Ich bin selbst Prime-Kunde. Über das P/L-Verhältnis kann man sich ja nun auch schlecht beschweren: "Kostenfreie" Expresslieferung, Filme/Serien und Musik gibt es auch noch dazu. Doch das geht eben nur, wenn man aus Bequemlichkeit die wahren Kosten außer Acht lässt.
Klar, wenn man bspw. mehrere sehr unterschiedliche Artikel bestellen möchte spart man sich natürlich eine Menge an Versandkosten, wenn man einfach bequem bei Amazon bestellt. Mache ich ja auch. Mittlerweile aber sehr viel weniger, weil ich dieses Geschäftsmodell und einen Menschenschänder wie Jeff Bezos nicht unterstützen möchte. Dieser Mann ist mittlerweile mit einigem Abstand der reichste Mensch auf diesem Planeten. Aber trotzdem wird noch mit allen noch so aggressiven Mitteln dagegen gekämpft, die Menschen, die die eigentliche Arbeit verrichten, so schlecht wie möglich zu bezahlen.
Das muss man sich einfach mal vor Augen führen, auf wessen Rücken sich Bezos sein obszönes Vermögen von 120 Milliarden US-Dollar aufgebaut hat: Die Paketabfertiger und Logistikdienstleister, aber auch die allermeisten kleineren Händler sind diejenigen, die unter diesen völlig widerlichen Geschäftspraktiken zu leiden haben.
Die Mitarbeiter vor Ort durch miserable Arbeitsbedingungen (in den USA gibt es nicht mal Urlaub), die Händler auf der Plattform durch horrende Gebühren und evtl. auch Übernahme der Produkte ins Amazon-Sortiment, falls diese sich gut verkaufen. Da kommt man als kleiner Händler eben nicht gegenan, wenn man bspw. ein Produkt unter eigenen Einkaufs- und Versandbedingungen vertreiben muss und Amazon mit seiner Marktmacht dann Produkte zu Schleuderpreisen ein- und verkauft und das dann auch noch ohne den Versand in Rechnung zu stellen. Amazon bezahlt ja bspw. an DHL pro Paket so eine geringe Pauschale, dass sich diese vernachlässigen lässt. Als "normaler" Onlinehändler wird man bei DHL aber eher zwischen 2,70 und 3,20 Euro netto pro Paket bezahlen. Amazon zahlt wahrscheinlich nur die Hälfte oder weniger. Dass Paketboten oft nicht anständig bezahlt werden sollte jedem klar sein. Und unter solchen Umständen werden deren Arbeitsbedingungen bestimmt nicht besser, sondern immer schlimmer.
Ich verstehe wie schon erwähnt durchaus, warum es verführerisch ist dort zu bestellen. Das werfe ich grundsätzlich natürlich niemandem vor. Was ich aber erschreckend finde, wievielen Leuten es scheinbar völlig egal ist, was für ein Unternehmen und Geschäftspraktiken sie damit unterstützen. In Europa, so gern wir ja über die EU auch schimpfen, wäre ein Unternehmen wie Amazon völlig zu Recht schon längst zerschlagen worden. Da es seine Markmacht unbestreitbar ausnutzt, um eine Quasi-Monopolstellung als Onlinehändler für alles zu erreichen.
Dass man das auch noch beklatscht und einfach total dufte findet, löst schon einen gewissen Brechreiz bei mir aus. Vor allem da man sich damit auch noch selbst ins Bein schießt: Viele Artikel gibt es anderswo günstiger. Je mehr man dieses Unternehmen mit seinem eigenen Geldbeutel unterstützt, desto schlimmer wird das Ganze. Die Arbeitsbedingungen, aber auch die Preise werden so immer häufiger von Amazon bestimmt. Das ist ganz einfach nicht im Interesse der Kunden, der Angestellten und der Gesellschaft im Allgemeinen. Denn Steuern zahlt zwar jeder kleine Händler, aber Amazon natürlich so gut wie gar nicht. Das kann einem einfach nicht gefallen.