The_Virus schrieb:
Immer diese Known Issues. Wer soll denn sowas produktiv einsetzen können?
Ich schreibe aktuelle meine Masterarbeit und könnte es absolut nicht gebrauchen, wenn Office lagt oder Probleme macht.
Laggt MS Office/Word nicht ohnehin immer bei längeren, komplexer formatierten Dokumenten?
Also ich habe Word (2013) nach langen Jahren die ich es vorher nicht mehr genutzt hatte letztmalig im Jahre 2015 aus Höflichkeit einem Kollegen aus der Industrie gegenüber benutzt, der weder LaTeX noch InDesign beherrschte und somit meinen kaum 150 DIN-A4-Seiten langen Teilbericht mit noch zwei anderen Teilberichten unserer Forschungsgruppe in Word zusammenführen wollte.
Bei der Arbeit an dem Teilbericht hatte ich schon vor Überschreiten der 100-Seiten-Grenze auf den Ende 2014 angeschafften Intel-Core-i7-Desktop-Laborrechnern ein ekliges Ruckeln beim Scrollen -- selbst nach Abschalten der Bildanzeige im Dokument (Formeln, Tabellen, Aufzählungen, Links, Verzeichnisse und Co. waren natürlich auch im Dokument). Derart heftig, dass manchmal die Seite, die ich suchte, unangezeigt durch das Fenster huschte und ich erst noch einmal Zurückscrollen und diese langsamer anfahren musste.
Schlimmer noch: Ich hatte ein Input-Delay beim Tippen mit ungefähr 200 Zeichen pro Minute bei letzten Ergänzungen/Änderungen mitten im Dokument. Teilweise erschienen mehrere Buchstaben nacheinander erstmal nicht auf dem Bildschirm und tauchten dann erst Sekundenbruchteile später gemeinsam als komplettes Wort im Layout auf, was ziemlich irritierend war, da man so nicht nur ,,blind`` mit den Fingern auf der Tastatur, sondern komplett ,,blind`` tippte.
Unter LaTeX schreibe ich seit rund 17 Jahren an einer persönlichen Wissenssammlung, die sich mittlerweie über 17.000 DIN-A4-Seiten voll mit tausenden mathematischen Gleichungen, Tabellen, Vektorgraphiken, Bildern, Aufzählungen, internen und Hyperlinks, Inhaltsverzeichnis, Tabellenverzeichnis, Abbildungsverzeichnis, Stichwortverzeichnis und etlichem mehr erstreckt und das auf meinem alten ,,Immer dabei``-Tablet-Convertible-PC (mit vollverschlüsselter Festplatte bzw. SSD, was die Performance auch nicht gerade steigert) aus dem Jahre 2008. Das komplette 17.000 DIN-A4-Seiten-Dokument steckt in einer einzelnen *.TEX-Datei und das lässt sich in meinen Editoren Vim und Emacs komplett flüssig scrollen und bearbeiten und mein Convertible hat sicherlich keinen leistungsstarken Core-i7-Desktop-Prozessor, wie die Rechner in meinem Labor an der Hochschule, sondern nur einen Core-2-Duo Mobilprozessor.
Wenn ich die Wahl habe, würde ich daher alles was über einen einige Seiten langen Geschäftsbrief hinausgeht nicht mit Word verfassen. Möglicherweise funktioniert Word auf performanter Desktophardware wenn man nur Text im Dokument hat auch bei hundert und mehr Seiten noch flüssig, aber im naturwissenschaftlichen Bereich habe ich halt praktisch nie nur Text alleine im Dokument.
Ich wünsche viel Glück mit der Arbeit und rate aus Erfahrung mit der Betreuung von auch in meinem Fachbereich von etlichen Studenten mit Word verfassten Abschlussarbeiten dazu, die Word-Dokumentdatei der Arbeit in möglichst kurzen Zeitabständen zu sichern (vielleicht auch gelegentlich noch als PDF- und ODF-Datei). Word-Dokumente haben leider die unschöne Angewohnheit wenn überhaupt, dann immer gerade dann instabil zu werden, wenn schon recht viel Material und Formatierungsarbeit in ihnen steckt und es auf die Endphase der Arbeit zugeht, also wenn man es zeitlich überhaupt nicht gebrauchen kann bei einem unrettbar beschädigten Dokument den Inhalt noch einmal in ein neues Dokument umzuziehen und dort komplett neu zu formatieren und alle Grafiken, Tabellen und Formeln neu einzufügen. Auch von aus heiterem Himmel ohne Crash bei der letzten Bearbeitung auf einmal von Word nicht mehr lesbaren *.docx-Dateien berichtet mir fast in jedem Abschlussjahrgang ein Student oder andere Kollegen aus anderen Fachbereichen an meiner Hochschule. Diese Probleme hatte Microsoft Word noch wesentlich massiver in den 90er Jahren, aber offenbar exitieren die in Einzelfällen bei längeren Arbeiten heute immer noch. Also Vorsicht. Am besten mit Dokumentvorlage arbeiten und möglichst keine zu gewagten individuellen Änderungen auf einzelnen Seiten vornehmen. Das Dokument in kürzere Filialdokumente aufteilen tun an meiner Hochschule auch einige Studenten um ruckelfreies Bearbeiten zu sichern und das Risiko eines Komplett-Crashes des gesamten Dokuments zu vermeiden, aber dann kommt das böse Erwachen oft bei der Zusammenführung der Filialdokumente und dem erst dann möglichen Erstellen der verschiedenen Verzeichnisse im Dokument.
Weil ein defektes Dokument/defekte Formatierunen bei einem mehrtausendseitigen Dokument keine Option sind, schreibe ich längere Arbeiten eigentlich nur unter LaTeX. Das selbstverständlich vorhandene Backup meiner 17.000 DIN-A4-Seiten-Wissenssammlung habe ich in den rund 17 Jahren, die ich dieses Dokument fast täglich ergänze nicht ein einziges Mal gebraucht. Keine instabilen Formatierungen und keine kaputte Dokumentdatei in der ganzen Zeit. Vermutlich muss erst die Festplatte/SSD kaputtgehen damit ich das Backup brauche. Was die Zuverlässigkeit, Arbeitsgeschwindigkeit und Ressourcenverbrauch angeht spiel LaTeX also in einer weit höheren Liga als MS Word. Ein 17.000 DIN-A4-Seiten-Dokument unter MS Word ist mir jedenfalls noch nicht untergekommen. Der Rechner den man brauchen würde um so ein Word-Dokument flüssig zu scrollen ist vermutlich mit heutigen Möglichkeiten nicht herzustellen oder passt zumindest nicht in ein normales ATX-Gehäuse. ;-)