danny38448 schrieb:
dann kam der grosse knall und die videospielbranche war dann erstmal tot..zumal da schon die ersten Homecomputer am start waren
Stimmt. Die Umstände des Erfolges der Homecomputer sind auch etwas, das heutzutage durch nachträgliche Geschichtsfälschung gerne verdrängt oder ins Gegenteil verkehrt wird.
Bei diesen Homecomputern gab es das erwähnte Qualitätsproblem, das zum Platzen der Videospielblase geführt hat, natürlich grundsätzlich ganz genauso wie bei den Atari-Konsolen. Auch da konnte jeder beliebig murksige Software schreiben und verkaufen. Sogar noch leichter als bei den modulbasierten Konsolen. Es gab einige geniale Perlen in einem riesigen Haufen Mist.
Der große Vorteil war, dass die Computer-Hobbyisten die Spiele (und Anwendungen) untereinander kopieren und ausprobieren konnten, ohne alles erstmal selbst kaufen zu müssen. Dafür gab es Computer-Clubs (bei denen sich der junge Bill Gates bitterlich mit seinem legendären "Offenen Brief" beschwerte), Disketten-Partys oder auch einfach nur den Schulhof/Uni-Campus. Klar gingen so theoretisch einige Verkäufe verloren, aber nur so gab es überhaupt eine Überlebenschance für die Videospielbranche. Die erlebte so auf den Homecomputern tatsächlich einen zweiten Frühling.
Heutzutage wird es gerne so hingestellt, als wären die Homecomputer letztlich an den vielen "Raubkopien" gescheitert. Aber wie gesagt ist eher das Gegenteil der Fall. Die illegalen Kopien haben dazu beigetragen, dass die Videospiel- und sonstige Softwarebranche überhaupt überleben und wachsen und gedeihen konnte. Und dementsprechend wurden die Homecomputer auch nicht von irgendwelchen Kopierschutz-verrammelten System abelöst, sondern von den PCs, auf denen sogar eher noch leichter kopiert werden konnte. Dann kam das Internet mit seinem Filesharing usw.
In dieser Welt voller böser "Raubkopierer" wuchsen Softwareschmieden wie Microsoft, EA, Activison, Infogrames usw. zu den erfolgreichen, riesigen Konzernen, die sie heute sind.
Ich finde es ziemlich mutig von denen, trotzdem von einer Welt ohne "Raubkopierer" zu träumen und dafür massiv Lobbyarbeit zu betreiben, denn das wäre eben nicht mehr das Ökosystem, in dem sie so erfolgreich waren und sind. Das wäre etwas komplett anderes, in dem es ihnen durchaus so ähnlich ergehen könnte, wie z.B. damals Atari.
Meiner Meinung nach lässt sich das Ganze tatsächlich sehr gut mit einem biologischen Ökosystem vergleichen. Wenn man daraus vermeindliche Schädlinge ("Raubkopierer"/Filesharer) entfernt, dann kann leicht das ganze System sein Gleichgewicht verlieren und zusammenbrechen.