Ok, ich versuche das als letzten OT-Beitrag zu verfassen.
Forum-Fraggle schrieb:
Fange ich mal rückwärts an:
1.) wird mir bei so einem undifferenzierten und politische weichgespülten Kommentar schlecht. Warum? Weil es schwarz-weiß Malerei ist und wenn man aus dem Leben gelernt hat, dann gibt es nur Grautöne unterschiedlicher Dunkelheit.
Ich seh das nicht schwarz-weiß (zumindest fühle ich das nicht so). Ich habe aber Partei für das Verbot genommen, weil ich es für sinnvoll erachte, dass mit Ausnahmen die NS-Symbolik im öffentlichen Raum nichts mehr zu suchen hat. Das Verbot in Videospielen erachte auch ich für 'zu scharf' bzw nicht sinnvoll. Da sollte das Verbot mehr an die heutige Zeit angepasst werden.
Das finde ich persönlich differenzierter als zu sagen "Uns werden die Naziverbrechen angekreidet, jetzt und noch für 1000 Jahre!" und das wars.
Wo das 'politisch weichgespült' ist, weiß ich auch nicht. Nur weil ich generell für eine gesellschaftlich-liberale Grundordnung bin, heißt das nicht, dass ich nicht manche Verbotsregelung für sinnvoll erachten kann...
2.) Aha, und wer entscheidet nun? Ich bin nicht gegen Naziorganisationen, sondern gegen Organisationen, die anderen die Freiheit absprechen. Das beinhaltet Nazis, aber auch andere. Kommunisten waren kein Deut besser (vgl Gulags und Genozidartige Verbrechen bereits vor dem 2. Wk, über die keiner spricht.) Die DDR war auch nicht gerade gut, auch wenn es keinen Völkermord gab, aber die Menschen waren nicht frei.
Symbole verbieten? Auf gar keinen Fall. Symbole sind Zeichen und Zeichen sind weder gut noch schlecht. Sie sind wie die 0 in der Mathematik. Das Problem sind die Menschen und Gedanken, die was aus Zeichen machen. Und deswegen bin ich nicht für ein Verbot von Zeichen, sondern von der Art wie sie genutzt werden. Wir beide würden damit auch zu einem Verbot auf Nazidemos kommen, aber mit dem Unterschied, daß Du generell verbietest und ich es kontextabhängig gestalten möchte. Generell verboten darfst Du es nicht mal als Anti-Nazi Symbol verwenden.
Ich bin da auf deiner Seite, auch mit den Kommunisten. Auch die Kriegsverbrechen der Sowjetunion hätten konsequent verfolgt werden müssen. Ein großes Problem dürfte hierbei sein, dass das System dort nicht kurz nach den Verbrechen unterging, sondern bis in die 90er-Jahre fortbestand. Das macht Ermittlung und Verfolgung schwer, aber auch die Tatsache, dass man nicht einfach hätte in die SU wandern können, um Kriegsverbrecher festzunehmen.
Schon bei den NS-Verbrechen war das nachverfolgen manchmal kniffelig, besonders wenn man die Täter schwer ermitteln konnte (bspw. Waffen-SS Akten wurden fast vollständig vor Kriegsende vernichtet). Hier im Beispiel ging es jetzt gerade nur um NS-Symbolik. Symbole verbieten halte ich nicht immer für sinnvoll, aber verstehe sehr gut, warum das bei den NS-Symbolen getan wurde. Anders gesehen, ein Gesetz, das die Ausnahmen sinnvoll definiert, wirkt nicht mehr wie ein allgemeines Verbot, sondern kontextabhängig (das ist es schon heute!). Die Keule, dass man so tut, als hätte es die Symbole und damit auch die Vergangenheit nie gegeben, will hier, glaube ich, keiner.
Die Anti-NS-Symbol-Problematik ist wirklich blöd, weil auch hier zu scharf geschossen wird. Bisher wurden, soweit ich weiß, meist die Urteile dagegen wieder eingesackt. Das sollte man aber gesetzlich klarstellen, dass Anti-Symbole nicht die NS-Organisationen verherrlichen.
3.) Und in genau in jener anderen Welt wurde doch erst kürzlich wieder die Nazikeule mit Geldforderungen geschwunden, nämlich in Griechenland. Genau in jeder Welt wurden dort deutsche Flaggen verbrannt und Deutschland mit dem 3. Reich verglichen. Bevor Du vorwirfst man sollte nicht nur in der Videospielewelt leben, würde ich eben die reale Welt genauer betrachten. Übrigens, die Stimmen für Zahlungen an Griechenland werden immer lauter in Deutschland. Mit anderen Worten, trotz Abgleich nach dem 2. Wk, trotz Schäden der Italiener, die in Griechenland versucht wurden und die nicht aufgefordert werden, wird nach 70 Jahren gefordert und unsere Staatsgeldbörse springt direkt auf. Also ja, es wird uns angehangen. Und damit kann ich nur sagen:
Ein klein wenig Sensibilität fürs Thema und Betrachtung im allgemeinen Kontext wäre schon nicht schlecht.
Allerdings meine ich es anders als Du. Denn für mich ist ein Mensch ein Mensch, egal woher er stammt. Er ist nicht besser oder schlechter als ein anderer. Das beinhaltet auch, daß er nicht schlechter ist, wenn er ein Deutscher ist.
Die politische Radikalisierung in Griechenland hat für mich recht wenig mit der Sache an sich zu tun. Natürlich, ich bestreite nicht, dass das dort passiert (ob jetzt in dem Umfang, wie BILD und co weismachen wollen, bezweifle ich...). Im Kontext der letzten Jahre wundert es mich aber auch nicht mehr. 'Wir' gelten als Hauptverursacher des Zutodesparens in Griechenland, daher die Radikalisierung (aber auch wieder nicht von allen, bitte nicht die Griechen in einen Topf werfen) und folgend auch der Versuch deren Regierung,
irgendwie und irgendwo Geld aufzutreiben. Dafür kann man auch Themen auspacken, die eigentlich schon längst weg waren.
Allgemein fühle ich mich aber nicht so, als ob man mir die NS-Zeit anhängt. Daran ändern auch die Eurokrise und ihre bisherigen Folgen für mich nichts. Das könnte ich jetzt noch deutlich ausarbeiten, aber ich glaube, das sprengt das Forum hier total. Halten wir fest, dass wir das etwas anders wahrnehmen.
Ich bin übrigens dafür, dass nicht mehr Reparationen an den griechischen Staat gezahlt werden. Ich wäre aber nicht abgeneigt, wenn man sich konkrete Hilfsmaßnahmen für noch heute
durch Deutschland Geschädigte überlegt. Die BRD ist eben Rechtsnachfolger des DR.
Auch Italien musste schon zahlen, ist aber heute auch ziemlich wackelig. Ich bezweifle kaum, dass dasselbe von Italien gefordert würde, wenn Italien Deutschlands Rolle in der EU und Eurozone übernommen würde und eine solide finanzielle Position hätte. Die EU-Problematik halte ich für wesentlich komplexer als eine Reduktion auf Groll wegen der Nazizeit.
Für mich ist übrigens auch kein Mensch wegen seiner Herkunft schlechter. (Ich weiß auch nicht, wo ich das angedeutet hätte?) Ich bin selbst Deutsch.
Deswegen bin ich nicht verantwortlich dafür, was andere getan haben, vor allem vor 70 Jahren. Es heißt aber nicht, dass ich möchte, dass sich Deutschland komplett davon distanziert.
So, das war jetzt noch ein langer Beitrag und ich denke mal, dass ich das Feld jetzt endgültig dem Thema überlasse.
Grüße und schönes Wochenende,
Lanek