Ich bin selbst Vegetarier .... seit mittlerweile über 20 Jahren. Allerdings esse auch ich von Zeit zu zeit mal Fleisch ... z.B. wenn ich die letzten Wochen über mehrmals vor Dönerbuden angehalten habe, und dachte "boah, riecht das lecker".
Wenn ich dann Fleisch gegessen habe, dann ist erstmal wieder Ruhe.
Es ist zwar nur Spekulation, aber ich denke, dass ich wohl gelernt habe, dass mein Körper das von Zeit zu Zeit mal "braucht".
Ich achte auf meine Bedürfnisse und WÜnsche ... und nach jeder Fleischmahlzeit ist der Gedanke bei Döner eher "och, nee ... das muss nicht".
Allerdings sehe ich auch Vegetar- und Veganismus mittlerweile als problematisch ... denn es ist ein Trend, den mittlerweile auch die Nahrungsmittelindustrie für sich entdeckt hat (genau wie Bio und Fa(i)rTrade).
Heute werden Wälder nicht mehr für große Rinderherden abgeholzt, sondern für "Bio-, Veggy, und "Superfood". Und das zeug wird genau wie andere Produkte ebenfalls doppelt und dreifach verpackt (es soll ja frisch sein) und in Hochglanzprospekten beworben.
Als ich vegetarier wurde, gab es diese Sachen im Bioloaden, sie waren in bunte Pappe verpackt, oder wurden "lose" vertickt (Tuppadose mitbringen), und wenn es überhaupt mal "Verbraucherinformation" gab, dann stand sie auf buntem recykling-Papier.
Die Umstellung der Ernährung ist nur eine "Teil-Lösung" denn in der Masse wird auch Vegetarisch/Vegan zum Problem.
Sogar sozial führt das zu Spannungen, weil es eben nicht ganz wenige Vegetarier und Veganer gibt, die sich scheinbar auf einer "heiligen Mission" befinden, demnach niemanden in Ruhe sein Essen genießen lassen, und jedem der es höhren will (oder auch nicht ... ist denen oft tatsächlich egal), etwas von "nächster Evolutionsstufe" oder "Rettung der Welt/Menschheit" erzählen.
Selbst wenn ich ohne Fleisch sofort Kopfscmerzen bekäme, könnten die mir den Genuß am Essen allgemein verderben.
Derartige Nahrungsfascisten gibt es wohl in allen Lagern, das sind dann die, die in der WG auffallen, weil sie ihr Bio-Veggie-Zeugs ja "unmöglich im gleichen Kühlschrank lagern können, wie die Salami" (als wäre Fleisch eine ansteckende Krankheit), jedes Stück Geschirr als "vegan only" kennzeichnen usw ... als wir neulich einen neuen Mitbewohner für unsere WG gesucht haben, meinte einer, dass er sich nicht vorstellen könne, mit auch nur EINEM Carnivoren zusammezuleben.
Gleichzeitig muss man sich mal anschauen, was der Veggie-Trend der letzten Jahre so in die Supermarktregale gebracht hat ... zu fast 80% ist das Nahrung, die um den halben Globus geschippert werden muss (weil sowas in DE nunmal nicht wächst).
Für einen Teil der Globalisierung, die von einigen als wichtiger Problemaspekt gesehen wird, waren Vegan und Vegetarisch mitverantwortlich.
Was ist gewonnen, wenn in Argentinien die Wälder jetzt wegen etwas anderem, als der Massentierhaltung gerodet werden ... Vegan ist nicht automatisch "besser" ... aber es ist ernährungstechnisch effektiver (mit einem kleinen Kunstrgriff). Für ein Kg Fleisch, muss ein Tier im durchschnitt das 10fache an Pflanzenmaterial zu sich nehmen ... macht das Fleisch einen Menschen satt, dann kann das dafür eingesetzte Pflanzenmaterial 10 Menschen satt machen (gut, Fleisch hält länger vor, also sagen wir 5-7).
Von der Ernährungseffekivität ist das überlegen, aber im Bezug auf die Umwelt ist es nicht zwingend eine Lösung für unsere akuten Probleme ... mehr noch, da es in Europa zum Trend geworden ist, sind uns daraus neue (alte) Probleme erwachsen.
Ich habe mittlerweile nur noch mit einer Sorte Carnivoren ein Problem, und das ist die, die sich ein Leben ohne Fleisch (täglich mindestens dreimal) nicht vorstellen können, neben dem Fleisch maximal ein bisschen "Bremsbeilage" dulden ... sich aber nichtmal 10 Sekunden lang ansehen können, was in einem Schlachthof so abgeht.
Als Dämpfer für den Tierschützer und "animal-rights" Demonstranten:
Auch das Bio-Schwein wrd vor der Schlachtung selten älter als 7 Monate (das ist die Schallgrenze für die Bio-Plakette), und in dem Schlachthof, wo das Bio-Hähnchenschnitzel herkommt, werden täglich tausende Küken lebendig geschreddert und dann an DEIN Bio-Huhn verfüttert ... dafür darf das Bio-Huhn dann frei rumlaufen, weil der Kunde ja weiß, dass glückliche Mordopfer einfach besser schmecken
Sorry, wenn jetzt jemandem schlecht geworden ist.
Ein mMn besser geeigneter Ansatzpunkt ist die Werbe-Ästhetik (oder die Ästhetik allgemein).
Als ich so ungefähr 16 war (Carnivore mit 90kg Kampfgewicht). War "Hochglanz" Modemagazinen vorbehalten ... heute ist das nicht nur bei Katalogen der standard, sondern auch bei Flyern, Visitenkarten ... sogar die AntiFa macht mirttlerweile "Werbung nach allen Regeln der Kunst" ... also in Hochglanz auf stabilem Papier.
Da läuft mMn was falsch, wenn der visuelle Eindruck so wichtig ist, dass eventuelle Umweltinhalte tatsächlich überdeckt werden ... leider scheint genau das für den Erfolg von Vegan und Vegetarisch verantwortlich zu sein. Und dadurch verschiebt sich MEIN Fokus auf die Frage, auf welche Konsumreize reagert wird ... die Welt ist nicht "hochglanz", und ich glaube genau deswegen, wird auch nur mit hübschen jungen Menschen in sonnenüberfluteten Großappartements geworben ... wofür da geworben wird, ist egal, denn nur die Platzierung in DIESEM Setting macht das Produkt schon attraktiv ... da wird ein Laptop, eine Pizza oder Pullover dann plötzlich zum "Lifestyle-" oder "Wellnessprodukt".
Am besten sieht man diese Entwiocklung bei den Billigst-Discountern ... beim ersten dieser Sorte in DE (Aldi) standen zu beginn nur Pappkartons im Regal, aus denen offensichtlich billigst gefertigte Produkte hervorquollen.
Die Produkte sind eventuell sogar noch die gleichen, nur die Verpackung und die Präsentation hat sich an die Gewohnheiten der EDEKA-Kundschaft angepasst.
"jüngere" Discounter machen dass nicht anders ... etwas überzogen könnte man denken: "Es muss den Leuten egal sein, was da drin ist, hauptsache die Packung sieht schön aus".
Dieses "Diktat der Hochglanzästhetik" ist mir ein Greuel, denn das alles landet am ende (genau wie der simple Karton) in einer Müllverbrennungsanlage ... und setzt dabei all das wieder frei, was investiert wurde, damit es seinen Zweck (Kaufanreize schaffen) erfüllt.
Ich persönlich glaube, dass unsere Gesellschaft hier gerade dabei ist, gezielt den "falschen" Weg einzuschlagen (schon wieder).