Was macht Microsoft falsch? Bzw. was macht Hardware und Software von Apple so attraktiv? Denn ich glaube das ist der Grund warum Windows 8 das geworden ist was es ist.
Microsoft sieht auf kurz oder lang den Consumer- und womöglich Business-Markt wegbrechen, falls man wie bisher versucht die Kunden alleine mit Word, Powerpoint und ein paar Spielen zu "knebeln". Apple schafft es (meiner Meinung nach) auf erstaunliche Weise auf allen Plattformen eine gewisse "Vertrautheit" zu vermitteln, den Nutzern genau so viel Freiraum zu lassen wie angebracht und dort zu regulieren wo es Sinn macht, ihre Dienste/Software sinnvoll miteinander zu verknüpfen und Entwicklern, Künstlern und Kunden zugleich ein recht attraktives Angebot zu bieten.
Das fängt schon beim Erscheinungsbild der Soft- und Hardware an. Apple erlaubt sich dort zwar in letzter Zeit einige Schwächen (Stichwort: Skeuomorphismus) liefert aber insgesamt das wohl konsistenteste Aussehen - sowohl innerhalb einer Plattform, als auch plattformübergreifend. Was macht Microsoft bzw. was haben sie über die Jahre so alles in ihr Vorzeigeprodukt Nr. 1 geworfen? Eine klare Designlinie war schon lange nicht mehr zu erkennen und auch mit Windows 8 - das ja mit vielen alten Zöpfen abschneiden wollte/sollte - hat es sich eher noch zum schlechteren gewandelt:
Die Bilder stammen nur von Microsoft Software die mit Windows 8 Professional ausgeliefert wurde inkl. Office 2013 und Visual Studio 2012 - Metro sogar noch außen vor gelassen.
Mal sind Icons im Pseudo-3D-Stil mit Farbverlauf, mal 2D-Monochrom, mal mit Schatten, mal ohne, mal möglichst detailliert, mal minimalistisch, das gleiche gilt für den Fensterinhalt und Rahmen. Die gesamte Oberfläche wirkt unruhig und die laienhafte Platzierung von Bedienelementen und Textfeldern tut ihr übriges.
Inkonsequent geht es auch in funktionaler Hinsicht weiter. Zum Beispiel hat man File History endlich eine (scheinbar) ähnlich intuitive und praktische Backup-Lösung im Gepäck wie Apple mit Time Machine (die man zudem mit dem neuen Storage Spaces noch sinnvoll kombinieren könnte), entscheidet sich dann aber aus welchen Gründen auch immer, kein systemweites Backup zu ermöglichen, sondern nur Bibliotheken zu berücksichtigen. Die Daten sind (sofern ein Nutzer von den Backupmöglichkeiten erfährt) im Extremfall nun mittlerweile 4-fach "redundant" vorhanden (File-History, Storage-Spaces, Windows Backup, Shadow-Copy). Ganz sicher weiß meine Mutter wann welche Methode die richtige/effizienteste ist, um an die gewünschten Daten zu kommen...
Wie schon jemand vorher in diesem Thread anmerkte, wirft auch die Umsetzung des erweiterten Multi-Monitor-Supports Fragen auf. Die Chance, Desktop-Anwendungen mit in den zentralen Anwendungsstore miteinzubeziehen, wurde auch nicht genutzt. Die Update-Problematik wird somit auch in Zukunft ein Thema unter Windows bleiben. Weitere Beispiele gibt es zur Genüge.
Es fehlt eine klare Linie, Durchsetzungsvermögen und das konsequente Abschneiden von alten Zöpfen damit die Windows Plattform auch in Zukunft konkurrenzfähig bleibt. Man hätte z.B. mit einem Schlag die attraktivste aller Plattformen haben können:
- Den Desktop aufräumen, sinnvoll erweitern (z.B. Session-Management, besseres Fenster-Management,zentraler Softwarekatalog)
- Eine (deaktivierbare) automatische Umschaltung integrieren, dass wenn das Gerät über einen Touchbildschirm verfügt die GUI entsprechend skaliert bzw. in einen Touch-/Metro-Modus wechselt, wenn das Gerät in eine Docking-Station kommt bzw. eine Maus angeschlossen wird, wird zurück in den Desktop Modus gewechselt
- Ein einheitliches Erscheinungsbild mit Sorgfalt einführen
- Unterschiedliche Geräte mit unterschiedlichem Formfaktor in die Bedienung integrieren (z.B. ein Tablet, das in der Docking-Station neben der Workstation steht kann als zweiter Bildschirm verwendet werden und z.B. permanent den Startbildschirm inkl. Live-Tiles anzeigen lassen. Ein Klick auf ein Icon startet die entsprechende Anwendung an der Workstation...
P.S. Ich bin allen Plattformen gegenüber sehr kritisch eingestellt. Ich nenne kein Apple-Produkt mein eigen (den oben genannten positiven Aspekten kann ich genauso viele negative abgewinnen), ich setzt privat die unterschiedlichsten Betriebssysteme ein (Arch Linux, Slackware, Debian, Windows 7, Windows 8, Windows Phone 7, Android, FreeBSD, OpenBSD) und bin mit allen (bezogen auf ihren Einsatzzweck) mehr oder weniger zufrieden. An die Wand werfen wollte ich sie aber schon alle mal ^^