiten mitentscheiden und mitentscheiden wie die gelder fließen)...
aber ich will diesen bereich gar nicht erst anschneiden; der giftgrüne schleim der dann rauskommen würde wäre für alle kein hübscher anblick.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist auch nicht die Aufgabe der Universitäten.

Dir, als heißer Verfechter der Konkurrenzgesellschaft, kann es natürlich nur Recht sein, dass es scheinbar die Aufgabe von GAR niemand sein kann und soll, dass dieses System ordentlich kritisch hinterfragt wird.
 
ich habe, sagen wir mal, einen ziemlich guten überblick speziell darüber.
es kann kein zweifel darüber bestehen, dass marx an den universitäten entweder nur mit der kneifzange angefaßt wird oder gleich eine persona non grata ist.

Was ein Behauptung ist, die stimmen aber auch falsch sein kann.

aber ich will diesen bereich gar nicht erst anschneiden; der giftgrüne schleim der dann rauskommen würde wäre für alle kein hübscher anblick.

Dein Urteil scheint aber in dieser hinsicht festzustehen.

Dir, als heißer Verfechter der Konkurrenzgesellschaft, kann es natürlich nur Recht sein, dass es scheinbar die Aufgabe von GAR niemand sein kann und soll, dass dieses System ordentlich kritisch hinterfragt wird.

Und? Ändert das was an der obigen Aussage? Und was ordentlich ist bestimmt wer? Du?

Wie immer dem auch sei, es kann doch jeder hinterfragen was er will, nur ist es deswegen immer noch keine Aufgabe der Universitäten und daher ist es auch Unsinn ihnen das anzulasten. Du kannst gerne das Auto dafür kritisieren, kein Schlauchboot zu sein, nur erscheint mir das doch recht unsinnig zu sein.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
@ganzir
ich weiß immer nie wo du mit diesen aussagen hinwillst, dass irgendwas ja nur eine behauptung sei. also dieses billige "kann sein, muss aber nicht." ja, richtig, kann sein, muss nicht. aber was bedeutet das genau? da in diesem fall ich wohl mehr ahnung habe, könntest du mir da ruhig vertrauen, dass ich dir nichts falsches unterbreite. dieser spruch von dir scheint mir immer eine art last resort zu sein. darauf ziehst du dich immer wieder zurück wenn du einerseits zwar keine lust hast darüber zu reden und andererseits dennoch deinen diskussionspartner diskreditieren willst bzw immer anzeigen willst, dass du halt auch was dazu sagen kannst. fragwürdige technik.
ich bin seit über 10 jahren im geisteswissenschaftlichen universitären umfeld unterwegs und habe einen durchaus guten überblick und weiß was dort so die diskurse sind, weiß welche themenbereiche vorherrschend sind und welche marginalisiert sind und weiß auch welche denker hauptsächlich dort rangenommen werden.
und ja, mein urteil steht fest, weil ich weiß wie kommissionen in dieser hinsicht arbeiten. ich kenne die prozesse hinter den vergaben von lehrstühlen und die politischen dimensionen, die dort reinspielen. mehr als die versicherung dass es sich so verhält kann ich dir hier nicht anbieten.
das hier ist ein diskussionsforum und kein statistiken-austausch-forum, wo man zuerst mit zig statistiken um sich wirft um einen läppischen punkt klarzumachen, den dir jeder halbwegs in diesem bereich kundige (auch wenn er kein linker ist) problemlos zugeben könnte.

edit: manchmal weiß ich gar nicht, ob es dir in diesen diskussionen wirklich um inhaltliches geht oder um formales, also nur darum wie jemand sein argument vorträgt und ob sich das mit deiner popperianischen weltsicht verträgt.
es geht also nicht darum nachzuweisen, dass von 100 universitäten 97 kein marx anbieten und weil es dann 3 tun indem im text, der ein seminar zusammenfaßt, "marx" als begriff dasteht, du dann triumphieren kannst und mir stolz vorhalten kannst, dass marx ja wohl doch an den universitäten gemacht wird, sondern hier geht es vielmehr um eine vorherrschende tendenz - und, wie gesagt, die ist klar erkennbar. dass es hier und da noch alte hasen gibt, die in den 70ern als die universitäre landschaft etwas anders ausschaute, auf lehrstühle berufen wurden, jetzt in den letzten zügen sind und mehr und mehr aussterben, ja, das gibts noch sehr vereinzelt. aber eben: vereinzelt. daraus dann aber zu schließen, siehe da, marx wird ja doch gemacht, ist ein hohn. etwas gilt als "wird gemacht", wenn es eine herrschende lehre ist und nicht wenns marginalisierte erscheinungen sind.
 
Zuletzt bearbeitet:
Und? Ändert das was an der obigen Aussage? Und was ordentlich ist bestimmt wer? Du?

Ich kann zumindest beurteilen, ob man die kapitalistische Gesellschaft erklärt oder verklärt.

Ordentlich bedeutet also, dass man sich erst mal über den Gegenstand der Kritik bewusst wird.

Ich denken (oder hoffe), dass du dich diesbezüglich im Vergleich zu deinen ersten Posts weiterentwickelt hast. Stichwort: Konkurrenzgesellschaft.

Desweiteren gibt es eben solche und solche Kritik.

Eine Kritik, wie sie die Linke übt ist für mich "nicht" ordentlich, da sie um es verkürzt su sagen, nur auf die Akteure schimpft: Die Reichen, Die Manager, Die Finanzhaie, Die Bänker usw...usw...

Ob man Marx nun verstanden hat oder nicht, man muss schon sagen, dass seine Kritik von ganz anderer Qualität ist. Er beschreibt nämlich die Hintergründe und Mechanismen wieso wir uns so und so Verhalten, innerhalb einer kapitalistischen Wirtschaftsordnung.

Das ist für mich "ordentliche" Kritik, und sie kommt, obwohl sie 100 mal wervoller ist als das "linke Gejammer" viel zu kurz.


nur ist es deswegen immer noch keine Aufgabe der Universitäten und daher ist es auch Unsinn ihnen das anzulasten. Du kannst gerne das Auto dafür kritisieren, kein Schlauchboot zu sein, nur erscheint mir das doch recht unsinnig zu sein.

Das kommt wohl darauf an, was man von Universitäten so erwarten kann und will.

Wenn man Systemtreue Akteure will, dann machen sie in der Tat einen guten Job.
 
Ja th3o,

wenn du dort unterwegs bist, dann biete doch mal ein Seminar zu Marx an, in dem du ihn nicht als Klassiker darstellst und schau mal wie viele Studenten dahin kommen. Es sind nicht so viele wie in den späten 60ern und frühen 70ern. Vieleicht wird auch deswegen nicht mehr so viel dazu angeboten?

th3o schrieb:
etwas gilt als "wird gemacht", wenn es eine herrschende lehre ist und nicht wenns marginalisierte erscheinungen sind.

Ein tolle Position, die genau so ist wie ein "es kann aber auch anders sein". Warum?

th3o schrieb:
da in diesem fall ich wohl mehr ahnung habe, könntest du mir da ruhig vertrauen, dass ich dir nichts falsches unterbreite

Wenn ich das tue, muss also auch:

th3o schrieb:
etwas gilt als "wird gemacht", wenn es eine herrschende lehre ist und nicht wenns marginalisierte erscheinungen sind.

richtig sein.

=> th3o hat recht. Q.E.D.

I beg to differ!

Dug,

ich habe auch nie behauptet, dass die Linke eine bessere Position vertritt als Marx oder?

Das seine Kritik anders ist mag sein, nur teile ich eben die Schlussfolgerungen aus dieser Kritik nicht.

DugDanger schrieb:
Das kommt wohl darauf an, was man von Universitäten so erwarten kann und will.

Wenn man Systemtreue Akteure will, dann machen sie in der Tat einen guten Job.

Schon witzig, in diesem Thread wurde schon gefühlte 100 mal gesagt, dass es kein Wunder ist, dass Menschen im Kapitalismus kapitalistisch verhalten. Wenn dem so ist und er die einzige Haupt-Determinante dieses Systems ist (was ich ebenfalls nicht glaube), dann muss es uns aber nicht wundern dass sich auch Universitäten als Subsysteme des Kapitalimus, bzw. die in Ihnen tätigen Akteure als Menschen in einem Subsystem des Kapitalimus ebenfalls kapitalistisch verhalten. Aber erwarten kannst du natürlich was immer du möchtest.
 
ehrlich gesagt verstehe ich nicht so recht was du mit dieser form der diskussion bezweckst.
die sache verhält sich simpel. ich rekapituliere nochmal den hauptpunkt: ich bin in diesen bereichen seit jahren aktiv und habe einen guten überblick über das bundesdeutsche geschehen in den sozial- und geisteswissenschaften. ich habe dir aus meinen kenntnissen heraus mitgeteilt, dass marx an den universitäten marginalisiert ist und dass das u.a. auch ein machtpolitisches resultat ist. was kann man daran jetzt genau nicht verstehen/akzeptieren? kannst du das vielleicht prägnant benennen? an was genau nimmst du jetzt anstoß, bzw was stört dich an dieser aussage?
 
Zuletzt bearbeitet:
Aber erwarten kannst du natürlich was immer du möchtest.

Ich würde von intelligenten Menschen in der Tat etwas mehr intelligente Kritik erwarten.

Das Alles was dieses System produziert (Politik,Wirtschaft,Bildung) dem Erhalt dieses Systems dienlich ist hast richtig erkannt. Das ganze findet in einer Konkurrenzgesellschaft statt, auch das hast du erkannt.

Damit bin ich eigentlich schon zufrieden.
 
Ja Systeme erhalten sich selbst, das ist natürlich die Erkenntnis schlecht hin.

Ich würde von intelligenten Menschen (unter der Voraussetzung, dass sich Intelligenz eindeutig bestimmen ließe), erwarten, dass dann Kritik üben, wenn sie diese für Angebracht halten. Evtl. ist das bei vielen einfach nicht der Fall.

th3o schrieb:
dass marx an den universitäten marginalisiert ist

..., ist die Ansicht von th3o, da er Marx für unglaublich wichtig erachtet (zumindest meine ich, dies diesem Thread entnehmen zu können). Andere Menschen tun das evtl. nicht, weswegen ihm der Platz eingeräumt wird, der ihm eingeräumt wird.

Was ist denn passiert? Hast du eine Habil geschrieben in der du der Berufungskommission dargelegt hast, dass es doch nur alles systemtreue Sklaven sind, welche, wenn das unterrichtet würde, worauf es kommt, nichtmal mehr in Klatschblättern veröffentlichen könnten (deine Wortwahl s.o.) und bist jetzt verbittert darüber, dass sie diese Wahrnicht nicht erkannt und dich folgerichtig zum Über-Dekan für Kritische Theorie berufen haben? ;)

So wie du die universitäre Landschaft angreifst, hat es fast den Anschein.
 
@Ganzir
Dein Gestus, jegliche Diskussionsinhalte radikal zu entpolitisieren und auf bloße Meinungen und Relativitäten zu reduzieren, die deiner Ansicht nach einfach nur eine subjektive Schrulle deiner Diskussionspartner sind, halte ich für eine gelinde gesagt problematische Art, sich einem Gegenstand diskursiv zu nähern. Dass damit praktischerweise auch gleich die Delegitimierung und Diffamierung der Diskussionspartner vorbereitet wird, sei nur am Rande erwähnt.

Das beste Beispiel dafür liefert dein letzter Beitrag. Meine Aussage, dass die Marginalisierung Marxens an deutschen Universitäten u.a. auch ein Resultat machtpolitischer Entwicklung ist, die mit Wichtigkeit/Unwichtigkeit oder Falschheit/Richtigkeit von Marx' Theorie nicht viel zu tun hat, ist dir völlig egal. In deiner Welt, in der das, was der Fall ist, schon seine Richtigkeit haben wird, passt sowas allem Anschein nach nicht rein.

Die Frage also, was passiert ist, müsste ich eigentlich zurückgeben, denn man muss sich schon wundern, mit welchem Grad an Naivität jemand gesellschafts- und bildungspolitische Entwicklungen auf völlig wertfreie, natürliche Entwicklungen runterbrechen kann.
 
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