@Schackeline:
Ich hol mal ein bisschen aus ..,. also ab in Deckung
Es war einmal ... Platon. Und der definierte "Wissen" als "begründete Meinung"
Mir ist bisher eigentlich keine bessere Definition untergekommen (eigentich peinlich - das Ding ist fast 2500 Jahre alt).
In der Wissenschaft geht es um nichts weiter, als Begründungen für Beobachtungen ... Person A beobachtet Vorgang B und fragt sich, warum er genau so verlaufen ist, wie er ihn beobachtet hat.
Eventuell wiederholt sich die beobachtung, und aus "oh, der Apfel fällt nach unter", "oh, der Eimer auch", und "der Stein flegt weiter und eine etwas andere Kurve, wenn ich ihn mit mehr Kraft werfe" wird nach und nach ein durchaus in Teilen sehr dogmatisches System wie unsere heutige Physik, mit "Hilfswissenschaften" (mit dem Begriff muss man SEHR vorsichtig sein) wie z.B. Mathematik und speziellen Experten, die aus alten Geschichten Erklärungen für das Unerklärliche herleiten (Metaphysiker, Theologen, Philosophen).
Die Wissenschaft tut also nichts anderes, als "Meinungen" in "Wissen" zu verwandeln, indem sie Begründungen für die Meinungen Formuliert und diese ständig an neuen Beobachtungen prüft.
Wenn die Prüfung nicht gelingt, dann ist an der Meinung etwas nicht ganz korrekt (daran scheitert die Begründung) .... und manchmal lassen genau diese falsifizierenden Beobachtungen eine ganze Weile auf sich warten.
Wenn dann etwas anhand von Beobachtungen widerlegt wurde, dann ist es nicht mehr wirklich "Wissen" (bzw. muss dieses Wissen in dem Fall modifiziert werden ... meist durch eine einschränkende Aussage) ... der Prozess in dem das passiert ist aber noch immer Wissenschaft.
Der Glaube eines Pytagoras, dass alle Welt Zahl sei und daher eine Beschreibung der Welt mit Verhältnissen abschließend möglich sei, ist durch den Beweis der Irrationalität der Quadratwurzel aus 2 widerlegt.
Aber dadurch ist Pytagoras Glaube nicht "unwissenschaftlich" sondern nur inkorrekt ... denn Wissenschaft ist nicht das Wissen, sondern der Prozess, in welchem dieses Wissen weiterentwickelt und verfeinert wird.
Ebenso wird eine Aussage nicht unwissenschaftlich, weil der Aussagende aufgrund mangelnder technologisher Möglichkeiten eben die falsifizierenden beobachtungen nicht tätigen konnte ... oder aufgrund der anerkannten Theorien nie auf die Idee gekommen ist, genauer hinzusehen (vielleicht ist Pytagoras genau darüber gestolpert, denn der Legende nach ist es einem seiner Schüler aufgefallen).
Der spätere "Irrglaube" ist genauso Teil von Wissenschaft, wie seine Widerlegung ... es sind nur verschiedene Stadien des selben Prozesses.
Deswegen habe ich Miranda1 kritisiert ... Wahrheitswerte kann ich nur einer Aussage zuweisen - meist singuläre Ereignisse ... nie aber einem Prozess, denn der ist weder "wahr" noch "falsch", sondern einfach nur "im Gange".
Wissenschaft ist kein Zustand, sondern ein Prozess ... aber bis auf diesen Prozesscharakter gilt es doch starke Parallelen zwischen Wissenschaft und Religion (bitte nicht mit Glaube oder Spritualität verwechseln) - beides sind gesellschaftliche Institutionen, die einen Zweck erfüllen, der nicht zwingend "Wahrheit" umfassen muss und beide führen mitunter dazu, dass "Ketzer" aus den entsprechenden Gemeinschaften ausgeschlossen werden.