Muss ich meine Lautsprecher “einfahren”?
Welche Bauteile eines Aktivlautsprechers können ihre Eigenschaften dauerhaft verändern:
Elektronik – Es treten im Laufe der Zeit nur unbedeutende Veränderungen auf. Dauerhafte Veränderungen sind normalerweise das Ergebnis einer schlechten Bauteilauswahl in der Konstruktionsphase, eines frühzeitigen Ausfalls von Bauteilen („Badewannenkurve“) oder einer Misshandlung durch den Nutzer. Aufgrund der Erwärmung von Komponenten treten kurzzeitig vorübergehende Veränderungen auf, die aber beim Abkühlen der Elektronik zurückgesetzt werden. Aktivlautsprecher leiden kaum unter diesen vorübergehenden Veränderungen, da die empfindlichen Bauteile der Frequenzweichen vor dem Verstärker angeordnet sind und sich kaum erhitzen.
Mechanische Details des Gehäuses – Wenn sich hier etwas ändert, ist das Gehäuse nicht gut gebaut!
Treiber – Die bewegliche Masse kann sich nur verändern, wenn etwas abgefallen ist oder zusätzliche Masse hinzugefügt wurde. Auch die Selbstdämpfung wird sich nur wesentlich verändern, wenn das Konusmaterial zerfällt. Diese beiden Fälle treten nur bei absichtlicher Misshandlung oder versehentlicher Beschädigung des Lautsprechers ein. Die Steifheit von Aufhängung und Rahmen kann sich mit der Zeit verändern, aber eine gute Konstruktion sollte diese kleinen Änderungen verkraften können. Sogar ziemlich große Veränderungen, die zudem in einem korrekt funktionierenden Lautsprecher sehr unwahrscheinlich sind
(z. B. die Verdopplung oder Halbierung der Steifigkeit), würden die Gesamtleistung des Lautsprechers um weniger als 1 dB und nur im Tieffrequenzbereich beeinträchtigen. Vorübergehende Veränderungen können durch die Erhitzung der Schwingspule (thermische Kompression) auftreten, aber diese setzen sich beim Abkühlen wieder zurück.
Psychoakustik – Das menschliche Hörgedächtnis ist SEHR kurz und beträgt weniger als fünf Sekunden. Diese Tatsache ist in wissenschaftlichen Kreisen wohl bekannt. Man führt also kontrollierte ABX Hörtests mit schnellen Schaltanlagen durch, um zu vermeiden, dass der Hörer das gerade Gehörte vergisst. Beim sogenannten „Einfahren“ von Lautsprechern hört sich der Nutzer den Lautsprecher eine gewisse Zeit an, lässt den Lautsprecher über einen langen Zeitraum (z. B. 24 Stunden oder sogar bis zu einer Woche) „einfahren“ und hört sich dann erneut den Lautsprecher an. Bei diesem Verfahren wird der Hörer wahrscheinlich einen Unterschied wahrnehmen.
Unsere jahrzehntelange Erfahrung beim Warten von Produkten hat gezeigt, dass Produkte, die über viele Jahre normal betrieben werden, normalerweise um weniger als 0,5 dB von den Spezifikationen abweichen. Abweichungen werden am häufigsten durch das Ersetzen von Treibern verursacht. Daher sollte nach der Wartung eine Rekalibrierung auf die Produktionsstandards durchgeführt werden. Wenn die Langzeit-Spezifikation stabil ist, sollte die Kurzzeit-Spezifikation auch stabil sein.
Fazit: Das “Einfahren” von Lautsprechern gehört der Vergangeheit an, in der schlecht konstruierte Passivsysteme weit verbreitet waren. Heute verfügen wir über gut konstruierte aktive Lösungen, die man sofort nach dem Auspacken vollwertig einsetzen kann. In der Automobilindustrie gilt das Gleiche: Autos mussten früher die ersten 800 km (500 Meilen) eingefahren werden. Dies ist heute nicht mehr erforderlich.