Über 4P hinausgedacht: ist es nicht einfach so, dass sich das Prinzip "Spieletest" überlebt hat, sowie das klassische "Spielemagazin" als Gatekeeper der Berichterstattung? Hardwaretests mal außen vor.
Beweisstück A: Als diese Magazine den Markt betreten haben, waren Let's Plays, Twitch, YouTube und Influencer noch gar kein Thema. Mitunter noch nicht mal das Internet. Wolltest du Infos, musstest du zum Kiosk rennen. Damit hatten diese Redaktionen eine Exklusivität, die heute gar nicht mehr vorstellbar ist.
Und heute? Wie verschafft man sich einen Eindruck von Produkten, die man noch nicht kennt? Ich bin altes Eisen und tendiere trotzdem zu YouTube, schaue mir ein paar Minuten an, scrolle über die Steam-Rezensionen und das war's. Weil selbst der furioseste Testbeitrag - und sei er noch so gut verfasst - nicht viel darüber aussagt, ob
mir das Spiel persönlich gefallen wird. Da entscheiden Nuancen über eine Kaufentscheidung, die ich ja qua Retoure sowieso wieder rückgängig machen kann. Man soll nicht von sich auf andere schließen, aber damit stehe ich ja nicht allein.
OK, jetzt gibt es hier offensichtlich noch einige, die sich so einen Test reinziehen und was dabei mitnehmen. Bestimmt machen da auch viele Redakteure noch einen leidenschaftlichen Job. Aber wenn die gegen das ganze, das ist der springende Punkt,
kostenlose Informationsangebot ankommen wollen, dann geht das im nur noch mit Exzellenz. Dazu fällt mir ein:
- Guter Journalismus wird themenübergreifend und global immer schlechter bezahlt und wertgeschätzt, warum sollte es den Spielemagazinen da anders gehen.
- Einen Informationsvorteil haben Magazine nur noch kurzzeitig oder gar nicht mehr (NDA etc.)
- Steilthese: Das Potenzial für investigativ herausragende Arbeit ist im Bereich Videospiele prinzipiell überschaubar, weil 1. keiner, der nicht Jason Schreier heißt es sich leisten kann, monatelang zu recherchieren statt mit Fließbandnews die SEO zu pimpen 2. das sowieso keiner lesen will, denn Games und Gesellschaftskritik, das geht ja gaaar nicht. Fliegt also über die Köpfe der unterhaltungsgeilen Zielgruppe kilometerweit drüber.
Als Leserschaft für Spielemagazine bleiben Zielgruppen, die in die Nische zurückschrumpfen. Verlage, die immer weniger verdienen und immer weniger (und schmalere) Gehälter zahlen. Weniger feste, mehr freie Mitarbeiter, höherer Kostendruck. Dadurch schlechtere Arbeitsbedingungen, dadurch sinkende Qualität, dadurch noch weniger Leser. Usw.
(Das immer weniger Leute überhaupt
lesen können, dass Print tot ist, dass es ohne Schwerpunkt auf Videos und Insta und twitter und sonstwas nicht geht, versteht sich eh von selbst.)
Beweisstück B habe ich vergessen. 😛