Du rennst da bei mir offene Türen ein, denn ich war und bin - ich wiederhole das gern - gegen den Natoeinsatz in Libyen gewesen, und sicher gab es Falschmeldungen und Zerrbilder, nur darf man nicht dazu übergehen, wie in einem Umfallreflex anzunehmen, das krasse Gegenteil sei auf einmal wahr. Denn dass Propaganda in beide Richtungen funktioniert, ist eine Binsenweisheit, die man wohl kaum hier erneut bringen muss. Solange man aber in Positionen verharrt, die a) entweder eine totale Unschuld der libyschen Oppositionstruppen annimmt oder b) die Nato und den NRC als die Personifikationen des Teufels darstellt und darauf aufbauend die US-amerikansiche Verschwörung, die ja sowieso und für alle verantwortlich ist, herbeiruft, kommt man einem Verständnis für das was da abläuft, nun einfach nicht näher. Und dazu bedarf es einer Offenheit in beide Richtungen, Bereitschaft, Dinge zur Kenntnis zu nehmen, die dem eigenen Bild vielleicht widersprechen usw. Ich weiß, es ist verführerisch, Blogs und Berichte toll zu finden, die einem so herrlich nach dem Munde reden, aber man sollte ein Bewusstsein dafür haben, auch oder gerade bei diesen Dingen immer noch genau den gleichen Willen zur sachlichen Durchdringung aufzubringen wie bei den sog. Standardmedien. Und dies betrifft jetzt auch die Situation in Syrien. Einfach in Analogie anzunehmen, das was im Irak passierte sei jetzt in Libyen passiert und werde natürlich auch in Syrien parktiziert und von einer Partei gezielt gelenkt, ist einfach unzulässig. Das blendet einfach mal bequem unzählige Faktoren aus, die ebenfalls wichtig sind. Das meine ich damit: wer sich's mit der Kritik einfach macht, findet vielleicht eine Bestätigung für sein Weltbild, aber ist dem Wissen tatsächlich ferner als zuvor.
Ob nun Hals Berichte stimmen oder nicht, weiss im Endeffekt kein Mensch. Aber wir wissen das auch nicht über die Berichte, die alsBegründung für einen Krieg und die Bildung einer allgemeinen öffentlichen Meinung offensichtlich ausreichend waren und es noch immer sind.
Richtig, aber man sollte sich angewöhnen, Quellen und Berichte nicht nur nach der persönlichen Befindlichkeit zu sichten (nach dem Motto: ich such' mir solange etwas, bis es mir passt), sondern auf der Suche nach Argumenten, Verweisen bzw. ganz allgemein: nach Qualität zu sichten und schauen, ob man es überhaupt sinnvoll verwenden kann. Und da ist es im Zweifel einfach nicht schlimm zu sagen: ich weiß es nicht besser bzw. die Quelle ist so schwierig zu bewerten, deshalb verkneife ich mir eine vorschnelle Schlussfolgerung.
Zudem muss man sich doch fragen, warum dieser Bericht kam? Vielleicht weil AI zuvor einen Bericht dazu veröffentlicht hat und diesen zu verschweigen vielleicht komisch wirken würde?
Warum komisch? Es würde doch toll ins Konzept passen: die Mainstreammedien sind gekauft/dumm/orientierungslos, warum darüber berichten? Es interessiert doch keinen ... Dumm ist nur: sie berichten, und zwar durchaus zeitnah. Und das sollte eine pauschale Vorstellung davon, wie einige Medien darüber berichten, eigentlich ins Wanken bringen. Du merkst, worauf ich hinaus möchte?
Wie ist da so die allgemeine Meinung und wie viele Kommentare der Art: Ja endlich mal Verantwortung, ja macht den fertig, ja dieser Massenmörder etc. gab es da?
Wenn Du Dir hier Threads ansiehst, dann wirst Du immer einen gewissen Teil, insbesondere am Anfang haben, die rein im Affekt schreiben und sich im Grunde für das Thema nicht interessieren. Dazu braucht es i.a.R. keine situativ 'prägende Berichterstattung', sondern ein vorgeprägtes Weltbild, ich erinnere da mit Grauen an die Meldung vom Tode von Steve Jobs ...